Solide Schiesserei

Speed – Aggression – Surprise. Diese Schlagworte aus dem Intro von Konamis Egoshooter “The Regiment” sind Programm. Als Anführer eines vierköpfigen...

von George Appo am: 21.03.2008

Speed – Aggression – Surprise. Diese Schlagworte aus dem Intro von Konamis Egoshooter “The Regiment” sind Programm. Als Anführer eines vierköpfigen Eingreiftrupps des britischen Special Air Service (kurz: SAS) erstürmen Sie in vier Schauplätzen Häuser, retten Geiseln, eliminieren Terroristen und entschärfen Bomben. Ein typischer Alltag eines Elitesoldaten eben. Doch ist Ihr Job mehr Qual als Spass?


Jeder fängt mal klein an

Um in der harten Welt der Waffenmänner zu überleben, schickt Sie das Militär zu Beginn des Spieles ins Training. Im legendären Killing House werden Ihnen die Grundzüge des Soldatenhandwerks vermittelt. Hier lernen Sie, wie ein Raum korrekt gestürmt und gesichert wird, wie Sie Ihren drei Teammitgliedern befehle geben können, wie Sie feindliche Pappgegner mit einem Doppelschuss auszuschalten haben und wie Sie mit Geiseln verfahren müssen. Klingt abwechslungsreich und vielversprechend, oder? Doch leider sind die meisten dieser Aktionen so simpel gehalten, dass sie auf eine Taste passen. Egal was man zu tun gedenkt, ein Druck auf die Leertaste reicht, die Waffe verschwindet vom HUD und ein Statusbalken zeigt an, wie weit die Bombe bereits entschärft ist oder wie lange es noch dauert um der Geisel Handschellen anzulegen. Ähnlich läuft es ab, wenn Sie dem Team Anweisungen geben möchten. Man richtet das Visier auf die entsprechende Tür, hält die Leertaste gedrückt und ein an Raven Shield erinnerndes Menü erscheint und stellt einem vor die Wahl, den Räum mit oder ohne Granate räumen zu lassen. Das war’s dann auch mit Teambefehlen. Anders als bei den Konkurrenten SWAT 4 und Rainbow Six ist es dem Spieler nicht erlaubt, den Mitstreitern simple Ordern wie „gehe nach dort“ zu erteilen. Schlussendlich sind die namenlosen Begleiter nichts weiter als schiessende Nachläufer.

Haben Sie die langweiligen Übungsmissionen im Killing House endlich abgeschlossen, geht es mit geladener Waffe auf in den Kampf.

Die Zeit der Verhandlungen ist vorbei

Die erste der vier Missionen verschlägt Sie nach London im Jahre 1980. Der Auftrag: Terroristen in der Iranischen Botschaft ausschalten und die Geiseln befreien. Vor jeder einzelnen der drei Untermissionen, die den Spieler in drei verschiedene SAS-Teams schlüpfen lässt, zeigt eine passabel animierte Rendersequenz die Umgebung bzw. das Aufstellen des Teams. Dass das „Regiment“ kein Hausfrauenverein ist, dürfte bekannt sein. Doch um den Kampf gegen den Terrorismus effektiv führen zu können, greift Ihr Team rabiat durch: In jeder Mission stürmen Sie los (speed), verschaffen sich Zugriff zu den einzelnen Räumen (surprise) und schiessen auf alles, was eine Waffe in der Hand hält (aggression). Nette Details: Vereinzelt rennen Ihnen Geiseln mit umgebundener Waffe entgegen oder Wege werden durch Sprengstoff blockiert. Vorsichtiges, aber schnelles Handeln ist gefragt. Ausrufe jedoch wie „Hände hoch“ suchen man vergebens. Ab und an ergibt sich ein Gegner von selbst, doch im Eifer des Gefechts passiert es nicht selten, dass Sie Ihren Zeigefinger bereits auf die linke Maustaste niedergesenkt und Ihr Ziel ausgeschaltet haben. Was in SWAT 4 zu deutlichem Punkteabzug führte, ist in The Regiment nicht weiter schlimm. Es wird zwar in der Abschlussstatistik aufgeführt und führt zu geringfügiger Reduktion des Punktekontos, doch zum Scheitern der Mission führt es nicht. Ähnlich wird es grösstenteils mit dem Töten von Geiseln gehandhabt. Ist es nicht eine Persönlichkeit, die gemäss Missionszielen geschützt werden muss, ist der Tod zwar tragisch, aber nicht spielentscheidend. Dies ist durchaus realistisch und führt zu weniger Frustmomenten als in Raven Shield, welches den Verlust von Geiseln mit dem Abbruch des Einsatzes bestraft.

I need guns, lots of guns

Der Levelumfang ist, wie bereits angedeutet, etwas gering. Neben dem Training, was nebenbei beinahe die längste Zeit in Anspruch nimmt, bleiben noch der Einsatz in der Botschaft, auf einem Bauernhof, in einer U-Bahnstation und im Parlament. Die Spieldauer ist dem entsprechend kurz. Zumindest sind die Örtlichkeiten optisch verschieden genug um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Doch wie sieht es mit dem Waffenarsenal aus, das im Shootergenre gerne als Vergleichsmass genommen wird? Die Grundausrüstung besteht aus Messer, MP5, Schrottflinte, Pistole und Granaten und ist nicht frei wählbar. In vereinzelten Missionen sind die Schiesseisen mit Schalldämpfer oder Fernrohr modifiziert, was sich im Spielgefühl aber kaum niederschlägt. Im Verlauf der Einsätze, lässt sich die Waffenwahl allerdings ändern, in dem man die Gewehre getöteter Gegner aufsammelt. Dies erweitert das Waffenrepertoir um einige Exemplare. So gelangen Sie auch zur Steyr Aug, schweren MGs und des Terroristen besten Freund: Die AK-47. Summa summarum ist die Auswahl zufriedenstellend, auch wenn es wünschenswert gewesen wäre, wenn man sich vor Missionsbeginn sein Equipment selbst hätte zusammenstellen können.

Schade ist auch, dass die drei Granatentypen (Hand-, Blend- und Gasgranate) kaum zum Einsatz kommen. Die Gründe hierfür sind einfach: Zum einen ist die Gefahr die Geiseln zu verletzen zu gross, zum anderen wird einem vom Spiel eine gewisse Eile auferlegt, so dass ein geplanter Zugriff mit Granate nur ein unnötiger Zeitaufwand ist. Es gibt zwar keinen Countdown, der die Levels beschränkt, jedoch gibt es für jeden Einsatz eine Idealzeit, die wenn möglich, unterboten werden sollte. Für den erfolgreichen Abschluss einer Mission sind primär der Zustand der Geiseln und des Teams entscheidend, sowie, wie erwähnt, die benötigte Zeit, wobei es den Anschein hat, dass letzterem die grösste Bedeutung zukommt. Dies mutet seltsam an, da das Spiel dadurch beinahe zu einem reinen Durchrennen verkommt. So ist es v.a. am Anfang auch nicht nötig, Geiseln auf den Boden zu drücken, geschweige denn sie zu fesseln. Dies wirkt unrealistisch und entspricht nicht dem, was man im Killing House gelernt hat.

Bullshit! Ich will Sie nicht hören

In Sachen Sound liefert The Regiment gelungene Waffengeräusche. Die unterschiedlichen Gewehre und Pistolen erschallen auf unterschiedliche und realiste Art und Weise. Ein Graus jedoch ist die deutsche Sprachausgabe. Der Sprecher der Briefings und Anweisungen raunt einem mit aggressivem Ton und völlig falscher Betonung ins Ohr, so dass die Einsatzbesprechungen zu einer Qual für das Gehör werden. Da jedoch während der kurzen Ladezeiten das wichtigste auf dem Bildschirm erscheint, lässt sich diese Folter ohne Informationsverlust abbrechen.

Grafisch setzt das Spiel zwar bei weitem keine neuen Standards, jedoch ist es durchaus hübsch anzusehen und die Levels sind angemessen gestaltet.

Taktik oder Shooter?

Die Thematik des Spieles legt einen Vergleich mit Spielen wie SWAT 3 und 4 und Raven Shield nahe. Doch wie ähnlich ist The Regiment diesen eindeutigen Taktikspielen wirklich?

Es gibt weder einen Planungsmodus wie in Raven Shield, noch sind Gadgets wie die Türkamera aus SWAT vorhanden. Wie erwähnt sind auch keine ausgeprägten Teaminteraktionsmöglichkeiten und freie Waffenwahl implementiert. Genausowenig ist leises Vorgehen sinnvoll. Dem gegenüber nimmt The Regiment allerdings Abstand von der beinahe heuchlerischen Gutmenschpolizei, für die keine Verluste unter Zivilisten tragbar sind. Das Spiel zeichnet ein pragmatisches Bild des Special Air Services, was auch zuzutreffen scheint. Der Zweck heiligt die Mittel.

Nichtsdestotrotz erhält man während dem Spielen den Eindruck, eine 3D-Version des berühmten Moorhuhns zu spielen.

Als kleinen Bonus lassen sich durch Beenden der Missionen kleine Filmsequenzen freischalten, die einen ehemaligen SAS-Soldaten zeigen, der die auf tatsächlichen Ereignissen basierenden Einsätze kommentiert und um seinen eigenen „Vor-Ort“-Erfahrungen ergänzt.

Pro und Kontra

+ actionreich

+ Extras

+ kurzweilig

+ Waffensounds

+ einfache Steuerung




- kurz

- Einschränkung in Waffenwahl

- Sprachausgabe

- wenig Abwechslung

Fazit

Wer für kleines Geld einen ordentlichen Egoshooter erwerben will, der kann mit The Regiment kaum etwas falsch machen. V.a. Spieler mit Interesse an Hintergrundinformationen zum Special Air Service werden an den Filmschnipseln Ihre Freude haben. Taktikfans hingegen dürften ob der mangelnden Tiefgründigkeit enttäuscht werden. The Regiment ist keine Offenbarung, aber ein passables Spiel.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: schön...
  • Sound: Waffensounds i.O.
  • Balance: durchwegs fair
  • Atmosphäre: Filmschnipsel schaffen realen Bezug
  • Bedienung: simple Standardshootersteuerung
  • Umfang: -
  • Leveldesign: durchaus abwechslungsreich
  • KI / Teamwork: kein Problem mit Wegfindung
  • Waffe: passable Auswahl
  • Handlung / Multiplayer-Modi: echte Missionen
  • Grafik: ...aber nichts besonderes
  • Sound: Deutsche Synchronisation grauenhaft
  • Balance: -
  • Atmosphäre: in der Mission nichts besonderes
  • Bedienung: -
  • Umfang: etwas kurz
  • Leveldesign: -
  • KI / Teamwork: kaum Möglichkeiten zur Interaktion
  • Waffe: leider vor dem Spiel nicht konfigurierbar
  • Handlung / Multiplayer-Modi: schlussendlich doch nur Schiesserei

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



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