Das Monkey-Island-Revival - Abzocke oder Segen?

Monkey Island 1&2 Special-Edition - Abzocke oder gelungenes Revival mit Vorreitercharakter?

Heute möchte ich mich mal mit einem neuen Phänomen in der Spielelandschaft beschäftigen. Eines das es in den übrigen Sparten der Unterhaltungsbranche schon lange gibt. Da werden im Musikgeschäft gerne schnelle Euros mit mal mehr mal weniger gelungenen Neuauflagen alter Klassiker und Hits gemacht, oder im Bereich alte Franchises oder einzelne Filmklassiker - meist mit gehöriger Modernisierung - wieder belebt.

Bei den beiden neu aufgelegten Monkey Island-Titeln gibt es aber einen gewichtigen Unterschied zu den Aufgüssen der anderen Branchen: Der finanzielle Aufwand. Nun stellt sich aber die Frage: Ist das denn ein Problem? Darüber ließe sich jetzt streiten.

Im Falle der Monkey Island Reihe aber sicher nicht. Denn auch wenn es sich nicht um komplett neue Entwicklungen handelt, sondern die Spiele jeweils in ein modernes Programmgerüst eingefügt wurden, so funktionieren sie technisch einwandfrei und enthalten nichts desto trotz einige Komfort-Verbesserungen gegenüber den Originalen, allen vorran z.B. das Wegfallen der ständigen UI-Anzeige am unteren Bildrand. Das SCUMM-System hat auch in Zeiten von hochauflösenden Bildschirmen und kontextsensitiven Steuerungen keinen Sinn mehr.

Allerdings hat LucasArts einen relativ großen Aufwand bei der Vertonung betrieben. Die Musik wurde neu eingespielt, es wurde auch an einem neuen Programmcode getüftelt, der es möglich macht live aufgenommene Musik digital aufzudröseln, damit sich die Musik dynamisch der Stimmung und dem Schauplatz anpassen kann. So wie im damals genialen iMuse-System. Das Ergebnis kann sich hören lassen, denn es dudeln immer noch die altbekannten Melodien zum Spiel im Hintergrund, allerdings auf dem - hohen - Niveau etwa von Teil 3.

Die Dialoge wurden auch sehr professioniell vertont und man machte sich die Mühe die gleichen Sprecher aufzutreiben, die man seinerzeit vor über 15 Jahren für CD-Rom-Versionen der Spiele (auch "Talkie-Versionen" genannt) engagiert hatte. Einziger Wermutstropfen: Es gibt nur englische Sprachausgabe. Allerdings bin ich der Meinung, dass man zu dem Preis, den die Spiele kosten, keine vernünftige dt. Synchro bekommen hätte. Also nur ein Wermutstropfen für jene, die des Englischen nicht so mächtig sind.

Was die Spiele selbst betrifft: Alle Rätsel funktionieren wie in den ursprünglichen Versionen, also wie gehabt. Für Neulinge und jene, die das eine oder andere Rätsel vergessen haben und nicht weiter kommen, bieten die Spiele aber eine Hilfefunktion, die in 3 Stufen Hinweise geben, erst vage, dann immer konkreter. Sehr vorbildlich und eine tolle Verbesserung!

Der künstlerische Aspekt darf aber auch nicht außen vor bleiben. Natürlich wurde die Grafik aufgepeppt, ganz zwangsläufig, denn aus den alten Spielen, die eine Auflösung von 320x200 hatten und 256 Farben, lassen sich keine HD-Versionen zaubern ohne da was Neues zu machen. Bei Teil 1 hielten sich die Verbesserungen allerdings noch in Grenzen. Die Figuren wurden neu gezeichnet, bei den Hintergründen verwendete man meistens die vorgezeichneten Bilder aus der Produktionszeit der Originalversionen und überarbeitete sie dezent. Heraus kam ein für heutige Verhältnisse äußerst altbackenes Ergebnis. Zwar hochauflösend, aber mit den gleichen hakeligen Animationen und Landschaftsbildern, die teils eher an impressionistische Gemälde erinnerten.

Und auch über die Gestaltung des Spielehelden Guybrush Threepwood waren sich längst nicht alle Fans einig. Viele waren wenig begeistert über das comichafte und fast schon androgyne Auftreten, das selbst gegenüber den Guybrush-Versionen ab Teil 3 ziemlich übertrieben erschien. Vor allem da man sich beim Original vor allem in Close-Up-Szenen sogar eher an einem realistischen Look versuchte.

Alle Kritik haben sich die LucasArts-Leute zwar nicht zu Herzen genommen, aber man merkt bei der Special Edition von Teil 2 teils deutliche Verbesserungen, vor allem in optischer Hinsicht. Diesmal macht es wirklich Spaß das Spiel in einem neuen Gewand zu erleben. Und auch hier wurde das Gameplay schonend mit nützlichen Verbesserungen aufgewertet.

Vor allen Dingen muss aber der Preis positiv herausgehoben werden. Es gäbe sicherlich einige Publisher da draußen, die mit einem so tief in der Spielelandschaft verankerten Franchise mit einer ungeheuer treuen Anhängerschaft eher das schnelle Geld hätten machen wollen und die Neuauflagen sicherlich zum Vollpreis rausgehauen hätten. Aber nein, LucasArts verlangt sogar teils weniger, als so manch anderer Hersteller für die Downloadable Contents ihrer modernen Titel. Auch wenn ein geübter Guybrush-Lenker schnell durch die Spiele durch ist (in ein paar Stunden pro Spiel locker), so bietet sie Neulingen mindestens genauso viel Spielzeit, wie ein modernes Actionspiel.

Die Preispolitik ist hier also vorbildlich, denn letztendlich handelt es sich nicht um ein Redesign der Spiele, in dem etwa das Gameplay abgeändert würde, sondern lediglich um eine - über weite Strecken und vor allen Dingen bei Teil 2 sehr gelungene - Aufhübschung. Eine Aufhübschung die aber sicherlich auch nicht ein unbedeutendes Maß an Aufwand bedeutete. Trotzdem: Mehr davon!

Jetzt hoffe ich auf eine Neuauflage der grandiosen Indiana Jones Adventures. Denn nach dem vor allem gegen Schluss eher mauen 4. Kinofilm wäre das für mich eine viel würdigere Art und Weise Indy im Gedächtnis der Leute zu erhalten.

Und vor allen Dingen hoffen wir, dass LucasArts damit vielleicht ein Vorbild für andere sind. Denn in den letzten 10 Jahren sank der Stern dieser einstmals großen Spieleschmiede sang und klanglos hinter den Horizont. Jetzt könnte LucasArts sich selbst renovieren, der Spielebranche in mancher Hinsicht erneut Impulse versetzen.

Was denkt ihr darüber? Findet ihr solche Remakes auch gut, oder haltet ihr sie für überflüssig?