Mehr als nur ein Update?

Nachdem in Rome 2 die Blütezeit Roms herrschte machen wir nun einen kleinen Zeitsprung und gehen direkt zum Hunneneinfall über. „Plündern...

von Gisty 13 am: 07.04.2015

Nachdem in Rome 2 die Blütezeit Roms herrschte machen wir nun einen kleinen Zeitsprung und gehen direkt zum Hunneneinfall über. „Plündern und Brandschatzen“ ist hier unser Motto. Dafür gibt es auch ein brandneues System, das ich gleich näher erkläre. Jetzt stellt sich nur noch die Frage: Kann Total War Attila nach Rome 2 die Reihe erfolgreich fortführen und eventuell KI Probleme ausmerzen?

 

Grafik: In die Zukunft orientiert

Creative Assembly hat im Vorhinein angekündigt, dass es eine Ultra-Einstellung geben wird, die für die nächste Generation an Grafikkarten gemacht ist. Diese gibt es auch, sie ist aber logischerweise mit aktuellen Grafikkarten kaum spielbar.

Die Kampagnenkarte wurde nochmals deutlich überarbeitet: Die Grafikeffekte wurden nochmals aufgebessert und detaillierter gestaltet. Speziell die Wasserspiegelungen haben mir gut gefallen. Außerdem kann man jetzt um eine Stufe weiter aus der Karte zoomen, was für ein wenig mehr Übersicht sorgt. Da es aber so viele Effekte auf der Karte gibt, verwirren diese hier ein bisschen. Aufgrund dessen empfehle ich, die politische Kartenansicht zu verwenden, falls man den nächsten Angriff plant.

An den Echtzeit-Schlachten wurde auch geschraubt: Die Einheiten und die Umgebung sehen ein wenig detaillierter als im Vorgänger aus. Generell wurden mehr Details und Effekte ins Spiel gebracht, aber scheinbar auch unendlich viele verwaschen Texturen, die meiner Meinung nach stark auffallen.

Der größte Kritikpunkt ist allerdings die Kantenglättung. Diese fällt auf der Karte, als auch in den Schlachten auf. Auch mit der höchsten Kantenglättung lässt sich das nicht groß verbessern. Vor allem Bäume und Sträucher sind davon betroffen. Da diese im Spiel überall zu sehen sind ist die mangelhafte Kantenglättung auch sehr auffällig. 

Da bleibt nur noch die Frage: Braucht ein Strategie-Spiel eine so gute Grafik? Auf der Kampagnenkarte sind mir die Effekte nicht so wichtig, in den Echtzeit-Schlachte allerdings schon. Deswegen stört mich, vor allem die schlechte Kantenglättung, sehr.

 

Gameplay: Total War=Komplexe Systeme

Der Prolog den man am Anfang spielen kann dient als Tutorial. Dieses zeigt zwar die wichtigsten Spielelemente, für Einsteiger aber trotzdem noch zu wenig. Man muss sich das Meiste erst im Spiel erarbeiten. Das liegt an der Komplexität des Spielsystems. Es ist fast unmöglich alles genau zu erklären.

Die Kampagne ist in einer Art „Historische Hintergrundgeschichte“ verpackt: In regelmäßigen Abständen (10-20 Ingame Jahre) werden kurze Zwischensequenzen zu den Ereignissen gezeigt. Zum Beispiel „Attila ist geboren“. Diese haben dann bestimmte Auswirkungen auf die Spielwelt: Nach „Attila ist geboren“ wird das Land im Norden immer unfruchtbarer und viele Stämme ziehen weiter in den Süden, ans Mittelmeer. Außerdem bekommen wir bei jedem Ereignis einen kleinen Geldbonus, der von Ereignis zu Ereignis steigt.

Alle Systeme (Handel, Innenpolitik…) sind eng miteinander verknüpft und aufs Genaueste hinaus ausgearbeitet. Mich wundert es, dass die Entwickler hier selbst noch den Überblick behalten. Sie müssen wohl entweder einfach gut, oder selbst römische Heerführer sein! Diese ganzen Systeme werde ich jetzt nicht alle erklären. Am interessantesten ist wohl das neue Horden-System: Mit diesem System startet man die meisten Kampagnen. Dieses basiert auf dem Motto „Plündern und Brandschatzen“, was mit den Hunnen am meisten Spaß macht. Man besitzt keine Stadt, nur die einzelnen Armeen. Jede Armee kann ihr eigenes Zeltlager errichten, indem sie sich versorgen können oder neue Gebäude aufbauen können. Das Spannendste ist aber das erobern von Städten: Wir greifen ein fremde Stadt an und spielen, so wie immer, die Echtzeit-Schlacht. Falls wir diese gewinnen sollten, dürfen wir entscheiden was mit der Stadt geschieht: Wir können sie einfach plündern und dadurch einen Anteil der Schatzkammer der gegnerischen Fraktion erhalten. Oder wir brennen sie einfach nieder! Dadurch bekommen wir zwar nicht so viel Geld wie beim Plündern, dürfen uns aber, den wirklich gut gestalteten, Brand-Effekt ansehen. Die dritte Möglichkeit besteht darin die Stadt zu besetzen: Unser Horde-Status verschwindet danach sofort und die Stadt gehört uns. Damit steigen wir in das klassische System, das man schon aus Rome 2 kennt, ein.

Die Echtzeit-Schlachten sind nach wie vor von KI-Aussetzern geplagt, die die Entwickler aber deutlich verbessert haben. Dafür wurde ein Ermüdungs-System eingebaut, was etwas nervt. Die restlichen Strategie-Möglichkeiten und Formationen sind, wie gewohnt, sehr umfangreich.

 

Sound: Düstere Aussichten

Nach dem ersten Einstieg ins Spiel, als ich die düstere Menü Musik gehört habe, habe ich mir gedacht: „Was für eine Atmosphäre!“ Schade, dass die Musik nur im Menü läuft! Die wirklich humorvollen Akzente der Sprecher, der anderen Fraktionen gefallen mir ebenfalls sehr gut. Die Aussagen sind manchmal hart und ruppig aber können einen auch ganz schön zum Lachen bringen. („Lasst uns zuerst Wein trinken um uns die Kehle zu lockern und dann…aaahh Frauen! Lasst uns andere Körperteile lockern!“) Die Sprecher haben hier gute Arbeit geleistet und die Aussagen wurden auch gut vertont, obwohl nicht immer ganz lippensynchron.

Die Schlachtgeräusche sind gut, hätten meiner Meinung nach aber etwas authentischer ausfallen können: Aufeinanderprallen von Einheiten, Schlachtschreie, Abfeuern von Bögen oder Katapulte… Außerdem gibt es kaum Umgebungsgeräusche.

 

Atmosphäre: Wir greifen in die Geschichte ein!

Atmosphäre hat das Spiel auf alle Fälle. Die gerade zuvor erwähnte tolle Musik führt einen schon kurz nach Spielstart ins Geschehen und ins Szenario ein. Man merkt, die düstere Welt kann nichts Gutes verheißen und spätestens beim ersten Hunnenangriff, bekommt man das zu spüren. Überall gibt es nur Krieg und die meisten Heerführer streben nach mehr Macht. Vor allem die Verhandlungen haben es mir angetan: Man muss versuchen die gegnerische Partei mit Geld, oder etwas anderem, anzulocken und dann entweder in die Falle tappen lassen oder zu unserem Verbündeten machen.

Ein tolles Gefühl hat man auch, aufgrund des geschichtlich korrekten Hintergrundes. Man kann auf eine gewisse Weise in die Geschichte der Menschheit eingreifen! …Zumindest im Spiel, aber trotzdem bereitet einem das ein tolles Gefühl. Man will schließlich, dass beste fürs Volk…oder doch lieber so viel Reich wie möglich…oder man begibt sich als Horde auf Plünder-Tour durch Europa! Man sieht schon, dass es unendlich viele Möglichkeiten gibt, zu regieren. Und man kann es machen wie man will! Man glaubt es kaum, aber auch das trägt deutlich zur Atmosphäre bei. Es gibt schließlich genug Spiele die einem ALLES vorschreiben.

Umfang: Wie viele Einheitstypen!?

Bei der Spielwelt darf man nicht meckern. Ganz Europa, Nordafrika und Westasien werden detailreich dargestellt. Dazu noch mit einem perfekten Maßstab.

Fraktionen gibt es auch genug. Im Grundspiel sind es genau 10. Mittlerweile sind aber DLC-Packs mit weiteren Fraktionen erschienen. Dabei hat jede eine eigene Kampagne. Trotzdem ähneln sich diese Stark und sind nahezu identisch. Das merkt man auch bei den Zwischensequenzen, die so gemacht wurden, dass man sie für alle Fraktionen verwenden kann. Hier wurde ein wenig eingespart.

Mit Abstand am meisten beeindruckend sind aber die unzähligen verschiedenen Einheitstypen: Jede Fraktion hat eigene Typen, die ihren eigenen Kampfstil haben. Die Hunnen verwenden zum Beispiel fast ausschließlich Einheiten auf Pferden. Besonders gefährlich sind ihre „berittenen Bogenschützen“. Diese haben nämlich die Fähigkeit, dass sie auch beim Reiten ihre Bögen abfeuern können. Die Bandbreite von Einheiten reicht von Speerkämpfern bis hin zu den verschiedensten Arten von Katapult und Geschoss-Einheiten.

Steuerung: Halt! Keine Fummelei!

Klarerweise spielt sich das Strategie-Spiel mit Maus und Tastatur. Dabei beeindruckt es mit einer einfachen, schlichten Steuerung und Befehlen. Ja, richtig gehört, „einfache Befehle“! Schluss mit komplizierten Tastenkombinationen! Die einzelnen Spielbereiche sind dabei so schlicht und einfach gehalten wie es nur geht. Alles ist recht übersichtlich und man findet sich schon nach kurzer Eingewöhnungszeit zurecht. Und das ist bei einem derart komplexen Strategie-Spiel keine Selbstverständlichkeit! Die Entwickler ermöglichen diese Übersicht aber auch nur, weil sie selten bis nie irgendwelche komplizierten Statistiken einblenden, die sowieso nur stören. Die wichtigen Daten, wie zum Beispiel Nahrung in meiner Stadt, kann man praktisch aus den einzelnen Bereichen herauslesen (In diesem Fall muss man nur auf die entsprechende Stadt und auf das Info-Symbol unten rechts klicken).

Die Echtzeit-Schlachten sind manchmal zwar recht hektisch, wie man es von der Total War Reihe gewohnt ist, bleiben aber immer so übersichtlich wie möglich. Richtig schwierig wird es, wenn man an mehreren Fronten gleichzeitig kämpft. Dank der Mini-Karte oben rechts, behält man aber auch hier, so halbwegs die Übersicht.

 

Balance/Schwierigkeit: Entwicklung in Richtung Hardcore

Die Total War Reihe entwickelt sich von Teil zu Teil immer weiter in Richtung Hardcore-Strategie. Mit Sicherheit ist das der schwerste Ableger der Serie. Das Spiel kann am Anfang wirklich frustrierend sein, denn die KI-Völker spielen gnadenlos. Für Einsteiger und Gelegenheitsspieler ist der Modus „leicht“ zu empfehlen. Später kann man sich ja auf „normal“ hochwagen. Um dies von Anfang an zu spielen sollte man schon mindestens ein Strategie-Spiel, eventuell sogar ein Total War, gespielt haben. Ich habe mir zum Beispiel vorher die gesamte Stronghold-Reihe vorgeknöpft, hatte aber anfangs trotzdem Probleme, da das mein erstes Total War war. Höhere Einstellungen sind hingegen nur für echte Hardcore-Strategen gedacht. Diese Infos werden im Spiel aber sowieso nochmals erklärt.

Auch bei den einzelnen Fraktionen gibt es große Unterschiede in Sachen Schwierigkeit: Die Römer scheinen mir hier am schwersten. Man muss von Anfang an ein riesiges Reich überblicken, muss mit ständigen Angriffen von Nomadenstämmen rechnen und startet in einer wirtschaftlichen und sozialen schlechten Lage. Außerdem kann man im Notfall nicht in den früher erklärten „Horden-Modus“ übergehen. Wesentlich leichter spielen sich alle Stämme, die im „Horden-Modus“ starten, wie zum Beispiel die Westgoten, Ostgoten oder Alanen. Infos zur Schwierigkeit jeder Fraktion gibt es ebenfalls im Spiel.

Die wichtigsten Spielsysteme, wie Handel oder Finanzen sind gut ausbalanciert. Was man von der KI nicht behaupten kann. Meist sind sie in den Echtzeit-Schlachten einfach zu schlagen, da sie keine richtige Strategie verwenden. Und wenn doch, machen sie riesige Fehler in der Ausführung. Da kann es schon mal passieren, dass die KI-Armee mehr Einheiten besitzt als meine, aber trotzdem verliert, weil sie strohdumm direkt in meine Falle tappt. Also noch Verbesserungsbedarf, Creative Assembly!

 

Einstellungen/Systemanforderungen: Keine Kantenglättung, aber hungrig ohne Ende!

Die Einstellungen zu den Systemanforderungen sind einfach zu finden und man kann ohne Neustart des Spiels daran herumdrehen wie man will. Sie sind sehr umfangreich und übersichtlich gehalten. Man kann aber auch einfach die vorgefertigten Einstellungen verwenden.

Das Spiel ist aber, trotz der vorhin erwähnten, nicht so übermäßig guten Grafikleistung, sehr hardwarehungrig! Ich bin der Meinung, dass ich eine recht solide Hardware in meinem PC habe, trotzdem musste ich einige Details deutlich runterdrehen.

 

Stabilität/Bugs: Danke für die Münzen!

Ich habe die Anforderungen also deutlich zurückgestellt, trotzdem hatte ich in manchen Echtzeit-Schlachten Fps-Einbrüche, die wirklich nerven. Insgesamt hatte ich übrigens 5 Abstürze, glücklicherweise immer kurz nach dem automatischen Speichern. Trotzdem sollten die Entwickler an dieser Stelle noch arbeiten.

Einen interessanten Bug hatte ich auch noch zu vermerken: Nach Rundenende bekam ich eine Zeit lang das Doppelte von dem was ich normalerweise bekommen hätte. Dieser äußerst hilfreiche Bug wurde aber kurz danach mit einem Patch behoben.

 

Fazit: Komplexe Hardcore-Strategie mit bekannten Fehlern

Ich finde das Total War Attila keineswegs als ein einfaches Update für Rome 2 zählen sollte. Vor allem das Horden-System bringt neuen Schwung hinein. Trotzdem funktionieren das alte System und auch die Mischung aus Rundenstrategie und Echtzeit-Schlachten noch immer gut. Die vielen miteinander vernetzten Systeme und die unendlich vielen Einheitstypen gefallen mir sehr gut. Negativ sind eigentlich nur die Grafik und Technik-Elemente: Eine ordentlichen Kantenglättung fehlt, der Hardwarehunger ist riesig und Stabilität ist gefragt. Außerdem gesellt sich mit den KI-Fehlern ein alter Bekannter zur Runde dazu.

Spielen sollte man das Spiel nur, wenn man zumindest halbwegs vertraut mit Strategie-Spielen ist. In meiner persönlichen Skala hat Total War Attila die Stronghold Serie, wenn auch knapp, überholt.

Ich hoffe ich konnte euch mit meiner Rezension etwas bei eurer Kaufentscheidung helfen :)

 


Wertung
Pro und Kontra
  • Aufpolierte Grafik (z.B. Wasserspiegelungen)
  • Übersichtlichere Karte mit mehr Details
  • Gut miteinander vernetzte Systeme (Handel,Politik...)
  • Neues Horde-System funktioniert gut
  • Umfangreiche Strategie-Möglichkeiten in den Schlachten
  • Unzählige Einheitstypen
  • Keine komplizierten Tastenbefehle
  • Gute Sprecher mit humorvollen Aussagen!
  • Verwaschene Texturen in den Schlachten
  • schlechte Kantenglättung
  • Schwerer Einstieg
  • Noch immer KI Aussetzter in den Echtzeit-Schlachten
  • Extrem hardwarehungrig
  • Kaum Umgebungsgeräusche in den Echtzeit-Schlachten
  • Ein paar Spielabstürze

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(0)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.