Death Stranding - Was heckst du wieder aus, Kojima

Hideo Kojima. Selten stand eine Person, zumindest was die Gaming-Branche angeht, so sehr für den Ausspruch "Zwischen Genie und Wahnsinn", wie der ambitionierte japanische Spieleentwickler.

Denn schon während seiner Zeit bei Konami hat Kojima stets versucht, die Grenze zwischen den Medien Film und Spiel zu verwischen. Entsprechend war er einer der Ersten, die die neuen Möglichkeiten einer funktionierenden 3D-Engine nutzten, um cineastische Zwischensequenzen (siehe Metal Gear Solid) zu entwerfen.

Kojima und Konami, die gerade mit der Marke Metal Gear über die Jahre eine enorm erfolgreiche Partnerschaft hatten, sind mittlerweile seit 2015 geschiedene Leute. Interne Streitigkeiten, das Entfernen von Kojimas Name bei Release von Metal Gear Solid V: The Phantom Pain, und das unerklärliche Ende des Silent Hills Remake, waren eine zu große Belastung für die langjährige Ehe.

Während Konami sich mittlerweile deutlich aus der AAA-Spielebranche zurückgezogen hat und sich mehr auf seine hauseigenen Automaten verlässt, hat Hideo Kojima die Zeit genutzt um ein neues Studio zu gründen: Kojima Productions (Und mir wirft man vor ich sei unkreativ.)
Lange Zeit war es dann still. Die Anspannung, vorallem bei den Fans des exzentischen Entwicklers, wuchs ins Unermessliche. Auf der E3 2016 gab es dann endlich das fällige Ventil: Kojima Productions arbeitet an seinem ersten Spiel Death Stranding, das nach einer zweiten Heirat nun von Sony gepublished wird, und hatte prompt diesen Teaser dabei:





Kurz, kryptisch, kaum aussagekräftig, aber gerade dadurch ungemein interessant, sodass man einfach mehr wissen muss. Ein nackter Norman Reedus (Walking Dead) hat vielleicht geholfen?



Bei den Game Awards (kurz TGA) 2016 gab es nur kurze Zeit später bereits Nachschub, diesmal auch noch Guillermo del Torro, der wie Reedus mit Kojima bereits bei Silent Hills zusammenarbeitete, und Mads Mikkelsen an Bord:




Ein Baby, Skelettsoldaten in WW2 (World War II - Zweiter Weltkrieg) Uniformen, Mikkelsens Hannibal-Lächeln, Fäden, und noch mehr Öl? Kojima skizziert seine Vision nur in Bruchteilen und sie wirkt verrückt.



TGA 2017 - Ein neuer Trailer



Pünktlich ein Jahr später, wieder während der TGA, gab es jetzt endlich neues Futter für den Hype.



Mit ca. 8 Minuten Laufzeit hat uns Kojima Productions den mit Abstand längsten Ausblick auf das Projekt gestattet und lädt zu weiteren Spekulationen um Gameplay, sowie Setting und Story, ein. Spekulationen, denen ich mich hier mit einer kleinen Betrachtung im Detail anschließen möchte.

Jetzt eigenen Blog oder Spieletest bei GameStar veröffentlichen: Die besten Beiträge werden mit freier Spiele-Auswahl bei GOG.com für 60 Euro belohnt!​

Was bekommen wir zu sehen und was könnte es bedeuten?



Zuerst begrüßt uns die Stimme von Schauspieler Norman Reedus, dessen Charakter wir später als Sam kennenlernen, und erzählt von einer Abfolge an Explosionen - engl. Bangs: "A bang, which gave birth to time and space. A bang that gave a planet spinning in that place. A explosion that gave birth to life as we know it. [...] and then came the next explosion."
Lose übersetzt: Ein Knall, der Zeit und Raum erschuf. Ein Knall, der einen Planeten in diesem Raum drehen ließ. Eine Explosion, die das Leben, so wie wir es kennen, gebar. Und dann; die nächste Explosion.
Sam beschreibt uns also, während die Kamera über ein Stück rapide wachsender, dann verfallender, Pflanzen - auf den Hauptcharakter zu - schwenkt, den Urknall und gibt einen ominösen Ausblick auf ein ähnlich einschneidendes Ereignis. Ein Ereignis, das die folgenden Szenen, den Zustand der Welt, vermutlich zu verantworten hat.



Aber was?



Eine Naturkatastrophe, die aus dem endlosen Graben nach Öl und anderen Ressroucen im Erdreich resultiert? Ein gewaltsamer Überfall aus dem All, durchgeführt von den ominösen Kreaturen aus dem Trailer? Oder noch ein nuklearer Krieg? Schließlich hat Kojima sich gerade mit diesem Thema in der Metal Gear Reihe schon gerne auseinandergesetzt und nichts schreit mehr nach einem Knall, als eine Atombombe (fragt Gandhi aus Civilization).



Egal, weiter: Sam rappelt sich auf, vor ihm liegt eine Leiche, mit merkwürdig gelber Flüssigkeit auf dem Gesicht, und blickt auf einen verunglückten Truck, sowie zwei seiner namenlosen Kameraden in Uniform. Einer davon ist mit den Beinen unter dem Truck begraben, der andere versucht ihn zu befreien.



Interessant sind hier mehrere Sachen, gerade in Kombination:



Es handelt sich nicht um die erste Leiche mit gelbem Skelettschädel, die wir sehen, denn im zweiten Trailer kommandiert der Charakter von Mads Mikkelsen eine Einheit WW2-Soldaten, die ebenfalls gelbe Knochengesichter aufweisen. Zudem auf den Armbändern von Sams Kollegen: Corpse Disposal Team 6, zu deutsch also: Leichenentsorgungs Team 6 zu lesen. Die Vermutung liegt nun nahe, dass irgendetwas, oder jemand, in dieser Welt die Möglichkeit hat, Leichen wiederauferstehen zu lassen und zu kommandieren. Eine Fähigkeit so gefährlich, dass es entsprechende Entsorgungseinheiten gibt, um den Nachschub versiegen zu lassen.



Während wir spekulieren, wird die Befreiungsaktion des Kameraden rüde unterbrochen, und zwar von der scheinbar eigenständig handelnden Lampe auf dem Rücken des anderen Mitarbeiters, die auf eine nahende Bedrohung aufmerksam macht. Nach einem kurzen Hinweis von Sam halten alle drei ihren Atem an, um der Entdeckung durch Etwas zu entgehen. Von diesem Etwas sehen wir in den kommenden Szenen erst nur riesige schwarze Handabdrücke und dann nur kurz eine riesige schwarze Silhouette im Nebel. Entdeckt werden sie aber trotzdem, sodass zuerst die Leiche in plötzlich aufsteigendem Öl verschwindet, bzw. eher reingezogen wird, und wenig später auch der Verletzte von der Gruppe weggezogen wird. Erst, als ihm sein Kollege, der mit dem Roboter bzw. der Lampe am Rücken, eine Kugel in den Kopf jagt stoppt das Etwas.



So lernen wir schonmal zwei Sachen über die zukünftigen Antagonisten: Sie stehen direkt mit dem Öl in Verbindung. Entweder nutzen sie es für physische Angriffe oder bestehen zu einem Teil daraus, und sie brauchen Menschen im Idealfall lebend.



Wem das noch nicht verrückt genug war ...



der kommt jetzt auf seine Kosten. Erst erscheint eine Figur auf dem Truck, die dem Charakter von Mikkelsen in Aussehen und Gestik aus Trailer 2 sehr ähnlich ist. Dann wird offengelegt, was den Roboter/Lampe auf dem Rücken antreibt: Im Inkubator auf der Brust, dessen Inhalt bisher nur schwarz war, befindet sich ein Fötus.

Ich bin ein Star, holt mich hier raus.​

Derweil steigt das Öl immer weiter an, der Kollege von Sam wird gegriffen, schmeißt den Inkubator hin, versucht sich selbst zu erschießen, und wird dann, wie zahllose andere Gegenstände (Steine, Schrott, sogar der Truck) gen Himmel gezogen.



Und was ist da im Himmel? Ein Riese, dessen Kopf aus einer Hand besteht und dem eine Art Nabelschnur am Torso hängt, der wie ein Puppenspieler riesige Fäden/Drähte in den Händen hält. Der Chef von Etwas? Aktuell nicht zu beantworten.

Shadow of the Colossus sah noch nie so gut aus.​

Es folgt jedenfalls eine Explosion, die vom Kopf ausgeht, und Sam findet sich auf einmal nackt im Wasser wieder. Dort werden nicht nur weitere Körper an die Oberfläche gezogen, sondern wir erhalten einen neuen Blick auf die Tiere aus dem ersten Trailer. Schon bald sehen wir unseren Protagonisten, entweder wieder angezogen oder ein zweiter Sam, bewusstlos am Boden des Gewässers. Ein Seetierchen dringt über den Mund in ihn ein, stößt dann aber nach kurzer Reise durch den Körper auf das zuvor gezeigte Baby. Zwei Schnitte später wacht Sam wieder außerhalb des Wassers auf und spuckt neben Öl auch einige dieser Tierchen wieder aus.



Bis zu exakt diesem Punkt, als er Öl und Tiere spruckt, hätte ich noch gesagt; Das ist alles nur ein Traum. Mittlerweile glaube ich aber eher, dass Death Stranding vielleicht etwas mit nahen Parallel-Dimensionen und Übergriffen aus diesen versucht. So war das am Seeboden vielleicht wirklich ein zweiter Sam.



Kurz darauf endet der Trailer und lässt uns mit Sam, der vor einem Krater steht, und fünf schemenhaften Gestalten sowie den allseits präsenten Fäden im Himmel, aber vorallem rätselnd, zurück.

Wer oder was schwebt da wohl?​

Sind wir jetzt wirklich schlauer?



Jein. Am Ende des Tages wissen wir immernoch nicht, was für ein Spiel Death Stranding wird. Zwar lässt sich durch die reagierenden Lampen und die offensichtliche Macht der Antagonisten vermuten, das wir Stealth-Elemente geboten bekommen, aber das war es auch schon.



Dafür ist es nun mittlerweile deutlich erkennbar, welche Themen die Narrative in Kojimas neustem Werk die Hauptrolle spielen werden: Krieg, Natur- oder menschengemachte Katastrophen, Geburt (Nabelschnur beim Riesen, Fötushaltung im ersten Trailer, Wasser als Symbol für Mutterleib) und vielleicht gar Elterndasein.



Wieso das Elterndasein?



In Anbetracht der Tatsache, dass bisher in jedem Trailer ein Baby präsent war und dieses stets nah bei den Charakteren getragen wurde, finde ich es durchaus logisch, wenn der spielbare Charakter eine väterliche Beziehung dazu hat. Natürlich könnte es sich auch um den eigenen Klon, oder von jemand wichtigen, handeln.



Ich bin jedenfalls heiß wie frittenfett und will unbedingt noch mehr erfahren, noch mehr Material zum spekulieren.



Wie habt ihr den Trailer wahrgenommen? Habt ihr eine andere Meinung? Etwas übersehen? Lasst es mich wissen.