Öfter mal was Neues...?!

Von Roadwarrior · 27. Januar 2020 ·
  1. 2020 ist ein interessantes Jahr. Es wird die „next gen“ der Konsolen geben, große Spiele stehen uns ins Haus und Star Citizen soll wohl zumindest was die Einzelspielerkampagne betrifft endlich das Ziel erreichen…

    Es gäbe also in der Tat durchaus Gründe, in grenzenloser Euphorie zu zerfließen – leider stellt sich dieses Gefühl irgendwie nicht ein bei mir.

    Na? Wo bleibt der Kick??

    Nun könnte man sich ja wirklich auf einige große Titel freuen. Früher hat das ziemlich gut geklappt bei mir, noch bei „Far Cry 4“ und „Witcher 3“ war ich recht begeistert und hab‘ auf den Release der Titel hin gefiebert. Diese Vorfreude ist bei mir in den allermeisten Fällen der Erkenntnis gewichen, dass ich mehr vom Gleichen bekomme. Das muss nicht immer schlecht sein, die berühmte „Ubi-Formel“ funktioniert bei mir ganz gut, weil ich Spiele wie die Assassins-Creed-Reihe oder eben Far-Cry-Games einfach mag. Trotzdem ist es ein Unterschied, ob ich ein Spiel „mag“ und gerne spiele oder ob ich davon total geflashed bin und gar nicht mehr runter komme vor lauter Begeisterung.

    Ich hab’s satt…

    Na gut, ganz so krass wie sich das anhört ist es nicht. Dennoch ist das Wort „satt“ schon passend für das, was ich damit sagen will. Abgefüttert an den Futtertrögen von Steam, Epic und Konsorten oder durch diverse Sales in den Marktplätzen der Konsolen geht irgendwann auch dem organisiertesten Zocker langsam aber sicher der Überblick verloren und natürlich ist auch die Zeit zu Spielen und die Energie die man aufbringen kann begrenzt. Je nach der persönlichen Disziplin eines Spielers ist der „Pile of Shame“ größer oder kleiner…ich glaube aber, dass es nur relativ wenige Zocker gibt, die wirklich alle Spiele die sie besitzen wirklich komplett durchgespielt haben. Ich selbst bin davon jedenfalls weit entfernt. Selbst wenn ich im Lotto gewinnen würde und meine komplette Zeit mit diesen Games verbringen würde, wäre das nicht zu schaffen…es ist zu viel geworden.


    Irgendwie war eine Zeit lang die „Sammelleidenschaft“ größer als der Ehrgeiz, die Spiele dann auch zu anzupacken. Woran das seinerzeit gelegen haben mag, kann ich nicht sagen. Selbst meine Mutmaßungen waren derart dünn, dass sie sogar für mich persönlich keinen echten Sinn ergeben haben.

    Woran liegt’s denn?

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    Interstate '76 - bis heute hat sich niemand mehr an einen echten Nachfolger der Spielereihe gewagt...

    Selbstverständlich gibt es immer noch große, grandiose Spiele. Und natürlich passiert es mir auch immer mal wieder, dass mich eins davon richtig einfängt und bei der Stange hält. „Red Dead Redemption 2“ etwa habe ich auf 3 Plattformen inzwischen insgesamt 4 x durchgespielt. Aber generell fühle ich, dass sich etwas verändert hat in der Art, wie ich Spiele konsumiere. Das liegt natürlich teilweise an mir selbst…mein Alter, mein Beruf, mein Erfahrungen. Teilweise sind es Faktoren, die ich nicht beeinflussen kann: ich sehe viele Videos über die Spiele und werde mit Informationen, Meinungen, Wertungen und irgendwelchen Ausblicken förmlich zugeschi…ähm…überfrachtet. Und teilweise sind es die Hersteller der Spiele, die mich nicht mehr wirklich erreichen, weil sie keinen Mut mehr haben. Das schließt den Kreis zu Ubisoft und der generischen Formel, mit der die Spiele dort produziert werden. Auch EA macht das so mit seinen AAA-Serien und natürlich auch Activision-Blizzard.

    Man produziert einen leicht veränderten Klon des Vorgängers. Damit wird man keine Verkaufsrekorde brechen, kann aber im Grunde fast blind mit einer gewissen Einnahme rechnen. Das freut das Management und die Anleger. Der Spieler wird bedient und ist im Grunde ja nicht unzufrieden mit seinen „Menu“ – er bekommt nur leider keine Leckerchen mehr, aber daran gewöhnt man sich. Schon beinahe routiniert rufen Core-Gamer ihre jährlichen Updates von FIFA, CoD, Battlefield und was weiß ich nicht alles ab. Es ist ein gutes Geschäft für die Konzerne und in den meisten Fällen auch eine relativ gleichbleibende annehmbare bis gute Qualität für die Endkunden.

    Es steht nicht zu erwarten, dass EA ein FIFA komplett verkackt. Ein CoD wird auch nicht abschmieren in den Bereich „mangelhaft“. Wenn was wirklich nicht passt, wird eben gepatched – das ist in Ordnung und macht ja auch Sinn.

    Der Haken…

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    Wreckfest - ein gutes Spiel...es hätte bei entsprechendem "Background" herausragend sein können...

    Aus meiner Sicht ist der Haken die Tatsache, dass sich nur noch relativ kleine Studios – teilweise aus dem Indie-Bereich – an Spielkonzepte wagen, die wirklich frisch und innovativ sind. Auch den Mut „totgesagte“ Genres zu beleben wie Strategie oder Weltraumspiele findet man eher selten bei den großen Herstellern. Ja, Microsoft bringt nun „AoE4“…aber das ist schon eine relativ große Ausnahme. „Star Citizen“ etwa bekam eine komplett eigene Firma als Grundlage, weil Veröffentlichungsdruck und Massentauglichkeit des Titels sonst eine zu große Hypothek für die Umsetzung und vor Allem die Kreativität bedeutet hätten.

    Was hätte aus einem „Wreckfest“ oder einem „Greedfall“ werden können, wenn mehr Ressourcen vorhanden gewesen wären? Ein „Hunt – Showdown“ wäre mit mehr Mittel auch zu deutlich größeren Leistungen fähig gewesen. Wieso müssen Spiele wie „Day Z“ gefühlte 200 Jahre im Early Access bleiben, weil einfach die Mittel der Hersteller beschränkt sind?

    Wo bleiben Nachfolger zu Spielen wie „Red Baron“, „Interstate 76“ oder „Crimson Skies“??? Der nicht berechenbare Erfolg (oder eben nicht) solcher Spiele verhindert meiner Meinung nach, dass sich potente Entwickler solchen Titeln zuwenden. Natürlich gibt es Ausnahmen. Rockstar hat sich seinerzeit mit „GTA“ und dann mit der „RDR“-Reihe ein Stück weit aus dem Fenster gelehnt. Aber die neueren Ableger dieser Serien wurden derart professionell aufgebaut und abgearbeitet, dass ein Erfolg trotzdem mehr oder weniger vorbestimmt war und das unternehmerische Risiko eines „GTA V“ oder „RDR2“ tendierte im Grunde gegen Null.

    Ausnahmen bestätigen die Regel

    Ab und zu erscheint dann mal ein Spiel, das sich trotzdem traut. „Horizon – Zero Dawn“ etwa, dass ich absolut grandios fand und an dem mich nur die Tatsache störte, dass ich meinen Charakter nicht frei konfigurieren durfte. „Days Gone“ war toll und auch „Gears 5“ verließ trotz vieler Vorgänger die gewohnten Pfade und versuchte ein paar neue Dinge. Professionell produzierte AAA-Titel, die etwas gewagt haben – leider alle auf Konsole entwickelt. „Gears 5“ ist auf dem PC spielbar, aber dennoch kommt der Mut zu solchen Spielen leider sehr oft nicht aus dem PC-Lager.

    Ich glaube das letzte wirklich „mutige“ Spiel am PC von einem Top-Hersteller war der Serienableger „FarCry 3 – Blood Dragon“ – das Game war herrlich bekloppt, nahm sich selbst und auch uns nicht ernst und blieb in Erinnerung. Ein Erfolg war es außerdem, mehr als von Ubisoft seinerzeit erwartet wurde.

    Ja, „Anthem“ wäre auch „mutig“ gewesen, wenn es nicht an ganz anderer Stelle verkackt worden wäre. Servicegame…meine Fresse…

    Jammern auf hohem Niveau…

    CoD.jpg

    Call of Duty - welchen Teil spielen wir eigentlich grade...Alleinstellungsmerkmale sind Mangelware

    Wirklich beschweren kann man sich ja nun nicht. Es gibt viele Spiele, mit denen man echt Freude haben und seine Freizeit verbringen kann. Wenn man dann noch plattformübergreifend unterwegs ist, steht einem ein weites Feld an Angeboten und Möglichkeiten zur Verfügung.

    Jeden Monat gibt’s kostenlose Spiele bei den verschiedensten Anbietern, es gibt „Flatrates“ mit wirklich guten Spiele-Portfolios und man kann in Sales wirklich günstig an Berge von Spielen kommen. Raubkopien dürften in der heutigen Zeit kaum noch ein Faktor sein aufgrund dieser Umstände.

    Was ich beklage ist einfach das Gefühl, dass sich die Jungs und Mädels in den Konzernen mal wieder mehr trauen sollten. Etwas wagen…und wenn man am Ende nur Erfahrung gewonnen hat, sollte das auch genügen. Angeblich denkt man gerade um bei Ubisoft und will den Spielern wieder mehr Innovation bieten.

    Würde ein derart großer und einflussreicher Konzern diese Tür auch nur im Ansatz öffnen, hätte der Rest der Branche fast keine andere Wahl als auch ein bisschen in diese Richtung zu denken und zu handeln. Den Stempel „neu & innovativ“ einfach so der Konkurrenz zu überlassen, kann sich keiner der „Großen“ leisten.

    Ich erwarte gar keine Wunder oder Revolutionen…mich würde schon eine Kurskorrektur im kleinen Rahmen freuen. Wenn man der Innovation trotz Anleger-Versammlungen, Aktien-Drucks und Gewinnprognosen auch bei den entscheidenden Herstellern von Videospielen ein wenig Luft zum Atmen lässt und einen Teil des eigenen Budgets in den Bereich „Neuentwicklungen“ steckt, statt das Geld in immer gleichen Aufgüssen zu verdampfen…

    Irgendwie ist dieses Jahr ein Jahr der (kleinen) Hoffnung, dass ich mal ein Spielkonzept zu sehen kriege, dass ich nicht erwartet habe und das mich wirklich richtig begeistern kann.

    Über den Autor

    Roadwarrior
    1975 auf die Welt losgelassen bekam ich 1982 von meinen Eltern zu Weihnachten ein Atari 2600 überreicht - seitdem nahm die Spirale ihren Lauf. Ich bin seit inzwischen etwa 40 Jahren "ingame". Durch verschiedene Berufe, Beziehungen, eine Ehe, Wohnorte und Weltanschauungen hindurch waren in meinem Leben in den letzten 25 Jahren nur 3 Sachen konstant: Motorräder. Heavy Metal. Gaming.

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