Die neue, coole Lara

Nach Abschluss eines exzellenten Computerspiels empfinde ich jedes Mal Bedauern: Schade, dass es vorbei ist! Genauso erging es mir bei Tomb Raider, dem Reboot...

von Hans_W am: 17.03.2013

Nach Abschluss eines exzellenten Computerspiels empfinde ich jedes Mal Bedauern: Schade, dass es vorbei ist! Genauso erging es mir bei "Tomb Raider", dem "Reboot" der Serie mit einer neuen und sympathischeren Lara Croft.

Ich sollte vorausschicken, dass mich die TR-Reihe zuvor nie ernsthaft interessiert hat. Das lag zum einen an der Darstellung von Lara Croft, sowohl in ihrer äußeren Erscheinung als auch ihrer Persönlichkeit. Und zum anderen am unveränderlich scheinenden Spielprinzip: hüpfen, klettern, ballern. Im Wesentlichen betrachtete ich LC als ein aus Pyramidenstümpfen und Quadern gezimmerter sexy Super Mario, die sich im Laufe der Zeit lediglich in Höhe der Polygonzahl und Texturschärfe weiterentwickelte - das war mir zu wenig. Als LC dann auch noch in Spielfilmen von Angelina Jolie vertreten wurde, verlor ich jegliches Interesse auf "ewig", wie ich dachte...

Ob es dem abgelaufenen Maya-Kalender geschuldet ist, dass diese "Ewigkeit" (also meine Tomb-Raider-Abstinenz) doch nicht so endgültig ist und im Jahr 2013 endet, sei dahingestellt. Mit der Neuauflage von Tomb Raider ist Crystal Dynamics jedenfalls ein großer Wurf gelungen und eine totgeglaubte Serie erfolgreich wiederbelebt.
Grafisch ist das Spiel auf der Höhe der Zeit - die Haare sind schön... -, was hätte man auch anderes erwartet. Die akustische Umsetzung ist ebenfalls ausgezeichnet, sowohl die orchestrale Musikuntermalung als auch die Effekte, Waffengeräusche und dergleichen. Bei der Sprachausgabe bin ich zwiegespalten: Die englische ist ganz hervorragend, insbesondere LCs Stimme mit dem sympathischen und unaufdringlichen britischen Akzent gefällt mir vorzüglich. Ganz anders, nämlich schlechter, kommt die zumal gestelzt wirkende deutsche Synchronstimme rüber, die von Nora Tschirner eingesprochen worden ist.

Man kann die relativ flache Handlung geißeln, die sich etwa auf dem Niveau eines durchschnittlichen Horror-Thrillers bewegt. Auch die Qualität der Nebendarsteller liegt in diesem Rahmen. Doch halte ich diese Kritik nicht für angemessen oder zumindest nicht widerspruchslos hinnehmbar. Kurze Exkursion: LC befindet sich mit einer Gruppe wissenschaftlichen und technischen Personals auf dem Schiff Endurance, um die im Dragon Triangle vermutete, aber noch unerforschte Insel Yamatai zu bereisen. Sie gerate in der Nähe der Insel in einen Sturm, werden an Land gespült und dort von einer mysteriösen Sekte beharkt.

Es gibt bei jedem guten Computerspiel immer einen herausragenden Aspekt, der zum Weiterspielen motiviert. Bei Tomb Raider ist es die Verbundenheit mit Lara, bzw. der Wunsch, sie aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Die neue Lara ist besser als die alte, sympathischer, cooler -- mit letzterem Attribut meine ich keineswegs die eisige Frigidität der alten unnahbaren Lara. Die neue LC ist cool, weil sie in gefährlichen Situationen einen kühlen Kopf bewahrt und daneben schwer mit ihren Gefühlen ringt. Denn Heldentum ist nichts anderes, als sich selbst zu überwinden. Laras (Überlebens-)Kampf gegen widrige Umständen, gegen innere Zweifel und Schatten der Vergangenheit ist der Kern Geschichte. Alles drum herum ist nur Beiwerk, um diesem - nicht nur für Lara intensiven - Erlebnis eine Umgebung zu liefern.

Spieltechnisch gibt es auch noch etwas zu sagen: Es wird viel geballert, aber ebenso viel gehüpft und geklettert und ein regelmäßig gerätselt. Laras (Kletter-)Werkzeuge sind vielfältig, ebenso das klug ausstaffierte Waffenarsenal. Alle Waffen sind funktional; es gibt keine unbrauchbaren oder übermächtigen. Ärgerlich sind die hin und wieder unfairen Quick-Time-Events, die häufig beim erstmaligen Durchlaufen mit Laras Tod enden. Weit weniger ärgerlich als befürchtet ist das "unfreie" Speichersystem: Zwar gibt es festgelegte Speicherpunkte, diese liegen aber derart dicht beisammen, dass keine langen Wege nach Laras Ableben oder beim Neuladen eines Speicherstands zurückgelegt werden müssen. Wer sich die Mühe macht, die Spielwelt zu erforschen, um Artefakte, Dokumente und dergleichen zu sammeln, dürfte auf eine Gesamtspielzeit von 20 Stunden kommen.


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(3)
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