Nicht perfekt – Aber dennoch ein gutes Spiel!

Geschwisterliebe, ein Wort, das wohl in der Computerspielbranche seit dem Release von Two Worlds im Jahr 2007 eine ganz neue Bedeutung bekommen hat. Denn dieses...

von Sir8Davren am: 27.11.2010

Geschwisterliebe, ein Wort, das wohl in der Computerspielbranche seit dem Release von Two Worlds im Jahr 2007 eine ganz neue Bedeutung bekommen hat. Denn dieses Thema als wohl einzigen Beweggrund eines namenlosen Helden hat man bis jetzt noch in keinem anderen Spiel gesehen.

Jedoch scheiterte Two Worlds in vielen Bereichen: Eine riesige, jedoch uninteressante Spielwelt, schlechte Balance und Bugs machen aus dem Spiel keinen Hit, sondern viel mehr als eine nette kleine Alternative zu Oblivion und Gothic, die seinen großen Konkurrenten jedoch nicht das Wasser reichen kann.

Ob nun die Fortsetzung die alten Fehler ausgemerzt hat und das Spiel die Chance zum Hit hat, lesen Sie in den nächsten Zeilen.

Geschwisterliebe – Die Zweite

Wie schon im ersten Teil ist auch in Two Worlds II der Hauptbeweggrund des erneut namenlosen Helden die Befreiung seiner Schwester, die in den Klauen des Obermagiers Gandohargefangen wurde und dieser mit Hilfe von ihr die Weltherrschaft an sich reisen will. Also rettet der Held somit nicht nur seine Schwester, sondern nun gleich die Welt, so ganz nebenbei.
Aber kommen wir erst mal zum Anfang: Denn dort ist unser Held erst mal in einer gänzlich unschönen Situation. Denn auch er ist Gefangener des Magiers und wird anlässlich seines gescheiterten Fluchtversuchs in seine Zelle zurück buxiert.

Jedoch ist das Schicksal anderer Meinung und er wird kurzerhand von seinen ehemaligen Feinden – den Orks – befreit. Jedoch bezieht sich ihre Befreiungsaktion nur auf ihn und lassen seine Schwester zurück. Warum wird erst im späteren Spielverlauf erklärt.

Aber eins kann natürlich gesagt werden: Letzten Endes sind natürlich Sie es, die für die erfolgreiche Rettung seiner Schwester zuständig sein müssen, denn wie schon gesagt, Geschwisterliebe wurde ja schon im letzten Teil groß geschrieben.

Aller Anfang ist schwer

Zwar leidet der Held nicht an dem typischen Gedächtnisverlust wie so viele in der Rollenspielbranche, doch auch muss er so manch Techniken wie Schwertkampf und Magie neu erlernen und wo kann man das nicht besser, als bei einem Tutorial. Dieses ist jedoch sehr gut in die Geschichte eingebunden und zerrt schnell den Spieler in seinen Bann, denn auch das Start Gebiet zieht den Spieler mit seiner idyllischen Landschaft schnell in den Bann.

Jedoch zeigt das Spiel, dass auch ein jeder Held seine Grenzen finden muss: Wer sich anfangs zu weit in das Innere der Insel bewegt, muss schnell bei übermächtigen Gegnern mit wenigen Schlägen ins Gras beißen. Dazu aber später mehr.
Schnell findet man auch heraus, dass man mit großen Abenteuer – und Erkundungsdrang in Two Worlds II nicht weit kommt. Die Welt bietet abgesehen von den Städten kaum Möglichkeiten, neue Quests zu finden. Sollte man mal ein Dungeon in der großen Welt finden, so ist es mit großer Wahrscheinlichkeit verschlossen, da dieses erst in einer bestimmten Mission betreten werden darf.

Die kleinen großen Geschichten

Sie merken schon, auch Two Worlds II reist mit seiner Haupthandlung keine Bäume raus. Obwohl der Anfang packend inszeniert ist, die Charaktere glaubwürdig erscheinen, so ärgert man sich doch schon von Anfang über kleinere Mankos in der Erzählweiße. So wechseln sich beispielsweiße die Art und weiße, wie die Orks mit dem Helden umgehen von Dialog zu Dialog. So sind sie an einer Stelle schon fast überfreundlich, sind sie im nächsten Dialog wieder richtig garstig und wirken feindlich.

Auch schwankt die Sympathie mit dem Helden wie eine Sinus-Kurve. Wer die deutsche Version des Spiels spielt, kann sich über die herausragende deutsche Synchronstimme von Daniel Craig erfreuen. Jedoch ist gerade sein Verhalten weiblichen Charakteren äußerst plump und nervt schnell. Jedoch gehören diese Gespräche eh zur seltenen Sorgen, denn die meiste Zeit geht es in Two Worlds II um ernste Themen und hier sticht eines nämlich sehr besonders hervor: Die Nebenmissionen.
Jede Nebenmission erzählt ihre eigene kleine Geschichte, wobei es auch Exemplare gibt, die sich noch in viele kleine und große Teile weiter aufteilen kann.

So zeigen sich die Entwickler zum Teil äußerst kreativ: In einer asiatisch angehauchten Stadt werden plötzlich Menschen von ihren eigenen Regenschirmen gefressen, in einer Wüstenstadt kann unser Held für einen kurzen Moment Altair aus Assassins Creed imitieren, in dem er über mehrere Gebäude klettert um an einen versteckten Eingang zu kommen oder müssen eine Mordserie aufklären, welches sich jedoch verzwickter es, als es sich erstmals anhört.

Außerdem bieten ein paar Missionen auch die Möglichkeit, sich für eine Art zu entscheiden, wie sie die Aufgabe lösen können, also zum Beispiel entscheiden, ob wir eine Zielperson erledigen sollen oder ihr das Leben verschonen wollen.

Das Crafting

Two Worlds II bietet eine immense Anzahl von Gegenständen, die sich in vielen unterschiedlichen Werten (Angriffswert, Wert und Co) unterscheiden. Jedoch kann es öfters eine Zeit dauern, bis man eine bessere Waffe findet. Um sich dennoch den immer besser werdenden Gegnern stellen zu können, bietet Two Worlds II das Crafting an: Mit so genannten magischen Kristallen und Steinen können Waffen und Rüstungen mit zusätzlichen positiven Eigenschaften wie beispielsweiße eine verstärkte Verteidigung oder zusätzliche Stärke-Punkte aufgebessert werden.

Selbst schlechtere Objekte können noch nützlich sein, da man diese in ihre Bestandteile zersetzen kann (also Eisen, Stahl, Holz, etc.), mit denen man das „Level“ des Gegenstands verbessern kann, was dazu führt, dass diese mehr Rüstung hat oder mehr Schaden macht und man außerdem mehr Kristalle einbinden kann.

Ein weiterer Pluspunkt ist die Magie: Im Verlauf des Spiels findet man immer mehr so genannte Zauberkarten, die mit einander kombiniert werden können und somit extrem wirksame Zauber erstellt werden können.

Das ist nämlich sehr wichtig, da jeder Gegner spezielle Schwächen bzw. Immunitäten hat, sodass man sich jederzeit ins Pausenmenü zurückbegeben kann und den Zauber dem entsprechend anpassen kann. Dasselbe gilt natürlich auch für Waffen wie Schwerter und Äxte.

Die Welt–Von idyllisch bis hässlich

Zugegeben: Two Worlds II reist grafisch keine Bäume raus, bietet jedoch in vielen Orten dennoch viel fürs Auge: So sind gerade die Orte äußerst ansehnlich, wo eine rege Fauna existiert. In den dichten Wäldern scheint die Sonne mit schicken überstrahl-Effekten durch die Bäume und die Pflanzen bewegen sich realistisch zur Seite, wenn wir diese beim Laufen berühren. Auch der (kleine) asiatische Teil ist eine Augenweide, wobei man sagen muss, dass jede Stadt äußerst kreativ und anschaulich gestalten worden sind, auch wenn man sich sehr schnell darin verlaufen kann, da die Karte nicht immer ganz klar anzeigt, wo man entlang laufen kann.

Des Weiteren sind die vielen Teleport Stellen sehr nützlich, sodass man binnen weniger Sekunden zu einem gewünschten Ort springen kann.
Doch leider dominieren sehr oft die hässlichen Stellen: Die Umwelt um einen herum gleicht sich an vielen Stellen sehr oft und gerade die Wüste wirkt an vielen Stellen künstlich in die Länge gezogen und bietet keinerlei Abwechslung.

Auch die Dungeons können nicht überzeugen. Wenn man eins gesehen hat, kennt man alle: Zwar unterscheiden sich diese in der Größe, bieten jedoch keinerlei Abwechslung und unterscheiden sich zum Teil nur von der Reihenfolge der Dungeon-Bausteine.

Und kommen wir noch zu den Animationen, denn diese sind leider in Two Worlds II die größte Schwäche: Abgesehen von den zum Teil sehr stimmig animierten Zwischensequenzen (die leider sehr selten sind), bewegen sind die Personen sehr plump und bei Konversationen können nur die Synchronsprecher überzeugen. Richtige Mimik und Emotionen sucht man vergebens.

Obwohl die Animationen von den Schwertbewegungen überzeugen können, sind gerade die Kampfanimationen der Gegner zum Teil extrem lächerlich.

Mein Favorit: Das Reptil, bzw. der zu groß geratene Velociraptor. Da hätte man wohl zuerst nochmal Jurassic Park anschauen sollen…

Ungereimtheiten, die Menüs und Bugs

Doch auch Two Worlds II hat als Open World Spiel mit vielen kleinen bis großes Problemen zu kämpfen, die sich zum Teil als äußert lästig erweisen können.
So ist wohl mit Abstand das größte Manko das Menü. Dieses ist zwar in unterschiedliche Untermenüs aufgeteilt, wie Rüstungen und allgemeine Objekte, verliert jedoch sehr schnell an Übersicht. Da die Objekte als große Objekte und nicht als Liste angezeigt werden, muss man als sehr lange durch die Menüs scrollen, bis man endlich das gewünschte Objekt gefunden hat.

Außerdem nervt das Spiel von Anfang an mit dem Problem, dass jeder Befehl, wie zum Beispiel das Zerlegen einer Rüstung oder Waffe, jedes Mal bestätigt werden muss. Sprich: Wenn man 50 Objekte zerlegen will, muss man 100 Mal klicken. Gerade weil gefallene Gegner gerne viele Objekte sammeln lassen, wird das maximale Tragevolumen sehr schnell erreicht, sodass man gezwungenermaßen öfters diese Prozedur über sich ergehen lassen muss.

Doch nicht nur das Inventar nervt. Schwebende Personen, falsch gesetzte Objekte oder Gras, das in Truhen wächst sind ja noch kleine Bugs, die verkraftbar sind.

Die Tatsache, dass Schlösser von Truhen oder Türen mit dem Schwert zerstört werden können, ist ja ne tolle Sache, wenn’s denn man funktioniert. Oft erkennt das Spiel einfach nicht, wenn man direkt vor der Truhe steht und wie ein Wilder mit dem Schwert fuchtelt und man EIGENTLICH die Truhe getroffen hat.

Auch reagiert das Spiel zum Teil gar nicht auf bestimmte Befehle. So kann es als passieren, dass mitten im Kampf, wenn die Lebensleiste sich nahe dem Nullpunkt befindet und man wie bekloppt auf die N-Taste hämmert, um sein Leben wieder aufzufüllen, dieser Befehl erst beim 3. oder 4. Mal wirklich umgesetzt wird, was zum Teil dann zu spät ist.
Auch beim Crafting nervt die Verzögerung: So muss man fast jedes Mal gefühlte Stunden (also in etwa 5 Sekunden) warten, bis man das gewünschte Objekt erneut upgraden kann.

Die Tatsache, dass das Springen an sich eh unnötig ist, da der Held nicht klettern kann, jedoch in manchen Fällen halt doch gebraucht wird, erweist als noch störender, wenn der Held partout nicht über einen kleinen Zaun springen will und jedes Mal daran hängen bleibt. Das der Held manchmal an Objekten wie Pflanzen und Co. Hängenbleibt, kann gerade bei Fluchtversuchen zu viel Frust führen.

Und wenn wir’s gerade noch von Kämpfen haben: Das Spiel kann sich als nicht recht entscheiden, ob es schwer oder leicht sein möchte. An vielen Stellen sind die Gegner kein Problem, an anderen tauchen auf einmal Gegner auf, die den Spieler mit wenigen Schlägen kalt machen und man erst mehrere Level-Aufsteige braucht, um überhaupt eine Chance zu haben.

Jedoch bekleckert sich die Gegner-KI eh nicht mit Ruhm: So ist selbst der größte Boss kein Problem, wenn man weiß, wies richtig geht. So ist man als Schwertkämpfer jedem (einzelnen) Gegner haushoch überlegeben, wenn man so lange auf den Gegner einhaut, bis dieser seinen Angriff ausübt (falls er überhaupt dazu kommt) und dann einfach blockt und sofort zum Konter übergeht.

Immerhin funktioniert diese Taktik nicht, wenn man es mit mehreren Gegnern zu tun hat. Diese greifen nämlich immer gleichzeitig an und es ist unmöglich, alle gleichzeitig zu blocken.

Fazit

Two Worlds II hat Schwächen, ja. Und es leider wie fast jedes Open World Spiel an einer Krankheit, den vielen kleinen Bugs. Außerdem heißt Quantität nicht Qualität.
Es wäre zum Teil besser gewesen, die Spielwelt kleiner, dafür abwechslungsreicher zu machen, sodass die Abwechslung nicht zu sehr darunter leidet. Jedoch schmerzen die vielen Missionen mit den zum Teil sehr sympathischen Charakteren diese Kritikpunkte aus, sodass ich als Stunden mit diesen Spiel verbracht habe.

Somit kann man als Fazit folgendes sagen: Jeder, der Rollenspiele mit guter Geschichte mag und die kleinen Fehler verkraften kann, lege ich äußert nahe, sich das Spiel nochmal genauer anzuschauen, es lohnt sich auf jeden Fall.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Sehr schöne Fauna, Überstrahleffekte
  • Sound: Sehr gute Synchronsprecher, gute Musik...
  • Balance: Crafting, gutes Tutorial
  • Atmosphäre: Sehr gute Nebenquests, Sammelwut
  • Bedienung: Tasten frei belegbar, Schnellspeicherfunktion
  • Umfang: Viele Quests, Ausrüstungen und Zauber, Große Welt
  • Quests / Handlung: Sehr abwechslungsreiche und spannende Quests
  • Charaktersystem: Sehr gutes Skillsystem, freie Charakterentwicklung
  • Kampfsystem: Bietet Taktische Vielfalt, Zaubersystem gelungen
  • Items: Riesige Itemauswahl, Aufrüstbarkeit
  • Grafik: Animationen, Abwechslungsarmut, Dungeons
  • Sound: ...die zum Teil sehr unpassend ist
  • Balance: Chaotischer Schwierigkeitsgrad
  • Atmosphäre: Schwache Abschnitte
  • Bedienung: SEHR umständliche Menüs, Verzögerungen
  • Umfang: -
  • Quests / Handlung: Haupthandlung verliert schnell an Fahrt
  • Charaktersystem: Skillbücher nerven
  • Kampfsystem: KI verhält sich meistens dumm
  • Items: Teils sehr seltsam ausehende Rüstungen...

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Oft, regelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



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