Ist bessere Grafik wirklich besser?

Von Belthazoar · 13. September 2017 · ·
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  1. Anlässlich des 20. GS Geburtstages wird heute der Zukunftsblick aus 2007 gepostet auf dem zu lesen stand: „Crysis-Grafik total veraltet.“ Unterhalb finden sich dann jede Menge Kommentare wie krass es nicht sei, dass sich ja nicht viel getan habe (http://www.gamestar.de/artikel/satire-40-jahre-gamestar-so-sieht-das-magazin-in-20-jahren-aus,3319628.html).



    Vielleicht bin ich ein wenig merkwürdig, aber seit einiger Zeit schon kann ich den „Grafik-Diskurs“ nicht mehr verstehen. Etwa wenn die GS in einem Testvideo sagt: „Das sieht jetzt nicht mehr ganz taufrisch aus“ oder wenn um Witcher 3 eine Downgrade-Debatte losbricht. Ich sehe mir die Vergleichsvideos an und muss mich wirklich wahnsinnig konzentrieren und ganz genau schauen damit mir da überhaupt ein Unterschied auffällt (https://imgur.com/3dPsE1z).



    Ich hab schon Einiges an Entwicklung in Sachen Grafik beobachten können. Und da gab es krasse Sprünge. Die NPCs in Morrowind waren nur in meiner Fantasie lebhaft. Aber meine Augen waren ja auch großteils mit Lesen beschäftigt... Natürlich gibt es Fails, keine Frage. Die Gesichtsanimationen in ME:Andromeda dürften jedem aufgefallen sein. Aber worauf ich eigentlich hinaus will ist, dass wir bereits seit etwa 5 Jahren ein Niveau in Sachen Grafik erreicht haben, dass in meiner Kindheit nicht mal in meinem Kopf ablief.



    Fotorealistisches CGI ist bereits in der Mache (http://www.gamestar.de/artikel/fotorealistisches-cgi-neue-version-von-saya-ist-taeuschend-echt,3319591.html ) und wird rein technisch gesehen bald auch in einem Spiel möglich sein. Unter dem Artikel finden sich übrigens auch Kommentare, die meinen dass dies für Pädophile interessant sein könnte, was dann positiv eingefärbt wird. Ich sehe da eine wesentlich gefährlichere Entwicklung, denn das was CGI noch lange nicht wird liefern können ist eine taktile Erfahrung, die beim Sex aber auf jeden Fall dazu gehört. Üben hingegen... Aber das nur so am Rande.


    Für Immersion, tolles Spielgefühl und so weiter brauch ich doch gar nicht mehr, als bereits vorhanden ist. Im jüngsten AC:Origins Video (http://www.gamestar.de/videos/assassins-creed-origins-gameplay-fazit-im-video-kleine-fehler-fallen-deutlicher-auf,94261.html) bemängelt Michael Graf, dass die Spinnweben nicht abbrennen sondern wegglitzern. (Wobei er dies natürlich in seiner gewohnt differenzierten Art sofort relativiert und ebenso wie ich hinterfragt ob die tolle Grafik nicht ein zweischneidiges Schwert sei, Fehler fielen deutlich mehr auf.). Ich hab mich gefreut, dass es überhaupt drin war!



    Wirft es euch denn aus dem Spiel, wenn die Animation nicht fotorealistisch ist? Irgendwann kann ich dann die Schimmelhaare am verdorbenen Essen in der verlassenen Hütte erkennen, wenn ich hin schaue, aber die Frage ist doch letztlich: „Was zur Hölle bringt denn das?“



    Aber schadet es denn auch? Ich behaupte ja, auf jeden Fall schadet das! Wie aufwändig die Grafik in der Herstellung ist zeigt etwa das Video: https://www.youtube.com/watch?v=0qvvmVpS3AA in dem der Animator (Ist das korrekt? Das klingt komisch) Daniel Floyd einen Einblick gewährt was an den Animationen schief gegangen sein könnte. Und all dieser Produktionsaufwand kostet!



    Das ist mit ein Grund warum AAA-Titel heutzutage soviele Millionen verschlingen, warum sie nicht failen dürfen, warum die CEOs so darauf pochen, dass sie DLCs, Season Passes, Mikrotransaktionen und Kontenbindung brauchen. Ja, schon klar, Grafik alleine macht ein Spiel nicht so teuer. Marketing, Programmierung, Qualitätsmanagement.... bla bla bla. Aber Fakt bleibt, das wir in Sachen Grafik eigentlich schon ein extrem hohes Niveau erreicht haben, aber in anderen Belangen wie KI, Sound, PC-Portierungen oder Storytelling ist Stillstand oder gar Rückschritt. Denn dieses emergent Storytelling, dass sich aus den Bausteinen der Spielwelt ergeben soll (zB Fallout) ist doch nicht mit den Geschichten in den Nebenquests eines Witchers vergleichbar. Kostet aber weniger. Sag ich jetzt mal J



    Daher wäre mein Wunsch für die Zukunft: Bei der Herstellung weniger Fokus auf Grafik und ausgewogeneres Budget. Dafür muss aber zuerst einmal der Fokus in den Foren rutschen. Man wird ja wohl noch träumen dürfen.

Kommentare

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  1. Hanksnow
    Ein schöner Teller allein macht auch nicht satt.
    Angesichts der derzeitigen Hack&Slash Welle ziehe ich es vor mich beim Spielekauf zurück zu halten,und auch Reine Ballerei ist nicht mein Ding.

    Wenn die Spieleindustrie glaubt sie kann nur mit Effekten die Kunden halten haben die sich verrechnet.
    Ich hbesitze einen ganz passablem Rechner,läuft alles drauf,aber ich spiele Mass Effekt Andromeda und ... Stalker.

    Bei letzerem ist zwar alles schon ziemlich angestaubt,aber die Authentizizät und die Atmosphäre ist mir wichtiger,als den letzten Grafikkracher zu besitzen.
    und 1000 Euro für ne Grafikkarte gebe ich auch nicht aus.

    Was derzeit so an Spiele angeboten wird,ist nicht nach meinem Geschmack Mass Effekt war da die Ausnahme.
    Leider.
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  2. Belthazoar
    Hi RedRanger,

    erst mal Danke für deinen Kommentar und sorry, dass ich erst jetzt zurück schreibe, war die letzten 4 Tage im Ausland.

    Zu deinem Post: Ja klar, an der Grafik geht grundsätzlich noch was. Insbesondere wenn man Sachen wie Beleuchtung dazu nimmt. Aber mein Punkt war ja: Macht das ein Spiel besser?

    Wie du selbst dann noch ausführst würde eine KI dazugehören, die dann adäquat reagiert. An der wird aber nur mit wesentlich geringerem Budget (wenn überhaupt) gearbeitet. Und da setzt mein Argument an: Besser ein paar Jahre Stillstand bei der Grafik und dafür große Budgets für KI, Sound und AutorInnen.
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  3. RedRanger
    Na, da ist schon noch Luft nach oben. Nur kommt halt jetzt der schwierige und leistungshungrige Teil.

    Klar, man kann immer mehr Polys reinhauen und die Texturen hochdrehen. Aber was wirklich verbesserungswürdig ist, ist die Beleuchtung. Mit einer ordentlichen Global Illumination wirkt direkt alles realistischer. Aber kostet halt sehr viel Leistung.

    Mit einer realistisch wirkenden Welt kommen natürlich auch Ansprüche, dass sich diese Welt realistisch verhält. Das ist der nächste Meilenstein.

    Wie du geschrieben hast, müssten die Spinnweben verbrennen und sich nicht auflösen. All diese Details müssen stimmen. Wenn ich einen Topf umwerfe, muss die Suppe rausschwappen und Flecken hinterlassen.

    Die NPCs müssen darauf auch dynamisch reagieren. Da steht den Entwicklern noch jede Menge Arbeit bevor.
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