"Beschwerden" oder "Warum ich gerade nicht spiele"

Von Korzark · 9. August 2015 · Aktualisiert am 11. August 2015 ·
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  1. Der nächtliche Wahnsinn beginnt von vorne. Ich schaue durch meine Bibliothek und manchmal ziehe ich eines der vielen Bänder hervor. Manche sind auf dem oberen Rand schon so staubig, man könnte meinen, dass sie nach dem Drucken nie geöffnet wurden. Ich lege die Geschichten aber immer wieder zurück. Langweilig. Schon mal gespielt. Langweilig. Blöder Titel. Langweilig. Keine Bilder. Hab ich meine Katze gefüttert? Ich lasse mich in meinen Sessel sinken und seufze. So viel Geld ausgegeben und kein Plan. Was soll ich bloß spielen? Langsam verstehe ich die Frauen, wenn sie vor dem Kleiderschrank stehen. Ich dreh noch ein bisschen mit dem Mausrad hoch und runter, nur um die Masse an Spielen in meiner Bibliothek zu betrachten und danach aufzugeben. Ich schließe Steam und öffne mein Browserfenster. Etwas neues in der Spielwelt? Nein, die spannenden News habe ich heute schon alle gelesen. Nochmal beim Lieblings-Subreddit nachschauen? Der gleiche Kuhfladen wie heut' morgen. Manchmal denke ich mir, dass das Internet doch nicht so schnell ist. Auch wenn so viele Mengen an Daten hinzugefügt werden, merke ich nichts davon. Ich öffne wieder Steam. Vielleicht bekommen wir einfach nichts mit? Oder ist mein Interessengebiet wirklich so klein? Ich schließe wieder Steam. Soll ich mich auf Jagd begeben? Jagd auf Neues und Geiles. Ich bekomme einen Motivationsschub und gebe in Google etwas ein. Aber was? Es füllt sich an, als würde die Zeit still stehen. Meine Finger schweben über der Tastatur und warten auf mein Gehirn. Ich gebe einen Buchstaben ein: G. Mir wird „google“, „google maps“, „gmx“ und „gmail“ vorgeschlagen. Ich gebe einen weiteren Buchstaben ein: Q. Mir wird ein Name angezeigt: „GQ – Männermagazin“ Die Homepage sieht interessant aus. Ich schließe den Browser öffne Steam. Ich seufze wieder. Kann doch nicht sein. Ich spiele mit den Gedanken den PC einfach herunterzufahren. Puh. Ach ne, in meiner Steam-Bibliothek findet sich bestimmt wieder was gutes. Und der nächtliche Wahnsinn beginnt von vorne.

    „I don't know what to play!“ ist wirklich einer dieser Sätze, die man immer häufiger hört. Dabei gibt es doch wirklich genug zu entdecken im Steam-Shop. Man braucht wirklich nur Geld und man hat alles, was man sich wünscht. Früher war alles besser, da hat man sein Geld zusammengearbeitet und dieses eine Spiel im Mediamarkt gesehen. Nach der Schule mit den Freunden dahin gerannt, damit man bis zum Abend losdaddeln konnte. Und irgendwann konnte man sich es selbst kaufen. Nach der Schule mit den Freunden nach Hause gerannt, damit man bis Mitternacht losdaddeln konnte. Man hatte immer dieses eine Spiel, welches man nie aus dem Gameboy rauszog. Immer die gleiche CD im Laufwerk, nie aufgemacht. Immer die gleiche Cursorbewegung zum Icon, der gleiche Anfangssound. Und jetzt? Ich werde überflutet mit schlechten Indie-Survialgames, die es irgendwie durch Steam Greenlight geschafft haben. Es ist schon unnötig „Indie“ als Tag zu verwenden, trifft doch auf alle Spiele in Steam zu. Jeder darf sich „Indie“ schimpfen, es gibt ja auch keine Überprüfung. Keins von denen interessiert mich. Oh. Ein neuer Manga-Ableger. Wow, wie haben die denn den Sprung geschafft. Und jeder regt sich über die großen Triple-A Titel auf. Ich würde mich freuen, wenn wieder eins von denen auftauchen würde. Und jetzt werde ich langsam „Origin“ und „Uplay“ Fan.Zugegeben, ich selbst besitze viele Indie-Survials. Und ich war auch doof genug um sie zu kaufen. Begeistert von Minecraft wie ich es war, wollte ich immer mehr von Survival und Crafting. 15€ der Durchschnittspreis von den meisten Ablegern. Entweder bin ich schon zu alt für diesen Mist und kann kein Early-Access verstehen oder die Spiele waren wirklich schlecht. Jaja, jeder hat eine eigene subjektive Meinung, ist schon recht. Aber so viele Spiele auf einmal zu sehen und seine Vorlieben herauszufiltern? Ich fühle mich schon wie auf einer Erwachsenenseite. Gefällt dir ein Spiel? Kein Problem! Brauchst es selbst nicht mal anzufassen und es ist im Warenkorb. 2 Klicks und es gehört dir. Oder auch nicht so richtig. Hast dir ja nur die Lizenz zum Herunterladen und Spielen gekauft. Was wenn es Steam auf einmal nicht gibt? Einfach weg? Es gibt etliche Forenbeiträge dazu.

    Beispiel 1: http://forums.steampowered.com/forums/showthread.php?t=870603

    Beispiel 2: https://www.reddit.com/r/Games/comments/18mzcn/i_asked_steam_support_what_happens_to_my_games_if/

    Ich verklage hier niemanden. Ich gebe nicht den Entwicklern die Schuld, dass sie schlechte Indiegames erstellen. Ich gebe nicht den Usern die Schuld, weil sie alles mögliche unterstützen, weil sie es eben gut finden. Wir brauchen diese Gruppen, damit sich Gaming weiterentwickeln kann. Was mich verärgert ist mein Verhalten, jedes Spiel einfach nur zu kaufen und dann nie zu spielen. Ist ja nicht wie beim Butterbrot. Schmeckt nicht? Brauchst du doch nicht zu essen. Aber 15€ raushauen und dann meinen, es nicht zu spielen? Und wenn jetzt Leute meinen, dass man ja jetzt die Rückgabefunktion benutzen könnte, dann finde ich diese Leute und sag diesen Personen, was sie für Schweine sind. Puuh. Jetzt habe ich so viel geschrieben und bin zu keinem wirklichen Punkt gekommen. Vielleicht schreibe ich noch einen zweiten Teil zu diesem Text. Aber jetzt schaue ich mich erst mal in meiner Bibliothek um. Und zwar der mit Büchern.

Kommentare

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  1. Korzark
    Danke an alle für die Rückmeldungen! :)

    Unsere Freiheit behindert unsere Entscheidungskraft. Irgendwie paradox. Hier ein interessanter Zeit-Artikel, auch wenn es nicht unbedingt 100% auf unser Problem zutrifft: http://www.zeit.de/zeit-wissen/2011/06/Entscheidungen

    Ist richtig :P
    Wenn man mal nachdenkt, wie viel Zeit man früher in ein einziges Spiel investiert hat und sich heute die Spielstunden von einem Spiel in einer Steam-Bibliothek anschaut, ist das sehr erschreckend. Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich in "Dynasty Warriors" für die PSOne versuchte, meine Bestzeit zu knacken. Jetzt ertappe ich mich in Fallout 3 dabei, die ganzen Dialoge zu überspringen (die sind in der deutschen Sprache aber auch richtiger Brahminmist).
    Die Sales sind wirklich vom Teufel höchstpersönlich geschickt worden. Für die Entwickler sind diese Sales bestimmt auch nicht der wahre Segen, vor allem jetzt, wo die User das Rückgaberecht besitzen. Vor allem benutzen die keine andere Strategie als die Supermärkte und andere Läden: Bestimmte Sachen gehen nicht weg? Preis senken! Was sich eigentlich ganz gut anhört, ist nur die Manipulation hinter der Idee. Brauchst du eigentlich gar nicht, ist aber im Angebot, morgen wahrscheinlich nicht mehr *KATSCHING* gekauft. Warum sollten Spiele wie "Skyrim" bei jedem Sale im Angebot sein? "Skyrim" ohne alles kostest momentan 14.99€. Im Sale sinkt der Preis meistens auf genau 3.74€. Weil sie das Spiel am Leben halten wollen, wobei es eigentlich nicht wirklich das Spiel des Jahrzehnts ist. Die schier überwältigende Anzahl an Mods hält das Spiel am Leben. Ich behaupte mal grob, dass das Spiel post-release gehypt wurde und dieser Prozess ist lange noch nicht zu Ende. Bestes Beispiel: Shitstorm wegen Bezahl-Mods.

    Finde ich richtig gut! Manchmal sind wirklich geniale Spiele im Steam-Marianengraben.

    Es ist durchaus interessant zu sehen, was der Spielemarkt momentan mit uns macht. "Hype", "Vorverkauf" und "PR-Kampagnen". Langsam hat man wirklich genug von diesen Dingen.

    Ein Tipp, der mir sehr geholfen hat: Alle Trailer, Teaser, Grafiken, etc. ignorieren. Komplett.

    Es sitzen sehr schlaue und kühne Menschen hinter den Kulissen der Werbestrategie und lassen uns sehen, was wir auch sehen wollen. Wer sagt, dass der Start von Fallout 4 reibungslos verlaufen wird? Vielleicht ist es sogar der Flop des Jahrzehnts? Ich freu mich zwar wie DK, wenn er wieder alle seine Bananen zusammen hat, aber ich halte mich dezent zurück und warte ab, bis es erscheint. Dann wird abgerechnet. Nicht nur an der Kasse.
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  2. Jotjoka Lets Plays
    Super geschrieben, ich habe mich in der Vergangenheit auch oft gefragt "Was kann ich spielen?" oder "Hole ich mir jetzt das spiel oder nicht?". Schnell stellte ich dann immer wieder fest das zu den unbekannteren Titeln keine Let's Plays gibt -> Heißt die Unsicherheit ist groß es dann zu kaufen und einen rein Fall zu erleben(Übrigens schöner vergleich mit dem Butterbrot). Aus dem Umstand ist auch mein Channel entstanden, ich versuche genau den Leuten zu helfen, die nicht wissen was sie spielen sollen und die trotz Steam-Reviews immer noch unsicher sind. -> Also falls Ihr bei einem Titel unsicher sein solltet und es noch keine LP,s dazu gibt melden Euch mal bei mir. Mein aktuelles Projekt ist Drea, auch relativ unbekannt. Hier der Link zu meinem Channel:

    https://www.youtube.com/channel/UC0YFhlTLHZK3NWzNOpPkLzQ
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  3. syntax error
    Hab jetzt nicht ganz verstanden worauf du hinaus willst (aber du offensichtlich auch nicht ;) ).
    Das Überangebot und die schnelle Verfügbarkeit ist nicht unbedingt ein Segen sondern es lähmt einen oft eher.
    Aber das Phänomen ist nicht neu. Ich erinnere mich genau so wie oben beschrieben vor meiner Diskettensammlung am C64 und später Amiga gesessen zu haben um durch diverse Diskettenboxen zu blättern. "kenn ich schon, kenn ich schon, hab ich jetzt kein Bock drauf, darauf auch nicht, das hier vielleicht... och nö, ... "

    Dazu kommt noch dass der drang nach was Neuem schneller befriedigt werden kann heute. Zwei Klicks und das spiel ist dir. Ein paar h oder ggf. Tage gespielt, ab in die Ecke, brauche was Neues... Steam Sales sind die Hölle. So viele neue Sachen für so wenig Geld...aber gespielt wird dann das Wenigste davon.
    Ich habe mir vorgenommen die Sales zu ignorieren und nur was zu kaufen wenn ich in dem Genre kein Spiel mehr auf Halde habe. Klappt nicht immer ... ;) aber größtenteils schon.
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  4. Lemu54
    Die Gesellschaft der unendlichen Freizeitmöglichkeiten. Bin auch viel zu oft ein Gefangener meiner selbst und kann keine Entscheidung treffen.


    [z.B. zu dieser Stunde. -.-]
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