Liebe Filme-Macher, Drehbuch-Autoren, Regisseure und jeder den es interessiert,
ich nehme den Kinostart des neusten Videospiel-Verfilmungs-Machwerkes, welches da ist Tomb Raider, zum Anlass euch für die Zukunft ein paar Tipps zu geben, wie ihr eine "vernünftige", eine gute - ja, eine kommerziell erfolgreiche Spiele-Verfilmung erschaffen könnt, welche es tatsächlich schafft, den "Fluch" zu brechen, welcher bisher auf Spiele-Verfilmungen zu liegen scheint.
Die goldene Regel, welche ihr vor allen andern beachten solltet ist es, dass ihr auch tatsächlich das Spiel verfilmt! Oder mit anderen Worten: Das Spiel adaptiert.
Ich weiß nicht wieso ihr euch ALLE bisher IMMER so vehement geweigert ja scheinbar mit Händen und Füßen dagegen gewehrt habt einfach schlicht und ergreifend das zugrunde liegende Quellmaterial - also das Spiel - zu verfilmen. Streng genommen gibt es bisher nämlich noch KEINE EINZIGE Spiele-Verfilmung.
Sämtliche angeblichen Spiele-Verfilmungen die es bisher gibt sind nämlich keine Adaptionen der zugrundeliegenden Spiele. Es sind lediglich X-Beliebige Filme die Inhaltlich in Punkto Story und Charaktere sowie bei einigen, einzelnen Szenen vom Spiel etwas inspiriert sind - aber alles in allem von vorne bis hinten ihr komplett eigenes Ding machen. Fast so als hätten diese angeblichen "Adaptionen" kein Vertrauen in das Quellmaterial / Das spiel.
Das auf eine traurige Art und Weise "lustige" dabei ist, dass euch Filme-Machern ganz bewusst ist, dass euer Publikum großen Wert darauf legt, eine Spiel-zu-Film-Adaption der Story zu sehen, die sie schon als Spiel so gefeiert haben. Darum zeigt ihr vorab in euren Trailern auch brav immer genau die Szenen, die die Fans schon aus dem Spiel kennen. Im Falle von Tomb Raider ist das z. B. die Szene mit dem Fall aus dem Flugzeug-Cockpit und dem Fallschirm. Ihr zeigt bewusst diese Szenen im Trailer um den potenziellen Zuschauern weiß zu machen, dass sie (endlich) eine Spiele-Adaption erwartet. Ein Novum. Etwas noch nie dagewesenes. - Kein Wunder, dass die Enttäuschung nachher (mal wieder) groß ist.
Die Art und Weise wie ihr eure Trailer schneidet und was ihr darin zeigt, beweist aber, dass ihr doch eigentlich ganz genau wisst, was es zu einer guten Spiele-Verfilmung braucht! Wieso weigert ihr euch dann gezielt und absichtlich auch nur EIN mal das zu liefern, von dem ihr wisst, dass es alle haben wollen? Wieso geht ihr hin und schreibt die komplette Geschichte des Spiels um? -Wieso fügt ihr Charaktere Hinzu, die ihr selbst erfunden habt und die es im Spiel nicht gibt? -Wieso fügt ihr ganze Handlungsstränge, die es im Quellmaterial nicht gibt? Wieso ändert ihr immer die komplette Handlung, bis sie kaum noch was mit der Vorlage zu tun hat? Das will keiner - und ganz offensichtlich WISST ihr das auch! Also wieso tut ihr das?
Nun, ich kann es mir denken. Anders als Bücher, deren Adaptionen ihr mit großem Respekt und viel Sorgfalt so originalgetreu wie möglich adaptiert, sind Videospiele ein Visuelles Medium. Hier hat der Spieler bereits Bilder im Kopf, die er gesehen und sich nicht nur gedacht hat! Und gerade heutzutage könnte man als Regisseur auch genau so gut in der Spielbranche einen Job finden, so Cineastisch sind Games heute! Und ihr Filmemacher seid nicht zuletzt ja auch so etwas wie Künstler. Und kein Künstler will eine Kommissions-Arbeit machen, bei der schon vorher feststeht, was genau er zu tun und zu lassen hat. Ich weiß, ihr wollt euer eigenes Ding machen, dem Film eure persönliche Note aufdrücken, etc. etc. Aber wisst ihr was? Genau das ist die Ursache des "Fluches" der Spiele-Verfilmungen! Wir - d. h. die Fans des Spiels sowie die reinen Kinogänger - WOLLEN nicht, dass ihr euer eigenes Ding macht. Wir hassen euch sogar dafür. Wir WOLLEN das euer Film eine reine Kommissions-Auftrags-Arbeit ist, die sich auch ja so nahe wie Möglich an der Vision des Spiels - und NICHT an eure Vision - hält!
Wisst ihr, liebe Leute in der Filmbranche, Spiele-Verfilmungen sind für uns in etwa das gleiche, wie ein Remake eines alten Spiels. Und Remakes sind ja sowieso gerade in Mode, so scheint es mir. Wir wollen genau das Erleben, was wir aus dem Spiel bereits kennen - nur halt frisch, neu und anders. In live action halt! Wir wollen in "echten Bildern" sehen, wie Lara den eisigen Funkturm hinauf klettert, wir wollen echte Schauspieler sehen, die die Szenen aus dem Spiel originalgetreu nachspielen. Das ist es, was euer Publikum will und wie gesagt - zumindest dem Anschein nach WISST ihr ja auch, dass das so ist, aber ihr weigert euch absichtlich eurem Publikum, ja - euren KUNDEN, kann man sagen - das zu liefern, was sie wollen! Und warum? Um eure artistische Integrität nicht zu gefährden? PAH! Sage ich. Springt einfach über euren Schatten und tut das, was eure Fans von euch wollen. Schluckt euren Stolz als Filme-Macher runter und erzählt uns die Geschichte, die wir sowieso schon kennen - DAS ist es, was wir wollen. Ihr müsst uns nicht überraschen! Genau wie jemand , der ein Buch schon gelesen hat, so kennen auch wir bereits die Geschichte des Spieles - findet euch damit ab! Denn egal was ihr auch am bei der "Adaption" des Quellmaterials ändert - genau das ist es, was letztlich für den Misserfolg eurer Spiele-Verfilmung verantwortlich sein wird! Mark My Words.
Natürlich kann man nicht erwarten dass ihr >10 Std Spiel in einem Film mit realistischer Laufzeit packt. Das würde sich nicht einmal als TV-Serie gut verkaufen, wenn man einer Schauspielerin 2 Std dabei zusieht, wie sie durch einen Wald rennt.
Ich empfehle euch daher einfach genau das zu tun, was ihr schon tausendfach bei Buch-Verfilmungen geschafft habt: Lasst Sachen weg. Aber erfindet nichts dazu, was nicht im Spiel vorkommt. Gibt es im Spiel cutscenes? Prima - da habt ihr sicher schon mal >1 Std Material, dass ihr möglichst 1:1 übernehmen könnt. Gibt es Stellen im Spiel, die so linear sind, dass sie praktisch eine Cutscene sein könnten? Prima, rein damit in den Film. Nun gilt es nur noch all diese Szenen logisch miteinander zu verbinden - hier seid ihr selbst kreativ gefragt und könnt euch austoben, achtet aber auch hier darauf nichts zu zeigen, was so nicht auch im Spiel vorkommt.
Fertig? Prima! Solltet ihr jetzt aber einen Film mit immer noch >~3 Stunden Laufzeit haben, kann man das den Zuschauern natürlich nur schwer zumuten. Nun, ihr könntet immer noch Kompromisslos sein und statt eines Films eine TV-Mini-Serie daraus machen, Netflix nimmt euch das sicher ab. Wollt ihr aber ins Kino, liegt das nun an eurem Cutter, dass ganze zu einem Sinnvollem ganzen zusammen zu schneiden. Der sollte aber darauf achten die wichtigsten bzw. "ikonischsten" Szenen im Film zu lassen! Ihr wisst schon, genau jene Szenen, die die Fans unbedingt in Live Action sehen wollen! Die, für die man als Fan überhaupt ins Kino geht. Wenn ihr euch unsicher seid, startet zur Not eine Umfrage auf Twitter oder sonst wo, auf welche Szenen man verzichten kann und welche man drin haben will.
P. S.
Macht ein vernünftiges Casting. Lara Croft hat nicht Körbchengröße AA.
P. P. S.
Solltet ihr an einer Anime-Live-Action-Verfilmung arbeiten, nehmt euch meine Worte ebenfalls zu Herzen, denn gleiches gilt auch hier.
Ein offener Brief / Videospiel-Verfilmungen
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