Ka-Tsching! Genug Spieler gefunden, die Map wird geladen. Auf in eine Partie Call of Duty im Ranglisten Modus. Das Spiel beginnt. Jedes Team gewinnt abwechselnd die ersten 4 Runden, plötzlich disconnected ein Spieler meines Teams. Egal, drei gegen vier kann man noch gewinnen. Die fünfte Runde läuft schlecht, nur ein Spieler meines Teams ist noch am Leben. Seufzend stelle ich fest, dass er AFK ist. Aufgegeben vermutlich. Typisch. Aber egal, dranbleiben. Ich und der andere verbleibende Spieler schaffen es tatsächlich zwei Runden, trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit, zu gewinnen. Wir verlieren leider auch drei Runden, es steht 5 zu 4 gegen uns. Die vielleicht letzte Runde beginnt. Wer die sechste Runde gewinnt, entscheidet die gesamte Partie für sich.
Unser dritter Spieler ist wieder da, wird jedoch ohne großartige Leistung erschossen. Ich sterbe auch, unser übriges Teammitglied verliert leider das letzte entscheidende Duell. Schade! Zumindest haben wir es versucht. So schlecht lief es doch gar nicht. Auf dem Nachspiel-Bildschirm wird die zufällige Lootbox verteilt. Ka-Tsching! Unser Kollege, der das halbe Spiel AFK war, bekommt sie. Ich bin sprachlos. Ärger wallt in mir auf, dazu Unverständnis, wie diese Content Bevormundung überhaupt in allen möglichen Spielen sein perverses Glücksspiel einschleusen konnte. Gebt die Kiste doch dem Gewinnerteam, oder gebt allen etwas, aber was soll diese alles-oder-nichts-Lotterie? Ja sicher, wenn ich genug Partien spiele, wird Mutter Statistik schon gleichmäßig verteilen, aber meine Spielerfahrung im Moment wird einfach mit Füßen getreten. Nach einem tiefen Atemzug gehe ich in das Hauptquartier, eine Art Ingame-Menü-Hub in dem man frei herumlaufen, Lootboxen öffnen und Wochen- und Tagesaufgaben starten kann.
Wie kann es sein, dass Leute Lootboxen für Echtgeld kaufen? Anders lässt sich doch nicht erklären, warum sich Lootboxen wie ein Parasit in so viele Spiele eingenistet haben. Die Aktion muss sich offensichtlich finanziell lohnen. Ich öffne die Lootbox, die ich in einer vorherigen Partie bekommen habe, und erhalte nur unnützen Mist. Pistolengriffe und Embleme. Pistolengriffe? Ich sehe die doch nicht einmal während des Spiels, weil mein Charakter dort offensichtlich seine Hand hat. Als nächstes darf ich meinem Soldaten die Unterwäsche aussuchen oder was? Das wäre jedenfalls ein glaubhafterer Grund für diese verbraucherunfreundlichen Konzerne weibliche Spielermodelle in den Multiplayer einzuführen, als die Behauptung sich um Gleichberechtigung zu bemühen. Natürlich werden die Lootboxen mit billigen Material gestreckt, schließlich werden sie nicht reguliert, kennt man ja aus anderen Branchen.
Wie bei der Verteilung der Box, wurde beim Öffnen wieder digital gewürfelt und wieder bin ich unzufrieden. Dabei ist die relative Abwesenheit von Zufall ein zentraler Aspekt, weshalb mir Videospiele mehr Spaß machen, als ein Mensch-Ärgere-Dich-Nicht. Kontrolle haben, ermöglicht durch die Interaktivität des Mediums, nicht digitales Glücksspiel, haben mich zu einem Gamer gemacht. Was ist los mit den Leuten? Ich selbst habe noch keine einzige Lootbox für Echtgeld gekauft. Ich zahle gerne für neuen Content, wenn er es wert ist, wie ich es auch bei jedem anderem Einkauf mache. Warum kaufen die Leute gerne die Katze im Sack? Mich schreckt das ab. Wenn ich das nächste Mal Gemüse kaufe, will ich meine Paprika und den Fenchel kaufen, welchen ich mal ausprobieren wollte. Aber keinen einarmigen Banditen bestechen, der mir ein zufälliges Gemüse hinwirft und mir nicht einmal sagt, wie die Wahrscheinlichkeitsverteilung aussieht. Ka-Tsching! Da stehe ich an der Kasse mit meinen 15 Karotten, einer Paprika und acht Äpfeln, weil jemand dachte es ist spannender und billiger, wenn der Automat Obst und Gemüse ausgibt. Das kann doch keiner wollen.
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