Ein einschneidendes Erlebnis

X-Men ist im Kino aus dem Schatten von Superman und Spiderman getreten und hat sich als Trilogie von Superhelden-Movies einen nicht unbedeutenden Platz...

von - Gast - am: 12.05.2009

X-Men ist im Kino aus dem Schatten von Superman und Spiderman getreten und hat sich als Trilogie von Superhelden-Movies einen nicht unbedeutenden Platz erkämpft.
Nun wird die Geschichte weitergeführt, im Kino wie auf der Daddel-Mattscheibe, und der nach einem amerikanischen Magazin gekrönte beste Superheld bekommt seine eigene Story spendiert und darf im Kino wie auch als Game seine Messer wetzen. Den Kinofilm konnte ich mir noch nicht ansehen, aber das Spiel intensiv testen, und ich bin beeindruckt von der Umsetzung.

Solinger Freuden

Dass Logan alias Wolverine das Ergebnis einer Kreuzung zwischen Mutant und Experiment ist, dürfte jedem Fan geläufig sein. X-Men Origins: Wolverine erzählt hier den Werdegang des Wolfsmenschen vom Experiment bis zum X-Men-Mitglied, und wir schnetzeln uns Filmlizenz-typisch durch massenhaft Gegner und lösen einfache Rätsel.
Das Spiel ist dabei nicht zimperlich und schickt uns sofort ohne Umschweife ins Gefecht. Ein mit integriertes Tutorial beschränkt sich lediglich auf die Erklärung der Sondertasten und erläutert uns im Laufe des Spiels einige Spezialangriffe und -fähigkeiten. Dabei erzählt sich die Story in zwei parallelen Handlungssträngen meist durch toll animierte Zwischensequenzen.

Küchenmesser adé

Der Levelaufbau ist ambitioniert ausgefallen, verliert aber wie einige Sachen im Spiel an Nachhaltigkeit. Wir kämpfen uns abwechselnd durch Wolverines Einsatz im Dschungel Afrikas, um in Umblenden seinen Weg zur Rache an seiner Freundin zu erzählen. Dabei sind beide Handlungsstränge schön miteinander verwoben und bleiben so interessant.
Dass uns dabei einige Gegner im Wege stehen, merken wir recht schnell, wenn wir in Scriptschlachten noch und nöcher geschickt werden. Dabei verwendet Wolverine nur seine Klingen als Waffe, die Schießprügel der Gegner sind nicht aufnehmbar. Was der Gute aber an Bewegungen drauf hat, macht dieses Manko wieder wett, auch wenn er nicht ganz mit einem persischen Prinzen mithalten kann.
Da ich die englische Version spiele, ist mir sofort der extreme Gewaltgrad aufgefallen, der erstens nicht zum Ambiente der Filme passt und zweitens relativ schnell seinen Reiz verliert, da man später vergeblich auf Neuerungen wartet. Auf jeden Fall werden hier Gliedmaßen zertrennt, Blut spritzt so viel in der Gegend herum, da wird glatt ein 'Dead Space' blass.
Da dies aber nur marginal stört, liegt am Kampfsystem, das uns einige Möglichkeiten der Herangehensweise bietet. Wir springen, stechen, hauen, drehen uns und hacken auf die Gegner ein, dass es die wahre Freude ist, in manchen Levels können wir teils schwierige Gegner einfach durch Werfen in ihr Verderben schicken. Sehr positiv, das verlangt auch ein wenig taktischen Anspruch.

Schweizer Taschenmesser sind out

Die Gegner reichen vom einfachen Soldaten mit Maschinengewehren bewaffnet bis hin zum riesigen Roboter. Jeder Gegnertyp reagiert zwar anders in seinem Kampfverhalten, aber allgemein muss ich die KI als schwach bezeichnen, denn mehr als rückwärts zurückweichen tun die Kameraden nicht, sondern bleiben ballernd wie angewurzelt stehen, auch wenn ich erlebt habe, dass die sogenannten Goliaths mit ihrem Schild die Soldaten schützten. Schwieriger sind da eher die Schwertkämpfer, die relativ agressiv reagieren und mich gut auf Trab hielten. Darüber hinaus kriegt man es noch mit einigen Bossgegnern zu tun, die später öfter auftauchen und mich bis zum 2. Drittel des Spieles nur noch annervten. Das dauerte, bis man den haushohen Roboter zu bekämpfen hat, der zwar nicht unmachbar ist, aber mich schön forderte.
Ansonsten dürfen wir genretypisch einige Schalter-, Schiebe- und Sprungrätsel lösen, die zwar nicht sonderlich schwer ausgefallen sind, aber durchaus Abwechslung ins Geschehen mit einbringen.
Des Weiteren können wir durch Erwerb von Erfahrungspunkten, Fähigkeiten, Mutagenen und dergleichen Wolverine noch weiter verbessern, stärker und widerstandfähiger zu machen. Dies wirkt sich allerdings nur auf die Kämpfe aus, aber immerhin.

Machetenchaos

Irgendwann kommt der Punkt, an dem wir uns sattgesehen haben an den Kämpfen, und prompt hält auch der Bugteufel leider Einzug ins Spiel, was den Eindruck zum Schluß ein wenig trübt. Clippingfehler und Texturenprobleme schleichen sich plötzlich ein, was wir vorher nie zu bemängeln hatten. Die Levels wurden hübsch designt, allerdings im Schlauchformat, so dass wir höchstens ein paar Ecken finden, wo wir durch sogenannte 'Dog Tags' zusätzliche Erfahrungspunkte sammeln können. Ansonsten ist alles streng linear gehalten.
Die Portierung von der Konsole kann sich durchaus sehen lassen, denn die Steuerung geht gut von der Hand, wenn sie auch ein wenig empfindlich reagiert, dafür ist sie dementsprechend einstellbar im Gegensatz zur Grafik.
Die ist für ein Konsolenprodukt sehr gut geworden bis auf die üblichen Fehler (kein AA, Texturenschwankungen). Cool anzusehen ist allerdings Wolverine, der desöfteren bis auf die Knochen voller Einschußlöcher ist und dessen Haut sich langsam wieder regeneriert. Positiv sind die Effekte und Animationen ausgefallen.

Klingenwaffen

Soundtechnisch habe ich kaum Anlass zur Kritik, die Umgebungsgeräusche unterstützen die Dynamik des Spiels bestens, die englischen Sprecher sind durchweg erstklassig und die Musik ist gelungen, auch wenn die durch ihre fehlende Abwechslung leicht in den Hintergrund gedrängt wird.
Weitere Features sind das Erwerben von Boni, die man durch Einsammeln von klassischen Wolverine-Uniformen freischalten kann. Es gibt auch Statistiken über unsere Kampferfolge, und in den Ladebildschirmen bekommen wir ein wenig von der Historie in den Comicbüchern mit sowie Fakten rund ums X-Men-Universum erzählt.
Es lässt sich resümieren, dass ich X-Men Origins: Wolverine als durchaus gelungene Lizenzumsetzung verstehen möchte, die allerdings den ganzen großen Sprung durch Designschnitzer, offentsichtlichen Termindruck und dem Aufkommen einer gewissen Routine nicht geschafft hat. Unterhaltsam ist das Spiel aber allemal, da können sich manche Lizenzschlaffis gerne was davon abschneiden.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: Effekte, Animationen
  • Sound: Geräusche, tolle Sprecher, Musik gut...
  • Balance: gute Lernkurve, Rätsel ok
  • Atmosphäre: gutes Filmfeeling, unterhaltsam
  • Bedienung: gut portiert
  • Umfang: nicht zu kurz
  • Leveldesign: nette leichte Rätsel, Abwechslung
  • KI: hilft sich gegenseitig, Schwertkämpfer fordernd...
  • Waffen & Extras: Viele Spezialattacken, Repertoire an Bewegungen
  • Handlung: kinoreif, gut erzählt
  • Grafik: Texturenqualität schwankt, kein AA
  • Sound: ... aber abwechslungsarm
  • Balance: für Profis zu leicht
  • Atmosphäre: Brutalität unpassend zum X-Men-Universum
  • Bedienung: ein wenig empfindliche Maussteuerung
  • Umfang: -
  • Leveldesign: Schlauchlevels
  • KI: ...sonstige agieren als Kanonenfutter
  • Waffen & Extras: Waffen können nicht aufgenommen werden
  • Handlung: ein wenig verwirrend

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 5, weniger als 10 Stunden



Kommentare(2)
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