Da stöbert man ein wenig auf Steam, sieht sich ein paar Reviews und Statistiken an und kommt vom Hundertsten ins Tausende. Und ehe man sich’s versieht, landet man ganz woanders. So ging es mir gestern, als ich mich plötzlich auf YouTube eingegraben habe, um mich durch alte, fast vergessene Soundtracks meiner ganz persönlichen Spielegeschichte zu klicken.
Dabei stellte ich zu meinem Erstaunen fest, wie viele Erinnerungen noch irgendwo in meinem Hinterkopf versteckt waren und nur darauf warteten, herausgekramt zu werden. Eigentlich ist es ja auch kein Wunder. Längst weiß man um die emotionale Kraft von Musik Bescheid, dass man durch sie Gefühlszustände und Erinnerungen abspeichern kann, die beinahe unverrückbar im Gedächtnis bleiben.
Es gibt Berichte über Altenheime, in denen Menschen, die unter teils schweren Gedächtnisausfällen leiden und kaum noch mit ihrer Umwelt interagieren, mit einem Mal aufblühen, wenn sie Musikstücke ihrer Vergangenheit hören. Oftmals setzen Bewohner auf einmal mit ein, die seit Tagen kein Wort gesprochen haben und ihre Verwandten nicht mehr erkennen. Und nicht selten auswendig.
Es scheint also, dass Musik das Potential besitzt, bis ganz tief in unseren Kopf einzudringen, an einen Ort, der selbst vom vermeintlich völligen Vergessen unberührt bleibt. Ich finde das eine faszinierende und berührende Vorstellung.
Und mir ging es ähnlich. Als ich mich durch die OSTs durchwühlte, flogen diverse Szenen aus den Spielen an meinem inneren Auge vorbei, die ich längst vergessen glaubte. Besonders bei in meiner persönlichen Spielhistorie herausragenden Titeln machte sich ein wunderbar nostalgisches Gefühl breit, das viel stärker war, als wenn ich mir nur entsprechende Bilder oder kurze Videos dazu ansehe.
Und da fragte ich mich, warum ich dennoch an einem Abend so gut wie durch war mit den herausragenden Soundtracks. Warum hat nicht jedes Spiel einen solchen, der mich berührt, der mich anfeuert oder auf eine außergewöhnliche Reise mitnimmt?
Manchmal habe ich den Eindruck, dass besonders bei Spielen der Soundtrack lieblos hinten drangeklatscht wird. Manche haben noch ein Hauptthema, das das Hauptmenü und die ersten Trailer in Szene setzt, sich jedoch schnell abnutzt. Der Rest ist dann kaum bemerkenswert.
Daneben gibt es so viele Spiele, bei denen ich nicht einmal erinnern kann, dass da überhaupt Musik war, wenn ich nicht wüsste, dass es so gewesen sein muss.
Da frage ich mich, warum?
Musik ist ein so mächtiges Werkzeug, um Emotionen zu steuern und einen Wiedererkennungswert zu schaffen, der – wie oben beschrieben – ungeheure Kraft auf unser Gedächtnis hat.
Warum wird sich da nicht öfter mehr Mühe gegeben?
An dieser Stelle scheint mir die Filmindustrie noch immer einen großen Schritt voraus. Man stelle sich nur mal Star Wars ohne die herausragende Musik von John Williams vor, eine Musik, die sich noch heute jedes weitere Spiel und jeder Film der Marke zu Nutze macht, weil wir sofort einen ganzen Berg voller Erinnerungen und Emotionen damit verbinden. Diese Musik steht für Unterhaltung, ja für die ganze riesige Welt, die Star Wars erschaffen hat.
Es gibt so viele Beispiele. Wäre das Auenland der Herr der Ringe-Filme auch nur halb so idyllisch, hätte es irgendein Möchtegern-Komponist mit 0815-Musik hinterlegt? Entstehen nicht einige der berührendsten Momente des Serienschwergewichts Dr. House in den Sequenzen, die mit irgendeinem Musiktitel unterlegt wurden?
Doch auch Computer- und Videospiele zeigen den Wert der Musik zur Genüge auf. Eines der eindrucksvollsten Beispiele der letzten Jahre ist wohl Valiant Hearts. Mein Gott, wie unfassbar gut war denn bitte der damalige E3-Trailer? Ich kriege heute noch eine Gänsehaut, wenn ich den ansehe.
Und auch das spielerisch und zuweilen inhaltlich eher dürfte Spiel selbst wäre nicht halb so gut ohne diese wunderbar traurige Musik gewesen.
Und doch habe ich nicht den Eindruck, dass Spieleentwickler alles daran setzen, ihrer Marke ein klangliches Gesicht zu verleihen, dass sie mit aller Macht versuchen, unsere Gefühle an ihr Spiel zu binden und uns mit den Soundtracks den Weg zu weisen, der uns eine Träne oder ein siegesgewisses Lächeln entlockt.
Woran mag das liegen? Habt ihr eine Idee? Oder findet ihr, dass ich den Spielen unrecht tue und bereits die allermeisten diesen Anspruch erfüllen?
Im Nachfolgenden habe ich euch noch ein paar Soundtracks meiner ganz eigenen Spielegeschichte zusammengesucht. Das heißt weder, dass das die besten OSTs aller Zeiten sind, sondern lediglich diejenigen, die mir am meisten bedeuten.
Ihr seid außerdem eingeladen, eure eigenen Favoriten im Nachfolgenden zu posten!
Angefangen mit einem nicht besonders alten, aber richtige starken Soundtrack: Skyrim mit seinem unverwechselbaren Main Theme, das den damaligen Clip in den Trailer-Himmel gehievt hat.
Zum nächsten Stück muss ich wohl nicht mehr viel sagen. Monkey Island!
Und bleiben wir gleich bei Piraten und Rum. Tropico 2 gilt vielen als ungeliebter Ausflug in die Piratenwelt der Karibik. Ich mochte das Spiel damals und auch der Soundtrack war hervorragend:
Als nächstes ein OST voller Ambition und epischer Größe: Star Wars: The Old Republic
Als nächstes ein Piano-Stück, das jedem im Gedächtnis geblieben sein dürfte, der To the Moon gespielt hat.
Die Musik des Hauptmenüs von Age of Empires 3 gehört zwar nicht zu den allerbesten OSTs, hat mich aber viele Stunden begleitet und mir besser gefallen als die seiner Vorgänger, die bestimmt alle nicht schlecht waren, aber auch nicht besonders herausragend.
Das kleine Spiel Apotheon hat mich nicht nur durch seine faszinierende Optik bezaubert, sondern auch mit seiner Musik beeindruckt:
Valiant Hearts hat es mir einfach angetan:
Anno 1404, für mich der Serienhöhepunkt, hat einen durchwegs hervorragenden Soundtrack. Und auch das Addon Venedig steuert seinen Teil dazu bei.
Gothic 3 ist umstritten, jedoch in meinen Augen zusammen mit den Community-Patches ein außergewöhnliches Rollenspie. Es ist noch heute mein Open-World-Favorit, auch wenn jetzt viele vermutlich: „What?! O.o“ denken werden.
Wenn ich bei dieser Musik durch Myrtana gestreift bin, scheue Tiere verfolgt und die liebevoll gestaltete Umgebung genossen habe, dann war ich im Spiele-Himmel. Wahnsinn!
Zu guter Letzt, stellvertretend für beinah alle Grand Strategy-Titel von Paradox, die seit jeher einen wahrlich bombastischen Soundtrack mitbringen, ein Stück aus Europa Universalis 3.
Ich hoffe, ich konnte ein paar von euch ein paar schöne Erinnerungen bescheren. Und jetzt her mit euren Lieblingstiteln, die euch heute noch Gänsehaut bereiten!
Die Musik in Spielen
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