„Hussa und so“ – Die Faszination Point’N‘Click

Von MekThor · 11. Dezember 2017 · Aktualisiert am 18. Dezember 2017 ·
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  1. Das Adventure ist tot! Es lebe das Adventure! Nach Jahren des vermeintlichen Dahinsiechens wird dem Genre des Adventure nun der letzte Sargnagel gereicht. Die Podcastfolge 19 zählt das Point’N’Click Adventure zu den Sterbenden, wenn auch in der den Podcastenden anmutenden Hoffnung, dass doch bitte jemand etwas dagegen tun möge.

    In den Kommentaren regte sich zurecht Widerstand gegen den Abgesang und ein Stakkato an aktuellen Titel und Remasters wurde angeführt, um die Wahrheit zu unterstreichen: Das Adventure ist nicht tot. Auch ein Blick in mein Steamkonto verrät eine offensichtliche Neigung zu solchen Titeln. Wie kommt es dann, dass solch kluge, gutaussehende und gewitzte Menschen, wie unsere Lieblingspodcaster, sich derart in Fehlprognosen ergehen? Klar, es gibt keine AAA-Titel im Adventure Segment, aber als ich im Kino (!) die Werbung für Silence gesehen habe, fühlte ich mich so, als ob wir wieder auf dem Weg dahin sind. Es gibt meines Erachtens auch einige gute Gründe, warum Adventures in der nächsten Zeit nicht in die Reihe der toten Genres (so es sie denn wirklich gibt, aber das ist eine andere Geschichte) eingehen werden.

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    Let me tell you a story about…

    Adventures können sich wie kaum ein anderes Genre Zeit für ihre Geschichten und Charaktere nehmen. Dabei erleben wir zwar oft, das klassische Motiv der Heldenreise, des Abenteuers, in unterschiedlichsten Gewändern, aber die Inszenierung ist es ja, die dem Spiel den Charme verleiht. Deshalb fühlen sich ein Monkey Island und ein Deponia z.B. inhaltlich letzten Endes aufgrund ihrer Szenarien und Figuren unterschiedlich an, obwohl das Spielprinzip dasselbe ist und ich in beidem einen total von sich überzeugten Trottel spiele, der von einer Katastrophe in die nächste kommt. Aber es geht auch tiefgründiger, wie ein The Whispered World oder ein Fran Bow zeigt und sicherlich auch diverse andere Adventures. Einige mögen über den Wiederspielwert von Adventures mosern, aber schlussendlich zeigt nicht nur der letzte Remastered-Wahn rund um The Day of the Tentacle und die ersten beiden Monkey Island Spiele, dass es sich bei Adventures eher wie mit den alten Lieblingsfilmen verhält: Man holt sie halt doch immer wieder aus dem Schrank, häufig auch gerade, weil man schon alles kennt und dennoch immer wieder eine gute Geschichte erlebt.

    Die Zukunft ist mobil.

    Für solch einen Satz kann man im der GameStar-Community, wo der gute Gaming-PC noch was zählt, durchaus Blut und Morde riskieren. Aber sehen wir es doch einmal so: Adventures zeichnen sich in der Regel dadurch aus, dass ich sie mit relativ wenig Aufwand bedienen kann. Ideal also für den Smartphone- und Tabletmarkt, die auf Spiele dieser Machart angewiesen sind. Viele Adventures besitzen ja bereits einen Port für die mobilen Endgeräte. Aber auch mobil ist am Ende der Laptop, welcher, auch schon oft totgesagt, sich heute auch noch einer sprühenden Lebendigkeit erfreut. Die meisten Menschen besitzen allerdings keine Hardcore-Gaming Laptops, sondern eher die Standardarbeitstiere, auf denen die Office-Programme stabil laufen, die Basisausstattung aber mittlerweile genug hergibt, dass man auch mehr als Age of Empires auf dem Laptop spielen kann. Adventures profitieren in meinen Augen von diesem Trend durch ihre in der Regel niedrigen Hardwareanforderungen.

    Wir, die Spielenden.

    Solange die Behauptung, ein Genre sei tot, die Anhängerinnen und Anhänger auf die Barrikaden treibt und dazu führt, schnell noch eine Kickstarterkampagne zu unterstützen und dann mit dem Link im Kommentar dem Häretiker zu entgegnen: „Hier, schau! Wir sind hier und wir sind viele!“, solange ist ein Genre nicht tot. Es mag sein, dass die Gesamtzahl der Spielenden im Genre weniger geworden ist, aber das gibt keinen Aufschluss darüber, wie es dem Genre geht.

    Stetig bleibt nur die Veränderung.

    Das Genre hat sich verändert, musste sich verändern. Den Trend zum Episodenformat beispielsweise finde ich persönlich aus zweierlei Gründen nur konsequent. Zum einen bietet es die Möglichkeit, in kleineren Häppchen zu veröffentlichen, was nicht nur die Einkommensquelle im Idealfall konstant halten kann, sondern auch über einen längeren Zeitraum für Aufmerksamkeit und damit mehr potenzielle Konsumenten sorgt. Zum anderen bietet er auch die Möglichkeit im Zweifelsfall ein erfolgloses Projekt zu beerdigen bevor weiter das knappe Budget verfeuert wird. Ein weiterer Trend ist vielleicht die Vermischung mit anderen Formaten wie Telltale oder den Walking Simulatoren (immer noch eine blöde Bezeichnung), die sicherlich nicht allen gefällt, die aber dem Genre neue Möglichkeiten bietet und schließlich neue Wege erschließt uns als Spielenden neue oder auch alte Geschichten auf unbekannten Pfaden darzubieten.

    Und genau darum geht es doch am Ende des Tages, wegen Hussa und so.

    (P.S.: Wer mit Hussa nichts anfangen kann, sollte Deponia schleunigst nachholen.)

Kommentare

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  1. MekThor
    Die haben doch gerade erst eine Batman-Reihe und eine Guardians-Reihe gemacht und die zweite Staffel von Minecraft Story Mode, die auch ganz gut anzukommen scheinen, wenn man Steam trauen darf. Es ist aber sicher nicht mehr die Masse da, wie noch vor Kurzem, was aber nichts Schlechtes sein muss. The Wolf Among Us sollte doch noch eine zweite Runde spendiert bekommen...

    Dem kann ich mich nur anschließen. Danke LittleRose.

    @PewnBone: Da muss ich DorianGray recht geben. Das Szenario, dass du skizzierst, klingt zwar auch spannend, aber ich sehe darin keinen Platz für Guybrush Threepwood und Co.

    Vonseiten der Spielmechanik her gesehen, hast du meine volle Zustimmung. Vielleicht sollte man die Telltale-Sachen auch eher in eine Linie mit den 90er-Jahre interaktiven Videos setzen, statt sie in die Adventure-Ecke zu schieben. Aber die kennt halt kaum jemand, eigentlich auch zurecht.
    Dennoch denke ich, dass es vom Erzählprinzip her durchaus Parallelen im Adventure-Bereich gibt, weswegen ich auch von Vermischung schrieb. Aber das wird schlussendlich Geschmacksfrage bleiben.

    Wie ich weiter oben schon geschrieben habe, glaube ich nicht, dass es sich hierbei um ein Einzelphänomen handelt. Im Prinzip kann man diese Entwicklung der episodenhaften Produktion ja nahezu überall im Spielemarkt beobachten, nur das es bei den Adventures dann halt Episoden sind und bei anderen Spielen nennt man es schlicht DLC, aber die Tendenz ist m.E. dieselbe.

    The Night of the Rabbit war großartig und das gleich auf mehreren Ebenen. Unbedingte Empfehlung auch von meiner Seite. Das andere Spiel muss ich dann wohl mal meinem Pile of Shame hinzufügen. (-;
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