Wir alle kennen es. Spiele die jedes Jahr auf den Markt kommen und sich im Kreis zu drehen scheinen. Hier frage ich mich, warum das so ist, und möchte an Beispielen beleuchten, dass es auch anders geht.
Manchmal muss man einen Schritt zurücktreten, den Standpunkt wechseln, einfach Abstand gewinnen. Warum fällt das vielen Entwicklern so schwer? Die Community sagt oft sehr laut, was ihr nicht passt, andere Sichtweisen gibt es zur genüge. Hier einige Erklärungen:
Verkaufszahlen
Warum sollte ich etwas ändern, wenn die Stimmen zwar lauter werden, aber die Verkaufszahlen eine deutlichere Sprache sprechen? So scheinen viele Spieler das Gefühl zu haben trotzdem etwas zu verpassen, wenn sie die Fortsetzung nicht erwerben. Wir sind die Konsumenten, wir regulieren den Markt und heizen ihn an. Solange die Zahlen also stimmen sieht der Entwickler keine Not wirklich etwas zu ändern. Da wird mal hier und dort ein wenig geschraubt, aber wirklich etwas geändert wird erst etwas, wenn der eigene Ruf auf dem Spiel steht. Ich möchte hierbei an gewisse katastrophale Performanceprobleme erinnern, die sich im letzen Jahr beinahe schon zu etablieren schienen.
Einmal gut immer gut
Ein gutes Spielprinzip bleibt immer gut, oder?
Nunja, wir haben festgestellt, sogar Open World kann sich auslutschen. Der Mensch ist zwar ein Gewohnheitstier, aber bei Spielen geht es um neues, um Unterhaltung und Spaß, und dort kann Wiederholung auf die Spitze getrieben viele nicht mehr am Ball halten. Grinding verkommt mehr zur Arbeit als zu Spaß, die Belohnungskurve stimmt nicht mehr und man lässt davon ab. Genauso ist es mit einer Spielereihe, die nicht auch mal etwas anders macht. So bleibt die Stammkundschaft, aber der Rest schaut sich nach Neuem um. So sorgt ein Trend für einen Schwall an Early Access Survival Spielen, von denen wir nach circa einem halben Jahr nur noch genervt sind.
Ein Genre zeigte sich als erfolgreich und schon springen alle auf den Zug auf um ihr Stück vom Kuchen einzufahren. Doch was einmal gut war bleibt nicht gut.
Weiterentwickeln – ja bitte, aber an den richtigen Stellen
Die Weiterentwicklung ist in vielen Spielen und ihren Nachfolgern auf die Geschichte begrenzt, am eigentlichen Spiel ändert sich oft wenig bis gar nichts. Damit ist nicht die Grafik gemeint sondern die Spielelemente selbst, die sich zuvor schon durch Schwächen hervorgetan haben. Seien es unübersichtliche Menüs (ja ich schaue in deine Richtung Bethesda) oder recycelte Animationen in denen Far Cry ganz groß ist (die man im neuesten Far Cry Primal aber immerhin abschalten kann. Danke dafür!). So gibt es nur wenige Spiele, die an den Stellen gedreht haben, die wirklich etwas Neues benötigten. Anno 2205 hat zum Beispiel ordentlich gedreht, vielleicht ein wenig zu ordentlich, aber auch das ist ein richtiger und notwendiger Schritt.
Abstand nehmen, sich die Elemente herausnehmen und dann ruhig etwas brachialer sein. So erleben wir Spieler mal was ganz anderes und können umso genauer sagen wo der Schuh genau drückt.
Früher war alles besser
Wir schreien nach Neuerungen aber wenn sie dann da sind, machen sie uns Angst. Es ist alles so...anders. Plötzlich war das vorher besser, viel besser, wir wollen es wiederhaben!
Hier tritt der typische Effekt einer Nostalgie auf. Denn die Erinnerung an das Vergangene wird in unseren Köpfen glorifiziert. Vergessen sind die endlosen Stunden Leveln, das sperrige Handling, wir sehen nur noch, was daran Spaß gemacht hat.
Hierbei geht es nicht um Neuerungen, die aus dem Spiel etwas ganz anderes machen, wie etwa aus einem Strategiespiel einen Shooter zu machen, sondern Anpassungen an den richtigen Stellen, die sich erst einmal anders anfühlen, letzten Endes aber sinnvoll sind und das Spielerlebnis verbessern. Man muss sich eben darauf einlassen. Schwierig oder?
Also bleibt alles wie immer?
Nein glücklicherweise nicht. Auf die Moddingcomunity ist stets Verlass, wie so manch einer im Hinblick auf Skyrim unterschreiben wird. Die Entwickler könnten da eine Menge lernen, ob sie das tun, steht auf einem anderen Blatt. Aber Modder machen, was die Spieler wollen, können also ein sehr interessantes Stimmungsbild wiedergeben. Zum Beispiel wenn es um übersichtliche Menüs geht (ja Bethesda, ich winke mit dem Zaunpfahl). Allerdings ernten Modder für ihre Arbeit kein Geld sondern bloße Anerkennung und die Nutzung ihrer Kreationen.
Und dann gibt es da noch meine große Hoffnung am Himmel, die Indie-Games. Sie trauen sich etwas, sie brechen aus dem konventionellen aus und erschaffen kleine Meisterwerke die auch gerne mal einschlagen wie eine Bombe, sie kommen aus dem nichts und haben Erfolg, einfach weil sie einen Nerv treffen. Den Nerv, der sich neues wünscht. Oder Altes in neuem Gewand, nur so wie es die Spieler wollen, und nicht die am Geldhahn. So wie wir es uns vorgestellt haben. Nicht auf Zielgruppen angepasst, nicht durch die Mainstream-Mühle gepresst, sondern ungefiltert und ehrlich.
Natürlich gilt es hier auch Spreu vom Weizen zu trennen, aber die Geheimtipps erfahren häufig einen regelrechten Boom. Dort reguliert sich der Markt wieder selbst und was begeistert hat Erfolg. Und vielleicht, nur vielleicht, lernen die großen Firmen ja doch mal etwas daraus. Oder machen sie eigentlich vieles richtig und wir meckern einfach nur auf hohem Niveau?
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