Das Reich des Geldes

Von Yeager · 16. Februar 2014 · Aktualisiert am 22. Februar 2014 ·
Kategorien:
  1. Das Reich des Bösen ist nicht nur bei EA.
    Es ist überall dort, wo man sich im Reich des großen Geldes befindet.

    Vertrieben wird nicht, was "gut" ist oder worauf eine bstimmte Anzahl an bestimmten Spielern Lust hätten.
    Vertrieben - und damit produziert - wird das mit dem niedrigsten Risiko, welches massentauglich ist.
    Also muss man ganz unten ansetzen.

    Funzt das nicht (mehr), versucht man über weitere Wege soviel raus zu holen, was geht.

    Der Vorstand sind dabei selbst keine Spieler, kennen wahrscheinlich selbst Uralt-Granden wie Tetris nur vom Hörensagen.
    Würden ihre kostbare Zeit, die in harten, zig-stelligen Dollars tickt, niemals mit etwas so Unproduktivem wie Zocken verplempern.
    Sie schauen sich Statistiken an und Aktienwerte.
    Sie entscheiden.
    Allein.

    Was dabei rauskommt ist dann das, was Otto Normalspieler, seines Zeichens Voll-Boon, schon deswegen kauft und zockt, weil es dem MainStream entspricht.

    Weil es auf seiner Konsole erschienen ist.
    Weil es sein Nachbar, der ein noch grösserer Trottel ist, ebenfalls zockt und ihn dauernd damit quält, welche Highscores er schon erreicht habe.
    Und Achievements erst!
    Und weil es sich ja um Marken-Ware handelt.
    Kann ja nicht schlecht sein, oder?

    Somit entsteht eine Abwärtsspirale, unaufhaltsam, in Sachen Qualität.
    Der Konzern melkt dabei seine Kunden so lange es geht.

    Ob die Produkte ihr Geld wert sind?
    Wen soll das, bitteschön, interessieren?
    Den Vorstand?
    Den Aktionär?

    Es interessiert Spiele-Liebhaber, so genannte Elitäre (weil sie tatsächlich ohne fremde Hilfe bis 3 zählen können), die mit ihrer kritischen Meinung allein dastehen und sobald sie jene äussern einem ShitStorm ausgesetzt werden.
    Durch ebenjene FanBoys, Voll-Boons, vorpubertäre "Nachbarn" und sonstige sympathische Zeitgenossen, die der Meinung sind, die PISA-Studie sei überbewertet, so viele Pisser könne es ja gar nicht geben...

    Doch nun geschieht irgendwann, irgendwo ein Butterfly-Effect: jemand schreibt etwas Negatives, einige folgen ihm. Immer mehr und mehr - und schliesslich wird es zum Trend.
    Nun erzählt der Nachbar großspurig, EA's Spiele seien unter seiner Würde - und das gibt unserem Beispiel-Boon doch arg zu denken.
    Also schliesst er sich dem Trend an.

    Nun wird es also gesellschaftsfähig auf genau dem rum zu trampeln, den man vorher noch vergöttert und als Maß aller Dinge angesehen hat.
    Mit entsprechenden Folgen für das Unternehmen:
    Die Aktien sind rückläufig, Gewinne sinken und münden in Verluste.

    Was soll der Konzern nun machen?
    Die Sachlage und das Verhalten der Meute, die er bedient, analysieren etwa?
    Das will man seinen Aktionären dann berichten?

    "Wir schauen uns das an und investieren dann in andere Bereiche" ??

    Übersetzt:

    "Wir interessieren uns nicht für IHR Geld, sondern für die SACHE dahinter und beabsichtigen nun höhere Ausgaben in unserer Verlustphase durchzuführen in Risiko-Geschäfte."

    Jo, das macht ein Vorstand genau ein Mal.
    In Zahlen: 1.

    Nein:

    Es wird weiter gemolken.

    Die Titanic sinkt, jeder weiss es.

    Es ist nicht die Frage, wie man sie vor dem Sinken bewahren kann - oder gar ein wirklich unsinkbares Schiff aus ihr machen kann.

    Es ist nur die Frage wer das Sinken überlebt und wie lange man sich noch in dessen luxuriösen Räumlichkeiten aufhalten kann, bevor man zum Rettungsboot eilt.

    Das "Schöne" daran ist:
    Die Aktionäre haben ihre privaten Rettungsboote!
    Sie sind die VIPs des Schiffes.
    Es ist daher sehr unwahrscheinlich, dass Ihnen ernsthafter Schaden widerfahren wird.
    Zur Not wird der Kapitän gefeuert, was er sich mit horrenden Summen bezahlen lässt - und ein anderer nimmt seinen Platz ein.

    Zu den ersten Opfern gehören die Passagier der Holz-Klasse.
    Besagte Elitäre.
    Die bis zuletzt gehofft hatten auf eine WÜRDIGE Rückkehr des legendären Dungeon Keepers.
    Einige von ihnen wussten oder ahnten, es würde für sie keine Rettungsboote geben.
    Daher hat sich so mancher von Ihnen noch im Heimathafen vom Schiff begeben.

    Danach folgt die zweite Klasse, der ambitionierte Spieler, der gerne mal Battlefield zockte, deswegen aber noch lange nicht unkritisch war.
    Manch einer von ihnen mag sich retten.

    Schliesslich sind da noch die Passagiere der ersten Klasse, das Zielpublikum unserer sinkenden Titanic.
    Sie wurden hoffiert, ihnen wurde Honig ums Maul geschmiert, sie glaubten an die "Unsinkable", fanden es nie bedenklich, dass sie es fertig gebracht haben, sich in einem Schlauch-Shooter wie CoD zu verlaufen.
    Doch nun müssen sie feststellen, dass für sie von vornherein keine Rettungsboote eingeplant gewesen sind.
    Beim Verlassen ihrer Kabine sehen sie endlich, WO eigentlich ihre erste Klasse resident war: im Maschinenraum.
    Sie - zu denen auch unser Voll-Boon gehört - waren deswegen die erste Klasse, weil sie das Schiff angetrieben haben.
    Zu spät erkannten sie, dass es nie das erklärte Ziel war an einem Stück den Ozean aus Geld zu überqueren. Sondern nur zuzusehen, dass man so weit kommt, wie nur irgend möglich.

    Wenn man Leidenschaft gepaart mit Anspruch - nennen wir es also mal "Güte" - bei Spielen sucht, muss man sich an kleinere Labels wenden.
    Ja, diese Produktionen sehen nicht so spektakulär aus.
    Ja, es gibt Bugs, Probleme, fehlende Features, fehlende Annehmlichkeiten.
    Und ja, diese Spiele sind möglicherweise schwerer, als das, was man bisher gewohnt war. Möglicherweise wird man beim Spielen sogar etwas tun müssen, das man bisher gar nicht gewohnt war: den eigenen Kopf zu benutzen.

    Doch es könnte sich lohnen:

    Denn im Herzen dieser Games fliesst Herzblut - und nicht ein Strom aus Geld...

    Wer mir nun Populismus vorwirft, wird vielleicht überrascht sein, dass ich seine Auffassung teile: ich schrieb nichts anderes, als ebendies.
    In keiner Weise unterscheidet sich mein Geschriebenes von beliebigem Stammtisch-BlaBla.
    Noch sehe ich mich in der Lage, auch nur eine einzige meiner Behauptungen beweisen zu können.
    Warum ich dennoch an meinen populistischen Thesen festhalte, ist hingegen schnell erklärt:
    Ich hatte schon des Öfteren mit Vorständen und Geschäftsführern zu tun.
    Häufiger, als mir lieb war.

    Nein, sie sind nicht ALLE gleich.
    Nur die meisten von ihnen...

    Am Schlimmsten aber ist:
    Man kann es ihnen nicht einmal wirklich verübeln.
    Denn sie tun genau das, wofür sie bestellt wurden:

    Geld verdienen.

    Und nun, werter Leser, stellen Sie sich bitte die Frage, von wo dieses Geld eigentlich herkommt...

    Über den Autor

    Yeager
    Chuck Yeager durchbrach als erster Mensch die Schallmauer.
    <br/>Ich stolperte über seinen Namen als damals noch kleiner Junge beim Gucken von "Der Stoff aus dem die Helden sind".
    <br/>Sein Name gefiel mir, wurde zum Nick und blieb es.

Kommentare

Um einen Kommentar zu schreiben, melde dich einfach an und werde Mitglied!
Top