Bluttriefende Filmumsetzung

Der Vielfraß, der zur Familie der Marder gehört, ist ein Raubtier und lebt in Nordamerika und dem nördlichen Eurasien. Er erreicht eine Körpergröße von 65 bis...

von nummer47 am: 18.10.2009

Der Vielfraß, der zur Familie der Marder gehört, ist ein Raubtier und lebt in Nordamerika und dem nördlichen Eurasien. Er erreicht eine Körpergröße von 65 bis 105 Zentimetern. ... Moment mal ... hmm. Hups, das ist ja hier gar nicht der Bio-Vortrag meines Neffen.
Hier geht es zwar (namentlich) auch um den Vielfraß, oder auch bekannt als Bärenmarder, aber der engl. Begriff dafür ist bedeutend cooler und für Comic-, Film- und Videospielbegeisterte auch vielsagender: Wolverine. Mit dem Spiel zum Film X-Men Origins - Wolverine zeigt Raven Software, dass sie immer noch gute Spiele machen können.

Lass die Katze aus dem Sack

Filmversoftungen haben bei Videospielern einen schlechten Ruf. Das liegt an vielen lieblosen Umsetzungen, die man uns Jahr für Jahr präsentiert. Auch die X-Men-Filme wurden schon ein paar mal verwurstet, meist mehr schlecht als recht. Einzig die Riddick-Spiele und Blade Runner fallen mir spontan, als Vertreter guter Filmumsetzungen, ein.
Um es bei Wolverine besser zu machen, hat man (wieder) das bekannte Studio Raven Software ins Mutantenboot geholt. Bei diesem Studio horchen manche auf. Diejenigen, die noch die Heretic/Hexen-Serie kennen, alte Soldier of Fortune-Veteranen oder Lichtschwertschwinger. Viele wissen auch, die Jungs übertreiben gern mal. So auch hier. Ist der Film noch ab 16 Jahren freigegeben, geht es hier erwachsener zur Sache. Wenn scharfe Klingen durch einen Körper fahren, dann entstehen da nicht nur kleine Kratzer.
Das Spiel wird teilweise in Rückblenden erzählt, folgt also nicht strikt der Filmvorlage. Trotz der breiten Palette, welche die X-Men vorgeben, steuert man stets nur Logan, besser bekannt als Wolverine. Richtige Entscheidung, denn schließlich geht es hier ja geschichtlich auch nur um den Mann mit den Stahl..., tschuldigung, Adamantiumklauen.

Eins, zwei, Schnitt

Wie oben kurz angedeutet richtet sich das Spiel klar an ein erwachsenes Publikum. Da werden Helikopterpiloten mit den Köpfen in die Rotorblätter ihrer Fluggeräte gehalten, Arme werden herausgerissen und mit ihnen anschließend auf das Opfer eingeschlagen. Wer sich mit Wolverine anlegt sollte schmerzfrei sein. Wer möchte kann den Gegner auch mit einem Quickkill besiegen. Dazu reicht es den Gegner zu packen und die Taste für den schweren Angriff zu drücken. Nun verlangsamt die Szene und einen kurzen Augenblick später blitzen Wolverines Klauen kurz auf. In diesem Moment schnell die Angriffstaste gedrückt und der Gegner scheidet besonders blutig aus dem Leben. Neben verschiedenen Standart-Attacken, kann man noch einige Spezialangriffe lernen. Für jeden toten Gegner bekommt man neben Rage-punkten, die man für diese Angriffe braucht, auch noch Erfahrungspunkte, mit denen im Level aufsteigt. Für jeden Levelaufstieg bekommt man Punkte, mit denen sich die eigenen Fähigkeiten weiter verbessern lassen. So wird man allgemein stärker oder verbessert eine der (meist) tödlichen Spezialattacken.
Hinzu kommen Mutagene die sich in den Leveln finden lassen. Maximal drei lassen sich gleichzeitig benutzen. Diese Mutagene erhöhen dauerhaft unsere Gesundheit, ermöglichen schnellere Attacken oder zum Beispiel mehr Erfahrungspunkte. So lässt sich die Spielfigur den Vorlieben des Spielers anpassen. Wer viel mit Rage arbeitet, kann sich so den möglichen Vorrat erhöhen und sich pro Gegner mehr Rage zukommen lassen.

Kratos? Nie gehört!

Der Entwickler hatte eine große Vorlage für dieses Spiel und die hieß God of War. Ähnlich wie im Sony-Titel kämpft man sich durch Horden von Gegnern. Dabei kann Logan ähnlich wie Kratos auf einige Spezialfähigkeiten vertrauen. Dazu gehören Angriffe, wie im oberen Abschnitt bereits erwähnt und sein 7. Sinn. Mit der Eigenschaft Feral Sense wird alles um Wolverine weiß bzw hellgrau. Nur Objekte mit denen man interagieren kann sind grün hervorgehoben. Hinzu kommt ein hellblaues Band welches von Wolverine ausgeht. Dieses Band zeigt den Weg durch den jeweiligen Abschnitt des Spiels. So ist es nahezu unmöglich sich in dem Spiel zu verlaufen.
Ähnlich wie in der God of War-Serie kann man auch Geschosse des Gegners zurücklenken. Sind es in der mystischen und antiken Welt meist Pfeile, gehen hier Raketen postwendend an den Absender zurück. Gegen Kugeln kann Wolverine allerdings nichts ausrichten, was dank seiner wichtigsten Eigenschaft aber nicht wirklich schlimm ist. Sein Körper unterliegt nämlich einem andauernden Selbstheilungsprozess. Dadurch fällt die nervende Suche nach Medikits flach und nebenbei wurde der Heilungsprozess auch noch schick in Szene gesetzt. Jede Verletzung die sich Logan zuzieht wird dem Spieler optisch vermittelt. In Form von Kratzern, Einschüssen oder ganzen „Stücken“ die an ihm fehlen und nach kurzer Zeit schließen sich diese Verletzungen wieder. Wer jetzt denkt, man kann durch diese Tatsache nicht sterben liegt falsch. Nach mehreren gegnerischen Treffern sinkt auch Logans Gesundheitsvorrat gen null. Ein paar Treffer mehr und er liegt erschöpft am Boden und man darf es vom letzten Speicherpunkt nochmal versuchen.
Die Speicherpunkte legt das Spiel dabei automatisch an, schließlich ist X-Men Origins Wolverine eine Konsolenumsetzung. Die Punkte sind jedoch stets fair über das Spiel verteilt, sodass sich der Frust in Grenzen hält. Bereits gemeisterte Level lassen sich später bequem vom Hauptmenü aus nochmal besuchen.

Lara wäre stolz

Die Abschnitte des Spiels könnten unterschiedlicher nicht sein. Wilder Dschungel, kalter Norden, geheime Forschungseinrichtung in der Wüste und so weiter. In jedem dieser Anschnitte ist Wolverine per pedes unterwegs. Dabei zeigt er sich auch von seiner sportlichen Seite. An Felskanten entlang hangeln, an Seilen empor klettern oder über tiefe Abgründe springen. Für das Tier im Manne alles kein Problem. Hin und wieder müssen die Krallen auch mal eingefahren werden um einige Schalterrätsel zu lösen. Diese sind durchweg logisch und des Rätsel Lösung ist auch nie weit weg. Lange Laufwege bleiben einem so erspart. Teilweise könnte man gar Wolverine durch Lara Croft ersetzen, denn gerade die Dschungelpassagen und die darin verstreuten kleinen Rätsel versprühen ein leichtes Tomb Raider-Feeling.

Ältere Comicfans kennen Wolverine nicht erst seit den coolen Filmumsetzungen und wissen daher auch, dass der gute Mann früher anders gekleidet war. An diese Leute hat Raven auch gedacht und Bonuskostüme in das Spiel integriert. Diese müssen erst in den Levels gefunden und später in einem Mann-gegen-Mann-Kampf gewonnen werden. Danach kann man auch mit dem altbekannten gelben Outfit (oder anderen) durch die Levels spazieren.

Nach 5 Kapiteln und ca. 15 Spielstunden ist das Spiel vorbei. In diesen 15 Stunden wird man sehr gut unterhalten und erfährt noch etwas mehr über Wolverine, als es der Film schon ohnehin tut. Durch das Aufleveln der Spielfigur hat Raven eine zusätzliche Motivation eingebaut, denn immer denkt man 'Nur noch ein Level, dann kann ich den Angriff verstärken'. Blendet man dies aus, bleibt ein solider Actiontitel übrig, der genau die richtige Länge hat. Nicht zu kurz und auch nicht zu lang. Für Fans von Wolverine, den God of War-Spielen und literweise Blut ein Pflichtkauf.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: gute Animationen & Effekte, stimmungsvolle Optik
  • Sound: gute Sprecher, passende Musik, knalliger Ton
  • Balance: 3 Schwierigkeitsgrade, nie unfair
  • Atmosphäre: cooler Held, sichtbare Heilung
  • Bedienung: gut mit Gamepad, faire Speicherpunkte
  • Umfang: über 10 Spielstunden, unterschiedliche Umgebungen
  • Leveldesign: Secrets, kl. Rätsel, große Abschnitte, Eastereggs
  • KI: beherscht Spezialangriffe
  • Waffen & Extras: Adamantiumklingen, Bonuskostüme, Spezialangriffe,
  • Handlung: nah am Film mit eigenen Noten, Hintergrundinfos,
  • Grafik: teilweise Grafikfehler, kaum Einstellungsmöglichk.
  • Sound: -
  • Balance: für Profis zu leicht
  • Atmosphäre: wenig Filmfeeling
  • Bedienung: fummelig mit Tastatur & Maus
  • Umfang: kein Wiederspielwert
  • Leveldesign: streng linear
  • KI: weicht nicht aus, oft Kanonen... äh Klingenfutter
  • Waffen & Extras: + levelbarer Charakter + (noch als pro)
  • Handlung: + interessante Rückblenden + (noch als pro)

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(5)
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