12 Monate GameStar in 12 Stunden

Seit Jahren wurde und wird kontrovers diskutiert, ob sich die Printausgabe der GameStar verändern bzw. weiterentwickeln muss, und wenn ja, in welche Richtung. Vor knapp einem Jahr schienen die Würfel für eine endgültige Richtungsänderung gefallen zu sein. Im Laufe des Jahres 2014 sodann wurde die "Evolution" der GameStar durchgeführt. Manchmal langsam, manchmal von Ausgabe zu Ausgabe drastisch. Nun, warum mir dies jetzt erst und so prägnant auffällt?



Nun, nach einem einjährigen Auslandsaufenthalt kehrte ich in meine Heimat zurück und war gerade dabei, meine in der Zeit angesammelte Post abzuholen. Darunter: 12 jungfräuliche, original verschweisste Ausgaben der GameStar. Hach, fast hätte ich sie in der Zwischenzeit vergessen. Den Charme einer Petra Schmitz, die immer wieder aufmunternde Schreibe eines Michael Graf oder einfach die monatliche Vorfreude, wenn ich die neue Heftausgabe aus meinem Briefkasten fische.



Und nun lag so ein Stapel in zwölffacher Ausführung vor mir. Es war ein freier Tag, es gab nichts zu tun, also beschloss ich, einen "GameStar-Tag" einzulegen, machte mir einen guten Kaffee und begann damit, mich in chronologischer Reihenfolge durch die verpassten Ausgaben zu schmökern. Die ersten Ausgaben lasen sich noch gewohnt wie anno 2013. Doch schon bald im Frühjahr wurden die ersten Stimmen einer Veränderung laut. Einer Neuorientierung. Gegen Jahresmitte wurde dies deutlicher denn je. Immer mehr rückten ausführliche Hintergrundberichte und Reportagen in den Vordergrund, ja, oft genug fühlte man sich tatsächlich an investigativem Journalismus erinnert. Es waren die Ausgaben, in denen mich Jochen Gebauer immer wieder in kurzen Abständen aus dem Editorial heraus anlächelte. Doch diese Abstände wurden von Ausgabe zu Ausgabe länger. Viel länger. Während ich bei den ersten Ausgaben des Jahres 2014 noch oft nach ca. 15 Minuten zur nächsten griff, vergingen ab den Herbstausgaben plötzlich Stunden. Es wurde dunkel draußen. Ich war gerade bei Ausgabe 12/2014, meine Armbanduhr signalisierte mir durch einen Piepton die Mitternachtsstunde. Einige Stunden und Kaffee später dann legte ich schließlich auch die Ausgabe 01/2015 durchgelesen zur Seite und konnte behaupten: "So, ein Jahr GameStar nachgeholt."



In diesen Stunden jedoch konnte ich mich nicht nur auf den aktuellen Stand bringen, sondern durchlebte in kürzester Zeit auch die aktuelle Entwicklung des Heftes. Es schien mir so, als wäre die GameStar in dieser Nacht in meinen Händen mutiert. Vergleiche ich nun die Ausgabe 01/2014 mit der Ausgabe 01/2015 so muss ich feststellen, dass es sich hierbei um zwei völlig unterschiedliche Konzepte und Richtungen handelt.



"So, gefällt mir dies nun oder nicht?", überlege ich gerade, während ich durch die Ausgabe 02/2015 blättere. Simple Antwort: Ich kann diese Frage zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht beantworten. Einerseits liebe ich die wirklich grandios geschriebenen, umfangreichen und neuen Reportagen und Hintergrundberichte. Mir gefällt die neue seriöse und transparente Richtung und das Gefühl tatsächlich ein Fachmagazin abseits des Standard-Infotaiments in den Händen zu halten. Andererseits wiederum wirkt das Heft aktuell auf mich so neu und ungewohnt, ja, geradezu fremd. Dies kann und wird vermutlich auch daran liegen, dass ich die gesamte "Ladung" Entwicklung in nur wenigen Stunden konsumiert habe. Andererseits hat die Marke GameStar in den vielen Jahren bereits zahlreiche Höhen und Tiefen hinter sich und ist immer daraus gewachsen.



Ich bin zuversichtlich und gespannt, wie sich die Printausgabe der GameStar noch weiterhin entwickeln wird. Ich denke, mit Heiko Klinge ist das Heft aktuell in guten Händen. In seinem Editorial schreibt er in Ausgabe 01/2015 von einem "Weg zum anderen Spielemagazin". Als langjähriger Leser freue ich mich, diesen Weg mitgehen und -gestalten zu können.



Aber lieber Heiko... dass mir das ja kein "selbstverständlich geplanter Crash" wird!