Viva Pinata auch für Killerspielspieler cool

Ja ja, wie soll man so etwas plausibel erklären? Wie soll man als gestandener männlicher und alt eingesessener Killerspielspieler zugeben, dass man Viva Pinata...

von Tom_82 am: 25.05.2008

Ja ja, wie soll man so etwas plausibel erklären? Wie soll man als gestandener männlicher und alt eingesessener Killerspielspieler zugeben, dass man Viva Pinata absolut fantastisch findet? In Form eines Lesertests, der vielleicht den faszinierenden Suchtfaktor dieses Titels beschreiben kann. Viva Pinata ist anders, es motiviert ohne Ende und macht einfach jede Menge Spaß. Ich gebe es offen zu, ich wollte dieses Spiel hassen. Der Name ist doof, der Grafikstil ist kindlich doof und das Spielkonzept ist noch dooferer. Durch Zufall bin ich dann an das Spiel rangekommen und konnte nicht mehr aufhören.

Der Einstieg

Das Spiel begann dann auch so wie ich es mir erwartet hatte. Gleich zu Beginn schreit mir ein bunter Pappmaché Esel zu „It’s Party Time“ und die Titelmelodie mit dem Text „Viva Pinata la la la la“ trompetet aus den Lautsprechern. Gott wie Süüüß. Kotz Würg. Bloß schnell anfangen, damit das aufhört. Zu Spielbeginn landet man dann auf einem kleinen vermüllten, brach liegenden Stück Land und ein heulendes Mädel mit Maske drückt mir eine kaputte Schaufel in die Hand und sagt frei übersetzt: Ah gut das du da bist, räum den Dreck hier mal weg und sieh zu das der Garten wieder auf Vordermann kommt. Gesagt getan. Mit der Schaufel, die frei in der Luft schwebt, zerschlägt man das herumliegende Gerümpel und gräbt die Erde um. Ist die Erde dann aufgelockert, kann man den Grassamen verteilen. Anstelle der Schaufel schwebt also eine Tüte Samen über dem Boden. Dies lockt dann den ersten Bewohner an, ein Wurmpinata und kurz darauf erscheint bereits ein zweites. Da immer nur zwei von jeder Art von alleine auftauchen, muss man die Pinatas paaren damit es mehr werden. Bei den Würmern ist dies noch sehr einfach, schnell über das Menü im Dorf vorbeigeschaut und eine Behausung für die beiden besorgt. Danach befinden sich beide in Stimmung, zu erkennen an den Rosaherzen über den Köpfen. Nun klickt man den einen Wurm an und dann den anderen schon kommt es zum Minispiel, wo man das eine Pinata durch ein Labyrinth zum Partner führen muss. Man hilft ihnen also sich zu vereinigen. Danach gibt es ein Techtel Mechtel. An den Bezeichnungen erkennt man das dies alles sehr züchtig und Kind gerecht abläuft. Ab hier beginnt die elende Suchtspirale die mich viel zu lange an meinem Garten werkeln ließ. Schließlich wollen in unzähligen anderen Spielen noch Unholde getötet, Welten erobert und Opfer gerettet werden.

Die Suchtspirale

Jedes weitere Pinata benötigt unterschiedliche Bedingungen um im Garten aufzutauchen, dort sesshaft zu werden und sich dann zu paaren. Im weiteren Spielverlauf kommt z. B. ein Vogel, damit er auftaucht müssen zwei Würmer ein Techtel Mechtel gehabt haben. Damit er sesshaft wird bedarf es keiner Zusatzbedingung aber für die Parrung benötigt er eine Behausung und muss einen Wurm gegessen haben. So entsteht ein Kreislauf. Manche Pinatas benötigen z. B. bestimmte Pflanzen damit sie im Garten erscheinen, müssen dann ein bestimmtes Tier fressen damit sie bleiben und dann eine Pflanze fressen und einen Hut tragen damit es zum Techtel Mechtel kommt. Genau Pflanzen, was wäre ein Garten ohne Pflanze. Es gibt unter anderem Mais, Butterblumen, Apfelbäume, Tannen und auch Orchideen. Diese kauft man allerdings nicht fertig, sondern als Samenkorn. Dieses wird eingepflanzt und muss dann gegossen werden. Doch Vorsicht wer zu viel gießt tötet die Pflanze. Für alle diese Aktionen bekommt man Erfahrungspunkte wodurch man nach und nach seinen Gärtnerlevel steigert. Als Belohnung bekommt man bessere Schaufeln, kann neue Gegenstände kaufen neue Pflanzensamen kriegen und manche Pinatas tauchen erst ab einen bestimmten Level auf und so weiter und so weiter. Diese ganzen miteinander verzahnten Elemente erzeugen eine tierische Suchtspirale. Nur eben die neue Pflanze aufpäppeln, das neue Pinata anlocken, die zwei paaren und eine Gärtnerstufe aufsteigen um den Abwehrturm zu verbessern. Wie in jedem vernünftigen Kill… äh Spiel, gibt es auch auf Pinata Island Feinde. Böse Pinatas die saure Bonbons ausspucken. Isst ein Pinata ein solches Bonbon, wird es krank woraufhin der Arzt gerufen werden muss, dieser kostet wiederum Geld. Das man verdient in dem man Pflanzen, Gegenstände oder Pinatas verkauft. Mit dem Abwehrturm kann man verhindern das eine Sorte böser Pinatas nicht mehr erscheint dafür muss man aber ein paar Level nach dem ersten erscheinen aufsteigen. Dann hat man erstmal Ruhe, bis man soweit aufsteigt das ein neues böses Pinata auftaucht. Warum die Pinatas böse sind und wer die ganzen Typen sind wie z. B. das Mädel am Anfang das erfährt man nach und nach aus dem Tagebuch, in dem der Vorbesitzer erzählt, wie sein Garten zu Grunde ging. Alle paar Gärtnerstufen erhält man einen neuen Story fetzen. Neben den bösen Pinatas gibt es weitere Schwierigkeiten auf dem Weg zum Elite Gärtner. Manche Pinatas streiten sich z. B. ständig unter einander und kämpfen dann bis eines krank wird, z. B. die Bienen und die Ameisen. Damit sich die Ameisen paaren, benötigt man aber Honig den die Bienen produzieren. Also die Ameisen mittels Hecke eingesperrt und die Honigproduktion ans andere Ende des Garten verlegt. Dazu ein beruhigender Regenbogen, der die Aggressivität der Pinatas senkt, gekauft und den Bienen einen Bienenzüchterhut gekauft und aufgesetzt. Ohne Hut kein Honig. Dinge wie die Geschichte mit dem Hut zur Honigproduktion kann man im Übrigen nirgends im Spiel erfahren, man muss es selbst rausfinden. Dies weckt den Forscherdrang, z. B. lassen sich auch neue Arten züchten.

Fazit

Ich habe jetzt sehr viele Mechanismen beschrieben und versucht zu erklären wie das Spiel funktioniert. Wie faszinierend und süchtig machend das ganze ist, kann man nur schwer in Worte fassen. Es sollt wirklich jeder Mal ausprobieren. Viele andere Spiele habe ich dafür liegen lassen. Aber man will immer noch das nächste Pinata anlocken, die nächste Schaufelverbesserung und die neuste Pflanzenzüchtung. Einige Schwächen hat das Spiel dann aber doch. Die Gartenfläche bleibt selbst bei maximaler Ausbaustufe relativ klein. Alle Pinatas anlocken und gleichzeitig halten geht nicht. Man muss sich stets auf einige wenige konzentrieren und diese dann wieder verkaufen um Platz für die nächsten zu haben. Auch Gegenstände und Pflanzen sind nur begrenzt platzierbar. Allerdings würde einem die Arbeit auch sonst über den Kopf wachsen. Auch die ständigen Techtel Mechtel Minispiele gehen ein schnell auf den Senkel und wenn ein gemieteter Gartenhelfer einen gerade angelockten Adler erschreckt, so dass der wieder wegfliegt, dann geht das an die Nerven. Aber noch mal, ich möchte alle beschwören dem Spiel eine Chance zu geben, die Aufmachung ist furchtbar kindisch, kitschig aber hinter der kindlichen Fassade schlummert eine ausgesprochen komplexe Gartensimulation die sehr süchtig macht und jede Menge Kurzweil liefert fern ab von zweiten Weltkriegen, Dämonen, Außerirdischen oder sonstigen typischen Spielwelten.


Wertung
Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(2)
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