Es "gab" sie noch. Gute Einzelspielerspiele ohne Onlinezwang mit einer guten Story, guter Grafik und schönem Gameplay. So ein Spiel war Mittelerde: Mordors Schatten. Es war kein Meisterwerk, aber doch ein sehr gelungenes Spiel, in dessen Welt man gerne hin und wieder zurückkehrt. Der zweite Teil rief bei mir riesige Vorfreude hervor. Ich freute mich, dass dieses Spiel einen Nachfolger bekommen würde, doch mit der Zeit verdichteten sich die Nachrichten zu Microtransactions. Als erstes dachte ich, dass ich mich damit arrangieren könnte, aber je mehr ich darüber lese und je näher das Spiel rückt, desto weniger Lust habe ich den Publisher in irgendeiner Weise zu unterstützen. Es ist ein Trend der nie aufhört zu wachsen, wenn man nicht klare Kante dagegen zeigt. Stattdessen wird es schöne Twitch Streams geben, mit großem Pack- oder Chestopening und wenn es noch nicht bei diesem Spiel noch nicht ganz so weit ist, so kann man sich doch sicher sein, dass das die Zukunft ist. Eine Zukunft für die ich mich, als jemand der sehr viel mit einigen Computerspielen verbindet, schäme.
„Aber man muss es doch nicht tun“
Das ist richtig, aber nur weil etwas freiwillig ist, ist es dadurch nicht automatisch frei von Kritik. Außerdem stimmt diese Aussage nur zum Teil, denn Microtransactions folgen ja einem Algorithmus. Sie sollen sich so anfühlen als könntest du es auch ohne sie schaffen, aber natürlich wäre es besser und einfacher es zu tun und so sollen sie jedem Spieler das Gefühl geben, dass das Spiel mehr Spaß machen würde, wenn man Geld ausgibt. Das heißt um den maximalen Spielspaß zu erreichen, will der Publsiher, dass ich in dem Spiel Geld bezahlen. Heißt um das Spiel so effektiv (Höchster Spaßfaktor) wie möglich zu spielen muss ich tatsächlich Geld ausgeben. Denn wenn ich dem Publisher die Frage stellen darf, ob das Spiel mehr oder weniger Spaß macht wenn ich Geld ausgebe, dann wird er sicher in PR-Sprache antworten: „Nicht weniger Spaß, aber auch nicht mehr“, dann wäre meine nächste Frage, wenn ich nicht mehr Spaß an dem Spiel habe, wieso sollte ich dann zusätzlich Geld ausgeben. Und wenn es weniger Spaß macht, ergibt es sowieso kein Sinn dafür Geld auszugeben. Mit anderen Worten will der Publisher das Gefühl im Spiel erzeugen, dass du auf Microtransactions angewiesen bist, was heißt, das Spiel muss an einigen Stellen weniger Spaß machen, damit du in Erwägung ziehst, dir mit Echtgeld einen Vorteil zu erkaufen.
„Glücksspiel kann süchtig machen, aber in einem PC Spiel ist das ja egal“
Wenn ich heute sehe, was man mit FIFA Ultimate Team oder ähnlichen Modi veranstaltet wird, komme ich in Versuchung meinem Sohn als erstes FIFA 96 zu geben und jedes Jahr den nächsten Teil als das „neue“ FIFA zu verkaufen. FIFA Ultimate Team ist nichts weiter als ein einarmiger Bandit, der auf mehr Spielspaß ausgerichtet ist, was ihn noch gefährlicher macht. Vor allem Minderjährige so zu melken ist ein absolut widerwärtiges Geschäftsgebaren. Und ja Eltern sind in der Pflicht sich damit mehr zu beschäftigen und Kinder sollten lernen mit solchen Situationen umzugehen, allerdings heißt das nicht, dass die Art Geld zu verdienen dadurch moralisch einwandfrei wird, vor allem dadurch nicht, dass das Spiel keine Altersbeschränkungen hat und selbst die FSK das Glücksspiel was bei FIFA stattfindet legitimiert. Und natürlich geht es da nicht nur um Glück sondern um Skill, allerdings ist dieses Spiel oder jedes Spiel mit so einer Mechanik, viel gefährlicher als jeder Blackjack Tisch. Klar gibt es auch da gezinkte Karten, aber ein Spiel, in dem alles nur Zahlen sind, kann bis aufs kleinste verändert werden, ohne dass man das tatsächlich so wahrnimmt. Du spielst ein paar Spiel schlechter, oder bekommst bessere Gegner zugelost. Klar, du brauchst wohl ein paar neue Stars im Team, aber im ersten Pack ist nichts drin, aber im dritten ist dann was drin. Das ist ein Algorithmus, der auf alles angepasst werden kann und sicher auch daraufhin ausgerichtet wird da kann man sicher sein.
Immersion – wer braucht das schon?
Das mit Abstand schlimmste Verbrechen von MT ist jedoch, die völlige Zerstörung von Immersion. Es geht in immer schlimmere Richtungen. Ich nehme mal ein Beispiel. In Gothic früher war handgemacht, was in einer Truhe drin war. Heißt jemand hat sich Gedanken gemacht, warum in der Truhe was Großes ist, was da drin ist und warum es dort drin liegt. Die Entwicklung die wir jetzt haben geht zu einem Extrem. Es ist zufällig was in der Truhe ist, aber wenn ich Echtgeld bezahle kann ich nochmal würfeln und dann ist eventuell etwas Besseres in der Truhe. Was ist das für eine Welt oder ein Universum? Ich bezahle Geld und auf einmal ist etwas Wertvolleres in der Truhe. Wie viel Respekt haben die Entwickler dann noch eigentlich vor ihrer Welt, wenn sie so etwas integrieren? Warum sollte mir dann die Welt wichtig sein in der ich spiele. Wenn es den Entwicklern egal ist, was in der Welt ist und alles austauschbar wird, wieso sollte ich dann auch nur irgendwas auf die Welt geben, oder wieso sollte diese mich interessieren. Jemand der eine Vision von einem Universum hat das er schafft, geht nicht so mit seiner Welt um. Kein J.R.R Martin, kein George Lucas und kein Quentin Tarantino. Das sind Welten in die man sich reinversetzen kann und nicht rausgeworfen wird. Bei PC Spielen geht es nur darum den schmalsten Grad zu erwischen, dass man jemanden nicht komplett aus der Welt wirft. Nur in wenigen Spielen geht noch darum, das volle Ausmaß an Immersion zu schaffen.
„Es ist ja nur eine Zeitersparnis“
Die Frage wäre da angebracht: "Für was?" Ist das Spiel so viel besser wenn ich weniger Zeit investiert habe? Macht es dann mehr Spaß? Wieso ist das so? Ist das nicht eher ein Fehler im Spieledesign oder Mechanik als ein Umstand den man mit Geld umgehen kann. Wenn euer Spiel keinen Spaß macht und ich Zeit sparen will, wieso sollte ich dann überhaupt Geld investieren um Zeit zu sparen, für ein Spiel das scheinbar so oder so keinen Spaß macht. Hier verstehe ich auch viele Spieler nicht, wieso das erwünscht ist. Was ist so toll daran früher ein Level aufzusteigen, wenn man es sich mit Echtgeld kauft. Früher hat man es Cheaten genannt und es hat ab und zu mal Spaß gemacht in Spielen. Es ist eigentlich nichts anderes als ein Cheat einzugeben. Nur dass du, inzwischen auch in Singleplayerspielen, sogar für Cheats bezahlen musst. Und um es abzuschließen: Ich will keine Zeit sparen, ich will Spaß haben. Wenn ich Zeit sparen will, spare ich mir in Zukunft jegliches Spiel mit so einer Art von Mechanik zu installieren.
Was ich von Spielejournalisten erwarte
Außerdem möchte ich auch, dass die Gamestar solchen Modellen, egal ob kosmetisch oder spielrisch deutlich kritischer gegenüber steht. Dadurch, selten Spiele dafür wirklich kritisiert dass diese Entwicklung falsch ist, werden wir in 10 Jahren bezahlpflichtige Munition haben und dann wird gesagt: „Tja so ist der Trend nun einmal“ und in Vollpreisspielen wie For Honor gehören auch keine kosmetischen MT rein und das wird mir viel zu wenig kritisiert. Es wird hingenommen und oft als „ist jetzt nicht so schlimm“ bezeichnet. Wie schon gesagt wird die Messlatte dadurch wieder auf ein neues Niveau gesetzt. Und wenn jeder der Leser diese Entwicklung kommen sieht, dann kann ich von einem Spielmagazin erwarten, dass es eben solche Neigungen auch knallhart ablehnt und auch mal so etwas wie FIFA UT für das was es ist kritisiert.
Mit besten Grüßen,
Jonas
Deal mit Sauron- Erst das Geld, dann das Vergnügen
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