Blade Runner für Arme

Die Mega-City La Herida 5 im Jahr 2289. Schmutzig, stickig und kalt. Dicke Rauchschwaden verdecken den stinkenden Unrat, während grelles Neonlicht und der...

von nummer47 am: 25.11.2009

Die Mega-City La Herida 5 im Jahr 2289. Schmutzig, stickig und kalt. Dicke Rauchschwaden verdecken den stinkenden Unrat, während grelles Neonlicht und der ständige Nieselregen den Strassen einen kühlen Glanz verleihen. La Herida gilt als der Schmelztigel von Gewalt, Zwielicht und Verbrechen. Jede Minute geschieht ein Raub, jede Stunde ein Mord....

Nein, diese schmissige Einleitung stammt nicht von mir, sondern stellt einen Teil des Verpackungstextes von Vandell dar. Ein Ein-Mann-Projekt, dass kaum Beachtung gefunden hat und was auf Grund vieler schlechter Wertungen auch kaum verwunderlich ist. Zu Recht?

Ritter der gequälten Seelen

Man schlüpft in die Rolle des Detectives Adam Vandell, der in seinem Leben schon viel erlebt hat. Nachdem seine Frau Cassandra getötet wurde, schloss er sich einer Söldnertruppe an und landete nachher bei der Polizei. Nun soll er einen Mord untersuchen, der scheinbar mit den Morden eines gewissen Mandarin in Verbindung steht. Da Mandarin per Todesstrafe hingerichtet wurde, kann es sich hier nur um einen Nachahmer handeln. Zeit also raus in die Nacht zu gehen und die Spur des Killers aufzunehmen.

Bei seiner Suche nach dem Mörder hat Vandell eine nützliche „Gabe“. Jedem Polizist wird ein Implantat eingesetzt, mit dem er die Gedanken anderer Personen lesen kann. Diese Fähigkeit ist sehr hilfreich, da man nur auf diesem Wege auf Hinweise und neue Schauplätze kommt.
Die wenigen Schauplätze in Vandell sind schön gezeichnet und werden an einigen Stellen durch Rauch, Regen oder blinkende Lichter zum Leben erweckt. So wirkt alles trotz geringer Auflösung weniger statisch. Die Ortswechsel funktionieren auf einfache Weise. Ein Druck auf die Leertaste offenbart am unteren Bildschirmrand alle möglichen Ziele. Ein Klick darauf und schon betritt Detective Vandell den (Tat)Ort., durch den er sich leider nur im Schneckentempo bewegt. Rennen kann Vandell nicht und Laufwege lassen sich per Doppelklick auch nicht abkürzen bzw überspringen.
Dafür muss Vandell aber nicht zu jedem Gegenstand hinlaufen, den er mitnehmen möchte. Färbt sich der Cursor rot, genügt ein Klick mit der linken Maustaste und der Gegenstand landet im Inventar, welches übersichtlich am unteren Bildschirmrand schlummert. Ein Klick mit rechts und Vandell erzählt etwas dazu. Leider nur per Texteinblendung, denn bei solchen Erklärungen bleibt der Held leider stumm.

Ein Mann, allein ....

Dafür, dass La Herida 5 eine Großstadt sein soll, ist auf den Strassen erstaunlich wenig los. Anders als in Blade Runner streifen hier keine Passanten durch die Kulissen. Dadurch wird jede Person zu einem Gesprächspartner.
In den automatisch ablaufenden Gesprächen gibt es weder Fragen die man stellen, noch Antworten die man geben kann. Auch abbrechen lassen sich diese nicht.
Dafür entschädigt einen das Spiel zum einen mit schicken Charakterportraits am unteren Bildschirmrand und zum anderen mit professionellen Sprechern. Zu den guten Sprechern gesellt sich noch die passende Musikuntermalung des gesamten Spiels, die immer zu den einzelnen Szenen passt und dem Spiel eine schöne Atmosphäre verleiht.
Trotz der recht depressiven Grundstimmung des Spiels gibt es hin und wieder Zeit zum Schmunzeln. So verkauft Vandell zwar keine feinen Lederjacken, dafür aber kugelsichere Westen und wenn er mal die Parole für eine Tür nicht weiß antwortet er trocken 'Ein Männlein steht im Walde'.

Abzüge in der B-Note

Warum ist den Vandell aber nun kein richtig gutes Spiel? Es liegt nicht an den Zwischensequenzen, die nur aus schicken Standbildern bestehen. Es sind auch nicht die Rätsel, die teilweise etwas abwegig sind, aber beim genauen betrachten doch logisch erscheinen.
Es ist zum einen die Story und die Tatsache, dass man sich Anfangs recht ziellos durch die Gegend rätselt. Viel Schlimmer wiegt jedoch die viel zu kurze Spielzeit von 2-3 Stunden, wodurch die merkwürdige Speicherfunktion fast an Bedeutung verliert. Vandell speichert nämlich nur einen Spielstand und den auch nur, wenn man ins Hauptmenü wechselt.

Wer von Adventures wie Blade Runner, Goin Downtown und Beneath a steel Sky nicht genug bekommen und die kurze Spielzeit verschmerzen kann, sollte einen Blick riskieren auch wenn sich Vandell als Schlusslicht hinter den drei genannten anstellen muss. Für den geringen Preis den man für das (meist gebrauchte) Spiel bezahlt fällt es nicht schwer mal einen Nachmittag lang in das Meer von Neonlichtern einzutauchen.


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Weniger als 5 Stunden



Kommentare(2)
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