Die Oscars - Prognosen eines Film-Freaks

Von -zwecki- · 16. Februar 2015 · Aktualisiert am 16. Februar 2015 ·
Kategorien:
  1. Die jährliche Oscarverleihung steht an und als echter Film-Fan beschäftige ich mich natürlich vorab mit sovielen nominierten Filmen wie möglich. Zu einigen Kategorien möchte ich nachfolgend meine Einschätzungen und Prognosen teilen.

    Bester Film

    Bei dieser Kategorie handelt es sich vermutlich um die Wichtigste der ganzen Veranstaltung, zumindest für den regelmäßigen Kinogänger, denn hier kann er erfahren, welcher denn der vermeintlich beste Film des ganzen Jahres war. Wie in allen Kategorien, ist natürlich schon die reine Nominierung eine Auszeichung.

    Als Favoriten sehe ich hier Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit) ins Rennen gehen. Darin geht es um einen ehemals sehr erfolgreichen Schauspieler, der in den 90ern den titelgebenden Superhelden Birdman verkörperte und mittlerweile in die Bedeutungslosigkeit abzudriften droht. Er versucht nun mit einem Theaterstück am Broadway erneut etwas Bedeutendes zu schaffen und zu Ruhm zu gelangen. Dabei wird zum Rundumschlag gegen alle Aspekte des Film- und Theaterbusiness ausgeholt. Birdman ist ein wirklich außergewöhnlicher Film, bei dem man als Zuschauer dank der Pseudo-One-Shot-Technik - es wirkt, als gäbe es keinen einzigen Schnitt - das Gefühl bekommt, tatsächlich in einer Theateraufführung zu sitzen. Die schauspielerischen Leistungen, allen voran die von Hauptdarsteller Michael Keaton und Nebendarsteller Edward Norton, heben den Streifen zusätzlich von der breiten Masse ab.

    Der einzige andere Film, der sich in meinen Augen in dieser Kategorie gute Chancen ausrechnen darf, ist Boyhood. Das Drama erzählt die Geschichte der Kindheit und Jugend eines Jungen, der unter andererem mit Umzügen und den wechselnden Männergeschichten seiner Mutter zu kämpfen hat. Wenn mich der Film auch inhaltlich nicht so sehr überzeugen konnte wie Birdman, muss man doch den enormen Aufwand respektieren, der hier betrieben wurde. Boyhood wurde nämlich in Realzeit, d.h. in einem Zeitraum von 12 Jahren, gedreht.

    Die anderen 6 nominierten Filme sind American Sniper, Die Entdeckung der Unendlichkeit*, Grand Budapest Hotel*, The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben*, Selma, Whiplash. Ich möchte diesen Werken keineswegs ihre Qualität absprechen. Ich habe alle, die ich bisher sehen durfte (mit "*" gekennzeichnet), genossen und kann eine klare Empfehlung aussprechen, aber an Birdman ist dieses Jahr in meinen Augen kein Vorbeikommen.

    Beste Regie

    Ich mache es hier kurz, auch weil ich von Regie wenig Ahnung habe. Aufgrund des oben beschriebenen Aufwands tippe ich hier auf Richard Linklater für Boyhood. Allerdings halte ich diese Kategorie für relativ offen. Weiterhin nominiert sind Wes Anderson für Grand Budapest Hotel, Alejandro González Iñárritu für Birdman, Bennet Miller für Foxcatcher und Morten Tyldum für The Imitation Game.



    Bester Hauptdarsteller

    Diese Kategorie stellt für mich eine weit schwierigere Wahl dar. Ich sehe hier mindestens zwei von fünf Nominierten mit sehr guten Chancen auf den Sieg.

    Da wäre zunächst natürlich Michael Keaton zu nennen für eine unfassbare Leistung in Birdman, die ihm wohl kaum noch jemand zugetraut hätte. Jede Geste und jedes Wort sitzen punktgenau. Es macht unglaublich viel Spaß, ihm in diesem Film zuzusehen.

    Die größten Chancen hat für mich aber Eddy Redmayne für seine Darstellung von Stephen Hawking in Die Entdeckung der Unendlichkeit. Eine leichte Aufgabe war das sicher nicht, immerhin musste er glaubwürdig das Fortschreiten der ALS-Erkrankung des berühmten Physikers rüberbringen.

    Weiterhin ist hier Steve Carell hervorzuheben, der in Foxcatcher eine Rolle meistert, die man von ihm gar nicht erwartet hätte. Normalerweise stellt dieser ja eher witzige Charaktere dar, hier zeigt er aber eindrucksvoll, dass er auch in einem ernsten Streifen überzeugen kann.

    Außerdem sind Benedict Cumberbatch für die Darstellung von Alan Turing in The Imiation Game und Bradley Cooper für American Sniper nominiert.

    Beste Hauptdarstellerin

    Auch hier mache ich es kurz, da ich nur zwei der fünf relevanten Filme gesehen habe und diese Kategorie auch für relativ eindeutig halte.

    Nominiert sind Marion Cotillard für Zwei Tage, eine Nacht, Felicity Jones für Die Entdeckung der Unendlichkeit, Julianne Moore für Still Alice - Mein Leben ohne Gestern, Rosamund Pike für Gone Girl - Das perfekte Opfer und Reese Witherspoone für Der große Trip - Wild.

    Das Rennen wird hier wohl Julianne Moore machen, auch weil es überfällig ist, dass sie endlich einen Oscar bekommt. In Still Alice spielt sie eine Frau, die an einer selten Form von Alzheimer erkrankt und trägt das Drama mit einer schauspielerischen Meisterleistung fast allein.

    Kurzprognosen

    Zum Abschluss werde ich einige der restlichen Kategorien noch kurz einschätzen, aber nicht mehr besonders ausführen.

    Der beste Nebendarsteller war für mich Edward Norton in Birdman, da dieser vollkommen in seiner Rolle als Mike Shiner aufgeht.

    Von den nominierten Animationsfilmen würde ich Baymax gute Chancen einräumen, der mich, auch wenn er wohl eher an Kinder gerichtet ist, sehr gut unterhalten hat.

    In den Kategorien "Bestes Szenenbild", "Bestes Kostümdesign" und "Bestes Make-up und beste Frisuren" sehe ich Grand Budapest Hotel vorn. Der Film ist optisch einfach ein absolutes Highlight.

    Den "besten Schnitt" wird wohl Birdman einheimsen. Der Film ist immerhin so geschnitten, dass es wirkt, als hätte er nur eine Szene. Mir persönlich hat da zumindest sehr gut gefallen.

    Die "beste Filmmusik" müsste, wenn es nach mir ginge, an Hans Zimmer für den Score von Interstellar gehen. Diese Einschätzung ist allerdings eher meinem persönlichen Geschmack geschuldet. Ich mag die Scores von Zimmer einfach. Unverdient wäre es allerdings sicher auch nicht.

    Auf den Oscar für die "besten visuellen Effekte" kann sich Insterstellar wohl auch freuen. Die Weltraumszenen sind einfach atemberaubend, allen voran natürlich das riesige schwarze Loch. Allerdings würde ich Planet der Affen: Revolution in dieser Kategorie auch nicht ganz abschreiben. Á propos: Es wird Zeit, dass man eine eigene Kategorie für das "beste Motion Capturing" einführt. Das würde Planet der Affen zumindest sicher gewinnen.

    Ich hoffe ihr konntet halbwegs mit meinen Einschätzungen leben und sie einigermaßen nachvollziehen. Teilt mir doch in den Kommentaren gerne eure eigenen Favoriten mit.

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Kommentare

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  1. VitaFire
    Ich habe zwar in der letzten Zeit massen an Filmen gesehen (Filme werden eben doch fürs Kino gemacht) aber Birdman als auch Imitation Game habe ich leider bisher immer noch nicht sehen können, deswegen kann ich nicht wirklich Progonosen abgeben
    .
    Was ich eigentlich aber anmerken wollte wie entäuscht ich von "Die Entdeckung der Unendlichkeit" war. Eddy Redmayne hätte für seine Rolle wirklich einen Oscar verdient, auf mich wirkte er sehr authentisch aber ich finde der Film selber schleppt sich einfach unglaublich über seine Laufzeit. Ich erwarte durchaus keinen Hollywood Blockbuster in dem alles in die Luft geht!

    Als bester Dokumentar-Film (ohne ihn oder einen anderen der nominierten in dieser Kategorie gesehen zu haben) wäre Citizenfour für mich der Favourit, einfach weil es mich freuen würde wenn ein Film über Snowden auf einer Veranstaltung wie den Oscars einen Preis gewinnt.

    Bei den besten visuellen Effekten würde ich dir im Prinzip zustimmen, dass Interstellar beeindruckend war wobei die Slow-Motion-Szene in X-Men: Zukunft ist Vergangenheit auch extrem gut war!

    Beim besten Score liebe ich ja eigentlich den genialen Howard Shore wobei mir der dritte Soundtrack nicht mehr ganz so gut gefallen hat. Von den Nominierten in der Kategorie war wirklich der Interstellar Soundtrack am besten.
      2 Person(en) gefällt das.
  2. -zwecki-
    Ich fand ihn eigentlich ganz gut. Für meinen Geschmack konzentriert man sich aber zu sehr auf Hawkings Privatleben, aber ich kann natürlich verstehen, warum man das macht. Im Endeffekt kann man damit höchstwahrscheinlich ein viel größeres Publikum erreichen.

    The Imitation Game ist meiner Meinung nach auf jeden Fall das bessere Biopic. Selma habe ich noch nicht gesehen, werde das aber wahrscheinlich heute oder morgen nachholen.

    Diese beiden Filme kann ich absolut empfehlen. The Imitation Game hat mir unglaublich viel Spaß gemacht und hat mir nach Bridman bisher (American Sniper, Selma und Whiplash habe ich ja noch nicht gesehen) am besten gefallen.

    Ja und Birdman ist eh eine Klasse für sich. Es ist schon ein spezieller Film und sicher nicht für die breite Masse gemacht (kommt ja auch nur in ausgewählten Kinos, soweit ich weiß), aber für mich ist es ein absolutes Meisterwerk und ein MUSS für jeden Filmfan.
      1 Person gefällt das.
  3. Jackhammer
    So, Oscars sind gelaufen mal sehen wie treffsicher deine Prognose war:

    Bester Film: Birdman - check
    Beste Regie: Richard Linklater - fail - Alejandro González Iñárritu
    Bester Hauptdarsteller: Eddie Redmayne - check
    Beste Hauptdarstellerin: Julianne Moore - check
    Bester Nebendarsteller: Edward Norton - fail - J. K. Simmons
    Bester Animationsfilm: Baymax - check
    Bestes Szenenbild: Grand Budapest Hotel - check
    Bestes Kostümdesign: Grand Budapest Hotel - check
    Bestes Make-up und Frisuren: Grand Budapest Hotel - check
    Bester Schnitt: Birdman - fail - Whiplash
    Beste Filmmusik: Interstellar - fail - Grand Budapest Hotel
    Beste visuelle Effekte: Interstellar - check

    Das macht 8 von 12 (66,7%). Nicht schlecht, du hast schon viel Ahnung von Filmen. Meine reicht bloß zu der Erkenntnis, dass Birdman ein guter Film und Grand Budapest Hotel keine Mainstreamkomödie ist. Leider ist deine Prognose nicht gut genug um nächstes Jahr auf deine Tipps Geld zu wetten ;) Trotzdem nächstes Mal gerne an gleicher Stelle wieder!
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  4. -zwecki-
    Erstmal danke für das Feedback!
    Das macht Lust, nächstes Jahr wieder eine Prognose zu posten.

    Nachdem ich Whiplash gesehen hatte (am Freitag vor den Oscars), war mein Tipp für den besten Nebendarsteller dann auch eher bei J.K. Simmons. Es ist einfach der absolute Wahnsinn, was der in dem Film abliefert.

    Für Whiplash gibts von mir übrigens auch noch eine ganz klare Empfehlung. Man sollte ihn aber möglichst auf Englisch gucken. Zwar ist die deutsche Synchro sicher nicht schlecht, aber gerade Terrence Fletcher (J.K. Simmons) bekommt noch mal eine ganz andere Authentizität durch seine Stimme und den Einsatz selbiger.
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