Diebstahl wird unterbewertet!

Wieder ein Beispiel, warum man das Rad nicht neu erfinden muss. Ich gebe zu: Zu Beginn des zweiten Aktes hätte ich fast aufgehört. Schon wieder...

von HolyHerbert am: 21.03.2013

Wieder ein Beispiel, warum man das Rad nicht neu erfinden muss.

Ich gebe zu: Zu Beginn des zweiten Aktes hätte ich fast aufgehört. Schon wieder Agypten? Kenn ich das nicht irgendwoher? Aber der Reihe nach.

Seitdem THQ seine Beinahe-Pleite durch das Humble Bundle irgendwie abzuwenden versucht hatte, hatte ich einen Steam-Key für Titan Quest. Das lag erst einmal für Wochen unmotiviert auf meiner Festplatte herum, bis ich das Spiel zusammen mit einem Kumpel ausprobiert habe. Es stellte sich schnell als Hack’n’Slay im Diablo 2-Stil heraus, plus Skillsystem mit acht Klassen, nämlich Berserker, Feuermage, Stormmage, Naturemage, Ghostmage, Paladin, Hunter und Rouge/Schurke/hinterhältiges *********.

Warum sollte man Titan Quest also spielen, wenn es doch nur ein Spin-Off des großen Vorbilds ist, das mit den beiden Torchlight-Teilen sogar schon zweimal gebührend neu aufgelegt wurde? Ich hätte da einige Gründe:

 

Looten und Leveln

Zuerst steht da - Überraschung! - das Spielsystem. Das wird jetzt niemanden erstaunen, aber Looten und Leveln wird nicht langweilig, es motiviert immer und immer wieder. Es gibt graues (nimmt nur Platz weg), goldenes (kann man gebrauchen), grünes (macht ordentlich ‘was her) und blaues Loot (kann ich nicht genug von bekommen). Obwohl man mit grauem Unsinn vollgeschmissen wird (das darf man wörtlich verstehen), ist auch immer wieder ein wertvolles Item dabei, mit dem man seinen Charakter noch ein bisschen besser machen kann.

Womit wir auch schon beim Skillsystem und den Charakterstats wären. Primär darf man bei jedem Level-Up zwei Punkte auf die Werte Stärke, Geschicklichkeit und Intelligenz vergeben. Auch hier ist der Gipfel des Einfallsreichtums also lang noch nicht erreicht, aber es erfüllt seinen Zweck. Das Skillsystem entpuppt sich nach einiger Zeit aber als interessanter als zuerst gedacht. Grundsätzlich wählt man beim ersten Level-Up eine der acht Klassen aus und skillt sich fröhlich durch die Menüs mit je drei Punkten für diese Fähigkeiten pro Levelaufstieg. Interessant: Ab Level acht darf man eine zweite Klasse dazu nehmen. Klingt komisch, ist aber so. Und macht Laune! Meinen Hunter beispielsweise, der sich vor allem durch Bogenschützenskills auszeichnete, habe ich durch den Ghost-Tree erweitert, der sich auf obercooles Lifesteal-Gedöns versteift hat. Jetzt levele ich also eine Art Lifesteal-Ranger-Ghost-Hunter-whatever. Was daran so cool ist? Durch die zwei Klassen, die sich in einem Charakter vereinen, vervielfacht sich die Zahl der möglichen Skillungen enorm und es werden abgefahrene und einzigartige Charaktere möglich. Sich zu verskillen ist übrigens kaum möglich, da in jeder größeren Stadt das Umverteilen der Punkte gegen Geld zum Großteil möglich ist, auch wenn das die Charaktererstellung ein wenig beliebig macht, weil unbedacht gesetzte Punkte keine Konsequenzen nach sich ziehen.

 

Götter, Helden, bla bla bla

Die Story ist da deutlich schwächer. Auch wenn sie auf Genre-Durchschnitt liegt, liegt ihr Unterhaltungswert irgendwo zwischen Telefonbuch und Apotheken-Umschau. Aber wer braucht schon Story, wenn man bei Titan Quest so unglaublich fluffig durch die Gegnerhorden pflügen kann? Nicht nur die Spielmechanik, auch das Gameplay an sich funktioniert tadellos nach Diablo 2-Manier. Wie im Original kann man Partys erstellen und mit Freunden zusammen kämpfen, was den Spielspaß meiner Meinung nach mindestens verdreifacht. Viele der Klassen sind auch eher auf den Multiplayer ausgelegt. Oder anders formuliert: Wer allein spielt, wird mit einem Barbaren mehr Spaß haben als mit einem Support-Magier, der allerdings in der Gruppe von elementarer Bedeutung ist, aber nichts aushält. Vor allem als Gruppe macht der Kampf ums Loot eigentlich eines der spielbestimmenden Elementente aus, die viel zum Spielspaß beitragen.

 

Deja vu garantiert

Das unverständliche Gewäsch aka Rahmenhandlung führt den Spieler zuerst nach Griechenland. Hier sind viele Elemente der altgriechischen Mythologie recht liebevoll in die grafisch ansprechende Welt eingewebt. Insgesamt hinterlassen die drei Akte, die man nacheinander in drei Schwierigkeitsstufen durchspielt, einen atmosphärisch schönen Eindruck, die Musik- und Soundkulisse ist dagegen eher mittelmäßig. Nach Griechenland geht’s weiter ins, ohne zu viel spoilern zu wollen, irgendwie bekannte Ägypten.

Warum ich auf diesem Land so herumreite? Hier wurde mir am deutlichsten bewusst, wie sehr das Spiel bei Diablo abkupfert. Das Spielsystem zu übernehmen verstehe ich ja noch, aber dass es auch inhaltlich so viele Übereinstimmungen gibt, ist dann doch zu viel des Guten. Hier hätte Titan Quest - wie es Torchlight getan hat - mit einem neuen, einfallsreichen Setting und einer besseren Story noch weiter bringen können.

 

Was lernen wir daraus?

Klauen wird unterbewertet! Nur weil Titan Quest nichts neu macht, macht es nichts falsch. Wer sich an das grafisch doch schon angestaubte Diablo 2 nicht mehr gewöhnen mag und ganz oldschoolig auf große Skillmenüs setzt, wird mit Titan Quest unzählige Stunden lang glücklich werden. Ich habe zwar erst 20 Stunden hinter mir, bin aber noch lang nicht auch nur einmal durch und freue mich auf die schwereren Level. Einzig die komplette Innovationsarmut verhindert eine bessere Bewertung meinerseits. Für 10 Euro (Amazon oder Steam) kann man aber kaum etwas falsch machen.


Wertung
Pro und Kontra
  • Unzerstörbare Spielmechanik
  • Interessantes Level-System
  • hübsche Grafik
  • sehr spaßig im Multiplayer...
  • ... aber weniger solo
  • Story fast inexistent
  • kaum Innovationen

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(1)
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