Laßt uns mal wieder "Worms - Director's Cut" spielen!

Von Software-Pirat · 22. Oktober 2020 · ·
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  1. Gorillas! Naturkundler werden jetzt an eine Affengattung denken, ältere PC-Spieler, die sich Anfang der Neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts mit MS-DOS 5.0 beschäftigt haben, an ein ziemlich ulkiges PC-Spiel denken. Gorillas war eines der unzähligen Vertreter der Artillery-Spiele, rundenbasierte 2D-Spiele, bei denen es darum ging, den Gegner mit einem gezielten Schuß zu zerstören. Erschwert wurde das durch Hinternisse und der Wind, weshalb man sehr genau überlegen mußte, in welchem Winkel und mit welcher Stärke man sein Geschoß auf den Gegner feuern mußte. Gorillas war Teil des bei MS-DOS 5.0 mitgelieferten BASIC. Zwei riesige Affen, die auf Hochhäuser standen, bewarfen sich dabei rundenweise mit hochexplosiven Bananen, solange bis einer getroffen wurde. Das Ganze war, insbesondere gegen einen menschlichen Gegner, der jemand anders war, den einen Computergegner gab es nicht, ziemlich lustig, wenn auch zugegebenermaßen auf Dauer etwas eintönig.

    Dem britischen Spielehersteller und Publisher Team 17 gefiel das Prinzip wohl so gut, daß sie 1995 ein eigenes, deutlich umfangreicheres und besseres Artillery-Spiel herausbrachten. Statt stationäre Kanonen kämpfen jetzt mobile Würmer, bewaffnet mit unter anderem Bazookas, Maschinengewehren, Uzis, sowie explodierenden Schafen gegeneinander. Der Name des Spiels: Worms!

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    Was sind die gefährlichsten Tiere des Amigas? Richtig, die Würmer!

    Im November 1995 erschien Worms zuerst auf dem Amiga, bald folgten aber schnell Umsetzungen für alle anderen relevanten Systeme und Konsolen. Das Spiel war ein großer Erfolg, kein Wunder, daß 1997 der erste von mehreren Nachfolgern und Ablegern erschien, wenn auch nicht mehr für den Amiga. 2003 erschien mit Worms 3D sogar ein 3D-Variante, die aber an die Klasse der 2D-Vertreter einfach nicht heranreichen konnte. Im Laufe der Zeit verlor Worms ein wenig an Bekanntheit, ganz tot zu kriegen ist die Serie aber bis heute nicht. 2020 soll noch ein neuer Teil erscheinen, zumindest ist Worms Rumble für die PS4, PS5 und den PC angekündigt.

    Für einen Artikel zu einem Retro-Block macht es natürlich wenig Sinn, zu einem neueren Vertreter zu greifen. Stattdessen ist die Original gefragt, daß ich mir damals für meinen Amiga gekauft hatte und (und meiner Schwester) viele spaßige Stunden bescherrte. Wobei, das mit dem Original auch nicht so ganz stimmte. Tatsächlich spielte (und spiele) ich für diesen Blog die Director's Cut-Version, die 1997 für die Amigas mit AGA-Chipsatz erschien. Kommerziell war die Version ein Flop, laut Wikipedia wurden weltweit gerade mal 5000 Exemplare verkauft. Lag wohl daran, daß damals der Amiga schon stark an Bedeutung verloren hatte. An der Qualität konnte es nicht liegen. Worms - Director's Cut machte vieles besser, als das Original Worms, brachte mehr Waffen, mehr Levels und mehr Umfang. Das eigentliche Spiel blieb dabei unverändert.

    Vor dem eigentlichen Spielen, empfiehlt es sich, daß Spiel auf die (virtuelle) Festplatte DH1 meines emulierten Amiga 1200 zu installieren. Ist kein großer Akt, daß Installationsprogramm kopiert ohne Probleme den Inhalt der ADF-Files auf die emulierte Festplatte. Auf Amigas mit gerade mal 2 Megabyte an RAM wurde es dann wohl etwas schwierig das Spiel zu starten, wie ich gelesen hatte. Anscheinend war dann nicht mehr genug RAM vorhanden, so daß man den Rechner ohne Startup-Sequence starten mußte, dann im CLI-Eingabe (eine Art Shell, für alle die noch wissen, was eine Shell ist...) in das Worms-Verzeichnis wechseln mußte, und von dort das Spiel per Befehlseingabe starten.

    Solche Probleme hat man heutzutage natürlich nicht, und schon gar nicht, wenn man seinen Amiga emuliert. Ohne Probleme kann man in WinUAE dem Amiga gleicht mehr RAM zu weisen und loslegen, indem man einfach das Icon auf Workbench doppelt anklickt. Und schon lädt das Spiel, das Titelbild erscheint und dann wollen wir mit dem Retro-Trip loslegen...

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    Was darf es sein? Ein Turnier, eine Runde in der Liga, oder durch nur ein Freundschaftsspiel? Oder brauchst du noch eine Runde Training?

    Das Hauptmenü bittet verschiedene Optionen an. Am naheliegensten ist natürlich die Option „Spielen“. Danach stellt sich die Wahl, ob man in einer Liga spielen will, ein einfaches KO-Turnier, ein Freundschaftsspiel oder einfach nur trainieren will. Prinzipiell geht es in einem Spiel darum, daß zwei bis vier Team gegeneinander antreten, wobei jedes Team aus zu Beginn vier Würmer besteht. Ziel ist es, die Lebenspunkte aller gegnerischer Würmer von anfangs 100 auf 0 zu reduzieren. Hat ein Wurm keine Lebenspunkte mehr, dann scheidet er aus, sprich, er sprengt sich mit einem lauten „Oh No!“ (wer hat hier Lemmings gerufen?!) in die Luft und übrig bleibt ein kleines weißes Kreuz, zumindest solange, bis jemand es mit einer Granate oder anderem in die Luft sprengt. Ebenfalls aus dem Spiel ausscheiden tut ein Wurm, wenn er, weshalb auch immer, ins Wasser fällt. Merke, Software-Würmer können nicht schwimmen.

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    Am Ende aller Lebenspunkte, verwandelt sich der gemeine Wurm in einen weißen Grabstein, sowie Atari 2600, der nun nun ein Ex-Wurm ist.

    Gezogen wird nacheinander, immer ein Wurm aus einem Team, dann ist der nächste Wurm aus einem anderen Team an der Reihe. Pro Zug hat ein Wurm sechzig Sekunden Zeit um möglichst viel Schaden beim Gegner anzurichten. Im Gegensatz zu Gorillas, sind die Würmer mobil, daß heißt sie können mit den Pfeiltasten der Tastatur nach links oder rechts gesteuert werden. Auch springen können die Würmer, per Druck auf die Returntaste. Hat man ein potentielles Opfer gefunden, richtet man das Fadenkreuz mit den Pfeiltasten oben und unten aus, und feuert per Leertaste ab. Bei manchen Waffen kann dabei die Feuerkraft über die Dauer eingestellt werden, wie lange die Leertaste gedrückt wird. Wer treffen will, sollte vorher natürlich auch einen Blick auf die Windanzeige werfen. Im schlimmsten Fall kann der Schuß im wörtlichen Sinne ins Auge gehen, was lustig ist, wenn es jemand anderem passiert.

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    Aufgegeben wird nicht! Dann doch lieber noch eine Kamikaze-Attacke starten und einen feindlichen Wurm mitnehmen.

    Auch die Maus wird zur Steuerung verwendet. Und zwar um sich einen Überblick über den Level zu holen, oder um Ziele für zielsuchende Waffen oder Luftangriffe zu markieren.

    Die Standard-Waffe des gemeinen Wurms ist die gute alte Bazooka. Die macht maximal 50 Punkte Schaden, läßt sich vom Wind beeinflußen, ist aber unendlich oft verfügbar. Wer darauf keine Lust hat, kann aus dem vielfältigen Arsenal wählen und lieber zur Uzi oder einer Stange Dynamit greifen. Auch Feuerbälle, wie aus Street Fighter II stehen zur Verfügung oder der gute alte Baseballschläger. Ein paar Spezialwaffen, wie die Heilige Handgranate oder die alte Frau gibt es auch, sind aber limitiert und müssen zudem erstmals im Level in Nachschubboxen gefunden werden, die hin und wieder eingeflogen werden. Wer eine blöde Position hat, kann sich woanders hin teleportieren lassen oder vergräbt sich in den Untergrund. Für gewiefte Taktiker stehen somit viele Optionen offen, auch weil das Gelände nach allen Regeln der Kunst durchlöchert werden kann.

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    Wer die Wahl hat, hat die Qual. Welche Waffe darf es sein? Das sind übrigens nur die "normalen" Waffen.

    Als Spielfeld stehen diverse zufallsgenerierte Levels mit unterschiedlichen Grafiken zur Verfügung. So kann man in der Hölle dem Teufel persönlich ein Stück des Schädels wegsprengen, oder gibt es was schöneres, als ein zünftiges Duell am Strand? Es gibt viele Landschaftstypen, wie Wüste, Alpen, Wälder, etc… Wer will kann sogar eigene Levels erstellen.

    Wer keine Lust hat, mit den Standard-Teams zu spielen, kann sich jede Menge eigener Teams erstellen bzw. die vorhanden editieren. Reichlich viele Möglichkeiten bieten auch die Optionen, die es erlauben, daß Spiel nach eigenem Wunsch anzupassen, z.B. ob der Luftangriff sofort zur Verfügung steht, oder erst, nachdem jeder Wurm mal an der Reihe war (falls nicht vorher verstorben), oder wieviel kostbare Ming-Vasen im Arsenal vorhanden sind.

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    Schnell weg, denn gleich macht es Wumms! Dynamit macht einen riesigen Knall und kostet viele Lebenspunkte! Tja, wer sich halt mit den Amigas anlegt...

    Kommen wir aber jetzt zur Hauptfrage: Macht Worms heute noch Spaß? Aber ja, natürlich! Das Spielprinzip hat mit dem Alter überhaupt nicht an Reiz verloren, eher im Gegenteil. Worms ist eines der Spiele, die in 2D mehr Spaß machen, als in 3D. Das liegt daran, weil das Spielprinzip so schön einfach zu lernen ist, daß eigentlich jeder sofort einsteigen kann. Um zu gewinnen bedarf es aber schon ein wenig Übung, oder clevere Taktiken, oder zumindest eine Riesenportion Glück. Letzteres muß aber schon riesig sein, denn einigermaßen clever sollte man sich schon anstellen. Zur Belohnung gibt es witzige Animationen, realistische Soundeffekte und jede Menge schwarzer Humor. Insbesondere gegen menschliche Mitspieler läuft das Spiel zur Höchstform auf und zeigt, daß es eigentlich ideal ist für jede Art von Retro-Party. Ein großer Vorteil ist, Worms kann man immer mal wieder zwischendurch spielen, da eine Runde in gut fünf bis zehn Minuten vorbei ist. Auf Dauer stellt sich aber dann doch ein gewisser Sättigungseffekt ein, insbesondere, wenn man alle Landschaftstypen gesehen hat und alle Waffen mal getestet hat.

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    Basiert wahrscheinlich auf einen Song von Pink Floyd vom Album Animals, das Killerschaf! (Direkt über Playstation 2).

    Technisch geht Worms in Ordnung, die Grafik ist schön bunt, sieht dank ihres Comiclooks auch heute noch ganz gut aus. Soundeffekte und Musik, die nur im Hauptmenü erklingt, gehen in Ordnung. Zudem lädt das Spiel schön schnell von Festplatte und nervt nicht mit Nachladern und Ruckeln.

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    Und das Ergebnis! Merke, von Schafen sollte man Abstand halten.

    So, was läßt sich als Fazit sagen? Worms ist uns bleibt ein Klassiker und hat nichts von seinem Spaßpotential verloren. Ruhig mal anspielen, insbesondere mit Freunden. Ist ein riesiger Spaß!

    Über den Autor

    Software-Pirat
    Irgendwann bekam der Software-Pirat mal einen NES zu Weihnachten geschenkt, obwohl er sich bislang für Video-Spiele nicht interessierte. Aber von da an ging es los. Später kam noch ein Amiga 500 ins Kinderzimmer, dann einen Amiga 1200. Ein PC gab es erst später. Seitdem gehören PC-Spiele zum Hobby des Software-Piraten.
    Misie Gaming und ReVoltaire gefällt das.

Kommentare

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  1. Misie Gaming
    "eine Art Shell, für alle die noch wissen, was eine Shell ist..."
    Moment, ich komm gleich drauf, das hatte irgendwas mit Tanken zu tun... :wahn: Theoretisch gibt es aber sowohl CLI-, als auch GUI-Shells.

    Übrigens guter Zufall, dass es das erste Worms gerade im Humble-Bundle gibt. ;)
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