Laßt uns mal wieder "Die Siedler" spielen!

Von Software-Pirat · 22. September 2018 · ·
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  1. Juhu, die Siedler kommen wieder! Und aller Wahrscheinlichkeit wird es wieder ein guter Teil werden, der sich auf die traditionellen Stärken der Serie besinnen soll! Nun, was der neue Teil werden soll und was wir von ihm erwarten, soll aber hier nicht das Thema sein. Aber die Ankündigung über den neuen Teil weckte meine Neugier auf den allerersten Teil, und wie er sich so nach fünfundzwanzig Jahren noch spielt (selbiges galt bei mir übrigens auch bezüglich „Anno“, auch wenn „Anno 1602“ noch keine fünfundzwanzig Jahre alt ist). „Die Siedler“ habe ich schon damals gern gespielt, trotz dreier Disketten, die ständig gewechselt werden wollten, auf dem Amiga 500. Und dann später von Festplatte auf dem Amiga 1200. Also, dann mal ran ans Werk. Schauen wir ob wir das Spiel heute noch zum spielbar ist.

    Problem Nummer Eins, woher das Spiel her bekommen, ist zumindest für mich keines. Ich habe tatsächlich noch ein CD im Schrank, wo das Spiel darauf ist (übrigens die deutsche Version), neben einigen anderen Spielen, Demos, etc… So genau weiß ich das nicht mehr. Dabei handelte es sich um eine Cover-CD eines Magazins namens „Amiga Plus“, womit auch schon klar ist, daß es sich hierbei um die Amiga-Version handelt.

    Nun habe ich schon seit längerem einen virtuellen Amiga 1200 auf meinen PC, WinUAE sei Dank, mit 68030 CPU, großen Festplatten und mehr als genug Arbeitsspeicher. Also, dann mal ran ans Werk, den Amiga „gestartet“ und die CD eingelegt. Leider hat mein Amiga kein CD-Laufwerk. Also mal wieder rein ins Menü und ihm eines zugewiesen, dann wieder gestartet. Jetzt erscheint auch das Icon der CD auf der Workbench (also dem Amiga-Desktop, für alle die nie das Vergnügen hatten, sich mit einem Amiga auseinander gesetzt zu haben). Läuft also. Im Prinzip ist das Spiel jetzt auch spielbar, aber leider kann man auf der CD nicht speichern. Also sollte es auf die Festplatte installiert werden. Das geht relativ einfach. Man kopiert einfach den Ordner von CD auf die Festplatte. Und jetzt sollte das Spiel auch laufen. Und tatsächlich, es läuft auch! Jetzt kann es also losgehen!

    Workbench.png
    Icons die für das Farbschema der Workbench 1.3 gemacht sind unter der Workbench 3.1 im Standard-Farbschema. Sieht nicht richtig gut aus.

    Das heißt, es kann erstmals nicht losgehen, denn auf dem Bildschirm erscheint jetzt die Handbuchabfrage. Das Spiel will, daß man auf einer bestimmten Seite nachschlägt und dann drei Symbole eingibt, die auf der Seite entweder oben und unten abgebildet sind. Dumm nur, daß ich kein mehr Handbuch habe, zumindest kein gedrucktes. Wahrscheinlich gab es im Heft eine Seite, wo die Codes abgebildet waren, aber das Heft habe ich halt auch nicht mehr. Und auf der CD befindet sich zwar ein Handbuch, daß besteht aber nur aus Text (pdfs gab es damals wohl noch nicht, zumindest nicht auf dem Amiga). Und um es zu lesen, muß man erst die Shell öffnen, in das Sieder-Verzeichnis wechseln, und dann mit dem Befehl „more“ den Text sich anzeigen lassen. Dasselbe gilt übrigens auch für die „Liesmich!“-Datei (wichtig: Das „!“ nicht vergessen!). Um die Handbuchanfrage zu lösen, hilft das alles nicht.

    Kopierschutz.png
    Beinahe schon das Ende der Reise in die Vergangenheit: Der Kopierschutz!

    Also muß ein Handbuch her. Im Netz gibt es ja alles zu finden, sagt man. Dann wohl auch ein Handbuch zu „Die Siedler“. Findet sich auch, wenn auch eine englische Version und vermutlich für DOS. Also das pdf-geöffnet, die Siedler gestartet und… nein! Das Spiel will die drei oberen Symbole auf Seite 94 wissen. Das Handbuch hat aber keine 94 Seiten, sondern nur etwa sechzig! Und außerdem gibt es keine drei Symbole oben und unten, sondern nur drei! Also das falsche Handbuch. Das für die Amiga-Version muß her, und am Besten in Deutsch! Also weitergesucht und über diverse Amiga-Seiten („www.lemonamiga.com“ ist übrigens echt cool!) wurde ich dann fündig. Und diesmal ist es auch das richtige Handbuch, das Spiel akzeptiert die Codes und das Hauptmenü erscheint in einer Auflösung von 352x273. Und aus dem Lautsprecher kommt dieselbe, einprägsame und unvergessliche Musik wie anno 1993. Irgendwie ist alles so, wie damals.

    Hauptmenü.png
    Geschaft, der Kopierschutz ist überwunden und schon landet man im Hauptmenü. Die erste Mission und Lady Amalie warten schon.

    Ich starte sofort die erste Mission der Kampagne, welche sinnvollerweise das Paßwort „Start“ besitzt. Mein Gegner ist die Lady Amalie, die eher zurückhaltend siedelt und vor sich hin bauen soll. Mitten im Bildschirm, mit grünen Wäldern, harten Granitsteinen und königsblauen Seen, setze ich mein Schloss, dann beginne ich meine Siedlung aufzubauen. Erstmals einen Holzfäller und ein Sägewerk, denn ohne Holz kann ja erstmals nicht gebaut werden. Dann schnell noch einen Förster hinzugesetzt, damit der schöne Wald nicht komplett abgeholzt wird. Dann noch schnell alle neuen Bauplätze mit Wegen zum Schloss verbinden und schon geht es los. Die ersten Siedler verlassen das Schloss, räumen ersten Baumaterial aus dem Lager und beginnen mit dem Transport zu den Baustellen. Hier zuzuschauen macht schon mal Spaß. Klar, die Grafik ist komplett veraltet, 32 Farben sind jetzt auch nicht die Welt und über die Auflösung verlieren wir lieber kein Wort, aber trotzdem ist alles andere als eine Qual den animierten Pixelsiedler zuzusehen, wie sie die Hütten aufbauen, Steine und Bretter durch die Gegend tragen, oder einfach nur rumstehen. Schon klasse, was man damals mit den beschränkten technischen Möglichkeiten alles schon herausholen konnte. Schnell wird die Siedlung mit einem Bauerhof erweitert, dazu eine Mühle und eine Bäckerei. Da der Platz ausgeht, muß neues Land her. Also eine Wachhütte aufgebaut, am Besten in der Nähe der Berge, denn dort lagern die wichtigen Rohstoff Kohle, Eisen, Granit und Gold. Da soll mal ein Geologe nachschauen, was wo lagert. Dumm nur, und das ist schon mal die erste Einschränkung, ich muß dazu eine Fahne in die Berge setzen und natürlich einen Weg zu dieser anlegen. Dann muß ich die Fahne mit beiden Maustasten gleichzeitig anklicken und dann auf das Icon mit dem Gesicht des Geologen. Überhaupt, beide Maustasten gleichzeitig zu drücken ist ziemlich oft gefordert. Z.B. wenn ich einen Weg abreisen will, oder eine Fahne. Oder ein Gebäude. Bißchen umständlich, geht aber. Auch umständlich ist, daß ich nicht einfach einen neuen Weg an einen alten andocken kann. Nein, daß geht erst, wenn ich an der Kreuzung vorher eine Fahne setze. Das war schon damals, also 1993, sicher nicht sehr komfortabel.

    Das Schloss.png
    Hoffentlich gut gewählt, der Startplatz der gleichbedeutend mit dem Platz des Schlosses ist.

    Dann erscheint die Meldung auf dem Bildschirm, daß ich seit einer halben Stunde nicht mehr gespeichert habe. Tja, früher mußte man so etwas noch selber machen. Das Save-Menue geöffnet und auf „Speichern“ geklickt. Glücklicherweise speichert ein auf Festplatte installiertes „Die Siedler“ die Spielstände auch auf Festplatte ab. Denn die damaligen Zugriffszeiten eines 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerks sind in unserer schnellebigen Zeit nicht mehr auszuhalten. Trotzdem, daß schreiben auf der Festplatte dauert etwas und ich bin mir nicht gerade sicher, ob WinUAE auch die damaligen Schreib- und Lesezeiten originalgetreu emuliert. Ich glaube, daß kann man sogar einstellen. Heute würde man wohl einfach F5 drücken und… aber lassen wir das mal.

    Nach dem Speichern siedeln wir munter aber gemächlich weiter. Besondern schnell sind meine kleinen Siedler nicht gerade beim Bauen und auch beim Warentransport. Außerdem kommt es immer mal wieder auf den engen Wegen zu Staus und zähfließenden Verkehr. Wenn dann noch ein Handwerker vom Schloss zu seinem neuen Betrieb läuft, wird es eng. Ein kluges Wegenetz mag wohl helfen, und viele Lagerstätten, die das Schloss entlasten sollen. Trotzdem wird das Spiel nicht langweilig. Und das ist auch gut so, denn immerhin müssen noch die Goldlagerstätten gesichert werden, bevor sie Lady Amalie sich krallt. Gold ist ja extrem wichtig um eine schlagkräftige Armee aufzubauen. Klappt leider nicht ganz. So verschleiße ich verdammt viele Soldaten, nur um ein paar gegnerische Wachhütten zu erobern. Glücklicherweise verhält sich meine KI-gesteuerte Gegnerin verdammt passiv.

    Das Alter des Spieles hat zudem noch den gewissen Vorteil, daß es nicht besonders komplex ist. Ähnlich, wie auch in Anno 1602, gibt nur ein paar Handvoll Gebäude, die Warenketten sind überschaubar. Für Brot reichen ein Bauernhof, eine Mühle und eine Bäckerei. Und das ist schon mit die komplexeste Warenkette. Im Vergleich zu ihren Nachfolgern sind die ersten Siedler genügsam. Brot, Schweinefleisch und Fisch reichen zum Essen, auf Alkohol verzichten sie lieber. Auch Wohnhäuser sind neumodischer Luxus, die Siedler leben in ihren Handwerkbetrieben. Und die Träger wohl auf der Straße. Egal, es gibt ja keinen Tag- und Nachtwechsel. Also müssen sie abends auch nicht Feierabend machen, sondern können munter weiterarbeiten. Gut, die Siedlungen sehen dann natürlich auch entsprechend unrealistisch aus, so daß ohne Wohnhäuser, Marktplätze und Kirchen. Aber jetzt mal ernsthaft, wenn interessiert das denn? Erst muß der Expansionsdrang von Lady Amalie Einhalt geboten werden, die hat sich bislang ohnehin schon zu viel Land unter die Finger gerissen.

    Siedlung.png
    So sollte langsam eine einigermaßen gut ausgebaute Siedlung aussehen. Das Bild stammt aber aus der zweiten Mission.

    Kurze Anmerkung, die Welt der Siedler ist übrigens eine Kugel, wenn auch unrealistisch klein. Siedelt man lange genug nach Westen, kommt man irgendwann an seine eigene Ostgrenze. Die maximale Größe der Spielwelt wird übrigens von der Prozessorleistung bestimmt. Zumindest gilt das für die Amiga-Version. Zudem sollte man, im Falle der größten Spielwelt, das Spiel von Festplatte spielen, weil man ansonsten nicht mehr auf Diskette speichern kann. Der Spielstand würde schlicht und einfach zu viel Speicherplatz benötigen. Und eine im Amiga-OS-Format formatierte Diskette faßte damals wohl nur 880 Kilobyte.

    Mittlerweile zeigen meine ständigen Angriffe die ersten Wirkungen. Amalies Reich wird in kleine Einzelteile gespalten. Mittlerweile läuft auch der Goldnachschub einigermaßen zufriedenstellend. Das zahlt sich auch prompt aus. Meine Soldaten kämpfen besser und vor allem erfolgreicher. Stück für Stück erobern meine Soldaten mehr und mehr gegnerisches Land. Den Triumph, daß gegnerische Schloß zu erobern, bleibt mir jedoch versagt. Lady Amalie gibt lieber auf, und landet dafür im Kerker. Ich habe gewonnen! Doch schon warten die nächsten beiden Gegner auf mich. Das wären Balduin der Mönch und Kumpy Einfinger. Aber keine Sorge, denn beiden geht es auch bald an den Kragen.

    So was bleibt? Mir hat das Spiel trotz seines Alters eine Menge Spaß gemacht. Gut, da mag vielleicht auch ein bißchen Nostalgie dabei sein. Aber andererseits ist es ja auch egal, warum mir das Spiel immer noch Spaß macht. Zudem ist das Spielprinzip einfach unverwüstlich. Zudem ist der erste Teil alles andere als komplex und durchaus leicht zu lernen. Für Siedlerunerfahrene Spieler, die bei Pixelgrafik nicht gleich schreiend davonrennen, ist das Spiel deshalb ein kein schlechter Tipp, mal hinein zu schnuppern.

    So nebenbei, es gibt sogar einen Zwei-Spieler-Modus bei dem man gemeinsam siedeln kann. Kurios, es gibt auch einen „Let’s Play“-Modus, heißt im Spiel „Demo“, bei dem zuschauen kann, wie der PC gegen sich selber spielt. Aber jetzt mal genug geschrieben, Kumpy Einfinger und Balduin der Mönch warten darauf, daß man ihnen zeigt, wie man richtig siedelt. Und ich bin dann mal wieder weg!

    Über den Autor

    Software-Pirat
    Irgendwann bekam der Software-Pirat mal einen NES zu Weihnachten geschenkt, obwohl er sich bislang für Video-Spiele nicht interessierte. Aber von da an ging es los. Später kam noch ein Amiga 500 ins Kinderzimmer, dann einen Amiga 1200. Ein PC gab es erst später. Seitdem gehören PC-Spiele zum Hobby des Software-Piraten.
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Kommentare

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  1. Husky666
    Respekt das du bei der Grafik keinen Augenkrebs bekommst.

    Hatte letztens auch Siedler 1 mal wieder im Laufwerk (allerdings die PC Fassung). Auf Monitoren jenseits der 15" war das leider kaum auszuhalten. Selbst als Retrospieler nicht. Das Spiel ist grandios schlecht gealtert. Ich hoffe nur Ubi jagd im Remake wenigstens einen Filter drüber
    1. View previous replies...
    2. Dozer1
      OK nochmal: Zitat Wikipedia: "Die PC-Umsetzung unterstützt Auflösungen von 320×200 (VGA) und 640×480 (SVGA)."
    3. Husky666
      noch mal, die Aussage aus der WIkipedia ist blödsinn

      640x480 ist nicht per se "SVGA"...
    4. Gametester
      Da gibt's moderne Spiele von denen ich mehr "Augenkrebs" bekomme als von diesem Spiel! ;)
  2. Misie Gaming
    Sehr schön! Ich kenne nur Die Siedler II aber von dem was ich hier gelesen habe scheint sich bis auf die Grafik ja nicht viel getan zu haben. ^^ Den Wegbau mit Fahnen finde ich hingegen gerade interessant, weil man für den Bau eine gewissen Entfernung zwischen ihnen habe muss, aber natürlich für den schnellen Transport möglichst viele platzieren will. Und den zweite Teil spiele ich gerne ab und an, läuft glücklicherweise unter XP nahezu problemlos.

    Btw, du kannst unter "Blogbeitrag Einstellungen" --> "Beitragsbild festlegen" auch deine Siedlung auswählen, dann sieht man auf der Blog-Übersichtsseite gleich am Thumbnail worum es geht.
    1. Software-Pirat
      Ja, danke für den Tipp. Hab das Bild mal geändert. So eine Amiga Workbench ist zwar schön, aber nicht wirklich aussagekräftig.
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