Göttliche Parodie auf die moderne Spieleindustrie

Guybrush Threepwood, ein junger Mann mit Buchhalterstatur... -nein. Wir fangen ganz vorne an. The Secret of Monkey Island kommt nicht in einer gewöhnlichen...

von Haggis McMutton am: 04.04.2008

Guybrush Threepwood, ein junger Mann mit Buchhalterstatur... -nein. Wir fangen ganz vorne an. The Secret of Monkey Island kommt nicht in einer gewöhnlichen DVD-Hülle sondern in einer Kartonbox. Schon das Auspacken macht einfach Spaß und vermittelt das Gefühl, dass man für den Kaufpreis einen echten Gegenwert bekommt.


In der Box findet sich allerhand Zeug. So gibt es tatsächlich ein gedrucktes Handbuch. Und noch eine mysteriöse Scheibe aus Pappe, eine echte Postkarte als Registrierungskarte und 3,5 '' Disketten. Ja, richtig gelesen: Disketten. Keine CD oder DVD. An dieser Stelle fühlt man sich dann doch ein bisschen veräppelt. Hat man hier etwa die letzte Konsequenz aus Patch- und Updateorgien gezogen und das Spiel gar nicht in die Packung gelegt? Befindet sich auf den Disketten etwa nur ein Installationsprogramm, das die aktuellsten Spieldaten aus dem Internet nachlädt?


Weit gefehlt. Das Spiel ist komplett auf den Disketten. Und, so weit greifen wir hier mal vor, wir haben nicht einen Bug gefunden. Es wird sicher kein Patch nachgereicht werden müssen.


Das klingt alles wirklich unglaublich. Man fühlt sich glatt in die ''gute alte Zeit'' von vor zwanzig Jahren zurückversetzt.

Und es kommt noch dicker: Das Spiel läuft nicht unter Windows XP. Es wird ein ehrwürdiges MS DOS vorausgesetzt. Das kostenlose ScummVM, ein Programm, das viele alte Adventureklassiker abspielen kann, unterstützt The Secret of Monkey Island aber auch. Damit ist das Spiel dann praktisch auf allen Systemen lauffähig.

Grafisch unterscheidet sich The Secret of Monkey Island praktisch nicht von den alten Adventureklassikern. Es gibt viele liebevoll gezeichnete Schauplätze in VGA-Qualität. Dazu ein paar Animationen und das war es dann auch.

Soundeffekte muss man mit dem Stethoskop suchen und sind qualitativ schlecht. Sprachausgabe fehlt völlig. Das stört aber nicht und macht das Spiel letztendlich sogar spielbarer. So muss man nicht tausend mal den gleichen Spruch hören nur weil man irgendwo festhängt.

Die Musik ist wirklich gut. Technisch zwar auch altbacken aber liebevoll und stimmig umgesetzt.

So viel zur antiquierten Technik. Wir machen nun einen gewaltigen Zeitsprung nach vorne und beleuchten endlich das Gameplay.

In The Secret of Monkey Island steuert der Spieler in bewährter Point-and-Click Manier die Geschicke des Piratenanwärters Guybrush Threepwood. Zu Beginn muss der (Anti-)Held drei Prüfungen zur Ausbildung als Pirat bestehen. Als frisch gebackener Pirat gerät er dann direkt in ein großes Abenteuer in dem er seine Geliebte aus den Tentakeln des fiesen Geisterpiraten LeChuck befreien wird.

Die Rätsel sind fast alle logisch und eigentlich relativ einfach. Was liegt näher als einem Troll einen Fisch als Wegzoll zu geben?

Mit Komplettlösung ist das Spiel vielleicht in einer Stunde machbar. Für den durchschnittlichen Spieler prognostizieren wir eine Woche Spielspaß.

Eine Woche lang Spielspaß, der für ein halbes Jahr ausreicht! Denn The Secret of Monkey Island macht richtig Spaß. Vor allem die skurrilen Charaktere, die wahnwitzigen Dialoge und die absurden Gegenstände, die im Inventar auftauchen und irgendwie in den Lösungsweg eingebaut werden wollen. Und immer wieder gibt es Anspielungen auf andere Computerspiele. So gibt es an einer Stelle Schleichwerbung zum Computerspiel Loom, was es schon seit über zehn Jahren nicht mehr zu kaufen gibt. Dazu die übertriebenen Hinweise auf fiktive Trademarks (Melee Island TM) lassen The Secret of Monkey Island als eine göttliche Parodie auf die moderne Spieleindustrie erscheinen.

Wir besprechen hier ein ungewöhnliches und ungewöhnlich gutes Spiel. Die größte Enttäuschung wird der Spieler erfahren, wenn er realisiert, dass er den Spaß, den das Spiel beim ersten mal bringt, nicht noch einmal erleben wird. Das Spiel hat sicher einen hohen Wiederspielwert. Aber wie gut kann ein Witz beim zweiten mal sein?

Wir wollen die Kritik des Spiels an der Spieleindustrie nicht vom hohen Ross betrachten sondern fassen uns auch an die eigene Nase. Um die Qualität dieses Spiels im Wertungssystem zum Ausdruck bringen zu können, haben wir das System radikal verändert. Die Summe aus Grafik- und Soundqualität spiegelt den Spielspaß hier nämlich in keinster Weise wieder. Mit dem neuen System bekommt The Secret of Monkey Island jedenfalls in jeder Kategorie die verdiente volle Punktzahl. Lediglich in der Kategorie ''Anzahl der Aktionsverben'' hat es nur zu 12 Punkten gereicht. Aber Spaß muss sein!


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Ständig

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



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