Der Hexer trägt endlich das Rüstzeug, das ihm gebürt

EinleitungGeralt hat sein Gedächtnis verloren. Dass es auch noch eine Menge düsterer Gestalten auf ihn abgesehen haben, macht die Sache nicht einfacher. Er muss...

von - Gast - am: 10.06.2009

Einleitung

Geralt hat sein Gedächtnis verloren. Dass es auch noch eine Menge düsterer Gestalten auf ihn abgesehen haben, macht die Sache nicht einfacher. Er muss schnell sein Gedächtnis wieder finden um sein volles Potential als Hexer - ein speziell ausgebildeter Ungeheuertöter - entfalten zu können, denn auch seine Gegenspieler sind nicht ohne.

Seine Reise beginnt.

Das Spiel an sich

War die Urversion von The Witcher auf Grund stundenlanger Ladezeiten, schrecklicher Sprachausgabe und ewiger Ruckelorgien unspielbar, so hilft die Enhanced Edition hier positiv nach und bessert die angegebenden Punkte nahezu perfekt aus. Sehr schön. Damit wachsen einen weniger graue Haare und man kann sich auf das eigentliche Spiel konzentrieren.

Dies schränkt den Spieler natürlich auf Grund des vorgegebenen Charakters schon in der Figurenwahl und auf einen einzigen Beruf(eben als der erwähnte Hexer) ein und lässt auch wenig Auswahl beim Kampf- oder dem rudimentären Zaubersystem. Geralt greift dabei im Kampf auf zwei Schwerter(eines aus Stahl, eines aus Silber) zurück und teilt dabei auf ob es sich um Monster(dann wird das Silberschwert geschwungen)oder Menschen(Geralt greift zum Stahlschwert) handelt. Diese wiederrum teilen sich in flinke, starke oder eine ganze Gruppen von Gegnern auf und dementsprechend wird das Kampfsystem dann den entsprechenden Gegebenheiten in drei passenden Stilen mit einem Mausklick zugeordnet. Der Spieler hat danach nichts anderes mehr zu tun als ab und an zu klicken, wenn der Mauszeiger sich in ein Flammenschwert verwandelt, um so einen Combo auszuführen oder zumindest immer wieder anzugreifen. Den Rest macht Geralt ansonsten alleine, was zwar mit zunehmender Erfahrung und dem Kauf entsprechender Fähigkeiten umso eleganter und flüssiger aussieht, aber für wenig Abwechslung in Kämpfen sorgt und sie etwas eintönig gestaltet. Das Gleiche gilt für die als Zeichen bezeichneten Zauber, von denen es nur fünf an der Zahl gibt und die sich jeweils nur auf einen Effekt(Luftstoß, Feuerstoß ect.) beschränken und die im Grunde nichts zum Kampfgeschehen beitragen. Eine ganz andere Geschichte stellt das Tranksystem dar, welches es Geralt erlaubt spezielle Mixturen herzustellen die er als Hexer einnehmen kann um beispielsweise seine Sicht zu verbessern oder sich schneller zu bewegen. Zwar ist auch dies sehr einfach gehalten, doch kann es auch Spaß machen Zutaten zu sammeln oder weitere Rezepte zu finden und auszuprobieren.

Alle drei Elemente fügen sich nahtlos ineinander und decken damit die Hälfte des Spiels trotz ihrer Mängel ab. Die andere Hälfte besteht aus Gesprächen mit NPC's, Intros in Spiel- und Rückblenden in gezeichneter Grafik, die aus Geralts großen Entscheidungen resultieren.

NPC's, Handlung und Entscheidungen

Bei der Wahl seiner NPC's greift CD Projekt auf bekannte Archetypen der Fantasy(der edle Ritter, die versierte Heilerin, der wahnsinnige Zauberer) und versetzt den Spieler in eine Geschichte, die mit zahlreichen Zitaten und Anspielungen auf die Originalromane gespickt ist und bei weitem nicht das Rad neu erfindet. Im Grunde wird eine klassische Weltenrettergeschichte in einem 'tatsächlichen' Mittelalter erzählt und mag auch keine der Figuren ein Ausbund an Originalität sein, so sind sie doch treffend charakterisiert und wachsen einen in den bisweilen genialen Dialogen sehr ans Herz, was die Geschichte umso mehr aufwertet. Das liegt aber vor allem an der Hauptfigur Geralt selbst, der mit der Zeit aus seinem eindimensionalen Konzept als cooler Held ausbricht und im Verlaufe der Handlung(auch anhand der Entscheidungen des Spielers) an Tiefe und vor allem echter Persönlichkeit gewinnt, sodass wir es hier mit einem der besten Spielehelden der letzten Jahre zu tun haben.

Das eigentliche Highlight in The Witcher sind jedoch die so oft gepriesenen Entscheidungen und deren Konsequenzen. Diese kommen zu Stande wenn Geralt im Verlauf von spielwichtigen Quests gewisse Entscheidungen zu treffen hat und die oftmals radikalen Folgen dann im späteren Spielverlauf anschließend zu Gesicht bekommt. Diese werden dann wie gesagt in sehr schönen gemalten Bildern eindrucksvoll dem Spieler noch einmal gezeigt, was aber auch dazu führen kann dass man das Spiel ab einem gewissen Punkt noch einmal lädt um sich noch einmal umzuentscheiden(ich spreche ,beziehungsweise schreibe, da aus Erfahrung). Man kann das jetzt als genialen, erzählerischen Kniff oder als unnötige Motivationsbremse bezeichnen, es bleibt einen selbst überlassen.

Wer weder Lust hat Monster oder Menschen zu töten kann sich noch in ein paar kleinen Minispielchen versuchen, wozu neben Würfeln, Boxen und Trinken auch Sex mit verschiedenen Damen gehört. Hat man eine der Damen(meist durch Geschenke) dazu gebracht mit dem Hexer zu schlafen, erhält man stets eine zumindest hübsche Karte mit der stets entblößten Herzensdame drauf, die man sich danach immer wieder anschauen kann. Eine nette Idee, allerdings sind die Dialoge mit den jeweiligen Objekten der Begierde und auch die Herangehensweise um sie rumzubringen, teilweise so plump umgesetzt dass es einem ebenfalls die Motivation rauben kann sich weiter auf die 'Jagd' nach weiteren Karten zu begeben. Sehr schade, denn die Idee hatte durchaus was.

Fazit

The Witcher ist kein Meisterwerk, erfindet das Geschichtenrad nicht neu und ist an manchen Stellen noch zu unausgegoren, aber das ändert nichts daran dass es in der Enhanced Edition endlich zu dem geworden ist,was schon immer hätte sein sollen: Ein gutes Beispiel mit viel Potential, einer liebenswerten Hazuptfigur und interessanten Erzählansatz der in einem hoffentlichen Nachfolger sich zu Gänze entfalten kann. Bis dahin kann man das Spiel bestimmt noch einige Male durchspielen, trotz seiner Linerarität um die Konsequenzen seines Handelns vielleicht an anderen Stellen noch einmal ganz anders zu erleben.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Sehr stimmig und detailverliebt
  • Sound: Ein Wort: Wunderschön...
  • Balance: Verschiedene Gegnergruppen und Modelle
  • Atmosphäre: Greifbare, mittelalterliche Welt
  • Bedienung: Wahl zwischen Maus und Tastatur
  • Umfang: Viele Quests, überall was zu entdecken
  • Quest/Handlung: Spannende Handlung, gutes Finale
  • Charaktersystem: Sehr detailliert und leicht zu lernen
  • Kampfsystem: Leicht zu lernen, sehr schön in Szene gesetzt
  • Items: Alles auf einem Blick sehr gut geordnet
  • Grafik: Frisst Hardware und ruckelt oft
  • Sound: ...strapaziert bisweilen jedoch die Nerven
  • Balance: Nur drei Gegnerarten, was es zu leicht macht
  • Atmosphäre: Nichts für Freunde von exotischen Regionen
  • Bedienung: Beides nicht optimal
  • Umfang: Wiederholt sich von Kapitel zu Kapitel
  • Quest/Handlung: Arbeitet mit Altbekannten
  • Charaktersystem: Beschränkte Charakterwahl
  • Kampfsystem: Später langweilig und monoton
  • Items: Bisweilen etwas fummelig

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(3)
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