Laßt uns mal wieder "Holiday Lemmings 1993" spielen

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  1. Lemminge (lat. Lemmini) sind eigentlich eine Unterfamilie der Wühlmäuse und sie umfaßt drei verschiedene Gattungen. Diese wären der Echte Lemming (Lemmus), der Moorlemming (Arvicolinae), sowie der Waldlemming (Myopus schisticolor), die sich alle noch in diverse Unterarten verteilen. Bekannt wurde der Lemming hauptsächlich dadurch, daß man ihn unterstellte, bei Überpopulation sich absichtlich von Klippen zu stürzen und so einen Massensuizid zur Erhaltung der Art zu begehen. Die Wahrheit scheint jedoch viel trivialer zu sein. Tatsächlich begibt sich der Echte Lemming zwar auf massenhafte Wanderungen auf Grund des Populationsdruckes, allerdings keinesfalls mit der Absicht dabei zu Sterben, auch wenn tatsächlich viele Lemminge dabei umkommen.

    Seit 1991 kam noch eine weitere Lemming-Art hinzu, der Software-Lemming (leider noch ohne wissenschaftlichen, lateinischen Namen), der zur erst in kleinen, meistens blauen, 3,5-Zoll-Disketten gesichtet wurde, später wohl aber auch auf Festplatten und Nintendo-Modulen übersiedelte. Diese Lemminge haben aber nichts mit Wühlmäusen gemeinsam. Stattdessen sind es auf Recht gehende, kleine Lebewesen, mit grünen Haaren, großen Nasen und einer Vorliebe für blaue Kleider. Ähnlich, wie der Echte Lemming gehen auch diese Lemminge gern auf Wanderschaft, mit einer ähnlich hohen Sterberate. Ich vermute aber mal, daß auch hier keinesfalls ein geplanter Massensuizid die Ursache dafür ist, sondern eher die Unfähigkeit Gefahren, wie z.B. tiefe Abgründe, als solche zu erkennen.

    „Lemmings“, entwickelt von DMA Design und vertrieben von Psygnosis, war eines der Hitspiele des Jahres 1991. Ursprünglich erschien es wohl zuerst für den Amiga. Später folgten dann aber Umsetzungen für fast jedes Computersystem und für fast jede Konsole. Neben MS-DOS und Atari ST, gab es wohl auch eine C64-Version, zumindest laut Mobygames.com. Und neben einer Version fürs NES, gab es auch eine für den Game Boy. Kurz gesagt, die (Software-)Lemminge waren überall!

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    Let's go! Mit einem Sturz aus der Falltür beginnt die beschwerliche Reise der Lemminge durch die Level.

    Das Spielprinzip war dabei denkbar einfach. Durch eine Falltür plumpsten die Lemminge in den Level und versuchten den Ausgang (in Form einer kleinen Hütte) zu erreichen. Da der gemeine Lemming nur in der Lage gerade auszulaufen und gegebenenfalls bei unüberwindbaren Hindernissen umzudrehen, gestaltet sich diese Aufgabe als erstaunlich schwer, insbesondere auch, weil tödlich tiefe Abgründe für die Lemminge nicht unbedingt als "unüberwindbare Hindernisse" gelten. So liegt es nun in der Hand des Spielers (oder der Spielerin) dafür zu sorgen, daß möglichst viele Lemminge ihre Wanderung überleben. Dazu gibt man den Lemminge Anweisungen, was sie in bestimmten Situationen zu machen haben, den tatsächlich können die Lemminge mehr als nur gerade auslaufen. Man muß es Ihnen halt nur sagen! So kann man einzelne Lemminge anweisen, sich durch das Erdreich zu buddeln, eine Brücke zu bauen, andere Lemminge aufzuhalten oder im Falle eines zu hohen Falles einen Regenschirm zu öffnen, um sanft zur Erde zu schweben. Auch kann man in ausweglosen Situationen einen Lemming sich in die Luft zu sprengen, oder gleich die gesamte Sippschaft. Letzteres dient nicht nur dazu irgendwelche mörderischen Gedanken auszuleben, sondern auch, um ein Level schnell zu beenden, wenn man erkennt, daß die Situation ausweglos und der Level so nicht mehr zu schaffen ist. Die Lemminge zerrplatzen dabei wohl in genauso viele Pixel, aus wie viele sie vorher bestanden. Müßte man mal nachzählen.

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    Ob da der Pixelerhaltungssatz gilt? Einer der Lemminge muß sich für die anderen Opfern und explodierte in vielen kleine Pixel.

    Alles in Allem war Lemmings ein richtig gutes Spiel. Ähnlich wie bei auch bei „Die Siedler“ erzeugten die Hauptprotagonisten einen gewissen Wuchselfaktor und hatten durchaus Potenzial dem Spieler das ein oder andere Grinsen zu entlocken. Zudem strengte es ein wenig die grauen Zellen an, denn nicht immer war sofort klar, was zu tun ist. Da die Lemminge keinesfalls darauf auf die Gedanken des Spielers warteten, stellte sich zudem eine gewisse Hektik ein. Kurz gesagt, man brauchte also auch ein wenig Geschick, um die Lemminge erfolgreich zum Ausgang zu loten.

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    Am Ziel der Träume! Erreichen genug Lemminge das Ziel, dann ist der Level geschafft.

    Ein so erfolgreiches Konzept blieb natürlich nicht lange ohne Nachfolger. Als erstes erschien ein „Standalone AddOn“, damals noch „allein lauffähige Zusatzdiskette“ genannt. Diese Zusatzdiskette trug den Namen „Oh No! More Lemmings“ und hielt genau das, was der Titel versprach: Mehr vom selben, also einfach mehr Levels, mit denselben Grafiken und denselben Fähigkeiten.

    Ein echter Nachfolger erschien mit „Lemmings 2: The Tribes“ im Jahr 1993. Diesmal gab es zwölf verschiede Lemming-Stämme auf ihre Wanderung zu betreuen. Entsprechend der Stämme waren die Levels waren jetzt deutlich abwechslungsreicher und vielfältiger. So gab es Strand-Lemminge, als auch Hochland-Lemminge. Zudem hatte jeder Stamm seine eigenen Fähigkeiten, so daß im Endeffekt 80 verschiedene Lemming-Fähigkeiten zusammenkamen!

    80 verschiedene Fähigkeiten waren dann doch etwas zu viel. Im dritten Teil von 1994, mit dem Titel „The Lemming Chronicles“ (auch genannt „All New World of Lemmings“) wurde die Anzahl dann doch wieder etwas reduziert.

    Zwischen den ersten beiden Teilen gab es dann auch noch eine Reihe von Sonderversionen, die als „Holiday Lemmings“ veröffentlicht wurden, wobei sich das „Holiday“ im Titel wohl auf den Weihnachtsurlaub bezog. Die Lemminge traten nun in netten roten Mäntel und netten roten Mützen auf, so wie der Weihnachtsmann halt. Die ersten beiden Spezialversionen würden übrigens sinngemäß auch als „Xmas Lemmings“ veröffentlicht, besaßen aber nur auch nur vier Levels und waren nicht mehr als Demo-Versionen. Spielerisch bleib aber blieb natürlich alles beim Alten, auch grafisch hatte sich natürlich nichts getan, außer, daß die Levels nun im Eis und Schnee angesiedelt waren. Und auch die Begleitmusik wurde etwas angepaßt. Das ist alles nun kein Grund, die Holiday-Lemmings dem eigentlichen Originalspiel vorzuziehen, aber weil zurzeit gerade Weihnachtszeit ist, fiel meine Wahl für diesen Block nun mal auf die „Holiday Lemmings“ des Jahres 1993, und hier im Speziellen die Amiga-Version.

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    Viel einzustellen gibt es im Hauptmenü nicht gerade. Einfach auf "Play" drücken und der Spaß gelost. "Flurry" steht für den einfachen der zwei Schwierigkeitsgrade.

    Technische Herausforderungen gibt es keine. Einfach die Diskette einlegen und losspielen. Im Falle des Emulators heißt dies natürlich dann, Disk-File auswählen und laden, auf den Start-Knopf drücken. Eine Festplatten-Installation ist nicht vorgesehen, aber das Spiel lädt angenehm flott und schnell erscheint das Hauptmenü. Viel einzustellen gibt es im Hauptmenü nicht gerade. Es gibt gerade mal die Option das Spiel zu starten, einen späteren Level per Passwort auszuwählen, die Musik abzuschalten bzw. dann wieder einzuschalten, sowie die Wahl zwischen zwei verschiedenen Schwierigkeitsgraden (genannt „Flurry“ und „Blizzard“). Pro Schwierigkeitsgrad wollen dann sechzehn verschiedene Levels bewältigt werden, wobei die Levels im Falle von „Blizzard“ natürlich die größere Herausforderung sind. Ich wähle zu Beginn erstmals „Flurry“ (was so viel wie „Böe“ heißt) und drücke auf den Start-Button und beginne den ersten Level. Der ist nicht gerade schwer, schnell erkenne ich, was zu tun, während gerade der erste Lemming mit einem „Let’s go“ in den Level plumpst.

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    Kleine Vorschau auf den ersten Level. Keine Angst, noch ist es einfach alle Lemminge zu retten.

    Der erste Level ist tatsächlich relativ einfach. Schnell erkennt man, daß man einfach nur eine Treppe bauen muß. Dummerweise gibt es kein „Betreten verboten“-Schild, die anderen Lemminge haben keine Hemmungen eine im Bau befindliche Treppe zu betreten und fallen dann entsprechend auf der anderen Seite dann natürlich herunter. Das wäre kein Problem, wenn der Sturz nicht aus zu großer Höhe erfolgen würde. Ich helfe mir damit, daß ich eine zweite Treppe bauen lasse, die den Fall abbremst. So fallen meine Lemminge nicht mehr zu tief. Zum Schluß muß noch ein wenig durch einen Eispfeiler gegraben werden, dann ist der Level schon geschafft. Und dies mit einer Rettungsquote von 100%. Zum Dank gibt es das Passwort für den zweiten Level.

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    Kleiner Ausschnitt aus dem ersten Level. Noch ist es relativ einfach, einfach genug Brücken bzw. Treppen bauen.

    Nicht schwerer als der erste ist dann der zweite Level. Man braucht kein Genie sein, um zu erkennen, daß man einfach nur jedem Lemming einfach nur einen Regenschirm geben muß. So muß man einfach nur alle Lemminge rechtzeitig anklicken und fertig ist der zweite Level. Hier offenbart sich aber schon eines der Hauptprobleme des Spieles, zumindest aus meiner Sicht. Manchmal sind weniger die grauen Zellen gefragt, als eher die Reaktionsfähigkeit, den richtigen Lemming zur richtigen Zeit anzuklicken. Das ins insbesondere dann wichtig, wenn man gerade eine Brücke über einen Abgrund baut. Erschwerend kommt hinzu, daß die Lemminge gerade mal ein paar Pixel groß sind. Insbesondere, wenn viele Lemminge auf einen Haufen sind, was öfters vorkommt, als man es gernhätte, wird es beinahe zum Glückspiel den richtigen Lemming anzuwählen.

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    Der zweite Level: Auch hier sollte es eigentlich klar sein, wie man alle Lemminge ins Ziel bringen kann.

    Das ist auch so mit der größte Schwachpunkt des Spieles. An für sich ist die Grafik selbst auch nach heutigen Maßstäbe keineswegs unansehnlich. Die kleinen, gerademal ein paar Pixel große Lemminge sind jedoch echt ein Problem. Im Eifer des Gefechts den richtigen Lemming zu erwischen ist gar nicht mal so einfach. Das ist insbesondere bei den späteren Levels ein Problem, da das Spiel durchaus auf das Reaktionsvermögen setzt. Insbesondere wenn die Lemminge mit Stopper davon abgehalten werden sollen, in Abgründe zu latschen und gleichzeitig eine lange Brücke gebaut werden soll, kann es etwas hektisch werden. Für manche Spieler mag das sicherlich das richtige sein, ich hätte mir zumindest ein bißchen mehr Denkaufgaben und etwas weniger Reaktionstests gewünscht.

    Trotzdem, der Ausflug in die Welt der Lemminge hat mir eine Menge Spaß gemacht. Das Spielprinzip an sich ist einfach genial, und die Protagonisten sind einfach zu witzig um das Spiel als Retroramsch abzutun. Zudem eignet sich das Spiel auch sehr gut für ein paar Minuten zwischen durch, denn die Levels sind eigentlich schnell erledigt, wenn man weiß, was man tut, natürlich. Auch der Gag mit den Weihnachtslemmingen finde ich nicht übel und durchaus gelungen, auch wenn „Holiday Lemmings“ grundsätzlich dasselbe Spiel, wie das Original ist. Ich muß dazu aber auch sagen, daß ich keine Ahnung habe, für wieviel die „Holiday Lemmings“ verkauft wurde.

    So, und wie lautet nun mein Fazit? Tja, das Spiel macht immer noch Spaß, denn die Idee dahinter ist einfach genial und das Spielprinzip unverwüstlich. Und eigentlich würde auch mal wieder Zeit für ein neues „Lemmings“. Finde ich zumindest.​

    Über den Autor

    Software-Pirat
    Irgendwann bekam der Software-Pirat mal einen NES zu Weihnachten geschenkt, obwohl er sich bislang für Video-Spiele nicht interessierte. Aber von da an ging es los. Später kam noch ein Amiga 500 ins Kinderzimmer, dann einen Amiga 1200. Ein PC gab es erst später. Seitdem gehören PC-Spiele zum Hobby des Software-Piraten.
    thomas-k, Tomsn, MrMiles und 3 anderen gefällt das.

Kommentare

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  1. Tomsn
    Oh danke für den tollen Beitrag! Als Kind habe ich auch Lemmings gesuchtet. Eine Neuauflage würde ich mir auch sofort holen.
  2. thomas-k
    Eine neue hübsche remasterte Version für den PC wäre nicht übel. Ich habe das Spiel früher sehr gemocht und denke immer wieder mal daran wie schön eine Neuauflage wäre.
      Tomsn gefällt das.
  3. Husky666
    Es gibt übrigens mehrere "Holiday Lemmings" nicht nur das eine
  4. WiNNie_p00h
    Lemmings 2: The Tribes fand ich am besten. Habe es non Stop auf amiga gespielt.
    Aber es gab da schon einige fast nutzlose Fähigkeiten^^ und manche Level waren echt schwer, so dass ich froh war wenn eine Handvoll Lemminge überlebt haben. Ich habe es glaube ich nie komplett durchgespielt. Ich könnte damals aufm amiga nicht speichern. Das wäre mal ein Spiel, welches ich mal auf Emulator spielen könnte. Gerne würde ich mir ein remake/remaster auf Steam kaufen :D
    1. ReVoltaire
      Ging mir ähnlich. Wenn ich mich recht erinnerte, kam ich bei den Classic-Lemmings nicht weiter. Jeden Stamm konnte ich retten, doch hier fehlte das letzte Puzzlestück. War ich zu doof für, oder das war wirklich unschaffbar...Medival und Cave waren im Gegensatz dazu fast unerhört einfach.

      Speichern war allerdings möglich (glaube man verwendete eine separate Diskette zum Speichern). Hatte es ebenfalls auf dem Amiga gezockt. Der Main-Soundtrack war da echt grandios...naja...so wie alle Songs. ^^
  5. Sir Hurl
    Oh nooooo! *plop* Ja.. Lemmings war ein schönes Spiel. Auch ich frage mich, ob es heute noch Liebhaber für ein neues Lemmings geben würde. Vielleicht als kleines Browserspiel für zwischendurch. Ich denke nicht, dass heute ein Lemmings den Massenmarkt gut erreichen würde. Die Geschmäcker haben sich doch stark geändert. So habe ich wenigstens den Eindruck. Zwar werden heute auch noch massenweise Knobelspiele gespielt (Candy Crush, usw...) Aber diese Spiele spielen sich äußerst simpel. Selbst Lemmings, welches schon ein recht simples Spielprinzip hat, würde so manchen Gelegenheitsspieler verzweifeln lassen.
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