Gute, kurzweilige Unterhaltung

Mit Wolfenstein ist der bereits fünfte Teil der Wolfenstein Serie und der dritte Teil der kultigen Shooterableger auf dem PC erschienen. Der Held des von Raven...

von ave123 am: 14.09.2009

Mit Wolfenstein ist der bereits fünfte Teil der Wolfenstein Serie und der dritte Teil der kultigen Shooterableger auf dem PC erschienen. Der Held des von Raven Software entwickelten Spiels, B.J. Blazkowicz, muss wieder einmal nach Nazideutschland reisen, um die Nazis aufzuhalten und wer auf unkomplizierte, unterhaltsame Action steht wird dies auch gerne tun.

Anmerkung

Zunächst einmal muss ich hier betonen, dass sich dieser Lesertest ausschließlich auf den Einzelspieler bezieht, da ich bisher den Mehrspielerpart so gut wie gar nicht gespielt habe. Ausserdem habe ich hier die englische Originalversion, was eventuell dazu führt, dass ich öfter einmal die Englischen Begriffe verwende oder auch ma Denglish rede. Ich kann deswegen auch nicht wirklich viel zur deutschen Übersetzung und zu den Schnittmaßnahmen sagen. Ich hoffe ihr entschuldigt. :-)

Und wie beginnt es?

Gleich nach Start der Kampagne bekommen Sie in einem wunderschönen Renderintro gezeigt, wie B.J. am liebsten seine Missionsziele erfüllt: Brachial und mit viel Kawumm. Nachdem mit viel getöse dann ein deutsches Kriegsschiff versenkt wurde, erhalten Sie gleich ihren nächsten Auftrag. In Isenstadt (gesprochen: Eisenstadt) sollen sie die Rebellen des „Kreisauer Kreises“ unterstützen und mysteriöse Vorkommnisse aufklären. Mit dem Zug dort angekommen werden Sie von Widerstandskämpfern empfangen, doch Sie wurden verraten und so kommt es sehr schnell zu den ersten Konfrontationen mit Nazisoldaten. Sie müssen nun aus dem Bahnhof fliehen und schießen sich dabei den Weg, oftmals mit Hilfe von KI-Kameraden, in schnörkelloser Action frei. Zumindest zunächst einmal...

Das Ding mit dem Schleier?

Schon bald merken Sie, dass in Wolfenstein mehr steckt als nur ein gewöhnlicher Shooter. Während der ersten Schießereien schon, hebt sich die Schwerkraft stellenweise auf. Dies führt dazu, dass neben jeder Menge Kisten, Flaschen und anderen Kleinigkeiten auch die gegnerischen Soldaten hilflos durch die Lüfte schweben und Ihnen kaum noch etwas entgegenzusetzen haben. Im späteren Spielverlauf erhalten sie das sogenannte Thulemedallion, welches ihnen verschiedene übermenschliche Kräfte verleiht. Zunächst einmal könnnen sie in die Veildimension wechseln. Wenn Sie dies tun, wirft sich ein grünlicher Schleier (daher der Name Veil) über die gesamte Welt und alles sieht etwas verotteter aus. Dieser Dimensionswechsel hat für Sie diverse Vorteile. Zum einen sind Sie in der Parallelwelt deutlich schneller unterwegs und zum anderen sehen sie damit Dinge die man normalerweise nicht sehen könnnen. Das Wichtigste ist hierbei, dass sie so Schwachstellen bei Gegnern, Bossen oder bei Minirätseln erspähen können. Diese werden dann knallrot eingefärbt und sind so leicht zu erkennen. Zudem ermöglicht ein Dimensionswechsel alternative Routen, wie zum Beispiel durch bestimmte Wände zu gehen oder Leitern heraufzusteigen, die mit dem bloßen Auge nicht sichtbar sind. Während des fortschreitenden Spiels erhalten sie noch die Slowmotion-, Shield- und Empowerfähigkeiten. Slowmotion lässt Sie, wie der Name schon sagt, die Zeit verlangsamen, um Gegner ungefährdet auszuschalten oder durch sich schnell schließende Türen zu bewegen. Shield erzeugt ein Energieschild um Ihre Spielfigur und schützt Sie so vor gegnerischen Waffen oder vor gefährlichen Umwelteinflüssen. Empower dagegen stärkt ihre Waffe und sie können durch Energieschilde von Gegner feuern und machen auch noch deutlich mehr Schaden. Jede dieser Fähigkeiten lässt sich im Spielverlauf mehrfach, optional verbessern. So können Sie zum Beispiel mit einem Veilupgrade Gegner durch Wende sehen oder mit Slowmotion Gegner einfrieren. Mit ihrem Schild dagegen lassen Sie Kugeln auf Gegner zurückprallen oder schießen mit Empower durch Deckungen und Wände. Doch aufgepasst Ihre Energie geht vor allem, wenn Sie mehrere Kräfte gleichzeitig einsetzen sehr schnell aus und sie müssen sie an einem von zahlreichen Veilwirbeln in den Leveln wieder aufladen. Die Fähigkeiten zwingen oder eröffnen Sie so oft zu taktischen Überlegungen. „Soll ich nun in Zeitlupe in den Raum rennen und hoffentlich alle Gegner erledigen bevor die Kräfte schwinden oder soll ich doch mit Empower durch Hindernisse und Schilde die Gegner nach und nach eliminieren oder doch lieber auf Nummer sicher gehen und geschützt durch ein Schild den Raum betreten oder...“

Waffen? Immer her damit!

Das Waffenarsenal umfasst in Wolfenstein teils unspektakuläre, deutsche Standartschießeisen des Zweiten Weltkriegs, wie die MP40 oder das K98 Gewehr, aber auch spektakulärere fiktive Prototypen, wie die elektrisierende Tesla Gun, die demolikularisierende Particle Cannon oder dieraktenwerferähnliche und schwerelosmachende Leichenfaust 44. Jede dieser Waffen ist aufrüstbar und so lassen sich die gegen Geld Lieblingswaffen verbessern und an Ihren Spielstil anpassen. Aus der K98 wird im Nu ein schallgedämpftes Scharfschützengewehr mit der sich Gegner unbemerkt auf Entfernung auschalten lassen. Das Geld für diese Upgrades erhält man, indem man in den Leveln versteckte Schätze findet. Wer also mehr Waffen aufrüsten will, muss die leicht zu übersehenden Kostbarkeiten suchen. Das motiviert sich die verwinkelten Karten genauer unter die Lupe zu nehemen.

Und was ist mit den Nazis?

Die Gegnerhorden bestehen größtenteils aus Standartsoldaten oder Offizieren ohne besondere Merkmale. Jedoch gibt es öfter mal besondere Gegner. Hierzu zählen Okkultisten, welche wie B.J. auch das Veil kontrollieren könnne und somit schnell von einem Platz zum anderen reisen können, mit Energiekugeln auf sie werfen und gleichzeitig andere Soldaten mit einem Energieschild schützen. Weiterhin gibt es akkrobatisch angehauchte Naziblondinen in engen Lederanzügen, welche auch diverse übernatürliche Zauber auf sie verschießen, aber ansonsten eher auf Sie zu turnen, um Sie im Nahkampf zu stellen. Fehlgeschlagene Menschenexperimente führten zu unsichtbaren, hinterhältigen und mit Klauen hantierenden Wesen und schnellen auf allen Vieren vorwärtsbewegenden Zombies. Und dann gibt es auch noch Veilelitesoldaten, bei welchen man drei Kanister auf dem Rücken zerschießen muss, bevor sie in einer eindrucksvollen Explosion zu Grunde gehen. Die künstliche Intelligenz der Gegner ist Genrestandart. Sie agieren weder besonders dumm, noch besonders klug. Gegner gehen in Deckung, werfen Zielgenau granaten und versuchen ihren Granaten so gut es geht auszuweichen. Besondere Taktiken werden nur durch die schiere Masse an Gegnern und durch die Fähigkeiten einzelner Gegner beziehungsweise von ihrem Helden B.J. erfordert und erzwungen. Ganz anders sind hierbei die Bosskämpfe. Oftmals geraten Sie am Ende einer Storymission an einen Endgegner, der sich meist nur auf eine ganz bestimmt Weise auschalten lässt. Das sorgt für Abwechslung, auch wenn man den Kniff dank Dimensionswechsel relativ schnell gefunden hat.

Technik von gestern?

Ravens neuester Actionkracher beruht auf der idTech4 von id Software, welche für Doom 3 (2004) entwickelt wurde. Das mag nach veralteter Technik klingen, jedoch schaffen es Raven Software vor allem durch grandiose Texturen und gutes, detailreiches Leveldesign das alte Grundgerüst zu kaschieren. Nur selten sieht man der Engine das Alter an. Vor allem die Charaktermodelle sind nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit. Das passiert aber garantiert nicht während der Schießereien, denn in den Gefechten knallt und rumst es überall. Fäßer explodieren, Kisten und Holzpaletenzerbersten, Flaschen zerspringen. Das alles sieht hervorragend aus vor allem, wenn das in Kombination mit Zeitlupe und Schwerelosigkeit passiert. Auch die Außenlevel oder größere Innenareale kann Wolfenstein trotz idTech4 problemlos darstellen.
Da die Einsatzorte von B.J. sehr varrieren ist für abwechslung gesorgt. Mal müssen Sie durch ein Krankenhaus, dass für Menschenversuche missbraucht wird, mal entdecken Sie unter einem Bauernhof eine riesige mysteriöse Anlage der Nazis bei der okkulte Relikte mit moderner Technik verbunden werden und mal müssen sie hoch in der Luft in einem Zeppelin mit den Nazis abrechnen.

Okkulte Relikte und Isenstadt?

Die Nazis haben in Wolfenstein halt ein Fable für übernatürlcihes und so begegnet Ihnen dies auch ständig wieder. Das hebt Wolfenstein atmosphärisch ab, jedoch wird diese Atmosphäre auch oft zerstört. Isenstadt, dort wo sie in einem halbwegs nichtlinearen Stadtkern die Aufträge für die linearen Storymissionen erhalten und sich neue Waffenupgrades auf dem Schwarzmarkt kaufen, wirkt nicht gerade wie eine Stadt, die sich im Krieg befindet oder wo die deutsche Bevölkerung unterdrückt wird. Auf den Straßen begegnen Sie lediglich den Rebellen und diversen Nazisoldaten. Das endet oft in kleinen Gefechten, die Sie auf dem Weg zwischen Auftraggeber und Missionsort oder umgekehrt führen müssen oder können. Hier ist nichts von der beklemenden Atmosphäre der Krankenhausmission oder den tollen okkult-mysteriösen Eindrücken anderer Hauptmissionen zu merken. Der Sound und die Musik dagegen sind wieder hochkarätiger. Die Gegner schreien sich in Gefechten in deutschem Akzent zu und die Sprachausgabe der Dialoge bei Auftraganahme sind auch in guter Qualität. Auch hier wurde sehr darauf geachtet, dass jeweils ein deutscher Aktzent oder teilweise auch passende russische Aktzente zum Einsatz kommen. Die Waffeneffekte und Explosionen sind kraftvoll und fordern den Subwoofer endlich mal wieder. Der größtenteils treibende Soundtrack ist stimmig und drängt nie zu sehr in den Vordergrund. Hier gibt es wenig zu bemängeln. Die Handlung von Wolfenstein dagegen ist nicht sehr tiefgründig, aber ordentlich erzählt. Es fehlt einfach an Überraschungen und an ausgearbeiteten Charakteren.

Persönliches Fazit?

Die Geschichte in Wolfenstein ist oberflächlich und ohne überraschende Wendungen , aber mal ehrlich wer erwartet das von einem Shooter der von id Software produziert wurde. Hier kriegt man was id Software schon immer gemacht hat: unkomplizierte, schnelle Action und das ist auch gut so. Leider hat das Wagnis einer halbgaren nicht linearen Stadt die Atmosphäre etwas kaputt gemacht wird. Wer über eine schwache, aber ordentlich erzählte Geschichte und Probleme bei der Atmosphäre hinwegsehen kann bekommt ein gute, kurzweilige Actionunterhaltung mit ein paar originellen Ideen.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Alte Technik gut genutzt / Texturen
  • Sound: Kraftvolle Effekte / gute Vertonung
  • Balance: Optionale Upgrades / Vier Schwierigkeitsgrade
  • Atmosphäre: Übernatürliche Aspekte / Meistens sehr stimmig
  • Bedienung: Shooterstandart
  • Umfang: ca. 8 Stunden Spielzeit
  • Leveldesign: Abwechslungsreich / gutes Leveldesign / Schätze
  • KI: Shooterstandard
  • Waffen & Extras: fiktive Waffen / Paralleldimension mit Kräften
  • Handlung: Okkultismus im Zweiten Weltkrieg / gut erzählt
  • Grafik: Polygonarm
  • Sound: -
  • Balance: Standardgegner später zu schwach
  • Atmosphäre: Isenstadt zu leer und ohne groß Atmosphäre
  • Bedienung: -
  • Umfang: -
  • Leveldesign: Isenstadt
  • KI: -
  • Waffen & Extras: -
  • Handlung: Keine Wendungen / Kaum Neues / Charaktere

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



Kommentare(5)
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