Half Life Light

'Timeshift' erschien seinerzeit zu einem ungünstigen Zeitpunkt, nämlich ausgerechnet im Fahrwasser von 'Crysis' und 'Call of Duty 4'. Zwei Spiele, die eine neue...

von - Gast - am: 10.04.2009

'Timeshift' erschien seinerzeit zu einem ungünstigen Zeitpunkt, nämlich ausgerechnet im Fahrwasser von 'Crysis' und 'Call of Duty 4'. Zwei Spiele, die eine neue Ära im Ego-Shooter-Genre einläuten sollen. Nicht nur in Sachen Technik wurden neue Standards gesetzt, in den Plots vermied man die Eskapaden, in die sich 'Timeshift' mit Wonne stürzt...

Dort wird mit irritierender Hemmungslosigkeit von Valves Klassiker 'Half Life 2' geklaut. Auch hier rettet ein maulfauler Wissenschaftler in einem maßgeschneiderten Anzug die Welt, indem er einem ehemaligen Kollegen zu Leibe rückt. Beide sind im Besitz eines Suits, mit der sich die Zeit manipulieren lässt. Der eine packt die Gelegenheit am Schopf und reist in die Vergangenheit um die Weltherrschaft zu erlangen, der andere muss den Dreck aufwischen.

Dabei stolpert er immer wieder über bewährte Bestandteile vergangener Shooter-Klassiker. Die Freemans kennen bereits die futuristische, europäisch verwurzelte Architektur, die bis zu den herumstehenden Kabeltrommeln übernommen wurde. Es gibt ebenfalls ein paar Fahreinlagen, zahlreiche (Schalter)Rätsel, das Rebellen-Szenario usw.
Bei den ShootOuts bedient man sich hingegen konsequent an 'F.E.A.R.'. Mit Hilfe des Anzugs lässt sich die Zeit verlangsamen, stoppen oder zurückdrehen, was das interessanteste Feature des Spiels darstellt. Das Slow-Motion-Geballer sieht zuweilen schon klasse aus und auch am Gore wurde nicht gespart, was in Kombination mit den Zeitspielereien einige bizzare visuelle Momente bereithält.

Leider strauchelt 'Timeshift' massiv am Umstand, Gutes noch Besser machen zu wollen und verliert dabei jegliche Eigenständigkeit. In der ersten halben Stunde powert man so dermaßen los, als gäbe es kein Morgen und ist wild entschlossen das 'Half Life 2'-Intro auf der Höhe der Zeit zu präsentieren. Der wuchtige Häuserkampf mit den Rebellen ist zweifellos klasse inszeniert und läuft Valves Vorzeige-Shooter locker den Rang ab - aber dann scheint Geld oder Motivation abhanden gekommen zu sein. Ohne weitere nennenswerte Script-Sequenzen oder Höhepunkte plätschert man dem müden Finale entgegen und ist froh, das Ding 'erledigt' zu haben - was übrigens auch nicht sonderlich lange dauert.

Hier wird viel verschenkt bzw. mutlos angegangen. Die Zeitreisemöglichkeit ist zu limitiert ausgelegt, das stört mich am meisten. Auch technisch gibt man sich hier ziemlich launisch. Die Effekte sehen chic und aussergewöhnlich aus (...wenn man z.B. im Regen die Zeit anhält, bleiben die Tropfen in der Luft stehen...), Explosionen sind krachig und mitten im Kampf-Getümmel macht sich beste Schlacht-Atmosphäre breit. Andererseits ist die Umgebung extrem polygonarm gestaltet. Besonders in den letzten Levels mehren sich angehäufte, undefinierbare Kästen als Wegbegrenzung. Einrichtungen wiederholen sich verdächtig oft und sehen auch nicht sonderlich gut aus. Ich bin bei Texturen eigentlich nicht empfindlich, aber hier verwendet man Grafiken, die schon 2007 eine Dekade zuviel auf dem Buckel hatten.

Gut geklaut ist halb gewonnen? Wenn's mal so einfach wäre...
'Timeshift' ist ein grundsolides Spiel! Was in einer Branche, die ständig mit Innovationen aufwarten muss, eigentlich alles andere als schmeichelnd ist. Wer ein paar Stunden ein alternatives HL2 mit FEAR-Einschlag zocken möchte, wird hier bestens bedient. Und das klingt doch schon wieder etwas netter...:)...


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



Kommentare(1)
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