Das erste Mal, ein Erfahrungsbericht.

Von Xiang · 15. Februar 2019 · ·
Das erste Mal vergisst man nie. Dazu gehört auch die erste Panikattacke wenn man mit der 43-Schritt Start-Liste im Cockpit eines Flugzeugs sitzt und keinen Plan hat was man tun soll. Wie groß die Einstiegshürde tatsächlich ist, wie man am besten damit umgeht und welches Flugzeug für Einsteiger am leichtesten zu starten ist? Das lesen Sie hier.
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  1. Ich kann mich noch genau dran erinnern, an mein erstes Mal. Ich sitze in der A10C, schaue mich mit den Pfeiltasten um… und fühle mich unwohl.

    Ich bin umgeben von gefühlten tausenden Schaltern, Displays und Monitoren. OK zugegebenermaßen ist es nicht ganz mein erstes Mal. Ich habe schon das Tutorial gemacht das mich sauber durch jeden einzelnen Schritt führt inklusive, dem Highlighting des benötigten Schalters. Doch nun bin ich das erste Mal alleine. Und ich habe keine freundlichen Computerstimme, die mir sagt was ich machen soll. Ich habe eine Liste mit Anweisungen ausgedruckt. Aber welche von dem Schaltermeer war nochmal das Left Fuel Panel wo ich Fuel A und Fuel B einschalten soll?


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    HILFE!!!


    Drücke E zum Triebwerk starten oder: Simulation vs Spiel

    Der Ramp Start ist das was gerade bei Neulingen den meisten Respekt verursacht. In Spielen wie Battlefield, Far Cry, Just Cause, ect. ist das Starten eines jeden Fahrzeugs einfach. Einsteigen, E drücken und los gehts. Auch in Pseudosims wie Star Citizen ist das nicht anders. Hier hat man ganze 2 Schalter, die man drücken muss.

    Aber hier erwartet die Sims doch tatsächlich, dass ich ganze 45 Eingaben durchführe das noch auswendig und jedes Mal!
    (Startup A10C: https://gist.github.com/StevenGFX/9737f53c0351e7e03094)

    An dieser Stellung kann ich Entwarnung geben. Der sogenannte Ramp-Start ist ein völlig optionaler Part. Bei jedem Flugzeug gibt es eine Zwei-Tastenkombination mit der, der Computer den Start durchführt. Ob du es selbst machst oder der Computer es machen lässt ist für den Rest unerheblich. Du bist weiterhin voll Multiplayer-fähig und kannst direkt loslegen.

    Aber wo ist denn dann der Spaß?


    Das richtige Mindset

    Es gibt ein paar Gedankengänge, die ich am Anfang hatte und die ich auch bei anderen sehe. Man geht mit dem Gefühl ran, als wäre es ein Spiel. Und damit meine ich das man an linearen Progress denkt (Man muss Aufgabe A schaffen um Aufgabe B machen zu können) und das Gefühl hat man müsse alles können, bevor man wirklich Spaß dabei hat.

    Bevor ich mit DCS angefangen habe, habe ich mich an Falcon 4.0 versucht. Falcon 4.0 ist ebenfalls ein hochdetaillierter Simulator, der aber eine dynamische Kampagne hat. Das bedeutet das zwei Ki’s einen virtuellen Krieg gegeneinander führen, Einheiten verschieben, Angriffsziele definieren ect. ect. Dabei werden Aufträge generiert die man als „Spieler“ dann fliegen kann. Im Kern bedeutet, dass das bei einer Mission alles passieren kann. Selbst bei so etwas Simplen wie ein Überführungsflug von A nach B KANN eine feindliche Gruppe Abfangjäger durch den Schirm brechen und mich angreifen.

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    Hunderte von Einheiten gleichzeitig. Der Ki gesteuerte Korea-Krieg in Falcon 4.0 ist auch heute noch ungeschlagen.
    Die Vorstellung, mit einer Situation konfrontiert zu werden die ich noch nicht beherrsche, hat mir nicht gefallen. Und der Workload den ich mir da aufgebürdet habe war so immens das ich schon nach kurzer Zeit die Lust verloren habe.

    Erst nach und nach habe ich mir das passende Mindset erarbeitet. Ich mache nur das, was mir Spaß macht. Und das mache ich, wenn es mir Spaß macht. Wenn ich keine Lust auf Rampstart habe, dann lasse ich es. Soll der Computer das machen, ich will fliegen! Ist alles kein Problem. Ich fliege, seid eine ganzen Weile die Hornet und kann nur ein Bruchteil der Funktionen die das Flugzeug bietet. Das reicht mir auch erstmal. Der Rest kommt mit der Zeit.

    Macht einfach das worauf ihr Spaß habt. Keiner erwartet das man alles können muss.


    Faszination Technik

    Aber zurück zum Ramp Start. Ihr habt euch dann doch entschlossen euch damit auseinanderzusetzen. Dann ist die nächste Frage, wie geht man das am besten an? Wie behalte ich alle einzelnen Schritte in meinem Kopf?

    Auswendig lernen? Ganz ehrlich ich war in Sprachen früher eine Niete. Vokabeln lernen war ein absoluter Graus. 2 Begriffe random miteinander zu verknüpfen ohne das eine Logik dahinter ist? *würg* nein Danke. Aber das ist hier zum Glück nicht nötig.

    Der beste Weg ist der das ganze nicht als endloses Quicktime-Event zu sehen (drücke 43 buttons to win), sondern zu verstehen was passiert. OK ihr habt mich ertappt. Ich rede vom Handbuch (bzw. den exzellent vertonten Tutorials). Aber ist ja wie gesagt alles optional. Aber das Verständnis was da passiert bringt alles in eine logische Ordnung.

    Ich bin die A10C schon seit Jahren nicht mehr geflogen. Aber den Ablauf weiß ich noch.
    - Was brauchen wir als Erstes? Strom natürlich. Also erstmal Batterie einschalten.
    - Das nächste sind die Triebwerke. Die brauchen Treibstoff. Also fuel Pumps ein.
    - Die Triebwerke können nicht selbständig starten, also erstmal das Hilfstriebwerk hochfahren
    - Wenn das Hilfstriebwerk läuft, dass erste Triebwerk starten.
    - Läuft das erste Triebwerk, wird der entsprechende Generator eingeschaltet damit das Flugzeug selbst Strom produziert.
    - Bildschirme und HUD einschalten
    - Stabilizer und Navigationssysteme einschalten
    - Funkgerät einschalten
    - CounterMeasures Systeme einschalten
    - Zweites Triebwerk hochfahren
    - Zweiten Generator einschalten
    - APU ausschalten
    - Parkbremse lösen

    Das Ganze ist wie gesagt ein Gedächtnisproptokoll. Ich habe bestimmt einiges durcheinander gebracht (Ich glaube die Funkgeräte kommen viel früher oder?) und ein paar Sachen vergessen. Aber der grobe Ablauf sollte stimmen. Und wenn man weiß was man drücken will erleichtert es auch die Suche. Fuel Schalter sind im Fuel Panel, Batterie und Generatoren im Powerpanel und so weiter.


    Ich bin Xiang und ich bin süchtig nach Schaltern

    Seien wir ehrlich, ich bin teilweise nie aus der Kleinkind Phase herausgekommen. Das ist ein Schalter und dann geht ein Licht an gnihihihi.

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    Tatsächlich ist es so das mich der Rampstart Anfangs schon frustriert hat, inzwischen liebe ich es aber. Das Fluggerät Schritt für Schritt zum Leben zu erwecken, die Geräusche hören, wenn Systeme sich einschalten, der ganze Prozess von einem Stück leblosen Metalls hin zu einem wachen hungrigen Raubtier gefällt mir ungemein.

    Das geht inzwischen soweit das mir das Start-Up der F18 zum Beispiel überhaupt keinen Spaß macht. Ein paar Schalter und fertig. Automatisiert ablaufende Prozesse sind einfach abturnend. Jeder Schalter, den ich umlege, steigert die Vorfreude, jedes Leuchten gibt einen Endorphin-schub. Wenn man dann fertig ist, das Damageboard leer ist und alles läuft… ein tolles Gefühl.

    Ein Highlight ist da der Mi-8. Ein Eldorado an Schaltern, Hebeln, Knöpfen. Man muss sogar zwischen den Positionen Pilot, Copilot und Engineer hin und her springen, weil man vom Pilotenplatz nicht alles erreichen kann. Ein wunderbares Fluggerät.

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    Selbst der Ventilator hat einen Schalter. Das Cockpit der Mi-8 ist einfach der Wahnsinn.

    Welcher Flieger ist für Anfänger geeignet


    Nun wie bei jedem Fetisch ist das nichts für Jedermann. Und daher dürfte es genügend Leute geben, die es gerne etwas einfacher hätten. In DCS World gibt es zwei Arten von Fluggeräten. Die mit komplett klickbaren Cockpit und diejenigen die kein klickbares Cockpit haben. Beide Flugzeugarten unterscheiden sich in erster Linie durch das StartUP. Während das Flugzeug mit dem klickbaren Cockpit gerne ein komplettes Start-Up hätte, beschränkt sich das Startup der nicht-klickbaren Maschinen auf 2-3 Schalter. (Elektronik an, pro Triebwerk 1x Triebwerk an).

    Nun sagt einen der Verstand natürlich. Toll, letzteres ist einfacher. Der Schein trügt aber.

    Daher hier eine klare Warnung!!! Kauft euch kein nicht-klickbares Fluggerät, weil ihr denkt das Ganze ist einfacher und Arcadiger. Es stimmt schon, der Start ist deutlich einfacher. Aber der Rest ist ähnlich komplex. Und wo man im klickbaren Cockpit alle relevanten Schalter gut sehen kann und diese beschriftet sind (was einem das Suchen deutlich erleichtert) muss man die ganzen Schalter bei den anderen auf die Tastatur oder die Eingabegeräte legen. Und wenn du da vergisst, auf welcher Taste der Master-Arm ist, hilft dir auch der Blick ins Cockpit nichts. Es wird aus meiner Sicht dadurch langfristig eher schwerer zu bedienen als einfacher. Und auch im Multiplayer mit Fluglehrern ist es einfacher, wenn der Lehrer sagt „Drück mal Schalter X auf der Linken Seite oben“ als „Drück mal Schalter X, musst selbst schauen, wo der belegt ist.“ Daher eine klare Empfehlung. Holt euch ein klickbares Modul. Auch, wenn es am Anfang komplizierter wirkt.

    [Anmerkung des Autors: Es gibt natürlich noch viel größere Unterschiede zwischen den Varianten. Die Simulationstiefe ist eine völlig andere und man ist bei den FC3 Modulen im Bereich Navigation Wahnsinnig eingeschränkt. Dieser Blogpost soll sich aber um den Start drehen daher lasse ich die erweiterten Punkten außen vor. Wichtig ist nur zu wissen das ein nicht klickbares Modul im Vergleich zu einem klickbaren Modul sehr eingeschränkt ist.]

    Und welches Flugzeug sollte man dann nehmen? Nun ich denke, am besten geeignet wird die F18 sein.

    Die F18 ist, soweit ich weiß, das Flugzeug das die größte Automatisierung hat von den bisherigen Flugzeugen. Grob vereinfacht kann man sagen, das Start-Up beschränkt sich auf Batterie -> APU -> Triebwerke starten -> Monitore einschalten. Der ganze Spaß wie Fuel-Pumps, Stabilizer, Software initialisieren ect. führt das Flugzeug selbständig durch.

    Jedenfalls ist die Hornet das Flugzeug mit dem einfachsten Ramp Start, das man am schnellsten in die Luft bekommt. Da es dazu noch ein Alleskönner ist, ist es auch für den restlichen Bereich sehr gut für Anfänger geeignet. Maximale Abwechslung ist garantiert.

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    Über den Autor

    Xiang
    Ich bin 33 Jahre alt, Vater zweier Kinder und habe einen Vollzeitjob. Also die perfekten Vorraussetzungen um sich NICHT mit Hardcode-Flugsimulatoren zu beschäftigen.

    Nebenbei spiele ich noch viele andere Spiele (sofern man max 4-6h in der Woche für alles als Spielen bezeichnen kann) und betreibe Bogenschießen als Sport für nebenbei.
    Lasstmichdurch, Islar und th3 ghost gefällt das.

Kommentare

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  1. Software-Pirat
    Schöner Text, läßt sich gut lesen.Ich hab ähnliche Erfahrungen mit Falcon 4.0 gemacht und mir irgendwann ein von der Community erstelltes Tutorial ausgedruckt, daß mir alles erklärt hat (ich glaube, der Rampstart wird dort auch im Handbuch behandelt, bin mir aber gerade nicht sicher). Ich vermute mal, fast alle Abläufe dürfe ich sogar noch einigermaßen zusammen bekommen. Ansonsten, würde ich nochmals in Tutorial schauen. Ich denke, daß echte Piloten den Rampstart auch nicht aus dem Kopf machen, sondern eine Checkliste abarbeiten. In diesem Sinne ist ein gedrucktes Tutorial auch nichts verwerfliches ;-)
      Xiang gefällt das.
    1. Xiang
      Nein aus dem Kopf nicht. Daher passt das. Ich hab auch auf dem digitalen Kneeboard nochmal eine Liste was man tun muss.

      Gerade bei Trägerstarts in der F18 ist es ganz sinnvoll um die Trimm beim Katapult an das Gewicht anzupassen.
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