Die jährliche Oscarverleihung steht an und als echter Film-Fan beschäftige ich mich natürlich vorab mit sovielen nominierten Filmen wie möglich. Zu einigen Kategorien möchte ich nachfolgend meine Einschätzungen und Prognosen teilen.
Bester Film
Bei dieser Kategorie handelt es sich vermutlich um die Wichtigste der ganzen Veranstaltung, zumindest für den regelmäßigen Kinogänger, denn hier kann er erfahren, welcher denn der vermeintlich beste Film des ganzen Jahres war. Wie in allen Kategorien, ist natürlich schon die reine Nominierung eine Auszeichung.
Als Favoriten sehe ich hier Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit) ins Rennen gehen. Darin geht es um einen ehemals sehr erfolgreichen Schauspieler, der in den 90ern den titelgebenden Superhelden Birdman verkörperte und mittlerweile in die Bedeutungslosigkeit abzudriften droht. Er versucht nun mit einem Theaterstück am Broadway erneut etwas Bedeutendes zu schaffen und zu Ruhm zu gelangen. Dabei wird zum Rundumschlag gegen alle Aspekte des Film- und Theaterbusiness ausgeholt. Birdman ist ein wirklich außergewöhnlicher Film, bei dem man als Zuschauer dank der Pseudo-One-Shot-Technik - es wirkt, als gäbe es keinen einzigen Schnitt - das Gefühl bekommt, tatsächlich in einer Theateraufführung zu sitzen. Die schauspielerischen Leistungen, allen voran die von Hauptdarsteller Michael Keaton und Nebendarsteller Edward Norton, heben den Streifen zusätzlich von der breiten Masse ab.
Der einzige andere Film, der sich in meinen Augen in dieser Kategorie gute Chancen ausrechnen darf, ist Boyhood. Das Drama erzählt die Geschichte der Kindheit und Jugend eines Jungen, der unter andererem mit Umzügen und den wechselnden Männergeschichten seiner Mutter zu kämpfen hat. Wenn mich der Film auch inhaltlich nicht so sehr überzeugen konnte wie Birdman, muss man doch den enormen Aufwand respektieren, der hier betrieben wurde. Boyhood wurde nämlich in Realzeit, d.h. in einem Zeitraum von 12 Jahren, gedreht.
Die anderen 6 nominierten Filme sind American Sniper, Die Entdeckung der Unendlichkeit*, Grand Budapest Hotel*, The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben*, Selma, Whiplash. Ich möchte diesen Werken keineswegs ihre Qualität absprechen. Ich habe alle, die ich bisher sehen durfte (mit "*" gekennzeichnet), genossen und kann eine klare Empfehlung aussprechen, aber an Birdman ist dieses Jahr in meinen Augen kein Vorbeikommen.
Beste Regie
Ich mache es hier kurz, auch weil ich von Regie wenig Ahnung habe. Aufgrund des oben beschriebenen Aufwands tippe ich hier auf Richard Linklater für Boyhood. Allerdings halte ich diese Kategorie für relativ offen. Weiterhin nominiert sind Wes Anderson für Grand Budapest Hotel, Alejandro González Iñárritu für Birdman, Bennet Miller für Foxcatcher und Morten Tyldum für The Imitation Game.
Bester Hauptdarsteller
Diese Kategorie stellt für mich eine weit schwierigere Wahl dar. Ich sehe hier mindestens zwei von fünf Nominierten mit sehr guten Chancen auf den Sieg.
Da wäre zunächst natürlich Michael Keaton zu nennen für eine unfassbare Leistung in Birdman, die ihm wohl kaum noch jemand zugetraut hätte. Jede Geste und jedes Wort sitzen punktgenau. Es macht unglaublich viel Spaß, ihm in diesem Film zuzusehen.
Die größten Chancen hat für mich aber Eddy Redmayne für seine Darstellung von Stephen Hawking in Die Entdeckung der Unendlichkeit. Eine leichte Aufgabe war das sicher nicht, immerhin musste er glaubwürdig das Fortschreiten der ALS-Erkrankung des berühmten Physikers rüberbringen.
Weiterhin ist hier Steve Carell hervorzuheben, der in Foxcatcher eine Rolle meistert, die man von ihm gar nicht erwartet hätte. Normalerweise stellt dieser ja eher witzige Charaktere dar, hier zeigt er aber eindrucksvoll, dass er auch in einem ernsten Streifen überzeugen kann.
Außerdem sind Benedict Cumberbatch für die Darstellung von Alan Turing in The Imiation Game und Bradley Cooper für American Sniper nominiert.
Beste Hauptdarstellerin
Auch hier mache ich es kurz, da ich nur zwei der fünf relevanten Filme gesehen habe und diese Kategorie auch für relativ eindeutig halte.
Nominiert sind Marion Cotillard für Zwei Tage, eine Nacht, Felicity Jones für Die Entdeckung der Unendlichkeit, Julianne Moore für Still Alice - Mein Leben ohne Gestern, Rosamund Pike für Gone Girl - Das perfekte Opfer und Reese Witherspoone für Der große Trip - Wild.
Das Rennen wird hier wohl Julianne Moore machen, auch weil es überfällig ist, dass sie endlich einen Oscar bekommt. In Still Alice spielt sie eine Frau, die an einer selten Form von Alzheimer erkrankt und trägt das Drama mit einer schauspielerischen Meisterleistung fast allein.
Kurzprognosen
Zum Abschluss werde ich einige der restlichen Kategorien noch kurz einschätzen, aber nicht mehr besonders ausführen.
Der beste Nebendarsteller war für mich Edward Norton in Birdman, da dieser vollkommen in seiner Rolle als Mike Shiner aufgeht.
Von den nominierten Animationsfilmen würde ich Baymax gute Chancen einräumen, der mich, auch wenn er wohl eher an Kinder gerichtet ist, sehr gut unterhalten hat.
In den Kategorien "Bestes Szenenbild", "Bestes Kostümdesign" und "Bestes Make-up und beste Frisuren" sehe ich Grand Budapest Hotel vorn. Der Film ist optisch einfach ein absolutes Highlight.
Den "besten Schnitt" wird wohl Birdman einheimsen. Der Film ist immerhin so geschnitten, dass es wirkt, als hätte er nur eine Szene. Mir persönlich hat da zumindest sehr gut gefallen.
Die "beste Filmmusik" müsste, wenn es nach mir ginge, an Hans Zimmer für den Score von Interstellar gehen. Diese Einschätzung ist allerdings eher meinem persönlichen Geschmack geschuldet. Ich mag die Scores von Zimmer einfach. Unverdient wäre es allerdings sicher auch nicht.
Auf den Oscar für die "besten visuellen Effekte" kann sich Insterstellar wohl auch freuen. Die Weltraumszenen sind einfach atemberaubend, allen voran natürlich das riesige schwarze Loch. Allerdings würde ich Planet der Affen: Revolution in dieser Kategorie auch nicht ganz abschreiben. Á propos: Es wird Zeit, dass man eine eigene Kategorie für das "beste Motion Capturing" einführt. Das würde Planet der Affen zumindest sicher gewinnen.
Ich hoffe ihr konntet halbwegs mit meinen Einschätzungen leben und sie einigermaßen nachvollziehen. Teilt mir doch in den Kommentaren gerne eure eigenen Favoriten mit.
Die Oscars - Prognosen eines Film-Freaks
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