Ein Schritt in die richtige Richtung

Hinweis 1: Dieser Test bezieht sich auf die kürzlich erschienene Emperor Edition. Da die neue Version Rome 2 komplett ersetzt, fließen in diesen Test...

von beagletank am: 24.09.2014

Hinweis 1: Dieser Test bezieht sich auf die kürzlich erschienene Emperor Edition. Da die neue Version Rome 2 komplett ersetzt, fließen in diesen Test natürlich auch meine Erfahrungen der vergangenen Monate ein.

Hinweis 2: Einige Screenshots wurden unter Verwendung grafischer Mods aufgenommen. Ein (m) weist darauf hin.

 

Wie weit würdest du für Rom gehen? Knapp zwei Jahre ist es her, als Creative Assembly die Total War Fans mit diesem Spruch in helle Aufregung versetzte. Endlich eine Fortsetzung des heiß geliebten Rome: Total War. 40 Prozent mehr Budget, ein tiefgreifendes Politiksystem, Bürgerkriege und mehr. Auf dem Papier sah es so aus, als ob das beste Total War aller Zeiten auf einen zukommen würde. Die Ernüchterung folgte schnellen Fußes. Das Produkt, das bei Relase veröffentlicht wurde, stellte selbst das arg unfertige Empire in den Schatten. Zahlreiche Bugs, massive Performance und KI-Probleme und einige fragwürdige Designentscheidungen, sorgten für eine Menge Frust. Mittlerweile sind seit der Veröffentlichung mehr als 12 Monate ins Land gezogen, in denen es Rome 2 auf stolze 15 Updates gebracht hat. Vor kurzem erfolgte dann das Upgrade auf die rundum erneuerte Emperor Edition, die nicht nur eine neue Kampagne hinzufügt, sondern auch die größten Schwächen endgültig ausbügeln soll. Aber ist das CA wirklich gelungen?

 

Aller Anfang ist schwer

 

Total War: Rome 2 beginnt wie sein Vorgänger im Jahr 272 v. Chr. Die Diadochenkriege neigen sich dem Ende zu, Karthago beherrscht den westlichen Mittelmeerraum und in Italien hat sich Rom inzwischen zur Hegemonialmacht gemausert. Währenddessen wittern einige griechische Stadtstaaten politische Morgenluft und in den Wäldern Germaniens und Galliens  bekriegen sich die Barbaren. Was auf den ersten Blick auffällt, ist, dass die Spielwelt deutlich größer ist als im ersten Rome. Die Karte endet im Osten erst nahe der Grenze zu Indien, sodass das Territorium des früheren Alexanderreiches einen starken Kontrast zur Mittelmeerwelt bildet, sowohl spielerisch als auch optisch.

Wie gewohnt übernehmen wir die Rolle eines Volkes und führen dieses in den folgenden Jahrhunderten zu Macht und Reichtum. Darin zeigt sich bereits eine der großen Stärken des antiken Szenarios. Anders als etwa in Empire oder Medieval haben sich noch keine kulturellen Machtblöcke gebildet. So etwas wie das christliche Abendland oder die islamische Reiche gibt es noch nicht. Stattdessen dominieren zahlreiche  Völkergebilde die Welt, die sich dementsprechend sehr unterschiedlich spielen. Anders als früher werden auch die Bewohner der barbarischen Welt nicht mehr unter einem Namen zusammengefasst, sondern sind nur ein Stamm unter vielen. Wer mit den Sueben oder Arvernern startet, wird sich möglicherweise  mit einigen aggressiven Konkurrenten herumschlagen müssen. Ägypten und das Seleukidenreich  starten zwar mit großen Reichen, müssen sich aber mit kulturellen Problemen herumschlagen und werden sich vermutlich beim Kampf um die Vorherrschaft im Nahen Osten selbst in die Quere kommen. Parthien startet hingegen nur mit einer Provinz, liegt aufgrund seiner Startposition in einer vergleichsweise sicheren Lage. Da aber fast alle Nachbarprovinzen in irgendeiner Verbindung mit den bereits erwähnten Seleukiden stehen, ist bei der Expansion Vorsicht geboten. Natürlich bleibt Rom nicht zu vergessen. Das spätere Weltreich verfügt in Italien über eine solide Ausgangsposition und ein starkes Heer, liegt aber mit den Etruskern im Krieg. Die Zentrale Lage im Mittelmeer bietet zudem zahlreiche Expansionsmöglichkeiten, aber ebenso viele Einfallsmöglichkeiten für Feinde. Neben den erwähnten Fraktionen, stehen noch jede Menge größere und kleinere Völker zur Wahl, von denen leider einige nur als DLC verfügbar sind, etwa die griechischen Stadtstaaten oder Küstenbewohner Illyriens. Im Grundspiel sind dennoch praktisch alle Völker spielbar, die im besagten Zeitraum eine größere Rolle gespielt haben. Durch das große Völkergemisch wirkt Rome 2 deutlich stimmiger und realistischer als der erste Teil, auch wenn der ein oder andere (Hobby-)Historiker hier und da sicher die Stirn runzeln wird, etwa bei den bereits erwähnten Etruskern. Erfreulicherweise haben es auch die Jahreszeiten über einen Patch wieder zurück in die große Kampagne geschafft, was bei einer Runde pro Jahr aber manchmal etwas merkwürdig wirkt.

Mit der Emperor Edition ist hingegen eine ganz neue Kampagne hinzugekommen. Wir starten hier zur Zeit des Zweiten Triumvirats im Jahr 42 v. Chr. Cäsar ist tot und die römische Welt befindet sich im Aufruhr. Männer wie Octavian, der später als Kaiser Augustus berühmt werden wird, oder Marc Anton streiten um die politische Macht. Anders als in der Großen Kampagne ist die Spielwelt nicht nur ausgesprochen römisch geprägt, sie wird auch von großen Reichen geprägt. Das hellenische Erbe macht sich nur noch in Ägypten bemerkbar und das einst kleine Parthien beherrscht den Nahen Osten. Obwohl es keine Neuerungen im Gameplay gibt, spielt sich die Augustus-Kampagne gerade wegen der großen Machtblöcke deutlich anders als sein Gegenstück aus dem Grundspiel. Aber damit erstmal genug der Spielwelt. Wie fühlt sich Rome 2 denn nun an?

Die Augustus-Kampagne ist eine der großen Neuerungen in der EE

Halte Maß in allem

 

Auf den ersten Blick hat sich wenig geändert. Wir verwalten unsere Siedlungen, verhandeln mit anderen Völkern, führen Kriege und vieles mehr. Bei genauerem Hinsehen fallen aber doch einige Neuerungen ins Auge. Zum einen wurde das Bausystem überarbeitet. Anders als früher, gibt es nun Haupt- und Nebenstädte, die zusammen eine Provinz ergeben. Jede Stadt beherrscht dabei eine Region und gibt seinen Nachbarn grenzübergreifende Boni. So können wir etwa in fast allen Regionen Soldaten ausheben, sofern sich in der gleichen Provinz eine Kaserne befindet und diese von uns kontrolliert wird. Dieses System sorgt vor allem bei umstrittenen Provinzen für einige interessante Konstellationen. Wie etwa in Teil der der Provinz Syria von Rom, der andere jedoch von den Seleukiden kontrolliert, kann es in den dort beheimaten Städten zu Unruhen kommen, da sich die kulturellen Einflüsse von zwei Fraktionen in die Quere kommen.

Mit Schrecken werden sich die meisten Spieler hingegen an das Bausystem erinnern. Die teils grauenvolle Balance führte dazu, dass im späteren Spiel meist unweigerlich Chaos ausbrauch, nachdem die öffentliche Ordnung und die Nahrungsverfügbarkeit in den Keller gingen. Die Ursachen dafür waren vielfältig. Ähnlich wie schon in Shogun 2 folgen Städte keinem strammen Schema mehr. Sie lassen sich unterschiedlich ausbauen und spezialisieren umso ein deutlich vielfältigeres Bild zu entwickeln als im ersten Rome.  Die Herausforderung liegt darin die Gebäudewerte entsprechend in Einklang zu bringen. Einige Einrichtungen verbrauchen Nahrung, die nur über Bauernhöfe oder landwirtschaftliche Siedlungen produziert wird. Farmen sorgen jedoch mit zunehmendem Wachstum für Unzufriedenheit. Ganz falsch ist diese Gedanke nicht. Gerade im Römischen Reich machten antike Agrarkonzerne mit tausenden Sklaven den ansässigen Bauern das Leben schwer. Durch den Bau von Tempeln oder Gladiatorenarenen sollten diese Mali in der Zufriedenheit ingame theoretisch wieder ausgeglichen werden.  Nur waren die Werte so dämlich verteilt, dass Selbst Gerichtsgebäude die öffentliche Ordnung sinken ließen. Hier kann eindeutig Entwarnung gegeben werden. Die Baubalance funktioniert inzwischen ausgesprochen gut und lädt zum Experimentieren ein. Auch lassen sich Stadtzentren seit der Emperor Edition erstmals spezialisieren und Ressourcen spielen eine wichtige Rolle im Siedlungsbau. Da sich je nach Kultur der Städtebau zudem stark unterscheidet, ist für Abwechslung gesorgt.  Nur schade, dass es weiterhin so wenige Bauplätze gibt und nur die Hauptstadt einer Provinz über eine Mauer verfügt. Das System macht aber in seiner Gesamtheit endlich einen durchdachten Eindruck.

 Weitestgehend unangetastet bleibt die Diplomatie. Hier hat sich nur wenig geändert, auch wenn es das Spiel nun deutlich auflistet, wie sich unsere Beziehung zu einer Fraktion zusammensetzt. Das kommt der Übersicht deutlich zu Gute.  Ärgerlicherweise kann man immer noch keine Städte tauschen. Die KI zeigte sich damit in früheren Total War Spielen zwar meist überfordert, aber gerade wegen dem Provinz-System wäre der Handel von Regionen enorm hilfreich gewesen, besonders unter Verbündeten. Auch diegroß angekündigten Edikte, die wir in vollständig kontrollierten Provinzen erlassen können, sind  zu stark limitiert, als das sie ihr volles Potential ausschöpfen könnten. Das Forschungssystem geht indes in Ordnung. Untergliedert in sechs Zweige, davon jeweils drei militärischer und ziviler Natur, hätte es etwas umfangreicher sein können, bewegt sich aber sonst auf dem Niveau von Shogun 2.

Städte lassen sich in der EE spezialisieren (m)

 

Und damit endlich zur wichtigsten Neuerung von Rome 2, dem Politiksystem. Wir erinnern uns. Vor Relase prahlte CA noch mit politischen Intrigen oder Feldherren, die sich zum Herrscher aufschwingen und einen Bürgerkrieg anzetteln sollten. Im fertigen Spiel war davon nicht viel zu sehen. Die Intrigen beinhalteten einige zusammenhanglose Meldungen und der Bürgerkrieg beschränkte sich darauf, dass im späteren Spielverlauf mehrere Rebellenarmeen in unserem Reich spawnten, die es dann niederzuringen galt. Das Einflussmenü im Politikfenster schien zudem keinen wirklichen Hintergrund zu haben.

Mit der Emperor Edition hat sich dies endlich geändert. Zuallererst ist das Politikfenster nun deutlich übersichtlicher. Ein praktisches Tortendiagramm zeigt und die Einflussverhältnisse im Reich an und ein Warnbalken, nun ja, warnt uns vor dem Risiko eines Bürgerkrieges. Anders als in Version 1.0 bestimmt der Ruhm unserer Charaktere maßgeblich den Einfluss im Reich.  Repräsentiert wird dies durch den Gravitaswert, der etwa durch siegreiche Schlachten gesteigert wird. Je nachdem wie ehrgeizig unser Charakter ist, steigert sich die Gravitas am Ende einer Runde mal mehr mal weniger. Durch die zusammengerechneten Werte ergibt sich dann der Einflusswert unserer Familie. Nanu, Familie? Gibt es also wieder mehrere Unterfraktionen? Die Antwort ist jein. Auf der Kampagnenkarte  werden alle Fraktionen zwar als ein Staat präsentiert, ihre Generäle repräsentieren aber unterschiedliche Familien. Der Spieler übernimmt in der Regel die Sippe des Herrscherhauses, nur Rom und Karthago bieten vor Spielstart eine größere Auswahl, etwa in Form der Julier oder Cornelier, die unterschiedliche Boni geben. Wir steuern zwar alle Familienmitglieder auf der Kampagnenkarte, können aber nur an unsere politische Ämter vergeben.

Im Spiel heißt das nun folgendes. Je rumreicher unsere Charaktere werden, desto mehr Einfluss häufen sie an. Mit der Emperor Edition ergibt Einfluss nun auch ernsthafte Boni, etwa in Form öffentlicher Ordnung. Gleichzeitig steigt dadurch aber auch das Risiko eines Bürgerkrieges. Wir müssen also aufpassen, dass die anderen Familien ebenfalls nicht zu kurz kommen. Wird die Lage zu kritisch, können  wie Charaktere auch diffamieren oder gar umbringen. Oder wir schicken sie in den Senat (bzw. sein jeweiliges Gegenstück) zurück, wo sie allerdings weiterhin ihren Einfluss geltend machen. Politische Ereignisse treten zudem nun häufiger auf und haben auch teils gravierende Folgen. Mit zunehmender Reichsgröße wird es zudem immer schwieriger die Machtverhältnisse zu kontrollieren.

Dies äußert sich dann in der Regel im Ausbruch eines Bürgerkrieges, der sich nun deutlich anders spielt, als im ursprünglichen Rome 2. Kippen die Einflussverhältnisse endgültig, rebellieren andere Familienmitglieder, samt denen von ihnen kontrollierten Armeen. Auch diverse Städte laufen über, sodass unser Imperium plötzlich einem Flickenteppich gleicht.  Besonders, wenn man sich zu diesem Zeitpunkt im Krieg befindet, werden Bürgerkriege zur einer echten Herausforderung. Charaktere spielen somit eine wichtige Rolle im Politiksystem. Aber gilt das auch für den Rest das Spiels?

 

Das Politiksystem hat nun endlich einen tieferen Sinn

Nichts vergeht schneller als die Jahre

 

Leider gibt es genau eine Sache, die Rome 2 bei Relase beinahe vollends das Genick gebrochen hätte und auch in der Emperor Edition negativ auffällt. Es ist ausgerechnet das Charaktersystem, eigentlich ein Herzstück der Total War Serie.  Wer erinnert sich nicht an die teils herrlich skurrilen Charaktere, die unsere Fraktion bevölkerten, etwa Generäle mit einem großen Talent für Belagerungen, dafür aber einer gereizten Schwiegermutter im Schlepptau. Das System wurde leider an allen Ecken und Enden zusammen gestutzt.  Erst einmal erwirbt jeder Charakter nur noch drei Eigenschaften und kann maximal einen Begleiter im Schlepptau haben. Das fühlt sich nicht mehr sonderlich individuell an. Die in Shogun 2 eingeführten Talentbäume wurden in einer Art Kartendeck umgewandelt, das weder wirklich verständlich, noch übersichtlich ist. Viel schlimmer wirkt aber eine andere Tatsache. Während in der Augustus-Kampagne vier Runden pro Jahr vergehen, ist es in der Großen Kampagne wie eingangs erwähnt nur Eine. In der Großen Kampagne leben unsere Figuren damit einfach nicht lange genug. Besonders in längeren Friedensphasen haben unsere Generäle fast gar nichts zu tun. Klassische Wert wie Kommando oder Verwaltung sind Hingabe, Autorität und List gewichen, die leider nicht sonderlich aussagekräftig sind.

Auch gibt es zu viele Überschneidungen in den drei  Agententypen.  Zwar haben diese drei eigentlich eine fest zugewiesene Rolle, nämlich Spionage, sowie zivile und militärische Aufgaben. Häufig überkreuzen sich hier aber Aufgaben, etwa bei der Steigerung der öffentlichen Ordnung oder Attentaten. Zudem hat CA die Stammbäume gestrichen. Kritiker mögen einwerfen, dass diese eigentlich spielerisch sinnlos waren. Das stimmt zwar, aber brachten sie doch eine stärkere Bindung an unsere Fraktion. Gerade in Rome 2 macht sich das durch das stark beschnittene Charaktersystem nochmal deutlich bemerkbar. Schade, dass hier so deutliche Rückschritte gemacht wurden.

 

Weder übersichtlich, noch tiefgehend. Das Charaktersystem (m)

 

 

Wenn Du Frieden willst, rüste zum Krieg

 

Damit erstmal genug des zivilen Parts. Das Spiel hat schließlich immer noch ein Total War im Titel. Ähnlichen wie beim Bausystem machen sich die ersten Neuerungen auf der Kampagnenkarte bemerkbar. Armeen sammeln jetzt nämlich Erfahrung. Durch siegreiche Schlachten steigen sie im Level auf und wir können ihnen ähnlich wie Generälen Fähigkeiten verpassen.  Diese bleiben auch dauerhaft erhalten und selbst nachdem ein Heer ausgelöscht wurde, lässt es sich mit den gleichen Werten neu aufstellen. Eine detaillierte Auflistung der Kommandeure und Schlachten führt zu der etwas befremdlichen Situation, dass man zu seinen Armeen eine größere Bindung als zu seinen Generälen entwickelt. Ein wenig stört lediglich, dass sich die Armeetraditionen nicht von Kultur zu Kultur unterscheiden, obwohl das technisch (über Mods) eigentlich möglich wäre.

 Womit wir schon beim Thema wären. Je nach kulturellem Hintergrund kämpfen die Fraktionen deutlich anders. Die Barbaren setzen gerade zu Anfang eher auf Masse, statt Klasse und erhalten erst später im Spiel Zugang zu wirklich starken Einheiten. Rom besitzt gute Nahkämpfer, muss aber seinen Mangel an Bogenschützen und Plänklern durch Auxiliarinfanterie ausgleichen. In der hellenischen Welt ist die Kriegsführung durch die abwehrstarke, aber unbewegliche Phalanx geprägt, während weiter im Osten Kavallerie eine starke Rolle spielt. Fraktionen wie Ägypten, die vielen kulturellen Einflüssen ausgesetzt sind, setzen zum Teil auch auf ein gemischtes System. Während Shogun 2 Szenario bedingt nur wenige Unterschiede in den Kämpfen zuließ, fühlt sich jeder Kulturkreis in Rome 2 sehr einzigartig an.

Auch auf dem Schlachtfeld gibt es einige Neuerungen. Land- und Seegefechte sind erstmals gleichzeitig möglich, was gerade bei Belagerungen für einige interessante taktische Möglichkeiten sorgt. Vor allem aber sind die Kämpfe nochmal ein ganzes Stück atmosphärischer geworden. Das liebt an einer ebenso simplen wie wirksamen Neuerung. Soldaten kommentieren Kämpfe aktiv. Vor der Schlacht wird etwa gescherzt oder Soldaten sprechen sich bei dem Anblick von Elefanten gegenseitig Mut zu. Das wirkt unheimlich stimmungsvoll und sorgt gerade im Filmmodus für eine kinoreife Atmosphäre. Der besagte Modus bringt allerdings weiterhin keine Vorteile und bleibt eine nette, aber lediglich optische Spielerei.

In der Emperor Edition dauern die Schlachten zudem länger. Die Zeiten, in denen Gefechte oft nach nicht mal fünf Minuten vorbei waren, sind Vergangenheit. Das nervige Geblobbe, das gerade in den ersten Monaten nach Relase für Unmut sorgte, ist inzwischen auf ein Minimum beschränkt. Einheiten wie Legionäre oder Hopliten halten inzwischen die Formation, auch wenn gelegentlich doch noch Chaos in der ersten Reihe herrscht. Die Warscape Engine scheint nach wie vor Probleme  mit antiken Formationen zu haben, aber dazu später mehr. Die Seeschlachten spielen sich indes ganz ordentlich, vor allem Transportschiffe sind nun wirklich zerbrechlich und ein leichtes Opfer für Kriegsschiffe.

Und damit nochmal zurück zur Kampagnenkarte. Armeen werden nun nicht mehr direkt durch Flotten Transportiert, sondern bilden eigene Transportschiffe, sobald man sie aufs Wasser bewegt. Dieser schnelle Flottenbau ist zwar in erster Linie bei den Römern belegt, balancebedingt  aber natürlich für alle Fraktionen verfügbar. Dieses Feature sorgte aber gerade zu Anfang für Unmut, da Heere auch nach dem Wassern ihre Bewegungspunkte behielten und so die echten Kriegsflotten einfach umgingen. Dafür wurde in der Emperor Edition ein netter Kompromiss gefunden. Stechen Armeen an einem Strand in See, müssen sie den Rest der Runde aussetzen, nicht jedoch bei Häfen. Das System funktioniert gut und verleiht der Blockade von Küstenstädten nochmal einen tieferen Sinn. Neben dem Wassern lassen sich Armeen zudem in vier unterschiedlichen Modi bewegen, etwa im Gewaltmarsch, der zwar die Geschwindigkeit auf der Kampagnenkarte verdoppelt, die eigenen Truppen aber auch anfälliger für Angriffe macht. Überraschend gut hat sich das Armeelimit im Verlauf des vergangenen Jahres bewährt. Zu Anfang auch von mir kritisch beäugt, fördert es tatsächlich größere Schlachten und erfordert ein überlegtes Positionieren unserer Truppen im Reich. Lediglich der Generalszwang hätte ruhig wieder entfernt werden können. Im Übrigen sind auch wieder Söldner anheuerbar.

Leicht überarbeitet wurde in der Emperor Edition auch das Garnisonsystem. Da aufgrund des Armeelimits Streitmächte nicht mehr alle Siedlungen gleichzeitig verteidigen könne, generieren diese nun je nach Größe ihre eigene Garnison. Die waren zu Anfang aber teils so groß, dass sich die Belagerer hoffnungslos in der Unterzahl befanden, wenn eine Siedlung auch noch von einer regulären Armee verteidigt wurde. Inzwischen wurde dieses System jedoch angepasst. Ein nerviges Anhängsel aus Shogun 2 bleiben aber die niederbrennbaren Tore, die einen verlustreichen, aber sofortigen Sturm auf eine Siedlung ermöglichen, auch ohne schweres Belagerungsgerät.

 

Abwechslung erfreut

 

Total War: Rome 2 sah bereits bei Release ausgesprochen gut aus, litt aber unter starken Performanceproblemen, die dafür sorgten, dass nur Wenige das Spiel in seiner vollen Pracht genießen konnten. Inzwischen läuft Rome 2 auch auf älteren Systemen flüssig, natürlich mit ein paar Abstrichen bei der Optik. Auf höchster Detailstufe sieht das Spiel aber klasse aus. Saubere Animationen und scharfe Texturen sorgen für ein realistisches Schlachterlebnis. Allerdings sorgt die bereits erwähnte Warscape Engine für nicht ganz saubere Formationskämpfe. Viele Einzelduelle sehen zwar schick aus, passen aber nicht ganz zum eher geschlossenen Kampfstil, beispielsweise bei den Römern. Das technische Grundgerüst ist dafür nämlich nicht ganz ausgelegt. Gesamt gesehen ist das aber eher ein kleines Mako, dass die grandiose Optik nur wenig beeinträchtigt.  Auch die Kampagnenkarte beeindruckt mit vielen Details, schöne Lichtstimmung und organisch wirkenden 3D-Städten.

 

Die tolle Grafik bleibt eine der großen Stärken von Rome 2

 

Soundtechnisch bietet sich ein ähnliches Bild, wenn auch mit Abstrichen. Vor allem die Schlachtgeräusche klingen toll und auch die Sprecher machen abgesehen von einigen übertriebenen Akzenten, einen guten Job. Dem an sich recht stimmigen Soundtrack, mangelt es aber ein wenig an Dynamik. Gerade in den Kämpfen vermisst man die orchestralen Klänge, die einst Jeff van Dyck für die früheren Teile komponierte. Das Fehlen des Komponisten macht sich durchaus bemerkbar.

Und damit endlich zur KI. Wie üblich wurde sie vor Relase als hochintelligent angepriesen, nur um dann im Spiel eine ziemlich dürftige Leistung abzulegen. Vor allem bei Belagerungen zeigte sie sich schlichtweg überfordert. CA hat hier inzwischen Abhilfe geschaffen. Die computergesteuerten Fraktionen machen gerade auf der Kampagnenkarte einen ordentlichen Job, ebenso in den Schlachten. Auch die Belagerungen laufen, seit Patch 14 ganz gut. Ganz ohne Aussetzer geht es dann leider doch nicht. Hier und da gibt es immer noch skurrile Situationen, etwa wenn sich eine militärisch total unterlegene Fraktion weigert Frieden zu schließen oder die KI in den Schlachten sehr passiv bleibt. Aber das ist vermutlich inzwischen Serientradition.

Abschließend noch ein Wort zum Thema Mods. Die sind inzwischen in sehr großer Zahl verfügbar. In weiser Voraussicht (oder Panik) haben die Entwickler bereits sehr früh nach Relase die entsprechenden Tools veröffentlicht. Obwohl die Kampagnenkarte bisher nur eingeschränkt editierbar ist, lassen sie die sonstigen Mechaniken aber sehr gut bearbeiten. Auch wenn ich diese Tatsache nicht in der Wertung berücksichtigen kann.  Interessierte sollten unbedingt einen Blick in die Modding-Szene zu Rome 2 werfen.

 

Leid und Glück sind Nachbarn. Ein Fazit

 

Rome 2 bleibt auch in der Emperor Edition ein Spiel voller Widersprüche. Ich rechne es CA hoch an, dass sie nicht nur die meisten technischen Mängel ausgebügelt, sondern auch die schlimmsten Designentscheidungen korrigiert haben. Politik hat endlich einen konkreten Sinn, das Bausystem ist ausbalanciert und auch die antike Welt ist spielerisch greifbar. Das misslungene Charaktersystem bleibt aber die größte Schwäche des Spiels. Auch wirken diverse Kleinigkeiten nicht ganz zu Ende gedacht. Rome 2 ist ein spaßiger Titel und mittlerweile auch ein sehr gutes Total War. Als Serienkenner wird man trotzdem das Gefühl nicht los, dass hier Potential verschenkt wurde. Gerade Neueinsteiger werden mit Rome 2 aber durchaus ihre Freude haben.

 


Wertung
Pro und Kontra
  • tolle Grafik
  • stimmige Spielwelt
  • Fraktionen spielen sich deutlich anders
  • hoher Wiederspielwert
  • packende Schlachtatmosphäre
  • zwei große Kampagnen
  • interessantes Bau- und Provinzsystem
  • endlich sinnvolle Politik samt Bürgerkriegen
  • ordentliche KI
  • misslungenes Charaktersystem
  • diverse Schwächen im Detail (siehe Text)
  • stimmungsvoller, aber wenig epochaler Soundtrack
  • hier und da immer noch KI-Aussetzer

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 100 Stunden



Kommentare(10)
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