Der Krebs streut!

Von Sternitzky · 25. August 2012 · Aktualisiert am 24. Mai 2013 ·
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  1. Eine schöne Kolumne von Michael Graf, ein Thema, welches mich seit der Ankündigung des Umbaues von Star Wars:The Old Republic und des riesengroßen Bekenntnisses EA's zu Free-to-Play (F2P) sehr stark beschäftigt. EA sagt: F2P ist die Zukunft! Ich sage: Nein!

    Jedenfalls nicht , wenn die Zukunft Pay-to-Win (P2W) bedeutet. Denn darauf läuft F2P für gewöhnlich hinaus. Zwar gibt es auch sehr wenige Ausnahmen, aber warum beim Skin-Verkauf bleiben, wenn man auch Vorteile im Spiel verkaufen kann? Früher ist man gegen Cheater vorgegangen, weil sie den Multiplayerspielspaß beeinträchtigten, heute geht man gegen Cheater vor, weil sie den Cheat nicht beim Hersteller bezahlt, sondern kostenlos erschlichen haben. Die Publisher werden sozusagen zum Cheater-Zuhälter!

    Dabei könnte EAs F2P-Umstieg sogar zu einem Milliardengrab verkommen: Warum kauft man für eine knappe Milliarde einen Rollenspiel-/Story-Experten wie Bioware ein, nur um sie nachher F2P-Spiele machen zu lassen? Das hätte man doch auch billiger machen können! Denn wie wichtig EA die Story noch ist, sieht man am neuesten Command & Conquer: Generals: Es wird keine Storykampagne haben. Ausgerechnet das, was bei den C&C-Spielen so stark und herrlich abgedreht war und durch Biowares Namen scheinbar wieder ganz groß werden sollte, demontiert man. Genauso wie man SW:TOR demontiert, indem man seine Story unter Wert verkauft. Wie will EA das große Geschäft mit diesem Spiel machen, wenn EA das beste am Spiel einfach verschenkt? Mit dem Rest? Ernsthaft? P2W, I see you coming.

    Dabei hatte SW:TOR ein sehr großes Potential. Die Kernprobleme waren: Ungeduldige Aktionäre, die sich sterben sehen, wenn Speedzocker schnell abspringen. Sowas hat jedes Spiel. Das hätte SW:TOR auch gehabt, wenn der Endcontent gut gewesen wäre. Aber das hätte zumindest die anderen Spieler besser halten können. Das. Und Kleinigkeiten wie z.B. Podracer-Rennen. Wo wir schon beim nächsten großen Problem wären: Ein storygetriebenes MMORPG kann funktionieren. Ja, wenn denn regelmäßig, am besten monatlich, Storycontent nachgeschoben wird. Jedoch kann man nicht wie EA auf seinen Lorbeeren sitzen bleiben und für fast nichts eine stolze Abogebühr verlangen. Die hätte bei €5 pro Monat liegen sollen, oder es hätte etwas kommen müssen! Einfach nur Däumchendrehen kann sich nur Blizzard leisten, die selbst bei einer Million Abonnenten weniger noch mit den Achseln zucken können.

    F2P sehe ich deswegen nicht als Zukunft an, weil es hochwertige Spielerlebnisse (und das betrifft vor allem storygetriebene Spiele) für den anspruchsvollen Spieler schlecht umsetzen und refinanzieren kann. Denn wo F2P ist, ist die Versuchung zu P2W sehr groß, und der Sargnagel ist nicht fern. Die gesamte Spielerschaft der ganzen Welt besteht eben nicht nur aus neidzerfressenen Konkurrenzsüchtigen, die geil wie Nachbars Waldi auf den Messias F2P warten. Wenn man sich Gedanken macht, wie man auch hochwertige Spielerlebnisse gewinnmaximiert (was den Unterschied zur Abschaltung der Server ausmachen kann) betreiben kann, sollte man vor allem darüber nachdenken, wie man die vorhandenen Inhalte gut vermarktet und verkauft. Und da hat EA auf ganzer Linie versagt!

    Als Ergänzung zum Pay-for-Time-Konzept (P4T aka Abo) hätte EA nicht F2P nehmen sollen. Diese Konzepte beißen sich nur. Und selbst der, der beim Abo verbleibt, ist der Dumme, weil der Wert des Abos noch weiter sinken wird, aber man als Abonnent noch zusätzlich P2W-Inhalte kaufen darf. Es wäre von Start an besser gewesen, wenn man zu P4T noch Pay-for-Content (P4C) angeboten hätte. EA hätte dem Spieler die Wahl geben sollen: Will ich lieber ein Abo oder mir das Spiel Stück für Stück (ohne P2W) kaufen? Pro Planet z.B. €10 zu bezahlen, wäre sinnvoller gewesen als ein P2W-System mit €20 pro Mount oder Waffe. P4C wäre ideal für alle gewesen, die etwas gegen Abos haben, weil sie lieber ohne Zeitdruck spielen. Oder für die, die sich unsicher wären, ob EA für die €15 pro Monat ordentlich ranklotzt.

    Und dabei ist P4C noch nicht mal etwas neues. Im Offline-Singleplayerbereich ist es ewig bekannt. Und auch im MMO-Sektor sieht man es schon im Ansatz: Entweder man verkauft die Inhalte packungsweise, wie es der erste Teil von Guild Wars machte. Oder man schließt ein Liftetime-Abo (LTA) ab. Das wäre das große (aber selten komplette) Paket. Also, warum P4C nicht konsequent ausbauen? Zu einem LTA könnte man sicherlich auch kleinere Pakete anbieten. Aber auch im Singleplayer-Bereich könnte man P4C ausbauen: Warum muß man immer gleich €50 für das komplette Spiel ausgeben, anstatt es im Zweifel stückweise zu kaufen? Liebe Publisher, lasst doch dem Spieler die große Auswahl, aber vergrault sie bitte nicht mit P2W-Elementen!

    Was denkt Ihr, liebe Leser, darüber?

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