Star Wars - Die letzten Jedi. Ein Rant.

Von ck001 · 16. Dezember 2017 ·
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  1. Eines vorweg, ich gehe hier nicht unbedingt auf die Geschichte oder Charaktere ein, ein paar Spoiler werden angedeutet, aber im Großen und Ganzen muss ich mir einfach von der Seele schreiben und loswerden, was mich schon seit Stunden ärgert.



    Ich spüre eine Erschütterung der Macht. Sie gähnt. Ich hatte selten zuvor Lust, das Kino zu verlassen.

    Damit sei meiner Meinung Ausdruck verliehen. Doch warum ist es so? Weshalb wird auch der neueste Ableger der Star-Wars-Saga meinen Ansprüchen nicht gerecht? Der Film wird in höchsten Tönen gelobt, sei er doch der beste Film seit "Das Imperium schlägt zurück" und es ist Star Wars. Altbekannte, vertraute Charaktere. Ein paar neue, die sich jedoch gut einfügen, vor allem Daisy Ridley möchte ich hier erwähnen, die für mich als Heldin der aktuellen Trilogie eine Traumbesetzung darstellt - mag sein, dass es auch andere gekonnt hätten, doch lege ich mich hierbei nicht auf einen Schauspieler fest, die mir bis zum Vorgänger unbekannte Darstellerin passt einfach sehr gut in das Ambiente, in diese Galaxie, wie sie auch in die alten Filme passen würde, für mich ist sie ein Glücksgriff sondergleichen, zumal ihre Wahl durchaus auch ein Risiko hätte darstellen können, man erinnere sich nur an den letztjährigen Ghostbusters, welcher zu allererst für die weibliche Neubesetzung gescholten wurde (aber der Film war einfach schlecht und daran hätten auch die echten Ghostbusters wenig ändern können). Also, was läuft falsch in dieser weit entfernten Galaxie?

    Kurz gesagt: Fan-Service. Wie schon der Vorgänger bietet auch der jüngste Ableger so viel mehr Altbekanntes, so viel mehr Vertrautes, doch wo dieser nur "Eine neue Hoffnung" zitierte (oder besser gesagt "vergrößert kopierte"" ...) so finden sich in "Die letzen Jedi" so unzählig viele "Zitate" oder allgemein Szenen und Elemente, welche man nicht nur aus der alten als auch der neuen Trilogie kennt. Der Film bietet Fan-Service, er riskiert nichts. Auf mich macht er wie Urlaub. Was ich damit meine? Stellt euch vor, ihr macht Urlaub, wo spielt erst mal keine Rolle. Es ist der beste Urlaub eures Lebens, jeder Tag ein Abenteuer, jeder Moment ein Genuss, ein Hochgefühl sondergleichen, ihr wünscht euch, dass er niemals endet, eine Welle der Euphorie begleitet euch, wenn ihr aufsteht und wenn ihr euch wieder schlafen legt, ihr fühlt euch positiv geladen, zu allem bereit, das Risiko zu euren Füßen und bezwungen, mit einem Wort fantastisch. Doch der Urlaub geht vorbei. Das Gefühl geht vorbei, doch sehnt ihr euch danach. Und ihr sagt euch, nächstes Jahr um diese Zeit werde ich dort wieder hinfahren. Zurück zu dem besten Moment, den ihr je gekannt habt. Doch etwas fehlt. Es ist wie der gleiche Urlaub, ihr erlebt die selben Momente, doch ihre Intensität hat merklich abgenommen, ganz gleich, was ihr tut. So fühlt sich Star Wars mittlerweile für mich an. Die Macher recyceln die Sternen-Saga, bauen auf dem Namen auf, verwursten noch die letzen Szenen. Die Fans fiebern mit bei der Schlacht um den Todesstern? Die Fans lieben die Schlacht von Hoth? Die Fans wollen Figuren wie damals? Sie bekommen das alles, wie ein modern verpacktes, aber altes Spielzeug, das ein paar neue Tricks kann. Aber sie kennen es eigentlich schon, haben alles bereits erlebt. Sie bekommen, was sie wollten, doch hätte man hier seitens der Macher wirklich etwas wagen können und warum auch nicht? Es ist Star Wars und die Leute rennen ihnen sowieso die Bude ein, kaufen das Merchandise, sie würden so oder so einen Hit landen, deshalb ist es umso unverständlicher, als sie nicht wagen, etwas Neues zu versuchen - die Lizenz und der Kult sind ein Freifahrtschein und zugegebenermaßen auch gleichzeitig ein Damoklesschwert. Es ist Star Wars. Und doch weniger, weil zu einem guten Film mehr dazu gehört.

    Vielleicht würde ich diese Zeilen nicht schreiben, gäbe es die alte Trilogie nicht, oder auch die Vielgescholtene um die Jahrtausendwende. Aber es gibt sie. Ich sehe mich als Fan der Filme, ich habe mit Luke den Todesstern zerstört, ich habe auf Hoth mit den Rebellen gefiebert und ich bin dem Schlund des Sarlacc entkommen und fand gleichzeitig auch Darth Vader faszinierend. Und man muss der Jahrtausend-Trilogie trotz all ihrer Schwächen zu gute halten, dass sie die Vorgeschichte erzählt hat und auch, wenn hier ebenfalls Ähnlichkeiten mit der ursprünglichen Trilogie zu finden sind, so bot sie eine neue Geschichte, obwohl deren Ausgang wohl bekannt war. Nach dem Erwachen der Macht war ich ernüchtert, doch erlebte ich eine neue Hoffnung, als "Rogue One" dem Hype in meinen Augen gerecht wurde, die Optik war die gleiche, doch wagte man trotz vieler Zitate eine Geschichte zu erzählen, die es noch nicht gegeben hatte. Mit "Den letzten Jedi" hat das Imperium zurückgeschlagen, doch sind es diesmal Disney, welche die Saga in Karbonit einfrieren. Ein letztes Mal hoffe ich, dass die Fans ihre Gefühle erforschen und sie erkennen, dass diese Rückkehr der Jedi nicht das ist, was sie in ihrem Inneren tatsächlich wollen.

Kommentare

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  1. ck001
    hamill war damit ja auch nicht sonderlich glücklich mit der Entwicklung des Charakters in den neuen teilen. ich persönlich hatte vor ep7 gehofft, dass hinter kylo rens Maske ein von der macht korrumpierter luke steckt, welcher damit direkt in die Fußstapfen seines vaters getreten wäre. naja, knapp vorbei. ;)
  2. Ritter des Herbstes
    Weis nicht so recht, ob ich den erhobenen Zeigefinger mit dem Waffenhandel so ... erhoben finde.
    Zumal ja auch das kein neues Thema in der Marke ist.
    Diese ganze "drei Blickwinkel auf eine Szene"-Geschichte mit Luke fand ich ausgelutscht. Ich bin bei Weitem kein Cineast, aber das Muster sitzt so tief, das hätten sie sich sparen können. Überhaupt finde ich den ganzen "Omg, ist Luke etwa BÖSE?!"-Subplot relativ lustlos aufbereitet.
    Ich hätte die Türe da gar nicht aufgemacht, ich meine, "Treffen sie die Skywalkers, korrumpierte Jedi seit drei Generationen!".
  3. ck001
    an seinen vater hatte ich in der hinsicht nicht gedacht, aber ja, das stimmt natürlich. derjenige, welcher bereits Milliarden auf dme gewissen hatte, bekam eine zweite Chance, der andere sollte im schlaf sterben ...? naja.

    und zum zweiten punkt, ja, fand ich durchaus logisch, wenn auch irgendwie zynisch: das Casino und seine Umgebung inkl. Rennstrecke wurde wohl Monaco nachempfunden - wo sich die Profiteure des films höchstwahrscheinlich auch mal einfinden werden.
  4. Reddok
    Das Problem, welches ich hatte, war nicht, das Luke Angst hat. Sondern, dass er seinen Neffen (der noch gar nicht auf der Dunklen Seite war) direkt aufgibt, nachdem er seinen Vater zurückgeholt hat. Aber als Twist fand ich das recht gut.

    Was ich vergessen hatte: Eine der besseren Dinge des Films ist das Thema der Kriegsprofiteure.
  5. ck001
    da lass ich die spoiler warnung.

    1) der finale kampf zwischen schüler und meister endet wie in ep4 (mit einem kleinen twist, zugegeben). und den kampf gibt es, damit der meister die flucht der anderen ermöglicht. wie in ep. 4. zudem spielt das ganze auf einem weißen planeten mit atat-ähnlichen walkern, während die rebellen die basis verteidigen. wie in ep. 5. dazu ein kleiner jungen als sklave mit fähigkeiten wie in ep. 1, usw. nein, keine direkte nacherzählung eines einzelnen teils, sondern mehrerer.
    2) ja und ich fand es schade. das wie macht die szene interessant, aber im großen und ganzen fand ich den charakter sehr verschwendet.
    3) das mussten sie auch, die darsteller der originalen werden ja auch nciht jünger. bin im großen und ganzen zufrieden mit den neuen, nur die mechanikerin ... naja. zuerst tieftraurig, dann kein wort mehr (aber wie passend kannte sie die sklaven, zumindest in gewisser hinsicht), dann wieder die verliebte heldin ... zu viel des guten.
    4) es gab immer schon viele kreaturen, jetzt sind es ein paar mehr.
    5) ja, das war eine coole szene. fand auch den hinweis vor dem film interessant. ;)
    6) manche meinen, dass lukes sinneswandel unglaubwürdig ist. ich fand es im großen und ganze nciht schlecht, immerhin gibt es auf seiner insel auch einen hort des bösen, von daher für mich auch durchaus plausibel.

  6. nkR
    Zu sagen, dass TLJ nichts riskiert, sehe ich persönlich komplett anders. Episode 7 kann man das ohne jeglichen Zweifel attestieren. Meiner Meinung nach aber geht Rian Johnson ein unglaubliches Risiko ein.

    Achtung Spoiler:

    1.) es ist keine Nacherzählung wie in SW7
    2.) man tötet den in SW7 angepriesenen Bösewicht (quasi ohne mit der Wimper zu zucken)
    3.) Man erschafft Charaktere, die zuvor nicht vorhanden waren (Rose, Admiral Holdo)
    4.) Wahnsinnig viele neue Kreaturen (z.B. in der Casino-Stadt)
    5.) spannende Ideen (Was passiert, wenn ein Schiff mit Lichtgeschwindigkeit ein anderes rammt?)
    6.) neue Wege (Luke – auch Helden/Legenden können Angst haben)

    Wie gut das im Endprodukt letztlich umgesetzt wurde, ist eine andere Frage, aber TLJ vorzuwerfen, er gehe kein Risiko ein, finde ich falsch.
  7. Reddok
    Ja, insgesamt geht der Look in Ordnung. Aber z.B. Yoda fand ich ziemlich schwach.

    Ich fands auch dämlich, dass viele Bösewichte, wie z.B. die Wachen (um nichts zu spoilern), nicht ausgebaut wurden, sondern nach wenigen Minuten Leinwandzeit direkt aus dem Fenster geschmissen wurden...

    Manch einer meint, dass die Verantwortlichen diese Dinge in anderen Medien weiter ausbauen können, aber das finde ich einfach faul. Die hätten locker die Hälfte des Films weglassen und dafür einige Charactere weiter ausbauen können.
      1 Person gefällt das.
  8. ck001
    @jeremir
    nun ja, nach 6 episoden mit männlichen charakteren und bestenfalls weiblichen support-rollen (also eigentlich nur natalie portman?) war es durchaus eine gewisse abkehr. allerdings eine gelungene.

    @ritter des herbstes
    gucci-füchse, der war gut ;)
    die ewoks spalten jedoch damals wie heute die fans - manche halten ihren slapstick für überzogen, andere finden sie charmant. und es ist ja nicht so, dass star wars nicht von anfang an auch einfach (geplant) witzige momente hatte, nur fand ich es im letzten teil einfach überzogen und oftmals deplatziert. ich sag nur reys versuch, wieder an das lichtschwert zu gelangen. das war doch sowas von unnötig und hat der ernsten situation nun wirklich nicht geholfen. es kam mir häufig vor, als würde der film über sich und das franchise selbst lachen. ein zwinkerndes auge ist manchmal besser als ein witz mit dem holzhammer.
    ja, kylo ren bleibt ein wütendes kleines kind ( besonders in der lift-szene und seinem helm); da mag jedoch auch ein plan dahinter stecken um zu zeigen, wie sehr er sklave seiner emotionen ist. ich sage mal, der charakter hätte potential, bislang ist er jedoch kaum mehr als ein in schwarz-gekleideter meme und ein blasser abklatsch der offensichtlichen vorlage. und auch der rothaarige befehlshaber lässt viel zu wünschen übrig - verglichen mit tarkin und vader oder auch director krennic aus rogue one fehlt ihm einfach jegliche autorität, erhabenheit oder wie man es auch sonst nennen möchte. auch hier trägt die komik (bspw. die "kommunikation" mit dameron beim ersten angriff) nciht dazu bei, in ihm tatsächlich eine bedrohung zu sehen.
    etwas untergegangen ist auch finn, dafür hatten viele andere charaktere ihr stelldichein - zu viele, meines erachtens nach. damit haben mittlerweile auch die marvel-filme ein problem, zumal eine ikonische figur wie chewbacca kaum mehr als statist war (mag an mayhews alter liegen).

    @reddok
    für meine damals noch nciht für cgi-orgien blinde augen waren die effekte recht ordentlich, allerdings altern besonders die frühen filme mit dieser technik relativ stark (terminator 2 mal ausgenommen - die effekte in genisys waren ja wohl kaum besser, was den t1000 betraf), aber ja, auch ich dachte mir bei den letzten jedi, dass sie manches besser mit computern hätten erstellen sollen. jedoch fand ich die optik selbst durchaus im großen und ganzen recht gelungen, auch wenn sie kein meilenstein mehr war.

    und so cool ich die roten wachen in den alten teilen auch fand, im aktuellen teil erinnerten sie mich mit ihrem herumfuchteln teilweise an die power rangers.
  9. Reddok
    Gerade das Setting Rebellen gegen Imperium geht mir ziemlich auf den Geist. Nicht nur, dass es faul ist, sondern nimmt dem Sieg in Episode 6 auch jegliche Bedeutung.

    Praktische Effekte in Ehren, aber in meinen Augen sind die fast genau so schlimm wie schlechtes CGI... Besonders bei lebenden Wesen.
    George Lucas ist Risiken eingegangen. Das CGI in den Prequels (und das in der OT - später eingefügte.) war schlecht, aber das liegt daran, dass die Technik damals alles andere als Ausgreift war. Aber ohne jemandem, der das Risiko auf sich nimmt, entwickelt sich die Technik nicht weiter... Filme wie Avatar zeigen, wie glaubhafte CGI-Kreaturen/Welten aussehen können.
  10. Ritter des Herbstes
    Ich seh vieles ähnlich wie du, aber nicht ganz so verbissen, denke ich.
    Zunächst mal war meinem Empfinden nach das Erwachen der Macht der größere Fanservice als der letzte Jedi.
    Letzterer wird natürlich immer noch zum Großteil davon getragen, aber längst nicht mehr so stark wie eben in Episode Sieben.
    Türlich ist es fraglich, ob es wirklich notwendig war, grob die Rahmenhandlung der klassischen Triologie zu kopieren, aber ich denke, den Punkt können wir nächstes Jahr, mit Abschluss des Zykluses besser beurteilen.
    Mich persönlich "ärgern" (ich hatte letzten Freitag nämlich eigentlich durchaus Spaß mit dem Film)mehr so Dinge, die man im ersten Moment auf Disney schieben würde: Die Pinguine aus Mala...von der Insel der Jedi sowie die Gucci-Füchse, um mal die offensichtlichen Vertreter dieser Richtung zu nennen. Auf der anderen Seite- Die Ewoks sind ja das gerne Ignorierte Musterbeispiel dafür, dass das auch irgendwie Teil des Franchises ist und immer war.
    Auf der anderen Seite finde ich Kylo Ren (und alles, was bei der ersten Ordnung Text hat,) einfach fürchterlich geschrieben.
    Mir ist klar, dass auf die selbe Art und Weise Anakin damals zerschrieben wurde, aber Ben Solo ist ein absoluter Waschlappen.
    Und imho funktioniert er damit nicht einmal in der durch (diesmal eindeutig)Disney verweichlichten ersten Ordnung.
    Ich hab viel gelacht im Kino, das ist sicher was gutes. Aber alles in allem hätte dem Film ein etwas ernsterer Grundton ganz gut getan, denke ich.
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