Sie will es doch auch!

Von Nick2000 · 28. Juli 2016 · Aktualisiert am 1. August 2016 ·
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  1. Wird unser Frauenbild von der Darstellung weiblicher Charaktere in Computerspielen beeinflusst? Wenn ja, wie wird es beeinflusst? Und ist das überhaupt schlimm?

    Ich bin kürzlich in eine hitzige Diskussion mit drei anderen Usern geraten, die unter einer GS-News zu einem neuen Video von Anita Sarkeesian stattfand. Frau Sarkeesian ist ja bekannt dafür, die sexualisierte Darstellung von Frauen in vielen Computer-/Videospielen zu kritisieren und fragte sich diesmal, warum "female combatants" so selten sind. Frau Sarkeesian wurde in den Kommentaren wie immer heftigst angegriffen und teils beleidigt. Mir ging dabei vor allem auf den Senkel, dass die meisten User überhaupt nicht begriffen haben, dass ihre Kommentare und Beleidigungen vor Frauenfeindlichkeit nur so strotzten. Als sie von der GS gebannt wurden, kamen sie mit anderen nicks zurück und schrien so oft irgendwas von "Zensur!", dass ich mich an "Das Leben des Brian" erinnert gefühlt habe ("Jehowa!"). Ich will die Diskussion hier nicht wiedergeben (mit einer Ausnahme, s.u.), sondern versuchen - losgelöst von der Person Sarkeesian (um sie soll es hier nicht gehen!)- das grundlegende Problem zu umreißen (mehr geht hier nicht) und vielleicht auch etwas Problembewusstsein bei dem einen oder anderen zu schaffen. Ich werde mich bemühen, meine Meinung zum Thema sachlich zu halten und entschuldige mich jetzt schon für die Fälle, in denen ich es nicht schaffe.


    I. Ich Tarzan du Jane (Mann zu sein ist geil)

    Ich bin ein Durchschnittsmann. Ich bin fast 40 und Vater einer kleinen Tochter. Trotz meiner väterlichen Pflichten bin ich berufstätig, denn Mama sieht nach der Kleinen. Ganz schön angenehm, dass ich mich nicht groß einschränken muss. Dafür bringe ich ja auch das Geld nach Hause. Da kann meine Lebensgefährtin sich zusätzlich auch noch um das bisschen Haushalt kümmern. Ich bin im Großen und Ganzen sehr glücklich und zufrieden.

    Ich sehe zwar nicht aus wie Brad Pitt, aber das macht nichts. Mein gesellschaftlicher/beruflicher Wert und mein Erfolg werden nicht durch mein Aussehen bestimmt.

    Mein Leben ist auch vergleichsweise einfach. Ich kann z.B. ein paar Bierchen mit Freunden trinken und dann nachts alleine nach Hause gehen, ohne dass ich irgendwie ein unangenehmes Gefühl habe, wenn mir eine Frau entgegen kommt. Ich habe dann auch nicht das Bedürfnis, die Straßenseite zu wechseln. Genauso ist es, wenn ich hinter mir Schritte höre und feststelle, dass eine Frau hinter mir läuft. Ist mir schnuppe.

    Ich habe beruflich ein gutes Auskommen und verdiene mehr als alle meine bisherigen Freundinnen. Und ich habe viele Freundinnen gehabt. Dafür wurde mir von Kumpels meistens anerkennend Respekt gezollt. Negatives Feedback habe ich nie gekriegt. Mich nannte keiner Schlampe oder Bitch deswegen. Ich kann mich privat und beim Sport so anziehen wie ich will. Wenn ich z.B. in meiner kurzen Hose und mit freiem Oberkörper jogge, hält mir das keiner vor. Ich habe auch noch nicht erlebt, dass mir dann penetrant hinterher gestarrt oder gerufen wurde, was für einen geilen Arsch ich habe. Gepfiffen wurde allerdings mal. Von einem Bauarbeiter. Kein Witz. Da war ich noch besser in Form.

    Letztens war ich beruflich über Nacht in einer anderen Stadt. Ich bin dann abends noch alleine in eine Kneipe. Während der ganzen Zeit hat mich nicht eine einzige Frau gefragt, ob ich öfter da bin oder wo meine Flügel sind oder ob ich die ganze Nacht ihren Namen schreien möchte. Ich konnte in Ruhe mit dem iPad daddeln und ein zwei Bierchen trinken. War ein netter Abend.

    II. Nein heißt nein (Frau zu sein ist nicht so geil)

    Ich habe gerade (zugegebenermaßen etwas überspitzt) geschildert, was Frauen im Gegensatz zu Männern im Alltag oft zu erdulden haben. Nicht jede Frau an jedem Tag und manche öfter als andere, das ist klar. Aber im Großen und Ganzen trifft das schon ganz gut des Pudels Kern.

    Für mich war es ein Augenöffner, als wir vor ein paar Jahren beim Grillen im Freundeskreis angeregt diskutiert hatten, ob es Frauen heutzutage überhaupt noch schwerer haben als Männer, bzw. ob es überhaupt noch Alltags-Sexismus in einem nennenswerten Ausmaß gibt. Wir Kerle waren der Auffassung, dass wir als Männer doch mittlerweile voll emanzipiert waren und uns Frauen gegenüber ausschließlich respektvoll benahmen. Das änderte sich, als die obigen Beispiele (sogar noch deutlich mehr) aufkamen und jeder von uns Männern einsehen musste, dass er sich mehrfach so oder zumindest ähnlich verhalten hat.

    Am eindrucksvollsten war für mich, dass ausnahmslos alle Frauen in unserer Runde darin übereinstimmten, dass sie, wenn sie abends alleine oder nur mit anderen Frauen unterwegs sind, fast schon reflexartig die Straßenseite wechseln, wenn ihnen ein Mann entgegen kommt. Natürlich nicht immer, aber doch häufig. Manchmal auch nur in Gedanken. Der Mann muss dafür nichts besonderes machen, es reicht, dass er ihnen entgegen kommt. Unsere Freundinnen/Frauen sagten alle, dass sie wüssten, dass die meisten Männer keine bösen Absichten haben, aber man könne ja nie wissen. Und wenn es auch nur ein Spruch wie "Nabend Ladies" beim Vorbeigehen sei, wäre ihnen das trotzdem unangenehm.

    Sagt mal, geht’s noch?! Frauen wechseln die Straßenseite, weil da ein Mann lang läuft? Um einer unangenehmen Situation aus dem Weg zu gehen? Und ich spreche hier nicht von sexueller Gewalt, sondern nur von den Auswirkungen des Alltags-Sexismus. Die Aussage unserer Freundinnen/Frauen hat uns alle geschockt. Seit diesem Abend sind wir Kerle übrigens deutlich empfänglicher für Feminismus geworden. Und uns fällt mehr auf als früher.

    Das Ende unserer Diskussion war dann aber doch noch recht versöhnlich. Die Mädels meinten unisono, dass der Alltags-Sexismus zwar manchmal extrem nervig, im Großen und Ganzen aber noch erträglich wäre.

    Also alles cool?

    Mitnichten, mein junger Padawan. Nur weil wir nicht saudi-arabische Verhältnisse haben, ist nicht alles in Ordnung. "Noch erträglich" ist nicht cool, sondern hat ganz schön Luft nach oben. Meine Anekdote zu unserem Grillabend zeigt, dass auch Männer, die sich emanzipiert und aufgeklärt glaubten, noch dazulernen können. Wir alle haben schon mal Frauen - teils bewusst, teils unbewusst - schlecht oder unangemessen behandelt, nur weil sie Frauen sind. Mich interessiert dabei vor allem der unbewusste Teil, dass heißt das Verhalten von Männern, die ihr jeweiliges Verhalten und schon gar nicht sich selbst als "frauenfeindlich" begreifen würden. Woher kommt das? Was läuft da ab?

    III. Sie will es doch auch! (Die Frau als Objekt)

    Zitat:

    Ja, was glaubst du denn, was eine Frau, die sich selbst möglichst aufreizend und sexy kleidet damit bezwecken will?

    Glaubst du, sie will damit ihren hohen IQ unterstreichen?

    Nein, natürlich will eine Frau, die sich bewusst so kleidet, als Sexobjekt angesehen werden. Das ist ja der Sinn dahinter, wenn man "sexy" sein will (die Worte "sexy" und "Sexobjekt" haben nicht von ungefähr den Wortstamm "Sex").

    Und genauso läuft das nunmal auch in der Kunst. Eine Frau, oder auch ein Mann, die betont "sexy" dargestellt werden, sollen den Betrachter natürlich dazu bringen, sie als "Sexobjekt" anzusehen.


    -Ende des Zitats-

    Das ist ein wörtliches und vollständiges Zitat eines meiner Diskussionspartner unter der Sarkeesian-News. Ich war echt baff, als ich das gelesen habe. Sie will es doch auch! Dem User war sichtlich nicht bewusst, dass genau diese Art des Denkens eine Folge des Alltags-Sexismus ist und er damit letztlich Sarkeesian sogar Recht gibt.

    Die meisten Frauen ziehen sich aus denselben Gründen "sexy" an, wie die meisten Männer auch. Sie wollen gut aussehen, als attraktiv erscheinen, vielleicht auch etwas für ihr Selbstwertgefühl tun. Die allerwenigsten Frauen ziehen sich aber "sexy" an, weil sie als Sexobjekt wahrgenommen werden wollen (Prostituierte einmal ausgenommen). Das wäre nämlich die Reduzierung einer Frau auf ihre Sexualität. Der User oben sagt sinngemäß: Es ist okay, dass ich die Frau als Sexobjekt betrachte, weil sie sich ja nur deswegen so anzieht, weil sie als Sexobjekt betrachtet werden will. Von diesem Gedanken ist es nicht mehr weit bis zum vermeintlich "anerkennenden Pfiff" oder irgend einer anderen plumpen Anmache. Der Mann empfindet das Verhalten der Frau als Aufforderung, sich ihr mit sexuellen Avancen zu nähern. Dass das der Frau unangenehm sein könnte, kommt dem User gar nicht in den Sinn. Sie will es doch auch, sonst würde sie sich nicht so anziehen. Was ist der Grund dafür, dass Männer gar nicht merken, dass sie sich frauenfeindlich verhalten? Woher kommt das dahinterstehende Frauenbild?

    Darüber könnte man seitenlange Abhandlungen erstellen. Kurz und vereinfacht gesagt ist nach meinem Verständnis die historisch (sozio-kulturell und religiös) über Jahrtausende gewachsene und gefestigte Rollenverteilung zwischen Mann und Frau verantwortlich. Die Frau ist dem Manne Untertan und hat ständig für die Fortpflanzung zur Verfügung zu stehen. Heute würde das kein vernünftiger Mensch mehr laut sagen, aber dennoch ist dieses archaische Frauenbild in nahezu allen Medien omnipräsent. In Filmen, in der Werbung und ja, auch in Computerspielen. Ob es nun eine halbnackte Frau ist, die sich lasziv auf einem Auto rekelt und suggeriert, dass sie und viele andere attraktive Frauen dem Käufer des Autos zu Willen sein werden, weil er mit dem Auto seinen sozialen Status unter Beweis stellt; oder die ständig geilen Bondgirls, die nicht mal ansatzweise "erobert" werden müssen, sondern nur als Belohnung für den Helden dienen; oder die Scharfschützin Quiet in MGS, die sich während Hubschrauberflügen schon mal stöhnend in mehr oder weniger eindeutigen Posen (oder besser Stellungen) übt oder Snake ungefragt mit zum Duschen nimmt. Von der lächerlichen Erklärung ihrer Nackheit ganz zu schweigen (sie hat eine Krankheit, aufgrund derer ihre Haut atmen muss und das geht nicht, wenn sie zu viel an hat, aha). Oder die Frauen, die sich Kratos in God of War oder dem Witcher reihenweise hingeben. Oder die Schulmädchen mit großen Kulleraugen und knappen Röckchen, unter denen Höschen hervorblitzen, in vielen japanischen oder japanisch inspirierten Titeln. Oder die "authentische Brustphysik" in DOA. Oder oder oder...

    All das ist im Allgemeinen nicht im mindesten für die eigentliche Story des jeweiligen Spiels relevant, sondern dient nur dazu, den Spieler aufzugeilen. Frauen werden dem Spieler als Belohnungen präsentiert. Ich habe kein Problem mit Sex und Erotik in den Medien oder in der Kunst. Ein Frau darf sexy und sich ihrer Sexualität bewusst sein und auch offensiv damit umgehen. Dann muss es aber auch zum Kontext passen und darf nicht nur als Belohnung für den Spieler und damit als bloße Wichsvorlage gedacht sein.

    Derzeit ist das aber meistens nicht der Fall. Und durch diese weitere Festigung der Vorstellung einer immer willigen/verfügbaren Frau, die schwach ist und beschützt werden muss, wird unser aller Frauenbild nachteilig beeinflusst. Das wirkt sich dann auch im realen Leben aus. Frauen verdienen weniger Geld und kommen seltener in Führungspositionen als Männer. Frauen werden von Männern öfter sexuell belästigt als umgekehrt. Scheiße, es gibt sogar Studien, nach denen Mädchen weniger Taschengeld als Jungs bekommen! Und für das alles ist das derzeit vorherrschende Frauenbild mitverantwortlich. Und dieses Frauenbild wird leider auch durch die Darstellung von Frauen in vielen (nicht allen) Computerspielen gefestigt. Dazu gibt es zwar noch keine längerfristigen Untersuchungen, aber mir fällt kein Grund ein, warum es bei Spielen anders sein sollte, als bei allen anderen Medien.

    IV. Und was will uns der Dichter damit sagen?

    Ich will bei Euch Bewusstsein für die Problematik schaffen. Eure Meinung müsst ihr Euch selbst bilden. Die stark sexualisierte Darstellung von Frauen in Computerspielen ist nicht alleine verantwortlich für das derzeitige Frauenbild, nicht mal ein wesentlicher Faktor, aber doch ein Teil des Ganzen. Ich will Computerspiele weder zensieren noch den Designern ihre künstlerische Freiheit nehmen. Ich will auch keinem meine Meinung aufdrücken, wie man Befürwortern einer differenzierten Betrachtung des Frauenbildes in Computerspielen oft vorwirft. Und ich behaupte auch nicht, dass Spieler raus gehen und Frauen vergewaltigen oder auch nur ein anderes Frauenbild haben als der Rest der Gesellschaft. Aber auch Gamer dürfen ihre Augen vor der Problematik nicht verschließen. Wenn wir Computerspiele als Kunst und Kultur begriffen wissen wollen, müssen wir uns auch an denselben Standards messen lassen.

    Aber es gibt zum Glück auch ein paar positive Gegenbeispiele. Z.B. Max und Chloe aus Life Is Strange (was für ein fantastisches Spiel) oder Lara Croft nach dem Reboot. Hoffentlich zukünftig auch die Protagonistin von Horizon: Zero Dawn. Der gesellschaftliche Wandel ist auch in der Spielebranche merkbar, wenn auch nur schwach und gegen viele Widerstände. Ich bin aber überzeugt, dass wir das schaffen können.

    Dafür muss die Mehrheit der Gamer aber erst einmal erkennen, dass es ein Problem gibt. Und dass ihnen trotzdem nichts weggenommen werden soll. Attraktive Frauen sollen nicht aus Computerspielen entfernt, sondern über ihre Sexualität hinaus dargestellt und definiert werden. Das kann dann eigentlich nur ein Gewinn für alle sein. Wenn dafür Gamer gemeinsam einstehen und eine differenzierte Frauendarstellung aktiv von den Herstellern einfordern, wird sich bestimmt etwas ändern (siehe das Beispiel von Blizzard und der Änderung einer nicht zu einer Heldin passenden Pose in Overwatch). Klar wird es auch dann noch Perlen wie den "Yandere Simulator" geben und das kann meinetwegen auch so sein. Muss ich ja nicht spielen. Hauptsache, im Großen und Ganzen vollzieht sich ein Wandel.

    Und dann, irgendwann, werden Frauen nachts nicht mehr die Straßenseite wechseln, nur weil ihnen ein Mann entgegen kommt. Wie geil wär das denn? Man(n) wird ja wohl noch träumen dürfen.







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    Nick2000
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Kommentare

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  1. Carduelis
    Frauen sind im Buchmarkt präsenter als Männer. Also wirf mal einen Blick auf den Buchmarkt, was dort für Frauen-Phantasien bedient werden. [Ironie]Oh mein Gott, dort wird ein Männerbild vermittelt... du glaubst es nicht. Und all die Frauen, die das lesen, können ebenso wenig wie wir Männer zwischen Phantasie und Wirklichkeit unterscheiden. Solche Bücher verderben uns noch die Jugend! [/Ironie]

    In der Phantasie können Menschen etwas ausleben, was sie in der Wirklichkeit nicht ausleben können oder nicht ausleben wollen oder nicht ausleben dürfen. In der Phantasie sind wir frei!

    Das solche Phantasien unser Frauenbild nachteilig beeinflussen behauptest du, verkaufst das aber - wie so vieles - als Tatsache. Kennst du den Roman Fahrenheit 451? Der handelt von einer Welt, in der alle Bücher verboten sind und verbrannt werden, weil sie Vorstellungen / Phantasien vermitteln, die schädlich sind.

    Was du da sagst gilt eben für jedes Spiel, jeden Film und jeden Roman, der nicht Ideologiekonform ist!

    Anschließend behauptest du dann (in Übereinstimmung mit der Ideologie des Feminismus) das Folgende:

    PS: Hier mal ein wahlloser Artikel zum Thema Sexismus von anderer Seite http://www.stern.de/wirtschaft/job/sexuelle-belaestigung---wenn-frauen-zugrapschen-6785958.html

    Solche Erfahrungen habe ich auch schon gemacht. Nur wird es selten zur Anzeige gebracht, wenn es einem Mann passiert. Da heißt es dann tatsächlich: er will es doch auch!

    Als Fazit kann man sagen: so wie es in der Literatur die Gattung "Realismus" gibt, in der versucht wird reale gesellschaftliche Verhältnisse und psychologische Vorgänge abzubilden bzw. bestimmte Lebensfragen und Lebensweisen auf realistische Weise darzustellen... so gibt es ebenso andere literarische Gattungen, die das eben nicht zum Ziel haben, die einfach nur der Unterhaltung auf verschiedene Weise dienen, die ein Spiel der Phantasie sind, die etwas erkunden, was niemand in Wirklichkeit erleben möchte, oder es nicht erleben kann und so weiter. Und es ist unsinnig, etwas von literarischen Gattungen zu fordern, was sie überhaupt nicht zum Ziel haben. Da muss man eben das Genre wechseln, wenn es einem nicht passt.

    Und für Spiele gilt das gleiche. Und wenn man behauptet, dass die unrealistischen Darstellungen in Spielen irgendwelche Frauenbilder in Menschen beeinflussen, die, wenn sie jemand tatsächlich haben würde, ohnehin beim Kontakt mit realen Frauen, die in Deutschland sozialisiert wurden, ziemlich hart an der Realität zerschellen(!), dann sollte man das auch belegen können.
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  2. Carduelis
    @Nick2000

    Die Standpunkte liegen zu weit auseinander? Du lieferst überwiegend nur persönliche Erfahrungen und Vorurteile. Und du hast typische Denkmuster und unbegründete Behauptungen der feministischen Ideologie übernommen (z.B. beim Thema Gehaltsunterschied). Deine Einstellung ist eher anti-wissenschaftlich. Also was erwartest du?

    Ein Beispiel aus deinem Blog:

    Du lieferst uns hier nur Vorurteile, mehr nicht. Hier könnte auch anstelle von Mann ebenso Flüchtling oder Muslim stehen. Auch da haben Menschen irgendwelche "gedanklichen Reflexe", die eher etwas mit ihrer Phantasie, mit einer rein empfundenen Bedrohung zu tun haben und nicht mit einer realen. Aber das wäre politisch nicht korrekt, da müsste man dann plötzlich empört sein, wenn die gleichen Vorurteile gegenüber einer anderen Personengruppe geäußert würden?

    Und die Kommentare über Elena. Sicher, solche Kommentare findet man nicht unter einer News eines männlichen Redakteurs. Woran das wohl liegen könnte? Am Sexismus? Na offensichtlich hast du noch nie allein als Mann in einem Büro mit Frauen gesessen, oder einen Abend allein als Mann mit einer Frauengruppe verbracht.

    Da du selbst hier fast nur persönliche Erfahrungen präsentierst, könnte ich doch ebenso meine persönlichen Erfahrungen mit Frauengruppen präsentieren? Meine persönlichen Erfahrungen sagen mir, dass es in Sachen Sexismus zwischen Männern und Frauen keine allzu großen Unterschiede gibt. Die Foren hier werden aber nun einmal von (ich vermute überwiegend jugendlichen) männlichen Personen dominiert.

    Aber persönliche Erfahrungen lassen sich nicht verallgemeinern, denn die Fallen sehr unterschiedlich aus, je nachdem in welcher Stadt, in welchem Stadtviertel, Bundesland jemand wohnt.

    Nein, das haben wir nicht alle. Viel eher ist es so, dass wir alle (Frauen wie Männer) Menschen schon einmal unangemessen aufgrund von Vorurteilen behandelt haben.

    Was die Videospiele betrifft: "Ritter des Herbstes" hat es auf den Punkt gebracht:

    Und noch etwas: wenn Menschen den Unterschied zwischen Phantasie und Realität nicht begreifen, dann ist da etwas in deren geistiger Entwicklung schief gelaufen.

    Schau dir mal ein Buch wie "Sex im Kopf" an, es ist das Ergebnis einer umfangreichen psychologischen Studie, in der mehr als 16000 Menschen länger interviewt wurden. Dort wird der Frage nachgegangen, welche Arten von Phantasien es gibt und was der psychologische Nutzen dieser Phantasien ist. Und das normale Menschen ihre Phantasien nicht ausleben. (In dem Buch sind viele Interviewabschnitte abgedruckt.)

    Die meisten Videospiele bedienen auch nur Phantasievorstellungen. Aber wie schon "Ritter des Herbstes" schrieb, niemand muss diese Videospiele konsumieren, es gibt genug Alternativen, wenn es einem nicht gefällt.
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  3. Nick2000
    Ich habe mich entschlossen, hier nicht mehr weiter zu diskutieren. Bringt nichts, die Standpunkte liegen zum Teil zu weit auseinander und wie ich schon in meinem Blog schrieb, geht es mir nicht darum, jemandem meine Meinung aufzudrücken. Wer trotz meines Blogs und trotz der immer neuen Kommentare unter allen möglichen GS-News
    (heute zB http://www.gamestar.de/deals/3276809/steam_sale.html#comments), wo sich mindestens die Hälfte der Kommentare mit dem Aussehen von Elena beschäftigten (das wird man unter einer News von einem männlichen Redakteur so nicht finden) kein Bewusstsein für die Problematik entwickeln konnte, der wird das auch nach 10 weiteren Seiten Diskussion nicht schaffen.
  4. Reddok
    Du hast im Prinzip genau das wiederholt was ich geschrieben habe, nur länger und besser.

    Genau das ist doch der Sinn der Debatte. Alle sollen gerecht behandelt werden. Egal, was man ist, welchen Beruf man hat etc.
  5. Carduelis
    @Reddok

    Das Geschlecht wird nicht durch Taten bestimmt. Entweder hat jemand ein weibliches Geschlecht oder ein männliches - oder eine Fehlbildung. Aber da gibt es keinen Relativismus, keine verschiedenen Blickwinkel.
    Daran ändert auch die Möglichkeit nichts, dass ein genetisch männlicher Mensch wie eine Frau aussehen kann, mit weiblichem Geschlecht, Figur, Gesicht etc, aber ohne Gebärmutter - denn mit Geschlecht ist ein Organ gemeint, welches jemand in einer bestimmten Form hat oder eben auch nicht.

    Was du meinst, nennt man "Gender", bzw. Rollen, die Menschen einnehmen können. Und es gibt sehr viele Rollen und letztendlich ist "Frau sein" bzw. "Mann sein" nicht wesentlich anders als "Europäer sein", "Deutscher sein", "Politiker sein", "Schüler sein". Das sind alles Begriffe, mit denen gewisse Vorstellungen verbunden sind, die je nach Person variieren, und mit denen man sich identifiziert und die einem Informationen über eine Person liefern, die einem durch persönliche Erfahrung noch nicht bekannt sind.

    Wir brauchen so etwas, weil die Welt sehr kompliziert ist. Wenn ich z.B. erfahre, dass mein neuer Kollege ein Chinese wird, dann habe ich durch die damit verbundenen Informationen / Vorurteile bereits ein gewisses Bild von ihm, da ich weiß, dass es z.B. Unterschiede im Kommunikationsverhalten gibt und so weiter. Dies beeinflusst meine Erwartungen ihm gegenüber und mein Verhalten. Erst im Laufe der Zeit, wenn ich ihn kennen lerne, dann wird aus dem Chinesen eine konkrete Person.

    Im Prinzip bedeutet Frau / Mann nichts anderes. Jede Person, die man persönlich kennen lernt, wird mit der Zeit zu einer eigenen Schublade mit ihrem Namen drauf. Vorurteile betreffen eben hauptsächlich uns unbekannte Personen und Situationen.

    Aber wie wir alle Wissen, haben Vorurteile auch Nachteile... das Problem bei der Unterteilung in Mann und Frau sind die großen Unterschiede innerhalb der Gruppen und die Überschneidung der Gruppen bezüglich vieler Eigenschaften.
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  6. Reddok
    Männer und Frauen werden mit ihrem Geschlecht geboren und beide haben biologisch bedingte unterschiede.

    Jeder wurde dazu erzogen, Mann oder Frau zu sein. Taten bestimmen das Geschlecht. (Das kann vielleicht etwas misverständlich sein daher hier ein einfaches Beispiel: Toad und Toadette sind weder weiblich noch männlich. Erst nachdem man sieht wie sie sich anziehen und benehmen sind sie männlich oder weiblich - wem das Toad-Beispiel zu abgedreht ist, sollte sich Penny Dreadful ansehen.)

    Welche von beiden Aussagen ist wahr?

    Beide. Es gibt keine absolute Antwort, es kommt meist auf den Blickwinkel an.
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  7. Ritter des Herbstes
    Und genau deswegen ist diese Diskussion so müssig.
    Absolut selektive Wahrnehmung.
    Oder nein, vielleicht bist du auch einfach mittlerweile zu alt.
    Jeder meiner weiblichen Freunde zockt seit mindestens einem Jahrzehnt.
    Und die starken weiblichen Charaktere gibt es seit mindestens nem halben Jahrzehnt, spätestens im Zuge der Indie-Bewegung auch.
    Wobei es in dem Artikel wirklich einen Satz gibt, den ich gerne in unserer Diskussion mehr lesen wollen würde:
    Da kam nie die Forderung auf, etablierte Marken anzupassen. Marvel ist (mit, aus meiner Sicht, teilweise sehr abstrusen Ideen)selbstständig dazu übergegangen.
    Aber klar, warum spiele spielen, die mich ansprechen, wenn man sich über die anderen aufregen kann?
    Funktioniert im Film ja auch seit immer, noch nie nen Arthouse aus der Nähe betrachtet, aber permanent über das Popcornkino herziehen.
    Ich bin raus, dass ist mir mittlerweile zu entlarvend.
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  8. Nick2000
    http://www.spiegel.de/kultur/literatur/frauen-erobern-comics-sex-verbrecherinnen-und-bitch-planeten-a-1105305.html

    (Leerzeichen entfernen)

    Gute Nachrichten. Warum nicht sowas auch mal über Computerspiele lesen?
  9. Ritter des Herbstes
    Ja, aber WELCHE Auswirkungen?
    Der Shitstorm?
    Schau, ich könnt auch meine Webcam suchen und einen wütenden V-Log darüber machen, dass mich keine Frauen ansprechen.
    Oder darüber, das meine immaginäre Kollegin in meinem immaginären Nebenjob als Barkeeper jeden Abend mit dem drei bis sechzehnfachem an Trinkgeld den Laden verlässt. Ohne mit zu zumachen, weil sie ja noch ihre letzte Bahn bekommen muss.

    Auswirkungen von Sexismus gefällig?
    Kerle, die beim Versuch, ne Vergewaltigung anzuzeigen, auf dem Revier ausgelacht werden.
    Ich wüsste nicht, wann ich an der letzten Baustelle vorbei gefahren bin, und da eine Frau am Presslufthammer gesehen hab. Und zumindest bei meinem letzten Kontakt mit Handwerkern, hatten die noch nicht Robotersupport.
    Was nicht darin begründet liegt, dass es Frauen, sondern dass es Nebencharaktäre sind.
    Bei Rittersporn und Zoltan ist es dir folglich nicht aufgestoßen, dass da die Klischees des Weiberhelden und des prügelfreudigen Säufers aufgegriffen wurde.

    Und ganz ehrlich, niemand würde auf die Idee kommen, das Tombraider Reboot dafür zu kritisieren, dass Jonah platt wie nen Pfandkuchen ist.

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  10. ebus
    Bloß weil wir uns in einer modernen Gesellschaft wiederfinden, heißt das nicht, dass Menschen von den Gesetzen der Natur völlig losgelöst sind.

    Die Wissenschaft kann hier Erklärungen für unterschiedliche Verhaltensweisen geben, dass das eine Diskriminierung zur Folge haben sollte, wird hier glaube ich niemand fordern, zumindest hoffe ich das. Aber natürlich kannst du Akademikern wie Wolfgang Wickler gerne sagen, dass einige seiner Forschungen "gar nicht gehen", bloß weil's dir nicht in den Kram passt.

    Zum Beispiel sagst du in deinem Post, dass Männer positiv angesehen werden, wenn sie mehr Sexualpartner haben, während das bei Frauen nicht so ist. Aus einer biologischen Sicht würde das ja Sinn machen, da Männer die mehr Kinder zeugen, weil sie mehr Sexualpartner haben, ihr Erbgut öfters weitergeben können. Ein Mann kann mehrere Frauen befruchten, andersrum nicht.

    Sowas kann ja auch nicht stimmen, aber es in Erwägung zu ziehen würde ich fair finden, anstatt alles auf die Gesellschaft und die mediale Darstellung zu schieben und sie für den Grund allen Übels zu deklarieren. Das wird einen unter Umständen auch nicht weiterbringen, wenn man andere Fakten ausblendet, oder dies überhaupt nicht in Betracht zieht.

    Im übrigen beschwert sich niemand darüber, dass es geschlechtliche Trennungen bei Sportarten gibt, und das hat ja auch seinen Grund im Dimorphismus. Würde es sowas nicht geben, dann hätte man wohl sehr wenige zBsp. Olympia-Siegerinen, und das würde Keiner wollen.
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