Leben als "Gaymer"

Von Abubakur · 20. Mai 2016 · Aktualisiert am 23. Mai 2016 ·
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  1. Mein Name ist Gordon, bin 31 Jahre alt, arbeite als Physiotherapeut und Fitnesstrainer und bin Gaymer.

    Soweit, so gut, werden sich jetzt einige denken und die ersten werden wahrscheinlich mit den Augen rollen. Einige fragen sich, was das jetzt wird. Eine Intervention? Schwulenrevolution?

    Ganz so extrem würde ich es jetzt nicht ausdrücken, es soll mehr darum gehen, wie man sich als Randgruppe (ja, wir Zocker sind es immer noch, auch wenn wir es nicht wirklich wahr haben wollen) fühlt und warum es so wichtig ist, zu wissen, warum ein Game homosexuelle Inhalte hat.




    » User-Artikel der Woche: Wir belohnen Community-Autoren



    Erste Schritte als Zocker

    Machen wir einen Sprung einige Jahrzehnte zurück. Ich kann gar nicht genau sagen, wann meine „Zockerkarriere“ angefangen hat aber es begann mit einem Commodore 64. Meine Lieblingsspiele waren Impossible Mision, Bubble Bobble und Maniac Mansion...auch wenn ich für letzteres zu jung war, um es wirklich „spielen“ zu können ...und Adventures liegen mir leider gar nicht.

    Im Laufe der Jahre entwickelte sich auch das Interesse für einzelne Genres.

    Simulationen wie z.B. Age of Empires, SimCity oder die Siedler 2 forderten einen geistig heraus, Action-Games wie Unreal Tournament trainierten die Reaktion mit der Maus und Geschick lernte man mit Action-Adventures wie Tomb Raider oder später Heavy Metal F.A.K.K².

    Gerade Lara Croft hat mich in der Pubertät sehr geprägt. Es war nicht nur eine „Revolution“ in der Game-Szene, ein weiblicher Action-Held, sondern auch eine beginnende Identifikation. Zur der Zeit stellte sie eine Randgruppe dar, die so bisher in Spielen nicht zu sehen gewesen ist und war dennoch äußerst erfolgreich und populär.

    Über einen homosexuellen Helden bzw. Inhalt habe ich da aber noch nicht wirklich nachgedacht, da war ich mir meiner Neigung selbst noch nicht zu hundert Prozent bewusst (meine Eltern wussten es allerdings schon, als ich 3 war...)




    Die Sims



    Als 2000 „Die Sims“ für den PC erschien, keimte meine erste Sucht. Noch bevor das Spiel auf den Markt kam, erstellte ich bereits Häuser auf Papier, zeichnete wie wild Grundrisse und lass immer wieder den Artikel in meiner Games-Zeitschrift (die Ausgabe habe ich immer noch).

    Die ersten Versuche mit Sims scheiterten, denn Sims glücklich zu machen, war gar nicht so einfach. Als man dann endlich den Dreh raus hatte, konnte es richtig losgehen. Dabei habe ich auch hier noch nicht mit einem männlichen Pärchen gespielt. Meist emanzipierte Frauen (Danke Lara).

    Als ich das erste Mal als männlicher Sim mit einem Mann geflirtet habe, war ich ganz entzückt. Es war schön zu sehen, dass es möglich war und noch viel angenehmer, wie andere Sims darauf reagierten. Nämlich gar nicht!

    Flirten neben dem Grill? Egal, ist die Wurst angebrannt? Kuscheln im Wirlpool, gegenüber von anderen Sims? Wayne, danach wurde man gleich wieder ins Gespräch integriert. Beim Knutschen in aller Öffentlichkeit störte sich später nur Madame Knatuschgesicht...die hat aber auch alle anderen, liebestrunkenen Sims vermöbelt.

    Man war wie jeder andere auch, gehörte dazu und musste sich nicht schämen (zu dem Zeitpunkt war ich 15 und noch nicht geoutet).


    Heute weiß man, dass es ein Versehen der Programmierer war. Egal ;)



    Bioware ist schuld!


    Nachdem ich mir meiner selbst bewusst geworden war, wurde das Leben mehr oder weniger einfacher. Dabei stieg der Wunsch nach schwulen Inhalt in Games immer noch nicht.

    1. Man hatte ja die Sims, wo man leben konnte, wie man wollte.

    2. habe ich damals nicht die Relevanz gesehen. Die Spiele waren gut und wirkliche Beziehungen kamen unter den Figuren eher weniger vor und waren häufig mäßig umgesetzt, so das eher ein Gefühl von peinlicher Berührtheit aufkam.

    Rollenspiele habe ich erst spät für mich entdeckt. Zwar bin ich ein leidenschaftlicher Pen & Paper-Nerd, aber die Spiele wollten sich mir nie erschließen. Zudem habe ich damals meiner Schwester, die Baldur's Gate spielte, über die Schulter geschaut und dachte nur: „Herrje, passiert da auch mal was oder latscht die jetzt nur ewig durch die Karten und muss die CD's ständig wechseln?“

    Irgendwann empfahl man mir Dragon Age: Origins. Angepriesen als eines der bestes RPGs aller Zeiten. Und sie hatten Recht! Nicht nur, dass es spielerisch großartig gewesen ist, es hatte noch eine fantastische Story mit fabelhaften Charakteren und grandiosen Dialogen. Und Beziehungen waren möglich.


    Dann kam Zevran. Ich dachte nur, ja wenn ich als Gaylord-Mage eine Beziehung eingehen kann, dann wahrscheinlich mit dem Elfen. Es ging! Natürlich war es der Elf...was auch sonst. Aber es war möglich. Ich bin doch einigermaßen überrascht gewesen.

    Allerdings war man mittlerweile auch etwas kritischer. „Klar, der bisexuelle Elf...fällt denen nichts originelles ein.“ Egal. Ich konnte spielen wie ich wollte und mich deutlich mehr mit der Figur identifizieren.


    Auch ich freute mich wie ein Keks auf Dragon Age 2 und wurde auch wie die meisten enttäuscht. Zu wenig Location-Wechsel, zu action-lastiges Spielen, wenige Eingriffsmöglichkeiten in die Handlung. Doch die Charakterzeichnung war deutlich besser. Auch die Dialoge ausgefeilter.

    Es war im Vorfeld auch klar, dass es wieder möglich sei, gleichgeschlechtliche Beziehungen einzugehen. Hier gab es schon erste kritische Stimmen. „Was hat das in einem Game zu suchen? Bloß nicht! Ich will nicht, dass mich eine Figur anschwult.“ Bitte? In welchem Zeitalter leben wir denn?

    Wie kann man sich von einem Spiel so in seiner eigenen Sexualität verunsichern lassen?

    Ich war nicht nur wütend über diese Engstirnigkeit, sondern auch verletzt und erschrocken, wie weit wir davon entfernt sind, eine wirklich tolerante Gesellschaft zu sein. Gerade Randgruppen sollten sich doch untereinander stützen (viele Gamer hatten auch nicht die beste Schulzeit).




    Mass Effect Syndrom und die Wut steigt.


    Ich fing erst nach Dragon Age 2 an Mass Effect zu spielen. Also MaleShep erstellt und los. Da ich las, wie stark emotional das Spiel war, wollte ich natürlich auch eine Beziehung eingehen. Mit Kaidan. Oh, wie, das geht nicht? Schade, dann eben nicht.

    Ich las später, dass es nur als FemShep möglich sei, mit Liara in die Kiste zu steigen.

    Klar, die Fanboys bekommen ihre Lesben-Action, war mein Gedanke. Das Spiel ist dennoch toll und in diesem Universum auch in Ordnung.

    Der zweite Teil der Serie war sogar noch besser. So gut, dass es mir auch egal war, dass ich keinen GayShep spielen konnte. Kein Kaidan für mich. Kein Aufreger, bis ich feststellte, dass Kelly Chambers auch mit einer Frau ins Bett hüpft. Nun rollte ich die Augen.

    Ich wurde zwar ein wenig aufbrausend aber das Spiel war dennoch top.

    Mit den News zu Mass Effect 3 wurde auch sehr schnell bekannt, dass männliche Sheps auch endlich einen Kerl daten können. JUHU! Ich hoffte auf James Vega, dochdas war vergebene Liebesmüh. Dafür durfte ich endlich Kaidan in den Armen halten.

    Es kamen dieselben Kommentare, wie damals bei Dragon Age 2. „Hat sich die Welt denn gar nicht weiter entwickelt?“ dachte ich. Was für ein Aufriss da durch die Community ging.

    Wieder einmal war ich verletzt, enttäuscht und kam mir vor wie in der Pubertät, als ich mir nicht sicher war, wo ich hingehöre.

    Die Aussage, dass es ja nur eine Option sei und man es ignorieren könne, wirkte auch eher wie ein Schlag ins Gesicht. „Ihr könnt die Schwulen ignorieren“. Tolles Statement. Alles was einem nicht passt, ignorieren. Funktioniert immer gut, siehe DDR.

    Deswegen fand ich es schön, dass Cortez ein rein homosexueller Charakter ist. Mit einer wirklich rührenden Geschichte. Und wer in Mass Effect viel quatscht, muss sich dem auch stellen. Ignorieren kann man ihn eben nicht, da er uns immer zu den Missionen fliegt.

    Gut, Traynor ist auch nur für weibliche Sheps und ständig anwesend, aber das zählt nicht, da es eben Heten-Männerfantasie ist. Sie hat dafür den besten Lachkrampf im Citadel-DLC verursacht. Weltklasse!




    Möge der Kreis sich weiter drehen.

    Da man festgestellt hat, dass keiner durch Mass Effect, Dragon Age oder Fallout New Vegas schwul geworden ist und die Spiele auch gut waren, verstummten die Anti-Kommentare wieder.

    Bis eine neues Game mit diesen Möglichkeiten erscheint. Es gehört zum alltäglichen Leben und hat nichts mit Aufdrängen zu tun, was von vielen immer als Argument genommen wird. Auch immer beliebt die Aussagen: „Nur weil es jetzt Mainstream ist“, „Muss es denn jetzt immer dabei sein?“, “Das passt nicht in die Geschichte“.


    Bei solche Kommentaren reibe ich mir nur die Augen, schütteln den Kopf und denke mir nur, dass kann ja wohl nicht wahr sein. Jüngst wieder bei den User-Reaktionen zum Thema Star Wars Episode 8 und homosexuelle Charaktere.

    Wäre Poe Dameron den weniger cool, nur weil er lieber Männer küsst? (und wer Mimik deuten kann, weiß ganz genau, dass Poe auf Fin steht). Er bleibt doch immer noch der selbe Arschtreter-Pilot und es schmälert seine Flugkünste nicht im geringsten.

    Warum kann nicht auch ein Nathan Drake, Max Payne oder Chris Redfield schwul sein? Weil der dann nicht männlich ist? Kann er keine Rache nehmen oder Zombies den Kopf abreißen?

    Es ist immer noch schwer genug - auch in der heutigen Gesellschaft - als homosexueller Jugendlicher aufzuwachsen, da wären ein Paar heroische Identifikationsfiguren nicht schlecht. Zumal diese auch die Akzeptanz weiter voran führen würden. Gerade durch solch ein Massenmedium.

    Es geht nicht darum, dass jetzt jeder männlicher Computerspiele-Held die Möglichkeit bieten soll, mit einem anderen männlichen Begleiter zu flirten. Ich möchte auch nicht herüberkommen, wie eine Alice-Schwarzer-Feministin, die jetzt in jedem Spiel solche Inhalte verlangt. Aber dass es überhaupt in Spielen passiert, wäre was.

    Im RPG-Sektor ist es ja mittlerweile gang und gäbe (Mass Effect, Dragon Age, Fallout, Skyrim, Fable, SWTOR, Final Fantasy: A Realm Reborn) aber in allen anderen Bereichen kaum bis gar nicht vorhanden.

    Für mich ist es schon ein Pluspunkt, wenn eine schwule Figur existiert. Zu einem, weil es einen Charakter gibt, mit der man sich besser identifizieren kann (was bei Spielen wichtig ist) und zum anderen zeigt es mir, dass die Entwickler nicht die Augen davor verschließen und so tun, als würde es nicht existieren.


    Wie sprechen auch hier nicht von einem kleinen Teil der Spieler. Studien haben ergeben, dass ¼ aller Gamer homosexuell sind.

    Besonders Japan, Land des Fan-Services, reagiert darauf. Zum Beispiel bekam Chris Redfield in Resident Evil 5 und Revelations ziemlich knappe, alternative Kleidung und im 6. Ableger der Reihe einen männlichen Begleiter, der auch mehr für Chris empfinden zu schien, als nur sein Captain zu sein.

    Im aktuellen Streetfighter bekommt Ryo 'nen Hipsterbart und kann mit den Moves anderer Charaktere eingestellt werden, wo er sich auf den Allerwertesten haut und einen Regenbogen verschießt.

    Man muss einfach davon abkommen, dass schwul/lesbisch eine Charakteristik ist. Das sollten aber auch einige Game-Redakteure lernen, denn Aussagen wie „Der schwule Magier Dorian“, sind einfach nicht förderlich und peinlich. Es wurde ja auch nicht geschrieben, „Die lesbische Elfin Sera“ oder „Die schwarze Hofzauberin Vivienne.“


    Viele in der Gamercommunity müssen noch lernen, doch es ist schön zu sehen, dass die meisten tolerant sind und sich auch für andere einsetzen (Userreaktion Artikel Star War Ep. 8).

    Es wäre einfach schön, wenn ein männlicher Held in einem Action-Game, nachdem er alle Feinde besiegt, Explosionen überlebt und Magazine verballert hat, nach Hause kommt, aus dem Kühlschrank zwei Bier holt, sich ins Wohnzimmer neben einen Mann auf die Couch setzt, den Arm um ihn legt und sie beide gemeinsam angelehnt ein Bier zischen.



    Vielen Dank!

Kommentare

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  1. Grumpy
    Erst einmal ein großes Lob: sehr interssanter und spannender Artikel, der zwar an manchen Stellen sprachlich etwas runder hätte ausfallen können, aber auf jeden Fall sehr lesenswert ist.

    Ich persönlich könnte es mir sehr gut vorstellen ein Spiel mit einem homosexuellen Protagonisten zu spielen, auch wenn, oder gerade wenn seine sexuelle Ausrichtung wichtiger Bestandteil der Handlung ist. Das liegt aber auch daran, dass ich Spiele auch gerne als Möglichkeit betrachte Erfahrungen und Perspektiven kennzulernen, mit denen ich im wahren Leben nicht konfrontiert werde. Von daher fände ich es sehr spannend einmal im Rahmen eines Spiels in eine solche Rolle zu schlüpfen.
    Die Voraussetzung, dass so ein Spiel aber funktioniert, ist ein gut geschriebener Hauptcharakter. Ein extrem überzeichneter und stereotypischer Schwuler, was häufig die Folge von schlecht geschriebenen Charakteren ist, würde nur all jene Vorurteile bedienen, die es gibt. Das fängt bei der Sprache an und geht über Verhalten und Gestik, welche gerne sehr übertrieben dargestellt wird. Die Folge davon ist ein fast übersexualisierter Charakter, der in etwa dem enstpricht, was wohl viele als "Horrorszenario" eines schwulen Protagonisten sehen. Dabei hatte ich genau dieses Problem bei einer der wohl am stärksten gelobten Spieleserien der letzten Jahre: The Witcher. Die übetriebene Sexualität Geralts, der nicht nur als Schürzenjäger dargestellt wird, sondern als jemand, der mit jedem körperlich irgendwie dazu geeigneten weiblichen Wesen ins Bett hüpft, wäre für mich beinahe ein Grund gewesen die Serie abzubrechen. Ein Charakter, der ansonsten sensationell gut geschrieben ist, bekommt hier ein derart klischeehaftes und billig umgesetztes Verhalten zugeschrieben, dass es schon fast an Satire grenzt und für mich den Charakter beinahe zerstört.
    Deshalb ist seit Jahren meine große Bitte an Spieleentwickler. Macht eure Charaktere spannend, macht sie schwierig, macht sie spannend, aber bitte haltet sie im nachvollziehbaren Rahmen. Wenn das gelingt, dann kann jede Geschichte nur davon profitieren.
      5 Person(en) gefällt das.
  2. Bethoniel
    Nö, es ist weder ein Gameplayelement, noch ist es für die Geschichte der einzelnen Teile relevant. Sowohl Witcher 2 als auch Witcher 3 würden komplett ohne die Sex Sequenzen Funktionieren, wie es beim 1. Teil aussieht kann ich nicht wirklich sagen, hab den leider nicht zu ende spielen können, dürfte aber mit leichter Anpassung der Sequenz als er mit der Prinzessin(?) in die Kiste hüpft auch funktionieren.

    Ich hab doch geschrieben das es im Falle von FF8 Kerenelement der Geschichte ist, bitte den entsprechenden Absatz nochmal genau lesen ;)

    Warum? Du sagst es doch selbst, Bond Filme würden auch so Funktionieren. Zur Story tragen die Frauengeschichten selten was bei, und auch beim Witcher dient es mehr dazu Männerfantasien zu befriedigen, als dass es als erzählerisches Kernelement dient. Irgendwer hat sich mal ausgedacht das Bond und Geralt Frauenhelden sind, aber die Bond Filme, als auch die Witcher Spiele würden auch Funktionieren wenn dem nicht so wäre. Und das ist es worauf ich hinaus will. Ja, wenn Geralt keine Frauen mehr aufreißen würde, wäre er nicht mehr _der_ Geralt, aber The Witcher würde trotzdem funktionieren. Von daher ist Geralts Sexualität für das Spiel und die Geschichte die erzählt wird völlig irrelevant.
  3. bumsbomber
    Ich fand Dragon Age Origins super, aber es hat mich unendlich gestört, dass man mit Alistair nur mit einem weiblichen Charakter eine Romanze eingehen konnte. Zum Glück gab es da eine Mod, die den eigenen Charakter als weiblich geflaggt hat (die Figur selbst war aber weiter männlich). An sowas sieht man dann auch, dass die Community durchaus nicht nur negativ ist, sondern sogar mit Mods homosexuelle Inhalte generieren oder anpassen kann. Einerseits habe ich Dragon Age dafür geliebt, dass man zumindest mit dem arroganten Elfen nativ eine Romanze hatten konnte, andererseits hat es mich geärgert, wie sie ihn gezeichnet haben. Er war im Grunde eine männliche Schlampe die schlichtweg mit jedem ins Bett ging. Das hat mich jetzt nicht wirklich angesprochen. Schon garnicht, wo Alistair so hundertmal interessanter und sympathischer war. Aber den durfte man ja nicht.

    Gleiches bei Mass Effect. Cortez war endlich mal ein rein homosexueller Charakter. Aber wie haben sie ihn gezeichnet? Als totales Weichei, dass die ganze Zeit am rumheulen, selbstzweifeln und so ist. Wieder hat es ein Spiel verpasst, homosexuellen Inhalt zumindest für mich ansprechend zu verpacken. Die Heteros hatten hingegen tolle knackige Frauen, voller Selbstbewusst sein und Witz. Die Schwulen: Die Flasche.

    Bei Sims war mir das auch zu generisch. Da konnten Schwule ja sogar Schwanger werden. Hier hätte ich mir auch mehr Besonderheiten gewünscht, die darauf eingehen, dass man einen homosexuellen Charakter spielt. Gerne auch eben dadurch, dass einen z.B. der Chef feuert, wenn er es rauskriegt, dass man schwul ist. Immerhin erwarte ich von einer Lebenssituation dass sie auch Umstände simuliert: Positive, wie negative. Sonst ist es langweilig.

    Das erste Spiel, welches ich gezockt habe, und wo man z.B. einen Mann heiraten konnte, war Fable 1. Ich fand das damals unheimlich cool und war total geflasht weil ich garnicht damit gerechnet hatte, dass das gehen könnte :D

    Alles in allem freu ich mich über jedes Spiel, welches mir die Freiheit lässt, mich so in die Rolle zu begeben, wie sie mir emotional am meisten zusagt. Das fängt bei der Haarfarbe an und endet eben bei der Sexualität. Wenn sich Leute darüber aufregen, dass einem ein Rollenspiel Freiheiten gewährt, dann haben sie sich für das falsche Genre entschieden und sollten lieber Skat oder was anderes Spielen, wo es nicht wichtig ist, sich mit Spielfiguren zu identifizieren.

    Letztlich ist die Akzeptanz nur eine Frage der Empathie, und an der mangelt es in unserer Gesellschaft sowieso an jeder Ecke, und insbesondere gegenüber Minderheiten.
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  4. !D@ PROphet!
    Zitat: "Das sollten aber auch einige Game-Redakteure lernen, denn Aussagen wie „Der schwule Magier Dorian“, sind einfach nicht förderlich und peinlich."

    Aber sich selbst im Artikel als "Gaymer" beschreiben und sich bewusst aus- und abgrenzen. Bravo, du hast genau das getan, was du bei anderen kritisierst!

    Der Zeitgeist, absolut jede Art von Aktivität eine sexuelle Komponente zu geben ist einfach unerträglich. Was hat zocken mit der sexuellen Orientierung zu tun? Wurde man vor zehn Jahren als Homosexueller vom zocken ausgeschlossen, dass man es nun feiern müsste und sich in diesem Atemzug als "Gaymer" zu outen? Who gives a fuck!?

    Früher gab es Sportvereine, da hat einfach jeder mitgemacht. Heute gibt es Sportvereine für Schwule und Lesben, für Migranten, für Linkshänder und was weiß ich nicht alles. Das ist genau das Gegenteil von Integration und Miteinander, das ist "jeder macht seins und feiert sich in seiner eigenen Individualität". Ich weiß nicht, wem damit ein Gefallen getan werden soll. Die Minderheiten werden ge-labelt und die Mehrheit nervt es einfach nur.
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  5. VeldrinMinamoto
    Ja, finde ich doch auch. Ich habe mich vllt. krass ausgedrückt. Wenn ne Frau oder Mann sich "überschminkt" dann sieht die Person das selbst gar nicht so. Ihr gefällt das ja, sonst würde sie das ja nicht tun. Und ich würde es auch nicht ansprechen. Es geht mich auch nix an. Ich denk mir vllt. meinen Teil, das ist ja okay Aber ob positiv oder negativ. Gerade negatives sollte man doch für sich behalten. Was bringt es denn, wenn ich jemandem unter die Nase reibe was mir an der Person optisch oder sexualverhaltenstechnisch nicht passt. Das ist einfach nur asozial und verletzend. Was du nicht willst was man dir tut… usw.
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  6. VeldrinMinamoto
    @Terranigma wegen der Identifikation mit Elfen, Schwulen, Heteros, Zwergen oder was auch immer.

    Naja ich kann mich schon mit einem Elf identifizieren in der Theorie, weil der Charakter zählt und nicht die spitzen Ohren. Also Fantasy ist da nicht unbedingt ein Argument. Es gibt den heiteren sprücheklopfenden Zwerg mit dem sich heitere sprücheklopfende kleine (oder große) Menschen identifizieren. Ob der Zwerg schwul, oder ein Zweg (jaha) ist, ist doch scheißegal.
  7. Terranigma
    Kann ich verstehen. Meinen Geschmack trifft es (logischerweise) auch nicht, aber das tut ja nichts zur Sache. Es geht ja nicht darum, ob man es mag, sondern darum, dass es ein Charaktermerkmal von Geralt ist und Geralt eben als Liebestöter charakterisiert wird. Wobei man sagen muss, dass das keine Erfindung der Witcher-Spiele ist, sondern Geralt auch in den Romanen so definiert ist.

    Das muss man nicht mögen, aber ich denke es gibt eigentlichen keinen Zweifel daran, dass die Sexualität ein Aspekt ist, der Geralt als die Figur charakterisiert, die er eben ist. Ebenso wie es zu James Bond gehört, das er ein Liebestöter ist. Ebenso könnte man sich auch einen Indiana Jones ohne Peitsche und Hut vorstellen, aber dass wäre dann eben nicht mehr Indiana Jones, wie man ihn kennt.
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  8. TheVG
    Das mit den 2 Kilo Schminke ist wie immer relativ. Die einen stehen drauf, wir beide und andere eben nicht. Wir können weggucken oder eben die Nase zuhalten, wenn es wieder nach Parfüm stinkt.

    Was heißt das im Allgemeinen? Genau, man kann weggucken, ruhig sein oder - wenn man schon den Mund aufmachen will - das so tun, dass es respektvoll ist. Witze drüber machen empfinde ich bis zu einem gewissen Grad noch nicht mal respektlos, btw. Andersdenkenden und sonstigen "Außenseitern" ständig ihre Unnormalität auf die Backe zu drücken, kommt genau so schlecht wie die Gegenreaktion, die hier ja wohl ein Kernproblem darstellt.
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  9. v3to
    Hm. Gerade beim Witcher empfinde ich Sex als aufgesetzt und inflationär. Absurderweise meist noch in der Form, dass die Frau meist alle Hüllen fallen gelassen hat, wärend Geralt prüde im Mittelalter-Liebestöter dasteht. Diese klischeehafte Hollywood-Darstellung ging mir bereits im zweiten Teil auf die Nerven.
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  10. MDrewello71
    Naja Affen haben gezeigt das diese oft auch bisexuell sind. Von daher zieht deren Argument nicht. Ich glaub vor allem die Bonobos waren es, welche auf beiden Seiten sehr aktiv sind. Was normal ist und was nicht ist immer eine Frage der Perspektive! Ich will gar nicht anmaßen das zu beurteilen. Jeder nach seinem gusto und vllt lernt man ja sogar noch was ;)

    Viele Heteros können einiges von Homosexuellen lernen! Das fängt beim Kleidungsstil an, da sind sehr viele echt super drin und hört bei dem Umgang mit Frauen auf.
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