Das Bezahlsystem von Genshin Impact steht seiner Erzählung im Weg.

  1. Blog Beschreibung

    Über das Bezahlmodell von Genshin Impact kann man so einiges erzählen und Kritik kann man so ziemlich überall lesen. Dass Gacha prinzipiell eine zwielichtige Angelegenheit ist und eine 0,6% Chance auf DEN EINEN Charakter den ihr haben wollt auch sehr mickrig ist stimmt, will ich aber hier gar nicht thematisieren.

    Viel mehr will ich darüber reden, dass Genshin Impact ein besseres Spiel sein könnte, wenn es nicht auf diese Weise Geld eintreiben müsste. Die Story von Genshin Impact ist altbekannte RPG-Kost. Protagonist wacht in fremder Welt auf. Eine geliebte Person muss gefunden werden und nebenbei retten wir allerhand Menschen und Städte. Sogar der nervige Sidekick, den man am besten als fliegenden Clippy beschreiben kann ist dabei und lässt sich wirklich nicht loswerden. Dabei sind wir (und Anime-Clippy) nicht allein unterwegs, sondern mit einer kleinen Gruppe, mit der wir gemeinsam Abenteuer erleben und die uns mit der Zeit ans Herz wächst.

    Moment... das war ein wenig hastig und passt eher zu Tales of Symphonia. In Genshin Impact haben wir zwar eine Gruppe um uns, aber storytechnisch lernen wir nur die ersten 3 halbwegs organisch kennen. Den Rest erhalten wir nämlich mittels Glücksspiel, und genau da schießt sich das Spiel selbst ins erzählerische Knie. Erstens will euch das Gacha natürlich mehr Charaktere andrehen, als ein knauseriges Mass Effect euch vorlegt. Das sorgt dafür, dass jeder Charakter viel weniger Zeit bekommt als üblich. Unsere erste Bekanntschaft, Amber, hat da mit einer kurzen Questreihe und ein paar Quests um den Gleiter noch Glück. Kayle, den wir kurz später erhalten, kriegt eine mickrige Quest um eine Schatzsuche und taucht dann kaum noch auf.

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    Hier ein Bild mit den drei semi-interessanten Typen, die euch das Spiel an die Hand gibt und vorn in der Mitte einem tatsächlich storyrelevanten Charakter, den ihr aber realistisch gesehen nie erhalten werdet

    Und das ist nicht einmal das größte Problem. Viel wirrer ist da die Tatsache, dass ihr durch das Figuren ziehen sehr früh Charaktere erhaltet, die ihr weder kennt, noch storytechnisch schon treffen dürftet. Und ganz nebenbei findet ihr euch in Quests wieder, bei denen der Auftraggeber keinesfalls involviert sein darf, nur um dann eben diese Person in der Gruppe mit zu schleppen. Ich bin auch gespannt, ob jemals einer der spielbaren Charaktere in echte Gefahr gerät oder gar sterben kann. So oder so öffnet sich da ein Storyloch, dass nicht einmal eine Hand voll Pimm-Partikel stopfen können.
    Kurzum, das gesamte System, wie ihr Charaktere erhaltet spielt aktiv gegen die Erzählung des Spiels. Nur wenige Charaktere haben eine wirkliche Präsenz in der Story und dreimal dürft ihr raten wie deren Dropchance ausfällt, nicht wahr, Master Diluc?

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    Der Flammenschwert schwingende Diluc, der zudem noch nachts als einsamer Rächer umherzieht, ist der Charakter, den euch das Spiel wohl am dringendsten aufdrängen will

    Genshin Impact ist wiedermal ein Spiel, bei dem Monetarisierung und Spiel nicht zusammen passen. Dabei verstehe ich durchaus, dass ein Spiel Geld verdienen muss, aber bei all den Möglichkeiten hätte es vielleicht eine Variante gegeben, die die Story nicht aus dem Fenster wirft.

    Zumal Genshin Impact ohnehin neben dem Gacha weitere Geldmaschinen mit sich herum trägt, wie die auch für Geld kaufbaren XP-Bücher, die eigentlich der einzige Weg zum effektiven leveln sind, da Monster töten quasi keine XP bringt und das dazu führt, dass ihr mit eurem maximal ausgebauten Recken Bücher holt und sie in den Charakter steckt, den ihr gern spielen wollt, mit dem ihr aber langsamer leveln würdet. Und habe ich schon erwähnt, dass die Level zwischen 1 und 20 genauso sinnlos sind wie die zwischen 20 und 40, weil ihr per Buch eure Charaktere immer auf dem gerade verfügbaren Maximallevel haltet, wodurch Gegner auf Level 30 entweder viel zu hart sind, weil ihr gerade 20 seid, oder lächerlich einfach, weil ihr schon auf 40 seid.

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    Erzählerisch hätte ich hier eine nette Herausforderung erwartet, level-technisch hat man aber fast immer einen groben Vorsprung vor den Gegnern

    Ich jedenfalls hatte meinen Spaß mit dem Spiel, bis ich es nach dem ersten Story-Abschnitt beiseite gelegt habe, weil all die störenden Details immer deutlicher wurden. Schade, da man aus dem soliden Grundgerüst etwas wirklich Gutes hätte machen können. Wie wäre es denn mit einer fertigen, durchdachten Erzählung, für die der Kunde so viel bezahlt, dass die Macher ihr Geld rein bekommen. Absurd, oder?
    Stringer gefällt das.
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