Laßt uns mal wieder "Falcon 4.0" spielen!

Von Software-Pirat · 19. Januar 2023 · ·
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  1. Aber, um das gleich zu Beginn klarzustellen, natürlich nicht das Original von 1998. Falcon 4.0 habe ich tatsächlich nie gespielt, sondern maximal installiert. Warum das? Nun, weil viele Mods eine installiertes Falcon 4.0 voraussetzen. Sehr viel gespielt habe ich aber die Neuauflage Allied Force von 2005, die auch sehr gut funktioniert hat. Nun, aber auch Allied Force soll jetzt nicht Thema dieses Blogs sein. Tatsächlich soll es um Falcon BMS in der Version 4.37 gehen. Das bedeutet strenggenommen, daß die Überschrift dieser Blogserie „Laßt uns mal wieder „Irgendetwas von damals“ spielen!“ eigentlich falsch ist. Denn so alt ist die Version 4.37 nämlich nicht. Tatsächlich erschien sie sogar erst kurz vor dem Jahreswechsel 2022/23 und hat mit dem Ur-Spiel von Microprose eigentlich nur noch das Thema. Ich hoffe, ihr mögt mir diese kleine Ungenauigkeit verzeihen. Zur „Strafe“ mußte ich diverse Zeilen neu umschreiben. Denn ursprünglich wollte ich eigentlich die Version 4.36 hier vorstellen, doch dann erschien plötzlich Version 4.37. Tja, so kann es gehen.

    Zu Beginn möchte ich aber erstmals ein wenig auf die Geschichte der Falcon-Serie eingehen. Der erste Teil mit dem Titel Falcon – The F-16 Fighter Simulation erschien bereits 1987 für MS-DOS, Amiga, Atari ST und Mac OS. Entwickler war damals Spectrum Holobyte und das Spiel wurde damals hochgelobt. Vor allem zeichnete es sich durch einen vergleichsweise hohen Realismus aus, der das Spiel doch zu einem ersthaften Simulator eines General Dynamics (heute: Lockheed Martin) F-16 Fighting Falcon Kampfjets machte, zumindest im Rahmen des damals technisch möglichen. So bot das Spiel spannende und anspruchsvolle Luftkämpfe gegen feindliche MiG-21 Jäger und riskante Angriffe auf Bodenziele in Auch ich hatte mir damals Falcon für meinen Amiga gekauft, aber irgendwie kam ich damals nicht so richtig mit dem Spiel zurecht. 1989 erschien eine erste Zusatzdiskette mit neuen Mission, 1990 eine zweite. Auch die beiden Zusatzdisketten kamen gut an, selber gespielt hatte ich sie aber nicht.

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    Der Star der Falcon-Reihe: Die F-16C Block 52, hier bewaffnet mit sechs AGM-65 Mavericks, zwei AIM-120 AMRAAMs und einen ECM-Pod.

    Für den PC erschien Falcon 1988 eine verbesserte Version die Falcon AT hieß und wohl das Falcon 2.0 darstellte. Die Verbesserungen betrafen wohl am meisten die Grafik, den das Ur-Falcon lief noch in CGA-Grafik, die verbesserte Version immerhin in der deutlich bunteren EGA-Grafik.

    Noch einen Schritt nach vorne machte die Serie mit Falcon 3.0. Die damalige Power Play testete das Spiel in der Ausgabe 1/92 und war von dem Spiel damals so begeistert, daß sie sogar glatt den Wertungskasten vergaß und in einer späteren Ausgabe nachreichen mußte. Falcon 3.0 bot glatte drei Einsatzgebiete, neben Israel noch den Persischen Golf und Panama. Drei weitere, nämlich Kaschmir (also Pakistan und Indien), die Kurilen und Korea kamen mit der Erweiterung Operation Fighting Tiger dazu. 1993 kamen noch zwei weitere Erweiterungen hinzu, und zwar Mig-29: Deadly Adversary of Falcon 3.0 und Hornet: Naval Strike Fighter. Beide Erweiterungen brachten jeweils ein neues spielbares Flugzeug hinzu, und zwar, wie die Namen schon sagten, die Mikojan-Gurewitsch MiG-29 (NATO-Codename: Fulcrum) und die McDonnell Douglas F/A-18 Hornet. 1994 gab es dann das Gesamtpaket Falcon Gold. Um das Paket abzurunden, lag der Packung ein Lehrvideo mit den Namen The Art of Kill bei.

    1993 kaufte Spectrum Holobyte MicroProse Software. Unter dem Namen Microprose wurde auch der vierte Teil Falcon 4.0 1998 von Hasbro Interactive veröffentlicht, die zuvor Spectrum Holobytes (und damit auch MicroProse) übernommen haben. Das Spiel erwies sich als sehr gut, die GameStar vergab glatt eine Wertung von 92 %, aber auch ausgesprochen realistisch, hatte sehr hohe Hardwareanforderungen und war leider auch in einem technisch äußerst schlechten Zustand. Mehrere Patches erschienen und halfen. Mit der Version 1.08 (US-Version) endete aber der Support von Hasbro Interactive.

    Das war aber nicht das Ende. Stattdessen begann eine Gruppe technisch versierter Fans an dem Spiel zu arbeiten und veröffentlichten einige inoffizielle Realismus Patches. Einer anderen Gruppe (eTeam) belangte sogar in Besitz des Source Codes. Ihnen gelang es unter anderem den störanfälligen Multiplayercode zu ersetzen. Rechtlich war dies alles eine Grauzone, allerdings war es lange unklar, wer in Besitz der Rechte an den Quellcode war.

    Tatsächlich lagen die Rechte beim kleinen Entwickler G2interactive. G2interactive gelang es sich mit der Community eine Einigung zu erzielen. Diese durften bis zu einem bestimmten Stichtag die exe-Datei patchen, danach hatten Quellcode-Modifikationen zu unterbleiben. Gleichzeitig konnte G2interactive Bestandteile des Falcon 4 SuperPAK-Patches des Unified Teams verwende für eine kommerzielle Verwendung verwenden. Falcon 4.0 Operation Infinite Resolve wurde aber nicht rechtzeitig fertig und erschien nie.

    Die nächste und bislang letzte kommerzielle Version erschien dann im Sommer 2005 von Lead Pursuit, einer Firma bestehend aus ehemaligen Entwicklern der SuperPAK-Patches. Der Name dieses Spieles: Falcon 4.0 Allied Force. Allied Force war eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Original, vor allem lief es stabil. Zudem besaß es mit dem Balkan ein weiteres Szenario. Grafisch war es allerdings nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Lock On, der Vorgänger von Digital Combat Simulator, erschien 2003 und sah deutlich besser aus. Allied Force war gewissermaßen mein (Wieder-)Einstieg in die Falcon-Welt. Während ich mit Lock On nie richtig warm geworden bin, war ich von Allied Force begeistern. Ich verbrachte viele Stunden über den virtuellen Balkan und der Korea-Halbinsel. Ich leistete mir damals sogar einen HOTAS, den Saitek X52, der auch gut funktionierte… zumindest solange er funktionierte. Irgendwann wollte er aber leider nicht mehr so richtig.

    Aber zurück zu Falcon 4.0. Obwohl Allied Force sehr gut funktionierte gab es weiterhin Mods für das Original, z.B. das grafisch sehr schöne FreeFalcon, dies zudem viele alternative Flugzeuge spielbar machte. Bei mir fiel leider FreeFalcon nicht nur durch die hübsche Grafik auf, sondern auch durch immer mal wieder passierende Abstürze. Besser lief OpenFalcon, dies sich aber mehr auf die F-16 konzentrierte. Zudem gab es einige Verbesserungen (im Sinne des Realismus) gegenüber Allied Force, wie zum Beispiel im Bereich des Funkes. OpenFalcon war aber eine Mod für das Original Falcon 4.0. Entsprechend benötigte es auch die Original-CD. OpenFalcon war deshalb dafür verantwortlich, daß ich mir Falcon 4.0 auf eBay kaufte (inklusive des dicken Handbuches!), obwohl ich nie vorhatte es zu spielen. Allied Force blieb aber unterm Strich meine bevorzugte Variante.

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    Kein Vergleich zum Original von 1998: Falcon BMS ist grafisch eine ganz andere Nummer. Die F-15C im Bild ist übrigens kein reiner KI-Flieger.

    OpenFalcon und FreeFalcon werden mittlerweile nicht mehr weiterentwickelt, die mittlerweile einzige noch entwickelte Mod ist Falcon BMS von dem Team Benchmark Sims. Und genau dieses Falcon BMS soll Thema dieses Blogs sein. Als HOTAS habe ich mir mittlerweile den Thrustmaster Warthog angeschafft und den auch schon in Allied Force eingesetzt. Aber jetzt schauen wir mal, wie er sich in Falcon BMS schlägt.

    Falcon BMS ist eine Mod für Falcon 4.0 und benötigt entsprechend auch eine Installation von Falcon 4.0, dem Original natürlich! Mit Allied Force will es nicht laufen. Gut, Falcon 4.0 bekommt man mittlerweile für kleines Geld auf Steam und gog.com. Falcon BMS ist natürlich kostenlos und man kann es sich von der Homepage von Benchmark Sims (www.falcon-bms.com) herunterlagen (am besten den neuen Downloader verwenden, der funktioniert sehr gut).

    Mit meinem HOTAS-Profil für Allied Force kam ich nicht sehr weiter, Falcon BMS hat eine andere Tastatur-Belegung. Entsprechend mußte ich meinen Warthog neu programmieren (kleiner Tipp: Unbedingt gleich im Advanced-Modus arbeiten). Grundsätzlich halte ich mich dabei natürlich an der Original-Belegung des F-16 Sticks.

    Erinnert ich euch noch an den Ramp-Start in Allied Force? Dabei startet man mit einer komplett ausgeschalteten F-16 25 Minuten vor dem Start von Abstellplatz, muß erst den Strom einschalten, das Triebwert starten, die Waffen- und Sensor-Systeme hochfahren und anschließend über dem Taxiway zur Runway rollen und starten. Klingt wahnsinnig kompliziert! Aber keine Bange, so schlimm ist es nicht. Einfach mal ein wenig im Handbuch schmökern (für Allied Force gibt es auch eine deutsche Übersetzung) und kurz darüber nachdenken, warum und weshalb man was macht, hilft ungemein. Im Endeffekt arbeitet man einfach nur eine Check-Liste ab, die man sich auf dem Handy oder Tablett anzeigen lassen kann (es gibt jede Menge guter Tutorials und Checklisten im Internet), oder die man sich halt ausdruckt und im Idealfall auf ein Klemmbrett sich an den Oberschenkel befestigt. So als Kneeboard halt. Spätestens nach dem dritten Mal hat man das einigermaßen kapiert, nach dem zehnten Mal macht es beinahe automatisch. Außerdem kann man nach ca. 10 Minuten bereits starten, die meiste Zeit wartet man ohnehin darauf, daß sich das Navigationssystem kalibriert. Zudem ist jeder einzelne Schritt nachvollziehbar, wenn man ein wenig darüber nachdenkt.

    Okay, bei Falcon BMS könnt ihr das alles vergessen. Da ist alles nochmals deutlich komplexer! Das geht schon beim Starten des Triebwerkes los. Beim meinen ersten Versuch schaffte ich es doch tatsächlich, daß Pratt & Whitney F100-PW-220E in Brand zu setzen, was in Allied Force wohl gar nicht möglich ist. Die Lösung? Mehr Geduld zeigen und dem Triebwerk mehr Zeit lassen beim Hochfahren. Dann will natürlich das Funkgerät richtig eingestellt werden. Funk war bei Allied Force etwas, was man getrost ignorieren konnte. Ich glaube, ich mußte mich gerademal bei der Luftbetankung mit dem Funk beschäftigen. Bei Falcon BMS ist das komplett anders, denn ohne Funk, kommt ihr nicht vom Boden ab. Das liegt daran, daß ohne Funk ihr nicht mit der Bodencrew kommunizieren könnt und deswegen die Bremsklötze nicht entfernt werden. Und natürlich kommuniziert ihr mit der Bodencrew auf einer anderen Frequenz als mit dem Tower. Und dann will natürlich noch das Helmsystem eingestellt werden. Von den ganzen Checks wohlen wir hier gar nicht reden. Oder von IFF, die Freund-Feind-Erkennung, welches bei Allied Force gar nicht umgesetzt war. Kurz gesagt, daß ganze ist schon mal deutlich komplexer geworden. Richtig cool finde ich aber das Hochbooten des Feuerleitradars und die Möglichkeit die ganzen Funkfrequenzen und Wegpunkte im Brieffing einzustellen und dann per DTU (Data Transfer Unit) in den Bordcomputer der F-16 einzuladen. Das kann man sich so vorstellen, daß im Brieffing die Daten auf eine Art USB-Stick gespeichert werden und dann in die F-16 übertragen werden. Nur, daß hier natürlich kein USB-Stick verwendet wird, sondern halt eine andere Art von Datenträger. Keine Ahnung, welcher genau.

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    Das umfangreiche Lexikon lädt zum Stöbern ein. Hier kann man sehr viel Zeit verbringen.

    Glücklicherweise gibt es aber jede Menge Checklisten und Handbücher. Im Installationsordner findet man jede Menge von pdf-Files, angefangen von den BMS-Handbücher, über Karten, Checklisten und Tastaturbelegungen. Es gibt also viel zu lesen und nachzuschlagen. Das ist schon mal vorbildlich, weil die Handbücher fast jedes Detail erklären. Es geht sogar so weit, daß technische Details der F-16 erklärt werden, wie z.B. der Aufbau des Tanksystems. Kleiner Wermutstropfen, es ist natürlich alles auf Englisch. Bonus gibt es sogar ein paar Wallpapers und einen coolen Soundtrack! Wow!

    Wobei man beim Thema Soundtrack sind. WinAmp-User können ihren Lieblingsmusik-Player (also WinAmp ;-)) einbinden und dann im DED (Data Entry Display) per „Cockpit Entertainment“ ihre Playlist abspielen. Ich bin kein WinAmp-User, konnte deswegen auch nicht nicht Deep Purple Highway Star oder Kenny Loggans Danger Zone im Cockpit abspielen. Okay, Letzteres kommt sowieso nur in einem F-14-Cockpit gut rüber… Wer sich jetzt fragt warum, der sollte man den Film Top Gun anschauen. Allerdings sollte man keine Scheu haben Parameter in einer ini-Datei zu ändern. Steht aber auch alles im entsprechenden Handbuch.

    Ich würde jetzt nicht so weit gehen, und sagen, daß man unbedingt einen HOTAS braucht, um in Falcon BMS zu fliegen. Wahrscheinlich reicht schon ein normaler Joystick mit einem Schubregler. Hinzu kommt, die F-16 fliegt sich butterweich und dank Computer Unterstützung sehr einfach. Selbst die gefürchteten Starts und die Landung sind jetzt nicht so wild. In der Luft fliegt sie aber nicht ganz so auf Schienen, wie es bei Allied Force der Fall war. Die F-16 bewegt sich gern ganz leicht ein wenig nach oben und unten. Wahrscheinlich eine Simulation von Luftturbulenzen. Das ist schon gut gemacht, erschwert aber das Fliegen so gut wie nicht. Aber die F-16 ist ja ein Kampfjet und mit der F-16 zu kämpfen sieht es ganz anders aus. Hier hilft ein guter HOTAS mit seinen vielen Knöpfen verdammt weiter um die ganzen Sensoren und Waffen in den Griff zu bekommen. HOTAS ist ja ein Begriff auf der militärischen Luftfahrt und heißt so viel wie „Hand on Throttle and Stick“. Die Idee dahinter ist, daß der Pilot alle wesentlichen Systeme bedienen kann, ohne die Hand vom Schubhebel und dem Steuerknüppel nehmen muß. Und das ist natürlich auch in Falcon 4.0 ein Vorteil. Also ein HOTAS ist schon sehr empfohlen für Falcon BMS. Mit der Tastatur sollte man es übrigens nicht versuchen. Das liegt schon alleine daran, daß für die Steuerung die Pfeiltasten in Kombination mit Shift- und der Strg-Taste (gleichzeitig!) belegt sind.

    Bei Pedalen sieht es ein wenig anders aus, da kann man sogar darauf verzichten. Ich selber benutze auch keine, werde mir aber wohl ein paar anschaffen. Da der Warthog keinen Twist hat, muß ich leider zur Bedienung der Seitenruder auf die Tastatur zugreifen. Das ist nicht so schlimm, wie es sich anhört. Die Seitenruder braucht man nicht so oft, wenn dann bei der Landung. Da hat man aber die Zeit, mal kurz die Hand vom Schubhebel zu nehmen und zur Tastatur zu greifen. Etwas umständlicher ist es aber, das Bugfahrwerk per Joystick zu steuern. Das geht zwar, allerdings reagiert die F-16 schon sehr sensibel auf die Steuerbewegungen.

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    Alles wichtige im Blick! Das Cockpit einer F-16C Block 40. Sehr schön sind die Lichteffekte, wenn die Sonne von hinten ins Cockpit scheint.

    Wichtiger als Pedale empfinde ich ein funktionierendes Head-Tracking-System, also so etwas wie TrackIR. Mit Headtracking hatte ich mich bislang noch nicht beschäftigt. Es war also für mich auch ein komplettes Neuland. Zum Ausprobieren wählte ich erstmals die Freeware Opentrack, die es erlaubt mit einer normalen Webcam die Kopfbewegung zu folgen und sie entsprechend im Spiel umzusetzen. Das funktioniert sogar so gut, daß ich wohl dabeibleiben werde und sämtliche Pläne, mir ein anderes System zu kaufen, beiseitegelegt habe. Und ich muß sagen, es macht schon Spaß! Im Flug den Blick mit der Kopfbewegung zur Seite zu schwenken funktioniert sehr gut und macht richtig Laune. Es ist auch deutlich besser und bequemer, als per Maus oder mit einem Vierwege-Taster am Schubhebel. Natürlich, man muß Zeit investieren um das alles richtig einzustellen. Das ist natürlich klar. Kleiner positiver Nebeneffekt, es werden vier weitere Schalter am Schubhebel frei.

    Das gilt aber leider nicht am Boden während des Rampstarts. Sich im 3D-Cockpit umzuschauen und genau den richtigen Schalter zu fixieren um ihn dann per Maus umzulegen ist alles andere als einfach. Man muß den Kopf schon sehr ruhig halten können, was mir doch etwas schwerfällt. Hinzu kommt, daß bestimmte Schalter gern mal verdeckt werden, wie z.B. der für die EPU, der gern unterm Schubhebel liegt. Falcon BMS bietet die Option ein 3D-Model des Piloten einzuschalten. Dann sieht man auch die Beine im Cockpit, inklusive des Kneeboards auf dem Oberschenkel. Leider erschwert das aber auch den Blick auf die Seitenkonsolen und entsprechende Schalter. Also besser wieder ausschalten.

    Eine andere Möglichkeit ist das 2D-Cockpit, mit dem man sich per Tastatur umschaut. Allerdings ist es nicht, wie bei Allied Force ein echtes 2D-Cockpit, sondern nur das 3D-Cockpit mit fester Blickrichtung. Ich finde das aber okay. Immerhin sieht das 3D-Cockpit verdammt gut aus.

    Wobei generell mir die Grafik von Falcon BMS sehr gut gefällt. Im Vergleich zu Allied Force ist es ein Meilensprung. Die Flugzeuge sehen schon verdammt gut aus, aber auch die Landschaften weißen zu gefallen. Und die Lichteffekte sehen sind toll. Klar, der Digital Combat Simulator DCS ist schon noch mal eine andere Hausnummer. Aber der ist auch kein kostenloser Mod. Und wenn das Sonnenlicht von hinten ins Cockpit scheint, sieht das schon verdammt eindrucksvoll aus.

    Seit der neuesten Version unterstützt Falcon BMS wohl auch VR, ist allerdings noch nicht richtig umgesetzt. Das scheint mit der Zeit aber wohl zu kommen. Da ich selber über keine VR-Brille verfüge, spielt es für mich aber auch keine Rolle. Andere mögen das anders sehen. Aber wer weiß, was alles noch kommt.

    Auch der Sound geht in Ordnung. Allerdings ist es im Cockpit der F-16 doch überraschend leise. Selbst mit vollen Nachbrennern ist das Donnern der Triebwerke kaum zu hören. Das es da ist, hört man aber in der Außenperspektive. Dasselbe gilt auch für das Abfeuern von Waffen. Das ist mal etwas ungewöhnlich, aber wohl so gewollt. Anscheinend dämpft der Fliegerhelm in Kombination mit den Kopfhörern wohl tatsächlich die Außengeräusche stark ab. Und da sich das BMS-Team dem Realismus verschrieben hat (ich gehe auch davon aus, daß zumindest zeitweise echte F-16-Piloten an der Entwicklung beteiligt waren), muß es wohl auch so umgesetzt werden. Mir persönlich fehlt da aber leider ein akustisches Feedback beim Abfeuern der Waffen. Glücklicherweise kann man aber die Lautstärke der externen Sounds etwas hochsetzen. Das mache ich auch, denn das Pfeifen der Triebwerke klingt ziemlich authentisch und gefällt mir sehr gut. Auch die Atemgeräusche klingen cool. Es ertönt aber natürlich nur, wenn das die Sauerstoffversorgung einschaltet.

    Wo wir beim Thema Waffen sind. Im Prinzip funktioniert mein Wissen aus Allied Force auch beim Falcon BMS, meistens zumindest, aber halt nur im Prinzip. Bei der Luft-Luft-Rakete AIM-120 AMRAAM zum Beispiel muß der Knopf zur Waffenauslösung nun länger gedrückt werden. Außerdem kann man bis zu sechs Ziele gleichzeitig angreifen. Außerdem kann man die Frequenz in der Acquisition Phase einstellen.

    Die größte Änderung betrifft aber die Anti-Radar-Rakete AGM-88 HARM. Bei Allied Force konnte man nur auf dem HSD (Horizontal Situation Display) ein Ziel wählen und dann die Waffe abfeuern. In Falcon BMS ist das etwas komplexer. Ich will hier jetzt nichts alles aufzählen, nur so viel. Es gibt drei verschiedene Modi, mit teilweise bis zu drei Untermodi. Einige Modi erlauben das Setzen von Wegpunkten, sekundäre und tertiäre Ziele. Dazu kommt noch die Möglichkeit, Ziele und deren Position im Briefing vorprogrammieren und dann per DTU einzuladen. Alleine alle Funktionen der HARM zu lernen, dürfte schon deutlich komplexer sein, als z.B. das neueste Call of Duty. Und dann kommen noch GPS-gelenkte Bomben, die AGM-84 Harpoon und einige weitere Waffen hinzu.

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    Auch im Paket dabei, die F/A-18 Hornet mitsamt eigenes Cockpit und Starts und Landungen vom Träger.

    Erwähnt werden sollte übrigens auch noch, daß auch Falcon BMS für Leute geeignet sind, denen die F-16 langsam etwas zu langweilig wird. Falcon BMS erlaubt es nicht nur die F-16 zu spielen (in übrigens diversen Varianten), sondern unter anderem auch die F/A-18 Hornet, die Mig-29, die F-4 Phantom und die F-15 Eagle, mit eigenem Cockpit und im Falle der F/A-18 sogar inklusive Trägerstarts und –Landungen. Das ist mehr als bemerkenswert, auch wenn bei der Avionik irgendwo immer die F-16 im Hintergrund schlummert, was wohl eine Einschränkung ist, die noch vom Ur-Falcon 4.0 stammt. Dafür sollen die Flugmodelle sehr authentisch sein bzw. sehr authentisch umsetzbar sein. Aber auch hier gilt, wer weiß, was später noch kommt. Auch sind noch nicht alle Cockpits komplett umgesetzt. Bei der F-15C z.B. funktioniert der Ramp-Start noch nicht und die F-22 besitzt sogar das F-16-Cockpit. Genauso übrigens, wie auch die F-14 Tomcat. Und eine Mig-29 mit MFDs und HUD in westlichen Stil wirkt ein wenig seltsam.

    Das Original Falcon 4.0 brachte ein Korea-Szenario mit, Allied Force zusätzlich ein Balkan-Szenario. Falcon BMS liefert erstmals wieder nur Korea, weitere Szenarien findet man aber im Forum zum Download. Natürlich gibt es auch wieder der Balkan, der mich besonders interessiert, aber das war es noch lange nicht. Selbstverständlich gibt es auch eines im Persischen Golf, eines in Panama, eines in Somalia und noch ein paar mehr. Das sollte für viele Flugstunden reichen. Das Limit liegt nur in den Sternen, wie man so schön sagt. Wobei eigentlich der verfügbare Festplattenspeicher ausschlaggebender sein dürfte.

    Bei den ganzen vielen Details verwundert es nicht, daß Falcon BMS eine, wie man sagt, steile Lernkurve hat. Das bedeutet wohl so viel, wie, daß man sehr viel lernen muß. Kein Wunder, daß die Ausbildung echter Piloten nicht in ein paar Monaten erledigt ist. Entsprechend muß man auch einiges an Geduld und Lernbereitschaft mitbringen. Der Lohn kommt, wenn man das Gelernte dann anwenden kann. Zum Beispiel, wenn ich nicht mehr überlegen muß, wie ich die Maverick einsetze, sondern es automatisch mache und mich voll darauf konzentrieren kann, wie ich mein Ziel anfliege ohne abgeschossen zu werden. Also, nicht der Weg ist das Ziel, wie es so schön heißt, sondern tatsächlich das Ziel. Oder besser gesagt, wenn ich etwas Neues verstehe. „Ah, also so geht das.“ Wer sich daran motivieren kann, dem könnte Falcon BMS gefallen. Und man kann sich ja auch erstmals kleine Ziele setzen: Erstmals fliegen und das sichere landen lernen, dann vielleicht den Luftkampf, dann Bodenangriffe mit der Maverick, anschließend mit lasergelenkten Bomben, usw… So nebenbei. Bei meinem ersten richtigen kompletten Flug (also Ramp-Start, eine kleine Runde und dann wieder landen) schaffte ich es auch tatsächlich zu landen, ohne die F-16 dabei zu beschädigen. Wahrscheinlich dank meiner Erfahrungen mit Allied Force. Allerdings drehte ich mich am Ende der Landebahn ins Gras, hauptsächlich, weil ich damals die Steuerung des Bugfahrwerks nicht auf den HOTAS hatte. Peinlich, aber egal. Immerhin brachte ich den Vogel zurück zum Abstellplatz.

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    Welcher Einsatz darf es sein? Vom Haus aus gibt es sechs Kampagnen zur Auswahl. Dann suchen wir unser Geschwader aus. Mehr Szenarien gibt es zum Download.

    Ein Highlight ist natürlich die voll dynamische Kampagne. Man wählt einfach eines von mehreren Ausgangsszenarien, sucht sich ein Stützpunkt und eine dort stationierte Staffel aus, die entscheidet welches Flugzeug man fliegt und mit welchen Aufgaben man es zu tun bekommt. Klar, wenn man eine mit der F-15C ausgerüstete Staffel wählt, wird man ausnahmslos mit Air-to-Air-Missionen zu tun haben, während es bei einer A-10-Staffel natürlich eher Bodenziele angreift. Welche Mission man dann im Speziellen fliegt, hängt davon ab, welche man will. Die KI generiert regelmäßig neue Einsätze. Man wählt einfach den aus, denn man fliegen will. Das ist schon cool und auch ziemlich fair. Habe ich z.B. noch nicht herausgefunden, wie man Brücken bombardiert, überlasse ich solche Einsätze der KI und übernehme dafür den Begleitschutz. Allerdings kann es passieren, insbesondere im späteren Kampagnen-Tagen, daß man, bei manchen Air-to-Air-Einsätzen schon mal ohne Feindberührung und mit voller Bewaffnung wieder zurückkommt. Klar, wenn die feindlichen Flugplätze schon in Schutt und Asche liegen und ein Großteil der Flotte bereits abgeschossen ist… Im schlimmsten Fall baut man sich halt einen eigenen Einsatz. Und bevor ich es vergesse: Einen Multiplayer-Modus besitzt Falcon BMS auch. Getestet habe ich ihn aber bislang noch nicht.

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    Viele Info. Hier das Briefing zu einem Kampagneneinsatz, sowie das Menü für die Programmierung des Data Catridge. Damit laden wir die Wegpunkte, die EWS-Programme, die Einstellung der MFDs, Funkfrequenzen, IFF-Codes und die Programmierung der AGM-88 HARM in den Bordcomputer der F-16.

    Dabei läuft Falcon BMS insgesamt aber ziemlich stabil. Abstürze hatte ich nur, wenn ich das Szenario wechselte oder eine bestimmte Kampagne starten wollte. Innerhalb der eigentlichen Simulation lief Falcon BMS ohne Probleme. Ein wenig Ärger hatte ich mit der Steuerung des Radarcursors und des Umschaltens des „Sensor of Interest“ (SOI). Das lag aber eher an der Target-Software von Thrustmaster (oder an meiner Unfähigkeit den HOTAS richtig zu belegen). Indem ich die Tasten direkt in Falcon BMS belegt hatte, konnte ich das Problem lösen. Was ich noch nicht lösen konnte ist aber, daß mein HUD etwas zu groß auf die HUD-Scheibe projiziert wird. Ich muß immer den Kopf etwas zur Seite bewegen um z.B. die Geschwindigkeit komplett ablesen zu können. Das tritt aber nur in der 3D-Sicht auf, nicht in der 2D-Sicht, was mich ein wenig wundert. Die 2D-Sicht ist ja auch nur die 3D-Sicht mit festen Blickwinkel. Eine richtige Lösung habe ich bislang aber noch nicht. Ob es an meiner verhältnismäßigen geringen Auflösung von 1920 x 1080 px liegt? Ich hoffe doch nicht!

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    Treffer! Unsere Rakete traf eine F-6 (chinesischer Nachbau der MiG-19), dem Piloten bleibt nur der Ausstieg per Schleudersitz.

    Als Fazit bleibt zu sagen, Falcon BMS hat mich echt begeistert, aber natürlich auch ziemlich gefordert. Letzteres ist okay, von einer Flugsimulation erwarte ich so etwas. Klar ist, wer kein Bock hat sich in Handbücher einzulesen, der sollte eine weiten Bogen um Falcon BMS machen. Auch wer einfach nur ein wenig Fliegen will und die Welt von oben erkunden will, der ist wohl mit dem Flight Simulator von Microsoft besser aufgehoben. Falcon BMS ist für Leute die jeden Aspekt eines (Kampf)-Flugzeuges selbst erleben und kontrollieren wollen, von der Anti-Eis-Heizung bis zur Sauerstoffversorgung. Auch wer einfach nur mal in die Welt der anspruchsvollen Flugsimulatoren hineinschnuppern möchte, den kann ich Falcon BMS ans Herz legen, weil Falcon 4.0 gibt es für relativ wenig Geld bei Steam oder gog.com und Falcon BMS selbst ist ja eine Mod und komplett kostenlos. Auch Anhänger des DCS kann ich nur mal empfehlen Falcon BMS mal anzuschauen (alleine schon um das BMS-Team ein wenig zu unterstützen). Das Ding ist ganz heiß!

    Über den Autor

    Software-Pirat
    Irgendwann bekam der Software-Pirat mal einen NES zu Weihnachten geschenkt, obwohl er sich bislang für Video-Spiele nicht interessierte. Aber von da an ging es los. Später kam noch ein Amiga 500 ins Kinderzimmer, dann einen Amiga 1200. Ein PC gab es erst später. Seitdem gehören PC-Spiele zum Hobby des Software-Piraten.
    H5N1-Schwan gefällt das.

Kommentare

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  1. ParaBellum
    Ja, das ging.

    Dein Artikel hat echt Lust gemacht mal wieder BMS zu installieren. Die Falcon Kampagne ist immer noch unerreicht. Wenn ich nur mehr Zeit hätte... :topmodel:
    1. Software-Pirat
      Ja, Zeit ist schon ein großes Problem... Aber BMS hat sich schon verdammt gut entwickelt. Alleine schon die F/A-18 mit den ganzen Trägeroperationen...
      ParaBellum gefällt das.
  2. ParaBellum
    Sehr schön, toller Artikel! :hoch:

    Ich hatte damals Falcon für meinen Atari ST. Kumpel hatte einen Amiga, die haben wir mit Null-Modemkabel verbunden und gemeinsam Falcon gespielt. Die erste LAN Party... :user:
    1. Software-Pirat
      Das ging, einen Amiga mit einem Atari ST zu verbinden?
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