Ubisoft mal anders

Hmm, Ubisoft... Ubisoft...  ein seltsames Jahr bisher. Far cry als Egoshooter mit kaum shooter... die AC-Serie bekommt endlich mal die dringend...

von Jcfr am: 23.03.2016

Hmm, Ubisoft... Ubisoft...  ein seltsames Jahr bisher. Far cry als Egoshooter mit kaum shooter... die AC-Serie bekommt endlich mal die dringend benötigte Pause... und nun kommt Ubisoft mit einem  Deckungsshooter samt ernstem Szenario mit Single-Player, Koop und PVP daher, und dass ohne klassische Ubisoft-Formel. Sieh an!

Große Frage: lohnt es sich der Division beizutreten?

Der Fluch des Shopping-Fiebers:

Ok, worum geht es also in "The Division". Die Story ist im Grunde simpel und ein bisschen wirr.

Am Black Friday (das große Shopping-Rabat-Ereignis der USA) kommen Geldscheine in Umlauf, die mit einem modifizierten Pocken-Virus versehen wurden. Es kommt zur Dollar-Epidemie in New York, wobei die Stadt im Chaos versinkt und unter Quarantäne gestellt wird.  Nachdem sämtliche Hilfsmaßnahmen nicht fruchten und bald Gangs die Straßen regieren wird die Division aktiviert (im Grunde patriotische Schläfer-Agenten) um die Lage dort unter Kontrolle zu bringen. Und man selbst schlüpft in die Rolle eben eines solchen Agenten.

 

SPOILER!!!

Was grundlegend interessant klingt und viel Raum für erzählerischen Tiefgang und frische Ideen bietet serviert Ubisoft allerdings sehr lieblos. Charaktere bleiben blass, die Geschichte nimmt kaum Fahrt auf und wählt den üblichen O815-Verlauf, so dass sich das Ende lang im Voraus erahnen lässt und die Antagonisten  verfügen nicht mal ansatzweise über so was wie "Persönlichkeit".

Z.B.: Man sollte doch wohl vermuten, dass ein Verräter in den eigenen Reihen sitzt, wenn der Flieger einer streng geheimen Abteilung (von deren aktivierung eigentlich niemand wissen sollte) auf dem Weg zum Einsatz abgeschossen wird... aber Nein, erst muss der Storyverlauf die Protagonisten mit der Nase darauf stoßen. Tolle Agenten. 

Bis zum Epilog ist nicht klar, warum Biogenetiker Gordon Amherst das virus eigentlich erschaffen hat?
Ist es a) um es zu vermarkten, b) weil ihm langweilig war, c) weil er gezwungen wurde, d) weil er Kapitalismus-Kritiker ist oder e) weil er ein narzisstisches A-loch ist, das nur das "Unausweichliche" beschleunigt? Richtig, die Antwort lautet e) - was auch sonst.

Warum verrät Aaron Keener die Divison und reißt sich die Rezeptur des Virus unter den Nagel?  Offiziell: Weil er sich von der Regierung betrogen fühlt... aber in Wahrheit weiß jeder: damit es ein Sequel geben kann.

Warum steigt Bliss und sein Last Man Battalion auf den Ego-zug, New York für sich zu beanspruchen und bekämpft die JTF (Joint Task Force) der Regierung wenn er doch so ein großer Patriot ist?

Für nichts gibt einem die Story einleuchtende Erklärungen (und auch die Telefonaufzeichnungen und Echos die man am Rande einsammeln kann helfen da nicht wirklich weiter). Die üblichen "Victims of Storyline circumstances" zusammen mit einem nicht befriedigenden Ende.

SPOILER END!!!!

CLONE! CLONE! Überall CLONE!

The Division beginnt mit dem Charakter-Editor. Eigentlich nett, seinen eigenen Agenten selbst erstellen zu können... wäre der Editor nicht so dermaßen armselig.

Um die acht Gesichter-Variationen, mehr bekommt man nicht. Und das in Zeiten, in denen koreanische F2P-MMOs  in dieser Hinsicht eine Fülle an Möglichkeiten bieten.
Seufz... Ehrlich, Ubisoft, warum dann überhaupt?

Wer sich also mit anderen Spielern aufmacht, der wird unweigerlich auf sehr ähnlich aussehnde Agenten stoßen. Nicht mal die Kleidung, die man im Spiel noch durch gefundene Stücke anpassen kann, variiert groß. 3-4 verschiedene Jackendesigns in unterschiedlichen Farben. Schade... wirklich Schade.

Drauf geschossen:

Also gut Story, Charaktere und Charakteranpassungen bleiben hinter ihren Möglichkeiten zurück. Was aber ist mit dem Kernstück eines open-world Deckungsshooters: dem Gameplay?

Nun, da zumindest hat sich Ubisoft Mühe gegeben. Lange hat mir das, eigentlich ausgelutschte, Prinzip nicht mehr so viel Spaß gemacht.  Das Waffenhandling ist gelungen, der Sound gut  (wenn es für meinen Geschmack auch noch ein kleinwenig wuchtiger hätte sein können). Wirklich herausragend macht das Spielgefühl aber die KI.

Gewöhnlich verlaufen die meisten Shooter mit Deckung gleich. Man duckt sich hinter eine Barrikade und feuert auf lethargische Feinde, die meist nicht viel mehr tun, als sich ebenfalls hinter Deckungen zu verkriechen und ab und zu den Kopf rauszustrecken. So aber nicht hier! Wer meint, immer stur  an einem Ort verharren zu können, der wird überrascht von Feinden, die  versuchen einem in die Flanke zu fallen oder einen mit gut gezielten Granaten aus der Deckung zu scheuchen.  Im späteren Spiel gerät man immer wieder in knifflige Situationen, wenn man unter Dauerbeschuss eines MGs steht, ein Scharschütze nur darauf wartet, dass man aus der Deckung kommt und dann auch noch zwei Kerle mit Schrotflinten auf einen zustürmen.

Leider ist die Steuerung in der Hektik der dynamischen Kämpfe (wenn man von Deckung zu Deckung huscht) manchmal etwas fummelig geraten und es kommt vor, dass sich der eigene Avatar an den falschen Gegenstand schmiegt oder nur träge reagiert, wenn man eigentlich aus dem Explosionsradius einer Granate springen will. Doch für die spannenden Feuergefechte konnte ich das verschmerzen.

Immer wieder wird man gezwungen, zurückzufallen oder Selbst dem Gegner in die Flanke zu fallen. Ja gut, ab und zu habe auch ich KI-Aussetzer erlebt, doch  weit häufiger musste ich anerkennen, das mich seit F.E.A.R. keine KI mehr so gefordert hat.

Unfair wird es aber nur selten (und dann auch meist nur in der Dark Zone) und das dank dem Skill-system...

Heal, Tank oder DD:

Ähnlich wie in Borderlands verfügen auch die Agenten der Division über Skills. Interessant aber, dass  man hier nicht an eine Rolle gebunden ist und außerhalb von Hauptmissionen jederzeit frei umskillen kann. Die Skills erhält man dabei über den Ausbau der eigenen Hauptbasis, welches man duch Erfüllung von Haupt- und Nebenmissionen bewältigt. Grundlegend gibt es Technik, Medizin und Sicherheit...oder im MMO-sprech: DD, Heal und Tank.

Eins vorneweg: Im Single Player macht der Heal so gut wie keinen Sinn. All seine Skills sind darauf ausgelegt, dass die gesamte Gruppe profitiert mit z.B. Heilzonen. Der Tank verschanzt sich hinter aufstellbarer Deckung oder greift zum Schutzschild. Und der DD benutzt Haftgranaten, Sucher-Minen oder stellt Geschütze auf. Dazu kommen Talente (passive Boni), welche die aktiven Skills verstärken.

Neben den Skills lässt sich jeder Agent individuall bewaffnen und ausrüsten, wobei man immer darauf achte sollte, dass die Ausrüstung zur Stufe passt. Dabei gelten die üblichen RPG-Item-Regeln von weiß, grün, blau, purpur und orange.

Fies: Wer die beste Ausrüstung will kommt um wiederholte Besuche der PVP-Region Dark Zone nicht herum... und die ist nichts für Solo-Spieler.

New York, New York:

Um etwas klarzustellen: Das unter Quarantäne stehende New York sieht FANTASTISCH aus.
Detailreich, mit tollen Texturen und großartigen Wettereffekten.

Was macht man aber als Agent in der Stadt die nie schläft? Nun, neben Hauptmisionen gibt es noch eine Vielzahl von Nebenmissionen - manche interessanter als andere. Ich mochte so z.B. die kurzen Erkundungen kontaminierter Bereiche zwecks Serverzugriff... anders als die Horde-Modus-Missionen, bei denen man einfach nur stumpf Gegnerwellen abwehren muss.

Abgesehen davon findet man am Rande immer wieder Aufzeichnungen, die ein wenig Einblick in die Ereignisse innerhalb der Quarantäne-Zone geben sollen.  Im Grunde Sammelaufgaben für deren Erfülllung lediglich EIN KLEIDUNGSSTÜCK Marke 0815 freigeschaltet wird. Interessanter wäre es gewesen, wenn man ein Handy oder Laptop findet und dadurch zugriff auf neue Auftragsketten erhält.

Auch schade, dass die Metro in den Missionen kaum genutzt wird. Generell bleibt  the Division auch hier hinter seinen Möglichkeiten zurück und geht auf Nummer sicher.

Dark Zone oder Fail Zone?

Um ehrlcih zu sein, ich hatte meine Probleme mit der Dark Zone. Ja, auch ich hatte die eine oder andere Spaßige Stunde bei der ich mit einer Gruppe auf Beutezug durch das PVP-Gebiet gestromert bin...doch häufiger fühlte ich Frust und die Tretmühle der Wiederholung an mir nagen.

Aber erst mal: Worum geht es? Ganz einfach: Allein (nicht zu empfehlen) oder in der Gruppe von bis zu vier Spielern (sehr zu empfehlen) streift man durch diese kontaminierte Zone und raided Boss-Mobs. Der meist wertvolle aber kontaminierte Loot muss dann zu einer Abholzone gebracht werden, wo man einen Heli ruft. Gegner spawnen und man muss sie abwehren, bis der Flieger mit der Beute abschwirrt. Dabei ist es möglich, das andere Spieler einem in den Rücken fallen und sich die Beute unter den Nagel krallen. Dafür wird dieser dann für alle in der Zone als "abtrünnig"  markiert und wird vom Jäger zum Gejagten.

Warum man mit der Beute nicht einfach durch einen der eingänge verschwinden kann, verstehe ich nicht. Ebensowenig wie der Grund für die kurze Respawn-Zeit für Gegner. Immer wieder bin ich mit meiner Gruppe in plötzlich auftauchende Mobs gerannt und mehr als einmal hätte ich am liebsten in die Tastatur gebissen, als eine Extraktion mit teuerer Beute fehlschlug  und  ein anderer, zufällig passiernder Spieler meiner kalten Leiche das wertvolle Bergegut abnahm.

Ja, gut, ich sucke im PVP aber gerade darum will ich eigentlich auch nicht dazu genötigt werden, nur wegen der Beute - so wie Ubisoft es hier tut. Kurz: Ich bin kein Fan der Dark zone.

Technik:

Nun, wie bereits erwähnt The Division sieht einfach klasse aus. Der Detailreichtum auf hohen Einstellungen ist einfach großartig. Wer einmal Fensterscheiben von Autos realistisch im Feuergefecht zerböseln will, der kommt hier voll auf seine Kosten. Auch ein nettes Detail am Rande: Gangs greifen sich auch gegenseitig an und ignorieren sich nicht bloß.

Das Spiel lief stabil ohne Absturz bei 60FPS und ist gerade mit den Wettereffekten eine wahre Augenweide an Einzelheiten. Allerdings kann es gelegentlich zu unschönen Nachladezeiten kommen, bei denen die Texturen nur so peu a peu spawnen und man bis dahin durch grauen Matsch watet.

Auch seltsam: Die Munitionsrucksäcke und Brennstoffkanister von Bossen wollten bei mir oftmals nicht auf Beschuss empfindlich reagieren, obwohl sie das eigentlich sollten... Und die "Schnellreisefunktion" verdient ihren Namen nicht wirklich. 

Und warum können sich Spieler gegenseitig im Safehouse blockieren und im Weg stehen?

Fazit:

Ach je, was soll ich nur sagen? Ich mag das Spiel trotz seiner kleineren und mittleren Mängel. Es ist klar das Gameplay, welches the Divison aufrecht hält. Storytelling und Missionsdesign erinnert mich eher an ein Zitat aus Destinys frühen Tagen: There was a better game before and you're just showing up late... and now you're just here to clean up after the real fun has already happened.

So ist es: man fühlt sich nicht als Agent inmitten der Turbulenzen und dem Chaos von Aufständen während einer Epidemie, sondern eher als Aufräumtrupp.
 Bleibt nur zu hoffen, dass die DLCs das mit the Division machen, was the fallen King angeblich mit Destiny gemacht hat. Das Potential zu einem 90er ist jedenfalls da, Ubisoft müsste es nur herauskitzeln!


Wertung
Pro und Kontra
  • Gegner-KI
  • Grafikpracht
  • Open-world
  • Koop PVP/PVE
  • Missionsdesign von der Stange
  • Lahme Geschichte und Charaktere
  • überschaubarer Editor
  • Dark Zone

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



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