Erstkontakt: Games

Von Strifes · 24. April 2018 ·
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  1. Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt! Friedrich Schiller



    Es fing alles vor einem magischen Schirm an, der verheißungsvoll leuchtete. Dummerweise war er mir kaum zugänglich, weil er bei einem Freund stand. Immer wenn es gemeinsam Hausaufgaben zu erledigen galt, trafen wir uns bei ihm und zockten in kleiner Runde North vs. South. Es muss ein C64 gewesen und es war das Jahr um die Wende, als wir pixelige Kugeln auf unsere ebenso verpixelten Soldatenavatare schossen. Anfangs war es der Wettbewerb in Computerspielen, der mich fesselte. Nur wenige Zeit später kam mit Prince of Persia auch die Immersion. Sich in einer völlig eigenartigen, fremden Welt zurecht zu finden, die Steuerung zu lernen ohne auf die Tastatur zu gucken, all das war ein völlig fließender Lernprozess. Super Mario Land, ohne ein Leben zu verlieren, durchzuspielen oder Tetris so lange zu spielen bis einen die Geschwindigkeit erschlug und mit Highscores vor seinen Schulkameraden zu prahlen - das waren die 90er für mich.

    Klar, ich könnte unzählige Spiele nennen, die mein Dasein als Gamer beeinflusst haben, aber wir belassen es mal bei den nachhaltigsten, sonst ufert der Blog aus.

    Da wäre zunächst Secret of Mana zu nennen, dass ich vor allem im Koop mit Freunden gespielt habe. Ich erinnere mich noch an den Werbespot im Fernsehen. Secret of Mana wurde eine meiner immersivsten Erfahrungen. Die Story ist aus heutiger Sicht ziemlich banal, aber sie faszinierte mich damals als Kind und prägt mein Fantasy-Verständnis bis heute. Es war auch das erste Spiel, dass mir mit seinem Ende Tränen in die Augen trieb. Secret of Mana ist eigentlich ein Action-Adventure mit Rollenspielelementen oder auch anders herum - je nachdem wie man es betrachten möchte. Das besondere war der Koop beim damaligen SNES. Man musste sich auf einem Bildschirm zusammen durch die Walachei bewegen, was oft mit Diskussionen und Warterei verbunden war und dann dieser zum Teil endlose Grind, der einem heute die Zornesröte ins Gesicht steigen lassen würde, aber damals als Spielmechanik akzeptiert wurde.

    Manche Spiele müssen nicht durchgespielt werden um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Es war wohl im Alter von 15 Jahren als mich ein Freund zu sich nach Hause einlud um mir ein Spiel zu zeigen. Er redete von etwas Großem und völlig Einzigartigem. "Du musst diese Grafik gesehen haben." Wir radelten zu ihm und in seinem Zimmer fing er an, die Fenster zu verdunkeln und schaltete ein seltsam aussehendes Gerät an, dass als Logo ein großes buntes P trug. Eine 3-D-Figur wurde von Hunden in eine Residenz gejagt in der sich das Grauen offenbarte. Zombies fraßen sich an toten Leibern satt und Hunde sprangen unvermittelt aus Fenstern. Das war meine Begegnung mit Resident Evil und der Playstation. Mich schüttelt der Gedanke an dieses Spiel noch heute. Es war wirklich besorgniserregend grauenvoll aber nicht im schlechten Sinne. Es war das erste Mal, dass mir ein Spiel Angst einjagte. Ich wollte danach unbedingt eine Playstation haben, aber nicht wegen dieses Spiels, sondern wegen eines der besten Rollenspiele seiner Zeit: Final Fantasy VII. Es hat mich einfach entführt, mitgenommen und mir Dinge gezeigt, Geschichten näher gebracht. Über Wochen war ich gefangen und über 200 Stunden Spielzeit hatte ich in dieses Meisterwerk von Squaresoft investiert(damals noch ohne Enix).

    Der PC ersetzte die PSOne 1998. Zu meiner Zivildienstzeit war es vor allem Baldurs Gate II, Planescape Torment und Icewind Dale, die mich monatelang fesselten. Ich erinnere mich noch gut an den Sommer 2002. Draußen musste der Rasen gemäht werden und ich hatte vergessen, das Spiel zu pausieren. Mein Bruder kam aufgeregt rausgerannt und berichtete mir, dass er seltsame Stimmen aus meinem Zimmer gehört habe, die nach jemanden riefen. Wenn man in Icewind Dale die Figuren lange Zeit stehen lässt ohne eine Eingabe zu machen, beschweren sie sich über Langeweile und fordern den Spieler auf weiter zumachen. Sie durchbrechen damit natürlich die berühmte vierte Wand. Es war mein erstes eignes, gefundenes Easter Egg und sorgte für einen ordentlichen Lachanfall, weil es so surreal war.

    Baphomets Fluch brachte mich in die längst vergessene Welt der Adventures zurück während The Elder Scrolls III: Morrowind mich mit seiner schieren Größe und der offenen Welt dermaßen erschlug, dass ich es bei einigen Anläufen beließ und es nie wieder anrührte. Ich fand es dennoch sehr beeindruckend.

    Das Spiel, in dem ich die meiste Zeit versenkte, ist das Spiel von dem alle sagen, es hätte den größten Suchtfaktor. World of Warcraft hatte so unheimliche Ausmaße, aber der entscheidende Faktor, der mich zu diesem Spiel trieb, war die Gesellschaft in der ich unterwegs war, weniger das Spiel selbst. Das Soziale hielt mich lange in diesem Spiel. Burg Schattenfang war dann mein erstes Schlüsselerlebnis. Wir waren alle noch recht lowlevelig und kämpften uns im Silberwald gemeinsam bis zur Burg vor. Es war einfach ein großartiges Gefühl diese Burg gemeinsam zu betreten und dieses Abenteuer zu bestreiten. Dieser Aspekt hielt mich sehr lange und wurde nur noch vom ersten Sieg über Sindragosa übertroffen (ja, den Lichkönig hab ich auch geplättet, aber das hatte nicht dieselbe Bedeutung).

    Das letzte Spiel, dass ich in dieser Reihe erwähnen möchte, ist Skyrim. Diese Atmosphäre war schon etwas besonderes. Die Story, na ja, es gibt bessere, aber einfach das Gefühl einen Drachen zu erlegen... Das wurde nie banal oder langweilig.

    Was bleibt von all dem? Eigentlich nur die Frage: Sind Computerspiele Kunst? Berühmte Kritiker wie Roger Ebert haben diese Frage verneint und ich neige in gewissen Punkten dazu ihnen zuzustimmen. Aber wenn man sich nur die Rosinen rauspickt, muss man damit rechnen in dieser Frage aufs Glatteis geführt zu werden. Ich widme dem in naher Zukunft einen eigenen Eintrag.

    Danke für die Aufmerksamkeit.

Kommentare

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  1. Strifes
    Bitte schön: https://www.gamestar.de/community/user/strifes,881013/blog/der-weg-zur-kunst,881013,17875.html Viel Spaß ;)
  2. Scario
    "Sind Computerspiele Kunst?"

    Manche. Und genau wie bei Bildern, Filmen oder Bücher sind die individuellen Werke sicher nicht für jeden gleich viel "Kunst".
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  3. Der_Vampyr
    Na da bin ich ja mal gespannt. Meine Freundin hat sich damit im Studium und zu Teilen auch bei ihrer Masterarbeit damit beschäftigt. Deswegen bin da da nun auch teilweise im Bilde. Bin gespannt, was du dazu zu sagen hast. :)
      2 Person(en) gefällt das.
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