The Cat Lady - 9 Leben für eine Katze

  Herzlich willkommen bei meiner nächsten Rezension über ein, nun ja, sagen wir ... eher unbekanntes Spiel. Wobei Spiel vielleicht der falsche...

von alliedarmour am: 31.10.2013

 

Herzlich willkommen bei meiner nächsten Rezension über ein, nun ja, sagen wir ... eher unbekanntes Spiel.

Wobei "Spiel" vielleicht der falsche Ausdruck sein dürfte, aber dazu komme ich später.

The Cat Lady stammt vom kleinen und bis dato unbekannten Entwickler Harvester Games und lässt sich aufgrund des Aufbaus und der Steuerung am ehesten ins Genre der (Horror-)Adventures eingliedern.

Ich werde versuchen, meine Eindrücke aus diesem Spiel darzulege, ohne allzuviel zu spoilern.

Zuersteinmal muss ich sagen, dass ich nicht unbedingt der größte Adventure-Fan bin und eigentlich nur am Rande mit diesem Genre zu tun habe. Dann stieß ich auf dieses Spiel (welches mmt. übrigens für weniger als 3€ zu haben ist) und dachte, ein Blick könnte ich ja mal riskieren - und das hat sich gelohnt, soviel sei gesagt.

Im Vorraus möchte ich eines loswerden: Auf dieses Spiel bzw. auf dessen Geschichte muss man sich einlassen können. Man darf kein Kiddy oder Grafikfetischist sein, für den jedes Spiel dass eine schlechtere Grafik als Crysis oder Battlefield hat scheiße ist oder das eher an rumgeballer interessiert ist. Auch in diesem Spiel gibt es Gewalt und brutale Szenen, keine Frage, aber das sind Szenen über die man sich auch Gedanken macht.

Ebenfalls abraten von diesem Spiel würde ich psychisch labilen Menschen, und das meine ich ernst - selbst ich musste bei diesem Spiel einige Male schlucken ... und ja ich gebe zu beim Abspann (zumindest bei meinem Ende), fast die ein oder andere Träne vergossen zu haben :>

Action gibt es in diesem zum Glück nicht, die Grafik ist in 2D gehalten und in 800x600 aufgelöst, wird aber z.B. bei einem 16:9-Bildschirm entsprechend hochskaliert. Gesteuert wird, untypisch für Adventure - die meisten sind ja Point 'n' Click, nur mit der Tastatur. Mit den Pfeiltasten bewegen wir uns nach links oder rechts, mit Enter bestätigen wir Aktionen und kombinieren Gegenstände - so viel zum Spielaufbau.

Anfangs war ich etwas skeptisch ob das mit der Steuerung auch gut umgesetzt wurde, da diese Methode ja eher unkonventionell ist, aber ich kann aus eigener Erfahrung nach, dass man nach sich nach 5-10 Minuten schon absolut dran gewöhnt hat und das Spiel damit gut funktioniert.

Die Geschichte des Spiels dreht sich um die Protagonistin Susan Ashworth, die mit ihrem Leben höchst unzufrieden ist und in einem heruntergekommenen und am Stadtrand gelegenen Apartment lebt. Freunde hat sie schon lange keine mehr - will sie aber auch gar nicht. Dafür hat sie ihre Katzen die immer zu ihr kommen wenn sie Klavier spielt - dies brachte ihr auch im Haus den Namen der "Cat Lady" ein.

Doch Susan hält nichts mehr in ihrem tristen Leben und so beschließt sie direkt am Spielbeginn, sich mit einer Überdosis Schlaftabletten das Leben zu nehmen - was danach passiert, ist eine verstörende, schöne, traurige und zugleich teilweise liebenswerte Reise in das Reich der menschlichen Psyche. 

So wacht Susan nach ihrem eigentlichen Tod nicht mehr in ihrer grauen, tristen Wohnung auf, sondern auf einem Feld im Sonnenuntergang. Wo ist Sie? Ist sie tot? Oder im Paradies? - Man weiß es nicht, und so begibt sich Susan nun auf die Erkundung ihrer eigenen Psyche ... und trifft alsbald auf eine alte Dame im Wald, die ihr ein Angebot macht ...

Die Dialoge (und davon gibt es viele - das Spiel lebt davon) sind für das Budget klasse vertont und es gibt sogar alternative Enden, je nach den Entscheidungen des Spielers. Die Auswirkungen werden aber erst gegen Ende ersichtlich.

Das Spiel lebt generell von der Atmosphäre, wozu auch die Musik gehört - und der Soundtrack ist meiner Meinung nach richtig gut. Hier wechseln sich Alternative-Rock mit klassischen Pianostücken ab, das wirkt aber nicht erzwungen sondern ist sehr schön aufeinander abgestimmt und passt sehr gut und Setting.

Die Hintergründe und Schauplätze sind teilweise so skurril, dass sie direkt aus einem H.P. Lovecraft-Buch stammen könnten und genauso skurril sind sie auch aufgebaut. Sie wirken teilweise wie Fotos und teilweise wie gemalt, das Ganze ergibt einen einzigartigen Mix der durch das Vorherrschen von tristen Farben noch einmal mehr auf den Spieler wirkt.

Da manche Spielabschnitte auch ziemlich brutal und abstoßend sind, werdet ihr euch auch manchmal denken "Was ist das denn für ein kranker Scheiß?" - habe ich mir auch ab und zu gedacht - manchmal vielleicht etwas too much.

Die Mimik und Gestik der Figuren ist natürlich ebenfalls nur minimalistisch, was aber keineswegs stört. Dafür sind wie gesagt die Dialoge toll eingesprochen. Englischkenntnisse solltet ihr allerdings mitbringen - zur Hilfe gibt es aber auch eine Option um die Untertitel zu aktivieren. Diese würde ich übrigens empfehlen, da es manchmal bei der Länge einzelner Gespräche irgendwann schwer wird, ohne Untertitel noch zu folgen.

Nun ja, so viel also zum allgemeinen Handlungsstrang und dem Aufbau - aber wie eingangs erwähnt ist das Spiel ja ein Adventure - ergo muss es auch Rätsel geben.

Diese Rätsel gibt es auch in The Cat Lady, und auch bei denen muss man ein wenig nachdenken, allerdings sind die Rätsel meistens nicht allzu schwer, da der Fokus ganz klar auf der Geschichte um Susan liegt - aber viele Rätsel sind meiner Meinung nach sehr kreativ.

Ein Beispiel möchte ich hier nennen, was mir sehr gefallen hat: In einem Kapitel befindet sich Susan an einer Art von Hafen. In diesem Hafengebäude gibt es eine Tür, welche durch ein Zahlenschloss gesichert ist, man braucht also den Code. Ich (und wahrscheinlich wie die meisten anderen auch) erwartete, dass bestimmt irgendwo ein Zettel oder eine an die Wand geschriebene Botschaft mir den Zahlencode verrät - doch weit gefehlt. Hier kommt dem Spiel der Hintergrund zugute - während man über einen Steg läuft sieht man z.B ein kaputtes Fischernetz, welches zerschnitten wurde - in der Form einer 3. Einige kaputte, in der Erde steckende Rohre bilden ebenfalls eine Zahl, genauso wie die Segelmasten zweier Schiffe, wenn man im richtigen Winkel steht - und voilá - die Kombination. :)

 

Nun, kommen wir langsam zum Fazit:

Wie gesagt ist es eher eine psychologische Reise, welche eben doch einige Spielelemente enthält und auf diese Art der "Unterhaltung" muss man sich einlassen können, man muss eben mal "etwas anderes" spielen wollen als immer nur das ewige Battlefield, Call of Duty und was es alles so gibt.

Wer das möchte, an einer tollen und fesselnden Geschichte interessiert ist, sich an der Grafik nicht stört und auch beim Spielen mal etwas sein Hirn anstrengen möchte, dem kann ich dieses Spiel wärmstens empfehlen.

Ihr bekommt hier ca. 8-10 Stunden eines Titels, der euch aber auch nach dem Abspann vielleicht noch zum Nachdenken anregt. Bei mir hat er es jedenfalls getan.

Den anderen, die jetzt rummotzen weil die Grafik scheiße, das Spiel langweilig oder die Geschichte ja total langweilig ist, möchte ich nur eins sagen: Spielt weiter euren Mainstream-Kram, solche Spiele wie dieses hier wurde nicht für Leute wie euch entwickelt und ihr versteht es wahrscheinlich sowieso nicht.

Einige mögen jetzt sagen dass meine Wertung von 90/100 zu hoch gegriffen ist - für mich ist sie jedoch völlig gerechtfertigt, gerade auch wegen dem Preis von unter 3€ - was man dafür bekommt finde ich klasse, ich hätte für das Spiel auch mehr bezahlt.

Alleine für das Ende hat das Spiel eine so hohe Wertung verdient - das ist nämlich auf seine eigene Weise einfach schön, traurig und aufbauend zugleich - kann man nicht erklären, muss man erlebt haben. Ich saß einfach nur vor dem Bildschirm und dachte "Wow..." - und irgendwie gab es einfach einen kleinen Satz, der das Ende noch berührender gemacht hat. Um in die Credits zu kommen, gibt euch das Spiel nämlich noch eine letzte Aktion vor: "Press any key to live". 

Für mich ein Kunstwerk. Danke für Eure Aufmerksamkeit.

Ich hoffe ich konnte einen einigermaßen guten Eindruck vom Spiel vermitteln.

Gruß

Max


Wertung
Pro und Kontra
  • - Anderes, aber tolles und Atmosphärisches Setting
  • - Sehr gute Sprecher
  • - Toller Soundtrack
  • - Leichte und funktionale Steuerung
  • - Skurrile, aber stimmungsvoll erzählte Story
  • - Gut umrissene Charaktere
  • - atmosphärisch sehr dicht.
  • - Momentan günstiger Preis
  • - alternative Enden (in einem Indie-Game!)
  • - Manchmal etwas "too much" - bezogen auf die Brutalität und die Tristesse
  • - Sehr eingeschränkte Mimik und Ausdrucksstärke aufgrund der Grafik
  • - teilweise sehr lange Dialoge

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



Kommentare(5)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.