Doom 2 - Ein legendäres Add-On

Von Bakefish · 27. Dezember 2022 · ·
Viel zu lange Zeit ist seit meiner letzten Rezension vergangen. Dafür gibts heute einen Test zu einem absoluten Klassiker. Viel Spaß beim Lesen!
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  1. „Doom“ von 1993 gilt als Videospielmeilenstein. Das simple, doch kompromisslose Gameplay, der Soundtrack, das Monsterdesign und die damals umwerfende Grafik gelten heute als legendär.
    Und so bastelte Entwickler id Software schon bald einen Nachfolger. „Doom 2: Hell on Earth“ erschien 1994 und bot neue Level, Monster und Items. Ich selbst habe Doom 2 gleich nach Teil 1 damals (vor einigen Jahren) ausprobiert, habe jedoch das Schreiben des Tests einfach… nun ja, versäumt. Doch nun ist es so weit! Warum Doom 2 ein gutes Spiel ist, in meinen Augen jedoch im Vergleich zum Vorgänger abstinkt, lest ihr nun im Test.


    Und das alles wegen eines Hasen!


    Der Titel des Spiels sagt es schon: Zwar habe ich nach den Ereignissen des ersten Teils beiden Marsmondbasen von der Hölle befreit, doch unterdessen haben es sich die Dämonen auf der Erde gemütlich gemacht. Und nebenbei gleich noch meinen Hasen gekillt. Das schreit nach Rache. Und so begebe ich mich zur Erde und trete den Dämonen so mächtig in den Hintern, dass sie die Menschheit niemals wieder freiwillig quälen werden.
    Ja… und viel mehr gibt es zur Geschichte eigentlich nicht zu erzählen. Doom 2 ist in 32 Level unterteilt (davon 2 Geheimlevel), die „Story“, wenn man sie überhaupt so nennen kann, wird alle paar Level als superkurze Textzusammenfassung präsentiert. Der Nachfolger legt also ähnlich viel Wert auf seinen Plot wie sein Vorgänger – nämlich gar keinen. Das kann man schlimm finden, mich hat es nicht gestört. Nur so viel ist sicher: Wenn man ein sehr storygetriebenes Spiel erwartet, wird man auch mit Doom 2 nicht glücklich.


    Ein doppelter Lauf machts nicht doppelt besser


    Viel wichtiger ist doch, wofür man Doom eben kennt – krachende Action!
    Und an dieser Stelle fährt Doom 2 genau dieselbe Schiene wie sein Vorgänger. Ich begebe mich durch bis zu 32 Level, mit klar definierten Ausgängen, doch groß und verwinkelt. Während ich ein Level bestreite, muss ich beispielsweise Schlüsselkarten sammeln, um neue Areale freizuschalten (kennt man so schon) und natürlich haufenweise Gegner umnieten (kennt man so auch schon).
    So ziemlich alle Gegner des ersten Teils sind wieder mit von der Partie. Seien es der Imp, Hellknight oder Pinky Demon, auch ehemalige Bossgegner wie der Cyberdemon sind nun häufiger anzutreffen. Doom 2 möbelt diese Gegnerpalette nun auf. Ein neuer Gegner ist der Mancubus. Dieser ist groß und langsam, doch besitzt er zwei mächtige Raketenwerfer und kann damit ordentlichen Schaden anrichten. Oder der Archvile, welcher richtig schmerzhafte Feuerattacken entfesselt und obendrein seine gefallenen Kameraden wiederbelebt. Insgesamt hat Doom 2 die Gegnervielfalt etwa verdoppelt. Diese große Menge an verschiedenen Gegnertypen ist supercool, weil jeder Gegner eigene Angriffsmuster besitzt und mich damit zum Umdenken zwingt.
    Als Ausgleich wurde auch mein Arsenal aufgestockt. Alle Waffen aus Teil 1 sind auch hier wieder dabei – ob Schrotflinte, Raketenwerfer oder Kettensäge, weh tuts den Dämonen auf die eine oder andere Art. Neu ist nun eine doppelläufige Schrotflinte, mit welcher ich auch stärkeren Gegnern eins auf die Nase geben kann. Außerdem gibt es nun ein neues Pickup-Item, die Megasphere, welche meine Gesundheit UND Rüstung auf 200 Punkte hochsetzt.
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    Auch manche Gegner besitzen dicke Kanonen. Das fliegende Viech oben kann sogar kleinere Dämonen auf mich spucken.


    Das generelle Kämpfen bleibt jedoch exakt gleich wie im Vorgänger. Deckung suchen ist keine Option, ich bewege mich blitzschnell durch die Level und bratze dabei unzählige Dämonen weg. Anvisieren, Nachladen oder Ducken gibt es nicht. Gesundheitsregeneration gibts auch keine, stattdessen muss ich mich auf Medikits oder kleine Gesundheitspickups verlassen. Allgemein sind die Level wieder übersät mit verschiedenen Items. Gesundheit, Munition und Rüstung liegen an allen Ecken und Enden verteilt, für den richtig guten Kram muss ich jedoch Ausschau halten. Ja, auch in Doom 2 sind wieder unzählige Geheimnisse in jedem Level versteckt, welche mir Zutritt zu neuen Waffen, mächtigen Items oder sogar Geheimausgängen verschaffen.
    An sich sind die Kämpfe und das generelle Pacing wieder genauso spaßig wie im Vorgänger. Das generelle Spielprinzip ist simpel, aber niemals „dumm“. Ich muss immer wieder durch mein Arsenal wechseln. Gegen einfache Gegner reichen simplere Waffen, bei den dickeren Brocken muss ich die größeren Knarren ziehen. Ich muss meine Stats und meine Umgebung im Auge behalten – sobald ich von den Dämonen in die Ecke gedrängt werde, wars das. Gerade auf den höheren Schwierigkeitsgraden lässt mich das Spiel sehr viel Dreck fressen. Sowohl Einsteiger als auch Fortgeschrittene werden hier also gut bedient. Auch das Suchen nach Geheimnissen ist motivierend und befriedigend. Und der Soundtrack wartet mit einigen neuen, Metal-Midi-Tracks auf, welche die blitzschnelle und brutale Action perfekt unterstreichen. In diesen Momenten, in welchen ich zahllose Gegner wegholze und der passende Song im Hintergrund läuft, fühle ich mich einfach badass.
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    Gegen diese Burschen ist meine Doppelläufige doch wie geschaffen!


    Also alles paletti? Leider nein. Gerade wenn man den Vorgänger gespielt hat, wird Doom 2 nach einiger Zeit repetitiv, wenn nicht gar langweilig. Das große Problem ist, dass sich – abseits von den neuen Waffen und Gegnern – nichts in punkto Gameplay getan hat. Die Steuerung, das Waffenhandling, das Gegnerdesign, alles ist gleich geblieben. Ja, die Level sind neu und im Vergleich zum Vorgänger auch etwas größer und komplexer, doch häufig fühlt es sich an, als würde ich einfach nochmal Teil 1 spielen, nur mit einer Handvoll weiterer Waffen und Gegner. In meinen Augen hätte es wesentlich mehr neue Features geben müssen – beispielsweise spezifische Gegnervarianten oder Alternativfeuermodi für Waffen. So jedoch bietet das Spiel in meinen Augen einfach zu wenig neue Inhalte.


    Die Bethesda-Taktik


    Doom 2 setzt grafisch nach wie vor auf ein Raycasting-Prinzip und simuliert damit dreidimensionale Level. Gegner, Waffen und diverse Items sind nur als 2D-Sprites vorhanden. Es gibt eine Handvoll neuer Texturen und wechselt an einigen Stellen die Skyboxen aus, weitere optische Unterschiede gibt es kaum. Die generelle Grafikqualität hat sich gar nicht verbessert – die meisten Texturen, „Partikeleffekte“, Monstersprites und UI-Elemente sehen genauso aus wie im Vorgänger. Ein Grund hierfür mochte die damals wohl stark eingeschränkte PC-Rechenleistung sein. Wenn man Teil 1 bereits gespielt hat, sieht man sich an diesem Look jedoch schnell „satt“.
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    In solchen Momenten muss ich einen kühlen Kopf bewahren - oder ich beiße ins Gras.


    Nicht falsch verstehen, ich möchte die Grafik nicht explizit kritisieren. Nach Teil 1 hätte ich mir jedoch eine etwas mehr grafische Details oder zumindest neue Assets gewünscht. An dieser Stelle können jedoch Mods aushelfen, welche die Grafikqualität deutlich aufmöbeln.


    Fazit


    Prinzipiell ist Doom 2 ein echt spaßiges Spiel. Die rasante und knallharte Action, welche man von Teil 1 kennt, wird auch in Teil 2 geboten. Nach wie vor macht es einfach Spaß, reihenweise Imps mit der Chaingun niederzumähen oder die richtig großen Viecher mit dem BFG zu Brei zu verarbeiten. Der Soundtrack bockt und auch hier werde ich für ausgiebiges Auskundschaften der Level mit diversen Items und Goodies belohnt. Nicht ohne Grund gelten Doppelschrotflinte, Gegner wie der Revenant oder einzelne Musikstücke heute als legendär.
    Das Problem ist: Doom 2 verlässt sich hier zu sehr auf dieses Erfolgskonzept und liefert kaum Neues. Ja, das Grundprinzip ist super, doch in meinen Augen hätte hier mehr drin sein müssen als ein paar neue Gegner und Items zu designen. Ich wurde generell nicht das Gefühl los, als würde ich kein Doom 2, sondern eher ein Add-On zu Teil 1 spielen. Und so wurde Doom 2 spätestens ab den letzten acht Leveln langsam fad.
    Daher gebe ich dem Spiel letztendlich 74 Punkte. Falls ihr das Spiel mal ausprobieren wollt, würde ich euch zur Nutzung einer Mod wie „Brutal Doom“ oder gleich „Project Brutality“ raten. Gerade letztere Mod fügt zahllose neue Waffen, Gegnervarianten und noch mehr Goreeffekte hinzu und hat damit die Wiederspielbarkeit in meinen Augen massig erhöht.


    Endwertung: 74/100 Punkten


    Pros:

    + Satte, rasante und knallharte Action
    + Cool designte neue Gegner und Items
    + Viele Level, in welchen es eine Menge zu entdecken gibt
    + Fetziger Soundtrack

    Cons:
    - Gameplaytechnisch kaum Neuheiten
    - Grafik sieht genauso aus wie im Vorgänger

    Sonstige Details:
    Schwierigkeit: Sowohl für Anfänger als auch Fortgeschrittene gut geeignet.
    Bugs: Keine
    Spielzeit: Ca. 40 - 50 Stunden (Mods inklusive)

    Screenshots: https://www.trueachievements.com/game/Doom-2/screenshots

    Über den Autor

    Bakefish
    Moinsen, ich bin der Bakefish und Community-Moderator. Abgesehen davon fleißiger Rezensent und Typ mit privatem Leben, über das ich garantiert nix in dieser Angabe schreiben werde.
    Diese Angabe ist sowieso sinnlos und auch optional. Insofern hätte ich den oberen Absatz nicht schreiben müssen. Und das hier auch nicht. Lest ihr das immer noch? Hört auf damit und lest meine Blogbeiträge!11elf!
    belerad gefällt das.

Kommentare

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  1. belerad
    Hy Bakefish

    Schön mal wieder was von dir zu lesen. Ich fand Doom 2, im Gegensatz zum ersten Teil, nicht wirklich schlechter. Es bot mir damals mehr von dem, was mir am ersten Teil schon gefallen hat und ich fand auch die Grafik, wenn nicht technisch besser, doch detaillierter. Zumindest sahen die Gegner Sprites weitaus detaillierter aus, gerade wenn man die Fleischballdämonen miteinander vergleicht. Man sollte auch nicht vergessen, wie schnell sich Doom angefühlt hat. Andere Spiele, die zu der Ära herausgekommen sind und ähnlich ausgeschaut hatten, spielten sich weitaus träger, wie beispielsweise System Shock.

    Ich muss aber auch zugeben, ich habe beide Spiele nicht zum Release gespielt. 1994 war ich zwölf und durfte noch nicht, hatte aber auch mehr als genug Spaß an meinem Super Nintendo. Nachgeholt müsste ich die Spiele erst 1996 haben. Hab damals öfter bei einem Onkel geschlafen, sozusagen im Computerraum. Naja, nennen wir es mal geschlafen :D Habe dort damals sehr viele Spiele nachgeholt.
  2. Husky666
    Das Spiel ist ja auch "nur" Entstanden weil der Vertrieb sehr schnell auf "mehr" drängte und ID nichts weiteres liefern konnte als mehr vom gleichen

    Quake 1 war da noch nicht mal in der nähe von fertig.
Top