Die Entstehung von Shitstorms - eine Analyse

Von norgur · 26. März 2014 · Aktualisiert am 26. März 2014 ·
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  1. Foren sind ein lebensfeindlicher Ort geworden. Überall wird geflamed, gemeckert, geschrien, geheult und sich beschwert. Meinungen prallen aufeinander, ohne in einem Dialog aufgelöst zu werden. Wenn man sich die Foren einiger Spiele durchliest, kann man gerne nicht anders, als das Spiel für das schlechteste Produkt zu halten, das je das Licht des Monitors erblickt hat. Ist die Gamercommunity wirklich zu einem Haufen ignoranter Vollhonks mutiert, die nur noch ihre eigene Meinung gelten lassen? Ich habe mir dazu mal ein paar Gedanken gemacht.



    Zu viel Power ist unser Feind



    Ich denke, der häufigste Fehler, der beim Verfassen von kritischen Posts gemacht wird, sind Reizwörter. Und ich rede jetzt nicht von den üblichen Reizwörtern wie “Problem”, oder “nicht können”, also der Sorte Reizwörter, die jeder Mitarbeiter einer Telefonhotline akribisch zu vermeiden sucht (danke an dieser Stelle nochmal an den Kundendienst von eBay. Von einer “Technischen Herausforderung” zu sprechen, weil das Wort “Problem” vermieden werden sollte just made my day!).Nein, ich spreche von stark abwertenden Reizwörtern wie “lächerlich” “erschreckend” “unzumutbar”, und was einem sonst noch so gewichtiges einfällt. Klar, eine stark gewichtende Wortwahl unterstreicht sehr schön die eigene Meinung, aber es kann doch sehr leicht passieren, dass man einfach über sein Ziel hinaus schießt.

    Denn mit diesen Reizwörtern verhält es sich in diesen Fällen wie mit der Physik: ActioReactio. Ein stark polendes Wort polt den Leser ebenso stark und er wird seine Position genau so inbrünstig vertreten, sei es nun in die gleiche Richtung oder in die Gegenrichtung. In beiden Fällen schaukelt sich das dann hoch und schon ist der ausgewachsene Streit/Shitstorm geboren. Man sollte vermeiden, in Posts zu absolute Formulierungen zu verwenden. Schließlich spielt hier auch die Rezeption eine Rolle. Der Leser kann nicht sehen oder hören, wie der Autor eines Posts in dem Moment, in dem er seinen Beitrag verfasst, drauf ist. Auch wenn ein Post eigentlich sachlich gemeint ist, verleiten zu absolute Formulierungen dazu, starke Emotionen wie Wut in einen solchen Beitrag hineinzuinterpretieren, was beim Leser wiederum eine stark emotionale Gegenreaktion hervorrufen wird.


    Wir müssen hierbei immer bedenken, dass unser armes Hirn für direkte Kommunikation gemacht ist, schließlich war das Internet noch nicht erfunden, als wir Menschen uns gedacht haben, dass uns das Affendasein auf Dauer zu langweilig wird und mal was intelligenteres ausprobieren wollten. Das Hirn des Lesers wird also versuchen, einen geschriebenen Beitrag nach den Regeln direkter Kommunikation zu interpretieren, was leicht schief geht, wenn ein Beitrag zu stark wertend formuliert ist. Sehen wir uns das einmal an einem Beispiel an:

    “Der Umgang mit der Community in den letzten Wochen war einfach lächerlich. Es ist unzumutbar, dass da nicht was gemacht wird! Wie diese Leute mit den Spielern umgehen ist einfach erschreckend”
    Na, klingt doch schön wütend, oder? Aber was, wenn ich jetzt gar nicht wütend war? Ich wollte nur auf einen Missstand bezüglich der Kommunikation zwischen Spieler und Entwickler hinweisen, und ich wollte ausdrücken, dass mich dieser Missstand ärgert. Dazu ist das Forum ja da. Außerdem sollte man doch wohl ein bisschen Kritik vertragen können, oder?

    Ja, sollte man. Und die Meisten von uns tun das auch. Aber beachtet den Unterschied, wenn ich schreibe:
    “Also ich finde, die Entwickler könnten mal wieder was von sich hören lassen. Ich finde es immer gut, wenn man von den Devs selbst auf dem Laufenden gehalten wird und es ärgert mich schon, dass ich nicht weiss, was noch so an Patches geplant ist.”

    Hui, da ist das Feuer raus, wa?

    Sicher, das Beispiel ist jetzt ein extrem weichgespültes, aber es ist ja wie gesagt ein Beispiel. Nehmen wir uns mal ein anderes Negativbeispiel zum Thema absolute Wortwahl vor:

    “Das sagen alle!”
    Rekapitulieren wir einmal die Reaktion des Lesers auf diese Aussage: “Jaja, klar, ‚alle’. Du und deine drei Freunde?”. Der Verfasser wollte eigentlich hervorheben, dass er der Ansicht ist, mit seiner Meinung nicht alleine dazustehen, hat sein Ziel aber verfehlt. Stattdessen hat er seinen Post damit entkräftet. Hätte er hier eine Formulierung wie “und ich glaube, damit bin ich nicht allein” gewählt, hätte die Sache ganz anders ausgesehen.

    Eine absolute Meinung hat den blöden Nebeneffekt, dass sie keine Gegendarstellung zulassen kann, ohne sich selbst aufzugeben. Beispiel Religion: eine Religion, die den Anspruch erhebt, die einzig Wahre zu sein, muss Kreuzzüge führen, weil die bloße Existenz einer anderen Religion den eigenen Anspruch widerlegt. Also haben die Christen vor Jahrhunderten die armen Muslime niedergemetzelt, und extreme Muslime bomben jetzt sich selbst und alle anderen in Stücke, weil alle “Ungläubigen” vom Erdboden verschwinden müssen. Sonst wäre die eigene Position ja hinfällig.
    Genau das passiert auch in Foren: Wenn ich allein durch meine Formulierung eine Gegendarstellung ausschließe, dann werden alle, die anderer Meinung sind, das auch tun. Schnallt eurem Avatar also schonmal nen Sprengstoffgürtel um, wir bomben das Forum in Stücke!

    Wir sollten vermeiden, unseren Beiträgen zu viel Pfeffer zu geben, damit eine Diskussion entstehen kann, statt einem verbalen Schlagabtausch.



    Ich bin doch nur ehrlich



    Ein Satz, der gerne verwendet wird, wenn es um den Tonfall einer Kritikäußerung geht. Wozu würde das denn führen, wenn man nichtmal seine eigene Meinung sagen kann? Wenn jemand keine Kritik verträgt, sollte er sich besser mal ein dickeres Fell zulegen!

    Der zentrale Fehler in dieser Aussage ist das Verwechseln von “Ehrlichkeit” und “Schonungslosigkeit”. Man kann ehrlich seine Meinung sagen und man kann schonungslos seine Meinung sagen. Ich nenne das eine im Folgenden “Soziale Wahrheit” und das andere “Schonungslose Wahrheit”.

    Führen wir uns auch hierzu ein Beispiel zu Gemüte. Wir stellen uns einmal vor, wir haben ein Geburtstagsgeschenk erhalten, das uns nun beim besten Willen nicht gefällt, und finden, dass wir unser Gegenüber nicht anlügen sollten, was die Freude über dieses Geschenk betrifft. Die soziale Wahrheit wäre jetzt etwas wie “Ich muss zugeben, es gefällt mir nicht so gut wie dein Geschenk letztes Jahr”, die schonungslose Wahrheit wäre: “Ich find’ dein Geschenk scheiße!” Der Schenkende, der sich zwar angestrengt, aber einfach ein falsches Geschenk erwischt hat, wäre nach Beispiel 1 wesentlich weniger vor den Kopf gestoßen, als mit Beispiel 2.
    Die schonungslose Wahrheit auszupacken ist also weniger ein Zeichen von Ehrlichkeit und vielmehr ein Zeichen von Taktlosigkeit. “Die Wahrheit sagen” heißt nicht, dass man sozialen Umgang außer Acht lassen kann. In der direkten Kommunikation zwischen zwei Menschen mag das ja noch funktionieren, weil das Gegenüber Dinge wie leichte Untertöne etc. wahrnehmen kann.
    Aber das funktioniert nunmal nicht, wenn das einzige Medium der Kommunikation das geschriebene Wort ist. Ein leichtes lächeln im Unterton kann das geschriebene Wort nicht transportieren, weshalb schonungslose Wahrheit nicht als direktwahrgenommen wird, sondern als beleidigend.

    Achten wir also alle selbst darauf, dass wir Äußerungen im Internet also immer so formulieren, dass sie auch so wahrgenommen werden können, wie sie gemeint sind. Wir können mit der Hilfe von Smilies entsprechende Mimik anzeigen, oder unseren Ton entschärfen, aber direkt frei heraus sagen, wie “scheiße” man etwas findet, wird genau das Gegenteil dessen bewirken, was man wollte:

    Ein Beitrag, der schonungslos formuliert wird, wird eine Gegenreaktion hervorrufen, er wird dafür sorgen, dass man nicht ernst genommen wird. Er wird dafür sorgen, dass der eigene Beitrag bis ins letzte Detail und bis zur Wortklauberei zerpflückt werden wird. Wenn wir Kritik äußern wollen, oder einen Vorposter widerlegen wollen, dann sollten wir diplomatisch vorgehen, statt einfach mit einen schonungslos direkten Einzeiler um uns zu schießen.

    Wenn ich finde, mein Vorposter schreibt Aussagen, die ich schlicht für falsch halte, dann ist es der Sache in keiner Weise dienlich, ihm das mit einem einfachen“Falsch!” zu sagen. Sagen wir lieber “Ich bin anderer Meinung”. Das drückt den Autor des Posts, der widerlegt werden sollte, nicht in die Position, sich zu rechtfertigen, weil er sonst seine Integrität verlieren würde. Würden wir seine Integrität gefährden, indem wir geradeaus sagen, dass er Schachsinn redet, würden wir den Vorposter zu einem Gegenangriff zwingen und am Ende artet das dann zu einem simplen “Aber ja” – “Aber nein” aus. Keine sehr fruchtbare Diskussion.



    Interneteier



    Ich beziehe mich mit dem Ausdruck “Interneteier” auf eine Folge der Serie “Two and a Half Men”. Der Ausdruck meint, dass wir im Internet auf einmal einen Schneid entwickeln, den wir in der direkten Kommunikation nicht hätten, weil wir das Gegenüber nicht persönlich vor uns haben. Das ist ein oft zu beobachtendes Phänomen. Es gibt dazu eigentlich nicht mehr viel zu sagen, ausser: Wir dürfen immer nur das veröffentlichen, was wir jemandem auch ins Gesicht sagen würden.



    Fazit



    Im Internet genießen wir eine wunderbare Anonymität. Wir können schön unsere Wut abladen, ganz einfach alles von uns geben, was wir wollen, und so weiter. Aber am anderen Ende sitzen echte Menschen, und die haben echte Emotionen. Und: ein einziger Satz, der unter Umständen nur für eine Person gedacht war, kann von sehr vielen Personen gelesen und entsprechend anders verstanden werden. Wir müssen also immer darauf achten, dass wir alles so formulieren, wie es auch ankommen soll.

    Oft merkt man eine verfehlte Wortwahl direkt, wenn man nach dem Verfassen nochmal kurz innehält und dann den Post nochmal liest.

    Und das ist wirklich nicht zu viel verlangt.

Kommentare

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  1. norgur
    So viel publicity! Damit hätte ich nun mal gar nicht gerechnet (also mit der Auszeichnung an der Gamestar-Pinwand^^) vielen Dank für die Blumen an dieser Stelle.
    Zum oben zitierten Text: so eine Passage war tatsächlich in meinem ersten Entwurf zu diesem Blog drin, ich habe die Stelle aber rausgenommen, weil das einfach jeder schreibt und mir das "don't feed the troll"-Gerede langsam aber sicher auf den Senkel geht ;) Ich will ja nicht einfach anderen nachreden, sondern selbst was neues bringen ;)
  2. i.z.
    Ein gut geschriebener Blog. Mich hat das Gamestar-Feedback Video #2 hierher geleitet. Ich habe es nicht bereut ^^
    Was sie aber unbedingt auch hätten erwähnen sollen, ist, dass man gerade hierzu die Kommentare nicht außer Acht lassen darf. Vor allem jene von Yeager transportieren eine adequate Gegendarstellung und fügen sich an den obigen Text an, wie ein Laborpraktikum an eine Chemievorlesung; also ganz im Sinne von: "Schauen wir uns das ganze nun doch mal in der Praxis an."

    Zum Text:
    Die Überschrift ist völlig falsch. Halt, Moment! Was hab ich gelernt:
    Ich halte die Überschrift für irreführend. Tatsächlich lässt sich eine Analyse, wodurch denn nun Shitstorms entstehen, nur aus dem Subtext extrahieren. Vielmehr erkenne ich hier einen Leitfaden, wie man Shitstorms vermeiden kann (was freilich wertvolles Wissen ist und - wie gesagt - die titelgebende Analyse zwangsläufig mitliefern muss).
    Kurzum: Du hast die Marxsche Kapitalmarktsanalyse einfach links liegen gelassen und bist direkt zum kommunistischen Manifest übergegangen (man stelle sich den Sprechenden bei dieser Metapher bitte breit grinsend und augenzwinkernd vor, danke).
    Von daher habe ich, ausgehend vom Titel, etwas anderes erwartet, bin trotzdessen aber nicht enttäuscht worden und bereue die Lektüre gewiss nicht.

    Zur Diskussion:
    Ich sehe das ähnlich wie Yeager. Netiquette ist für viele Foren-Freischärler dort draußen ein Wort ohne jede Bedeutung. Ich wage das Postulat: Wären tatsächlich alle nur daran interessiert ihre Ansichten der Welt kundzutun und diese - möglichst einleuchtend - zu untermauern, dann würden wir diese Diskussion gar nicht führen. Dann gäbe es auch diesen Artikel gar nicht, da es schlichtweg keine Shitstorms gäbe. So eine Forumsfetzerei entsteht zwar auch mal aus Versehen oder aufgrund von Missverständnissen. Solche sind aber relativ schnell wieder ausgeräumt.
    Aber man darf jene subversiven Gestalten nicht außer Acht lassen, die gezielt auf Eskalation setzen, die nichts anderes im Sinn haben, als ihren Gegenüber zu verspotten und zu verletzen und sich an ihrer eigenen Redekunst (oder das, was sie dafür halten mögen) zu ergötzen.
    "Manche Menschen wollen die Welt einfach nur brennen sehen".
    Ich denke solche Kräfte sind geradezu initial für Shitstorms und wirken aufrührerisch und manipulativ, wie das Yeager bereits beschrieben hat.
    Von daher ist wohl ein Absatz in deinem Text zu vermissen, und zwar jener, der dem geneigten Bashing-Vermeider nahelegt, auf derlei Provokanten in keiner Weise zu reagieren. Allerdings müssten das auch stets alle Mitposter einhalten, was die Sache so unglaublich schwierig macht. Irgendwer steigt fast immer drauf ein.

    Verdammt, soviel wollte ich gar nicht schreiben. Ich muss zum Ende kommen:
    Sehr guter Blog, sehr guter Arikel. Hab ich gern gelesen. Weiter so. Tschüss.
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  3. syntax error
    Ich Muss Norgur Recht geben, wir sollten wirklich öfter darauf achten was wir schreiben (oder sagen) und welche Reaktion wir darauf wohl zu erwarten haben. Auch Yeager hat Recht wenn er sagt dass das einige nicht aus Unwissenheit machen sondern weil es denen Sch.egal ist weil sie einfach nur stören wollen.
    Sehr erhellender Beitrag über Kommunikation.

    Einfach jemandem die Wahrheit an den Kopf knallen geht leider meist nicht gut. Als Lehrer oder Erzieherin im Kindergarten kann man den Eltern im Gespräch auch nicht an den Kopf knallen, dass ihr Kind ein Arschloch ist, auch wenns stimmt. So ein Gespräch läuft dann in den Formulierungen auch eher ab wie ein Arbeitszeugnis.
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  4. Yeager
    Um ehrlich zu sein, ich habe einfach drauf los geschrieben.
    Das sieht man leider.
    Ich sehe es zumindest.
    Hab da einige Formulierungen drin, die ich jetzt im Nachhinein selbst nicht so ganz verstehe :D.
    Denn ich war auch müde, so wie du jetzt ;-).
    Von daher: nein, es war nicht wirklich Arbeit.
    Arbeit wäre es gewesen, wenn ich einiges besser formuliert hätte.

    Zum Beispiel die Geschichte mit der schonungslosen Wahrheit:

    Nach meiner Lebenserfahrung gibt es dabei keinen richtigen Weg, dafür jedoch endlos viele falsche Wege.
    Die sich allerdings erst später als solche outen.

    Klassiker: Wenn eine Frau mich fragt: "Habe ich zugenommen?"
    - was soll ich/man dann sagen?

    "Ja, hast du." <- wäre zwar die Wahrheit, soweit ich sie beurteilen kann, schleppe ja nicht dauernd eine Waage mit mir rum, aber ich würde mehr mitteilen, als die Wahrheit.
    Nämlich eine (unbeabsichtigte) Verletzung ihres Egos.
    Ergo bekäme ich zurecht den Vorwurf der Taktlosigkeit oder fehlender Empathie an den Kopf, der sich allerdings anders anhören würde: "Du bist ein dummes Arschloch!".
    Würde ich lügen, käme es darauf an, wie geschickt ich mich dabei anstelle.
    Geschickt: "Ich würde sagen, du hast eher abgenommen, kommt mir jedenfalls so vor. Kann mich natürlich auch irren."
    (Der Nebensatz ist wichtig, da er eine vermeintliche Seriösität vermittelt).
    Ungeschickt: "Äh, ja, du hast nicht zugenommen."
    "Ja" suggeriert das Gegenteil (also doch zugenommen), "nicht zugenommen" heisst auch nicht abgenommen, was Frau automatisch als Gewichtszunahme interpretieren wird, da Stagnationen nichts sind, was sie in dem Moment hören will, "äh" allein ist schon verräterisch genug.

    Ich hätte also die Wahl zwischen einer schonungslos-ehrlichen Aussage und zwei unterschiedlich geschickten und Ego-schonenden Lügen.
    Und ja - es gibt nur diese Fälle:
    "Also, falls du zugenommen hast, ist es nicht viel" <- funktioniert nicht, denn es wird verstanden:
    "Ja, hast du."
    Daher war ich in dem Punkt nicht deiner Meinung.

    Doch was ist nun besser?
    Und wer beurteilt hierbei, was besser ist?
    Und von welchem Standpunkt aus betrachtet?

    Denn...:

    (2 Tage später)

    "Du hast mir doch vorgestern gesagt, ich hätte abgenommen, aber meine Arbeitskolleginnen fragen mich, ob ich zugenommen hätte. Eine hat mich sogar gefragt, in welchem Monat ich denn sei.
    Du bist ein dummes Arschloch!"

    Also ist das so eine Sache mit Wahrheiten.

    Es gibt keine richtige Lösung, nur falsche, sehr falsche und
    "Du bist ein dummes Arschloch!"-falsche ;-)

    Ich kenne allerdings einen Trick:
    Wenn eine Frau mich fragt, ob sie zugenommen hätte, lautet meine Gegenfrage:

    "Bin ich intelligenter geworden?"

    Das bringt sie aus dem Konzept, lässt sie über den vermeintlich tieferen Sinn dieser Frage - auch und gerade in Bezug auf ihre - nachdenken
    - und ich habe meine Ruhe >:)
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  5. norgur

    Uiuiuiuiui, Wall of text ;) Ich durfte meine Antwort mit ganzem Quote nicht posten, weil er zu lang war^^

    Du plädierst für die "schonungslose" Seite, weil du dich selbst eher in die Richtung stellst (lese ich da jetzt raus), Dabei machst du alles so, wie ich es in meinem Eintrag gefordert hab xD

    Verzeih' mir, wenn ich deine Antwort (das war richtig arbeit, oder?^^) nicht mit einer ebenso langen würdige, aber ich bin grad' einfach zu müde.
    Deine Analyse trifft in vielen Punkten zu, du bist aber in deiner Interpretation abgedriftet^^ irgendwo in deiner Antwort ist meine Formulierung der "sozialen Wahrheit" plötzlich zur "sozialen Lüge", also Heuchelei, geworden.

    Meine Betrachtungen laufen immer unter der Prämisse, dass wir dem Gegenüber eben keine Unwahrheiten lauwarm verpackt auftischen wollen.

    Und ich möchte hier klarstellen, dass ich keinerlei weltverbesserische Intentionen mit dem Blog hege ;) Ich schreibe einfach, was ich denke xD

    An alle anderen, die hier kommentiert haben: vielen lieben Dank für die Blumen ;)
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  6. Assassina
    Wahre Worte, aber als man damals schon anfing das Internet zu publizieren hat man gleichzeitig sein Todesurteil unterschrieben. Man siehe wie viele Selbstmord begehen dank der zahlreichen Massenhetzerei oder das neueste Beispiel die Selfie - sucht.

    Internet ist sehr nützlich aber es hat seine tücken, was ich persönlich sehr schade finde

    Obwohl, warum schreibe ich das überhaupt, die Welt richtet sich sowieso dem Ende zu, yay.
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  7. Yeager
    Um es mit deinen eigenen Worten zu sagen:

    "Ich bin anderer Meinung" ;-).

    (was deinen Blog natürlich nicht uninteressanter macht!)

    Der Inhalt deines Blogs handelt im Wesentlichen von der Diskrepanz zwischen beabsichtigter und erfolgter Wirkung von Geschriebenem im Internet.
    Dabei gehst du von der Annahme aus, dass die meisten - oder doch wenigstens ziemlich viele - wirklich nur das wollen:
    Diskutieren.
    (Und dabei eben Fehler machen, die zu unerwünschten Effekten führen).

    Ich glaube nicht daran.

    Ich glaube nicht, dass die meisten diskutieren wollen.
    Das wollen einige. Diese erzeugen Trittbrettfahrer, Nachahmer und vor allem Mitläufer.
    Dazwischen gibt es jede Menge Solisten, die einfach nur Frust loswerden wollen und es nicht nur billigend in Kauf nehmen, dass sie nicht viel zu einer ehrwürdigen Diskussionskultur beitragen, sondern sie mutwillig mindestens stören wollen.
    Auch diese erzeugen Mitläufer, wieder aus unterschiedlichen Gründen.
    Am Ende herrscht solch ein Massendruck, dass sich neue User, die der Diskussion beitreten, unbewusst von selbigem manipulieren lassen. Somit auch zu Mitläufern werden, ohne das eigentlich beabsichtigt zu haben.

    Das ist es dann, was wir einen Shit-Storm nennen.

    Nichts anderes also, als ein gruppendynamisch-soziologischer Massen-Effekt.
    Filme/Bücher wie "Die Welle" thematisierten ihn bereits lange vor seiner Internet-Version.

    Kommunikation - das haben zunehmend mehr Menschen begriffen, sei es bewusst oder unbewusst, dient nicht allein nur dem werteneutralen Transport von Wissen und Denken.
    Sie ist auch ein Manipulationswerkzeug.

    Du gehst hingegen von einer Diskussionskultur der Gleichberechtigung, gegenseitigen Hochachtung und zwischenmenschlicher Toleranz aus.
    Die einfach nur diskutieren will, wo es weitere Phänomene nicht gibt.
    Wie gesagt, ich denke, die Realität ist da weitaus komplexer.

    Falls es also dein Anliegen war die semantischen Vorgänge jenen aufzudröseln, die (aus möglicherweise 1000 Gründen) eine solche Diskussionkultur eben NICHT wollen, wirst du sie mit dem Geschriebenen kaum erreicht haben.

    Allerdings wüsste ich auch nicht, wie man sie erreichen könnte...

    Erschwerend kommt hinzu, dass viele Menschen vorgeschobenen Höflichkeiten, die keine sind, längst überdrüssig wurden.
    Das "Mit freundlichen Grüssen" zum Beispiel, wo keine Freundlichkeit herrscht. Das wohlwollende Arbeitszeugnis, das nicht wirklich wohlwollend war. Der "Ich werde dich immer lieben"-Satz vom Partner, der nach einer Trennung wie ein hohles Echo im Raum übrig bleibt. Typisches Politiker-Sprech, das grundsätzlich Antworten auf eben NICHT diese eine, kritische Frage gibt - jene aber dafür gut formuliert.
    Nicht nur Floskeln, sondern sogar Lügen also.
    Nur, dass ihre Verpackung sozialverträglicher ist, als die der klassischen Lüge, ihre Intention vielschichtiger.

    Im Rahmen dessen sind schonungslose "Wahrheiten" also kaum weniger sozial, als höflich gemeinte "Interpretationen".
    Kurzfristig mögen sozialverträgliche Lügen halten, was sie versprechen.
    Langfristig jedoch wirken sie sich noch schlimmer aus, als die dilettantische Schulhof-Lüge:
    sie zerstören jedwedes Vertrauen in die menschliche Umwelt.

    Wenn es nach mir geht, kann es nicht genug Pfeffer und Missverständnisse geben im Internet:
    Sie sind allesamt Fenster zum wahren Wesen des Schreibenden, offenbaren wesentlich mehr, als es ein sozial verträglich formulierter Satz je getan hätte.

    Ich bin allerdings, sorry für die arrogante Wirkung, auch nicht so leicht zu manipulieren. Glaube ich :).
    Was jene angeht, auf die dies nicht zutrifft:
    Es tut mir leid, aber denen ist in meinen Augen nicht wirklich zu helfen. Auch nicht mit einem Verhaltenskodex-Leitfaden der Wortwirkungs-Beleuchtung, wie deinem hier.

    Ich befürchte sogar, dass du die gegenteilige Wirkung erzielst.
    Erklärungen werden als Ermahnungen empfunden und jene abgelehnt.

    Ich hoffe allerdings, dass ich mich bei alledem irre :).
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  8. Bakefish
    Sehr, sehr schön geschrieben. Ja, das ist ein Tanz mit dem Feuer- ehrlich sein oder nicht so fies zu klingen. Da muss man wirklich aufpassen, wie man seine Kommentare formuliert.
    Ein "Hilfreich" gefällig? Bitteschön :-)
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  9. Gra
    Uch ein guter Blog :D
    Da gebe ich dir doch gerne einen Exil Grünen Daumen :D
    Zum Thema, ja das ist halt so, Anonymität wird vor allem dadurch gesichert das dass Gegenüber einem keine Runterhauen kann weil er ja Physikalisch getrennt ist, was die meisten nicht wissen ist das die Wahre Identität eines Users sehr schnell zurückverfolgt werden kann, besonders wenn man keine Fake-Email benutzt hat.
    Damit lässt sich ein Name heraussuchen und dank der Social Media Vernetzung sogar die Adresse, im schlimmsten Falle könnte man auch die Namen durchgehen, da der User sicher einmal geschrieben hat in welchen Land oder in welcher Region er wohnt könnte er das ganze Eingrenzen.
    So kann aus der Drohung "Ich weiss wo du Wohnst" bittere Realität werden weshalb ich auch nie verstehen kann wieso einige dermassen Provozieren und Trollen.
    Was ich noch sagen will, leider darfst du nicht erwarten das dieser Blog irgendwie das Niveau bei News-Kommentaren und einigen Forumbeiträgen steigern wird, das haben schon sehr viele versucht und meistens Ernteten sie einen Riesen Shitstorm :/

    Trotzdem, Hut ab du hast Mut deine Meinung mit Ironie, Sarkasmus und Schonungsloser Ehrlichkeit zu Sagen. Das gefällt mir :)
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  10. yenlowang2010
    Wenn man sich die ersten Votes (1 aus 4) so ansieht, hast du hier genau das richtige Thema gewählt.

    Weiter so!
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