Fallout: New Vegas - Nachtest zu den DLCs

Von Bakefish · 21. Juni 2018 · Aktualisiert am 21. Juni 2018 ·
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  1. Vor kurzer Zeit habe ich „Fallout: New Vegas“ getestet, dabei viel Spaß gehabt und das Spiel entsprechend rezensiert (die Rezension findet ihr hier). Da ich das Spiel als Ultimate Edition erwarb, spielte ich auch die vier größeren DLCs durch. Da dies den Rahmen der anderen Rezension gesprengt hätte, behandele ich diese gesondert im folgenden Test.

    Insgesamt spielt jeder DLC in seinem eigenen Areal, ich bin also abseits der Mojave unterwegs. Gleichzeitig wurde die Levelgrenze des Spiels mit jedem DLC um 5 erhöht. Auch erwähnenswert: Jede Erweiterung hängt zu einem gewissen Grad in seiner Handlung mit den anderen zusammen. Mehr verrate ich an dieser Stelle aber nicht.

    Davon abgesehen bietet jeder DLC seine Eigenheiten, weshalb ich diese einzeln behandeln werde. Das grundlegende Gameplay hat sich in keinem davon geändert, weshalb ich diese Sektion jeweils nur kurz anschneide und größtenteils auf die Neuerungen eingehen werde.

    Dead Money – Auch viel Geld rettet nicht vorm DLC-Tod



    Sitz, Platz, Teambildung!



    Das riesige Sierra-Madre-Casino sollte eigentlich vor langer Zeit eröffnen. Zu doof, dass gerade an jenem Tag im Jahre 2077 die Bomben fielen und die USA in Schutt und Asche gelegt wurden. Das Casino ereilte jedoch ein ganz anderes Schicksal. Eingehüllt von einer mysteriösen, roten Giftgaswolke und umgeben von zombifizierten ehemaligen Bewohnern des angrenzenden Dorfs, wurde das Zockerparadies über die Jahre konserviert. Und ein Mann namens Elijah versucht krampfhaft, den Schatz zu erreichen, der sich im Inneren der Spielehölle verstecken soll.

    Mich lockt einfach nur ein simpler Radiosender an. Und hey, ein Schatz, was will man mehr? Doch das Ganze geht schnell schief. Ich werde betäubt und wache im Dorf vor dem Casino wieder auf; mit einem Bombenhalsband. Wenn ich das Dorf verlasse, explodiert das Ding. Elijah erwartet mich bereits und schlägt einen Deal vor (Ablehnen ist leider nicht drin): Ich werde mit einigen anderen Charakteren zusammen das Casino stürmen, den Schatz rauben und kann mich dann verdrücken. Allerdings gibt es einen Haken: Stirbt einer aus dem Team, gehen auch alle anderen drauf, denn wir alle tragen diese wunderschönen Halsbänder. Teamwork ist also nötig. Nicht zu vergessen, dass die hochgiftige Wolke, diverse Fallen und dann auch noch die ehemaligen Dorfbewohner im Weg sind…

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    "Dead Money" bietet äußert schrullige Charaktere. Dieser Ghul war vor der Apokalypse ein richtiger Superstar.



    Ja, tatsächlich ist die Geschichte von „Dead Money“ der interessanteste Part des ganzen DLCs. Es gibt nur eine Handvoll an Charakteren, aber die sind umso besser gestaltet: Ein schizophrener Supermutant, ein Ghul, der vor dem Atombombenfall ein Superstar war und ein stummes Mädchen, das es jedoch in sich hat. Jeder Charakter hat seine Eigenheiten, alle sind cool dargestellt und auch super vertont. Und auch der Handlungsverlauf ist spannend gestaltet, es wird auch eine sehr interessante Hintergrundgeschichte um den ehemaligen Casinobetreiber erzählt. Ständig muss ich auf der Hut sein, denn ich habe keine Ahnung, was meine unfreiwilligen Kumpane planen, jederzeit kann einfach alles schiefgehen. Das würzt die Handlung noch mit zusätzlicher Spannung.

    Kurzum: Der DLC präsentiert eine interessante und in dieser Form noch unbekannte Geschichte, die immer weiter bis zu einem interessanten Finale aufbaut und auch den einen oder anderen moralischen Appell mit sich bringt. Einziges Manko: Wirklich große Entscheidungsfreiheit gibt es hier nicht.



    Mit der Axt durch den Schlauch



    Das Gameplay von „Dead Money“ ist wesentlich strikter und linearer gehalten als noch im Hauptspiel. Meistens bewege ich mich von Ort A nach B und das durch recht lineare Korridore, entweder im Dorf oder im Casino selbst. Dennoch lohnt sich das Erkunden: Oft genug befinden sich diverse Gegenstände überall versteckt.

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    An solchen Automaten tausche ich Spielchips gegen Items. Wirklich notwendig ist das jedoch nicht.



    Und ich brauche diese mehr als dringend. Gleich zu Beginn des DLCs wird meine gesamte Ausrüstung genommen, ich muss also dringend neues Zeug finden. Einen Rückweg gibt es nicht, ich muss den DLC hierfür durchspielen. Da meine Begleiter ebenfalls nicht mit reindurften, bin ich also (oft) alleine. Und überall in der Stadt sind Fallen aufgestellt, Radiosender bringen mein Halsband zum Detonieren, wenn ich nicht schnell genug bin, tödliche Gaswolken verätzen meine Lungen.

    Medizin, Nahrung und andere Hilfe finde ich zur Genüge. Allerdings stelle ich schon bald fest, dass ich im Spiel nur noch schleichen oder per Nahkampf draufhauen kann; Schuss- und Energiewaffen sind sehr rar, ihre Munition ebenso. Die Gegner halten verdammt viel aus, setzen eine Menge Schaden durch und dann sind sie teilweise auch noch unsterblich. Das ist streckenweise ziemlich frustrierend, zumal durch diesen wesentlich lineareren Spielstil auch eine der größten Stärken des Hauptspiels gestrichen wurde.

    Neuerungen gibt es nur recht wenige; eine Handvoll an Waffen (wie toll, dass viele dieser Waffen Schusswaffen sind…) und ein Geldautomatensystem, welches ich nicht mit Kronkorken, sondern mit Chips füttere, die ich überall um die Sierra Madre verteilt finden kann. Außerdem gibts Herdplatten, die ich wie ein Lagerfeuer bediene. Auch neue Perks erwarten mich jetzt. Abgesehen von diesen Perks ist keine der Neuerungen wirklich cool und notwendig, sie wirken insgesamt eher deplatziert.

    Begleiter kann ich zumindest im DLC selbst mitnehmen, entweder den Supermutanten, den Ghul oder die Dame. Das hat durchaus seinen Sinn, jeder davon hat seine Berechtigungen und gibt mir Perks, die mich besser durch die verseuchte Stadt bringen.

    Kurzum: Das sehr lineare Gameplay, welches obendrein kaum sinnvolle Neuerungen bietet, verkommt recht schnell und wirkt damit schon bald einfach nur öde. Teilweise erwischte ich mich dabei, dass ich versuchte, so schnell wie möglich vorzupreschen, nur um nicht in irgendeinen zermürbenden Kampf verwickelt zu werden. Daran können auch die nützlichen Begleiter nichts ändern. Sehr schade!



    Blut vor den Augen



    „Dead Money“ ist wesentlich düsterer als das Hauptspiel. Die Wolke, die fiesen Dorfbewohner und das Gefühl, dass hinter jeder Ecke des Dorfes oder Casinos eine neue Gefahr lauern kann, das alles führt zu einer sehr spannungsgeladenen, teilweise schon horrorhaften Atmosphäre. Das ist ein sehr angenehmer Unterschied zum Hauptspiel, zumal ich in diesem Add-On auch nicht übermächtig und im Kampf gegen die Zombies meistens in der Unterzahl bin.

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    Nicht gerade die tollste Urlaubsgegend...



    Allerdings wird das Ganze auf Dauer etwas getrübt, gerade eben durch die vielen Gegner. Irgendwann verdrehte ich nur noch die Augen und wünschte mich näher Richtung Ende, wenn wieder ein Haufen an Untoten auf mich zustürmte. Das wurde ab der zweiten Hälfte des Spiels immer schlimmer, bis ich endlich das Casino betreten konnte. Insgesamt leidet die Atmosphäre also recht stark unter dem Gameplay.



    Fazit



    In manchen Aspekten ist „Dead Money“ praktisch entgegengesetzt zum Hauptspiel: Die Handlung wird interessanter und spannender erzählt, auch die Charaktere sind spannender gestaltet. Was der DLC jedoch mit seiner Handlung und auch der düsteren Atmosphäre prima umsetzt, versaut er beim Gameplay. Ich habe fast keine Freiheit, Erkunden kann ich kaum und ohne hohen Nahkampfskill bin ich vollkommen aufgeschmissen. Das, was „Fallout: New Vegas“ also hauptsächlich für mich ausmacht, ignoriert dessen erster DLC weitestgehend, zumal auch die Geschichte sehr linear verläuft. Die letzten drei bis vier von ca. acht Stunden waren für mich größtenteils stupides Durchrennen, um endlich zum Ziel zu kommen. Es bleibt ein mittelmäßiger DLC, den man einmal durchspielt und mit dem man vielleicht auch etwas Spaß verspürt, den man danach aber auch schnell wieder vergisst.



    Endwertung: 68 von 100 Punkten



    Honest Hearts – Ehrliche Herzen machen es nicht lange



    Flüchtling bleibt Flüchtling



    Vor einiger Zeit kämpfte ein Mann namens Joshua Graham auf Seiten der Legion und war für seine Brutalität berüchtigt. Er führte die Soldaten an, die im ersten Kampf um den Hoover Dam die NCR vernichten und das Bauwerk unter Kontrolle bringen sollten. Als dies misslang, wurde er von Caesar grauenvoll bestraft, doch er überlebte und floh Richtung Norden in das ehemalige Utah. Als Gerüchte aufkamen, dass Graham überlebt haben sollte, brachte Caesar einen Stamm namens „White Legs“ gegen Graham auf, schenkte dem Stamm eine riesige Menge an Waffen und vernichtete den Ort New Canaan, zu welchem Graham geflüchtet war. Graham musste mit den Kanaaniten fliehen und zog sich in einen ehemaligen Nationalpark zurück. Hier verschanzten sich die Kanaaniten mit zwei weiteren Stämmen, den „Dead Horses“ und den „Sorrows“. Doch die „White Legs“ haben sich mobilisiert und auf der Jagd nach Graham bedrohen sie nun die ganze Existenz der Stämme…

    Ich persönlich soll anfangs nur eine Karawane begleiten, welche wichtige Handelsgüter in das Gebiet bringen soll. Natürlich geht das alles wieder schief, die Karawane wird angegriffen, ich bin der einzige Überlebende und stehe mitten im Konflikt zwischen den Stämmen. Dass die „White Legs“ eine Bedrohung sind, ist klar. Doch nun ist die Frage: Was tun?

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    Charaktere wie Joshua Graham bieten einen interessanten Hintergrund, aber leider auch nicht mehr.



    Im Großen und Ganzen gibt es einen Konflikt zwischen Graham und einem Stammführer namens Daniel, welche sich uneinig sind, wie sie mit ihren Stämmen verfahren sollen. Doch anstatt daraus eine spannende Geschichte zu erzählen, welche beide Seiten und den Konflikt zwischen ihnen entsprechend darstellt, belässt der DLC es bei einigen Dialogen und nur sehr wenigen Entscheidungen. Damit wird von Seiten der Geschichte recht viel Potential verspielt, zumal diese beiden die einzigen Charaktere sind, welche auch wirklich gut dargestellt wurden. Abseits dessen wird die Handlung zu schnell erzählt, besteht oft aus „Renne hierhin und besorge den und den Gegenstand“-Quests und bietet auch keine wirklichen Überraschungen. Die einzige spannende Hintergrundgeschichte wird über ein paar Logs erzählt, die ich in Höhlen finde, mehr möchte ich hier aber nicht verraten. Ich wurde hier also insgesamt enttäuscht. Der Grundplot ist ganz interessant, mehr ist hier aber nicht drin.



    Kein Sonntagsausflug



    Gameplaytechnisch sind gleich die Grundvoraussetzungen hier besser als noch bei „Dead Money“. Zwar darf ich nur eine begrenzte Menge meines Inventars mitnehmen, aber das ist besser als gar nichts. Allerdings muss ich auch diesen DLC durchspielen, damit ich das Gebiet des Nationalparks wieder verlassen kann. Und meine Begleiter bleiben in der Mojave zurück.

    Apropos Nationalpark: Im Gegensatz zum toten Geld darf ich in diesem DLC wieder eine offene Spielwelt erforschen. Das alte Utah bietet allein optisch gesehen einen großen Unterschied zum staubtrockenen New Vegas. Flüsse, viel Vegetation und alte Holzfällersiedlungen erwarten mich hier, zudem auch diverse Tiere (die meisten sind mir allerdings nicht freundlich gesinnt). Das bietet eine angenehme optische Abwechslung und frischt die ansonsten ziemlich altbackene Grafik auf.

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    Der Zion-Nationalpark bietet eine Menge fürs Auge. Auch diesen wundervollen und gar nicht gefährlichen Yao Guai.



    Diverse Orte warten hier, Plateaus, Höhlen, alles ist dabei. Das Erkunden lohnt sich also wieder, zumal es eine Vielzahl neuer Ausrüstungsgegenstände gibt. Neue Schuss- und Nahkampfwaffen erwarten mich, auch gibt es eine Vielzahl neuer Kleidung oder an konsumierbaren Gegenständen (Kaffee beispielsweise, der macht kurzzeitig intelligenter!), natürlich auch wieder Perks und Begleiter (die aber wieder nur DLC-spezifisch sind), es gibt sogar neue Rezepte fürs Crafting. Nicht all diese Neuerungen sind unbedingt notwendig (leider auch die neuen Craftingrezepte nicht), aber manche habe ich immer wieder gerne genutzt. Auch in dieser Hinsicht ist „Honest Hearts“ also besser als sein Vorgänger-DLC, zumal ich die ganze Ausrüstung auch sinnvoll nutzen kann; im Gegensatz zu „Dead Money“ sind hier wieder unterschiedliche Spielstile möglich.

    Zu schade, dass dann gerade bei den neuen Feinden gespart wurde. Wirklich neu ist hier nichts, Obsidian hat hier nur einige Modelle aus dem Hauptspiel genommen und ein paar neue Texturen draufgeklatscht. Der einzige „neue“ Gegner ist der Yao Guai, welchen man in dieser Form aber bereits aus Fallout 3 kennt.

    Ansonsten spielt sich der DLC fast genau wie das Hauptspiel. Ich erkunde, entdecke, verbessere meine Ausrüstung und kämpfe. Vom letzteren gibt es aber umso mehr, denn ständig bin ich den White Legs oder der örtlichen Fauna ausgesetzt. Durch meine Begleiter sind die Kämpfe stets zu verkraften, aber ich hätte mir auch öfter mal eine ruhigere Minute gewünscht.



    Fazit



    Auch, wenn die ehrlichen Herzen viele Probleme beseitigen, die ich mit „Dead Money“ hatte, ist der DLC letztendlich nur etwas besser als sein Vorgänger. Klar, die offene und cool designte Spielwelt bot den einen oder anderen überraschenden Augenblick (immerhin kann es dort sogar regnen!) und auch einige coole Neuerungen sind dabei. Das Problem liegt hier jedoch größtenteils in der Geschichte des Spiels. Nicht nur bietet diese zu wenig Interessantes, obendrein ist sie auch viel zu schnell erzählt. Das trifft im Übrigen auch auf die generelle Spielzeit des DLCs zu; nach gerade einmal sechs Stunden hatte ich „Honest Hearts“ bereits durchgespielt, die wenigen verfügbaren Nebenquests eingeschlossen. Es bleibt am Ende ein ganz netter DLC, der aber kaum Wiederspielwert und großartige Neuerungen bietet.



    Endwertung: 73 von 100 Punkten



    Old World Blues – Ohne Rückgrat in alte Zeiten



    Die postapokalyptische Form der Trockeneiswanne



    Einige Zeit vor dem großen Krieg wurde ein geheimer Forschungskomplex in den südwestlichen USA errichtet, in welchem die klügsten Köpfe des ganzen Landes zusammenfanden, um die unmöglichsten Dinge möglich zu machen. Diverse Mysterien sammelten sich um diesen Komplex unter einem Berg, der bald nur noch den Namen „Big Mountain“ trug. Dann schlugen die Bomben ein, der Berg wurde weggesprengt und bald schon wurde es still um den übrigbleibenden Krater.

    Unterdessen lockt mich eine Art Autokino südlich von New Vegas an. Ich untersuche den Sender und werde plötzlich direkt nach Big Mountain (oder Big MT, Wortspiel für „Big Empty“) teleportiert. Ich wache auf und stelle fest, dass mir plötzlich mein Hirn, mein Herz und mein Rückgrat fehlen. Wie sich herausstellt, hat eine Gruppe von Wissenschaftlern namens „Think Tank“ an mir herumexperimentiert. Diese „Spezialisten“, welche ihre menschlichen Körper gegen Maschinen eingetauscht haben, waren dabei allerdings etwas unachtsam und verloren mein Hirn. Ich darf es jetzt also suchen. Doch dabei stehen mir ein fieser, abtrünniger Wissenschaftler namens Dr. Mobius und diverse fehlgeschlagene Experimente im Weg…

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    Die Charaktere von "Old World Blues" sind herrlich skurril und sorgen für den einen oder anderen Lacher.



    „Old World Blues“ erzählt eine wesentlich witzigere Geschichte als die beiden vorherigen DLCs. Das liegt größtenteils an den ziemlich schrulligen Wissenschaftlern, mit denen ich zu tun habe. Jeder von ihnen hat seine Macken, aber interessante Hintergründe. Auch der Verlauf der Handlung ist interessant, bietet sie doch das eine oder andere Mal interessante Wendepunkte und ist insgesamt spannend erzählt. Und außerdem gibts am Ende auch durchaus ein paar Entscheidungsmöglichkeiten.

    Sehr interessant sind hier auch einige Hintergrundgeschichten. Nicht nur wird von vielen Charakteren erzählt, die vor dem Krieg in Big MT aktiv waren, „Old World Blues“ greift auch Charaktere vergangener DLCs auf und gibt mehr Hintergrundwissen für diese. Das lässt die verschiedenen Schicksale zusammenhängender wirken und erweckt den Eindruck eines größeren Ganzen.

    Der DLC erzählt also eine ziemlich witzige, coole und gut durchdachte Geschichte, welche auch mit coolen Nebenplots aufkommt und mit der man so einigen Spaß haben kann.



    Trautes Heim, Tod allein



    Gleich am Anfang fällt positiv auf: Ich kann all meine Ausrüstung mit nach Big MT nehmen, allerdings kann ich die Gegend erst wieder verlassen, sobald ich den DLC abgeschlossen habe. Auch meine Begleiter muss ich wieder im Hauptspiel lassen.

    Neben einer komplett neuen und frei erkundbaren Gegend bietet der Blues der alten Welt diverse Neuerungen. Die erste ist eine vollständige Basis. Ich erhalte ein Bett, diverse Behälter und Maschinen, die ich mit Skripten wieder zum Leben erwecken kann. Diese Skripte sind quer über den ganzen Forschungskomplex verteilt, man muss also suchen. Doch das lohnt sich, denn die Maschinen können sehr hilfreich sein. Der Autodoc heilt mich, die Biostation züchtet Pflanzen, der kleine Roboter zerlegt Kaffeetassen(!) und gibt mir dafür wertvolle Items zum Craften. Sehr witzig: Jede Maschine besitzt ihre eigene KI. Die Jukebox säuselt wie ein alter Bluesmusiker, die Biostation ist ein ziemlich notgeiler Typ mit tiefer Stimme, das Hauptinterface spricht wie ein Butler. Ein ums andere Mal lacht man hier herzlich und hat das Gefühl, als hätte man eine richtige Truppe, die für einen arbeitet. Mit weiteren Skripten kann ich die Maschinen teilweise noch weiter verbessern, was mir nützliche Boni beschert.

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    Der DLC ist vor allem eins: Hart. Umsichtiges Vorgehen ist hier mehr als oft vonnöten.



    Natürlich gibt es auch wieder diverse weitere Neuerungen. Es wurden mächtige neue Waffen, Panzerungen und sonstige Items hinzugefügt und natürlich gibts auch wieder neue Perks. Diesmal wurde sogar ein neuer Radiosender spendiert, der richtig coole Songs liefert. An Neuheiten, die auch sinnvoll sind, mangelt es hier also nicht.

    Tatsächlich ist diesmal sogar das Crafting sinnvoll, denn in Big MT sind unfassbare Massen an Schrott verteilt, die ich für alles möglichen Kram gebrauchen kann. Warum aber brauche ich nun so viele Waffenreparaturkits oder andere Gegenstände? Ganz einfach: Der Schwierigkeitsgrad hat in „Old World Blues“ mächtig angezogen. Fehlgeschlagene Experimente in Form von Zombies, Mutanten und wahnsinnige Roboter machen mir das Leben schwer, sodass ich selbst mit hohem Level und guter Ausrüstung schnell ins Gras beiße und daher auch oft auf mein Inventar zurückgreifen muss. Insofern ist auch die Basis sehr wichtig für mich.

    Dennoch macht es mal wieder viel Spaß, die Landschaft zu erkunden und diverse Gegenden rum um Big MT zu entdecken. Die Spielwelt bietet sogar die eine oder andere optische Sehenswürdigkeit. Die Atmosphäre stimmt dadurch mal wieder prima, denn nachts mit cooler Mucke durch Big MT… das toppt an manchen Stellen sogar das Hauptspiel.



    Fazit



    Ja, man kann an diesem DLC also viel Spaß haben. Die Geschichte ist cool, die Neuerungen sinnvoll und eine gute Ergänzung zum bisherigen Arsenal, die Spielwelt lädt zum Erkunden ein und auch die Atmosphäre ist richtig gut. Nicht zu vergessen: Der Humor, der in diesem DLC besonders zur Geltung kommt. Grundlegende Probleme des Hauptspiels bleiben hier aber praktisch unberührt. Außerdem gibt es immer mal wieder nervige Passagen wie Testareale, die man streckenweise mehrmals ablaufen muss für kleine Boni am Ende. Lässt man sich davon nicht allzu sehr ärgern, kann man mit diesem DLC dennoch viel Spaß haben. Ich habe zum Durchspielen etwa 14 Stunden benötigt, der Umfang ist also voll in Ordnung. Beachtet nur eins: Mit hohem Level kommt ihr besser voran, denn viele verschlossene Türen und Terminals erfordern hohe Skillwerte.



    Endwertung: 83 von 100 Punkten



    Lonesome Road – Der Weg zur Erkenntnis ist düster und voller Gefahren



    Die Aufklärung wartet



    Der vierte und letzte DLC startet als ein einziges Mysterium und bleibt es auch für eine ganze Zeit. Westlich von New Vegas gibt es eine Gegend, die von Atombomben und Sandstürmen komplett vernichtet wurde. Diese Gegend, „The Divide“ genannt, wird von einer langen, zerstörten Straße durchzogen, an deren Ende ein mysteriöser Mann namens „Courier Six“ auf mich wartet. Dieser mysteriöse Mann wurde schon in diversen anderen DLCs erwähnt, doch nie wusste ich, was er von mir wollte. Doch er weiß viel über mich und diese Gegend. Doch was ist passiert? Zu doof, dass ich mich nicht erinnern kann, hat man mir doch am Anfang des Hauptspiels eine Pistolenkugel in den Kopf gejagt und damit meine Amnesie bewirkt. Da er mit Erklärungen geizt, muss ich ihm folgen... doch die Frage ist: Will ich dies wirklich? Denn die Antworten könnten mich wahnsinnig machen…

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    Die Suche nach Antworten treibt mich durch eine riesige und vollkommen zerstörte Kluft. Eine Menge Leid ist vorprogrammiert.



    „Lonesome Road“ nutzt diesmal einen ganz neuen Ansatz: Ich weiß gar nichts und muss über die Zeit herausfinden, was mit „The Divide“ passiert ist. Jener Kurier 6 spricht jedoch in Rätseln. Interpretation ist also das Zauberwort. Da ich ein sehr großer Fan solcher Handlungskonstrukte bin, konnte ich mit diesem Plot sofort warmwerden. Ständig renne ich den Antworten nach, ich will die Nuss knacken. Und ich will verdammt nochmal wissen, wer oder was mich am Ende erwartet.

    Den Mangel an Charakteren (es gibt neben Kurier 6 einen weiteren) kann ich dabei problemlos verschmerzen, denn beide sind sehr interessant dargestellt und ausgeleuchtet. Nicht zu vergessen, dass quer über die Spielwelt diverse Audiologs und Terminals versteckt sind, mit welchen ich noch weitere interessante Hintergrundinformationen sammeln kann.

    Kurzum: Wer mit solchen Darstellungen nichts anfangen kann, wird vom letzten DLC nicht unbedingt viel halten können. Doch mag man diese Erzählweise, hat man sehr viel Spaß mit der letzten großen Reise des Kuriers.



    Es gibt nur eine Straße



    Der Anfang des letzten DLC ist sehr freundlich: Nicht nur darf ich mein gesamtes Inventar mitnehmen, ich kann die neue Gegend rum um „The Divide“ auch jederzeit wieder verlassen und in die Mojave zurückkehren. Meine Begleiter müssen allerdings draußen bleiben.

    Vom Levelaufbau her geht „Lonesome Road“ wieder einen Schritt zurück und leitet mich wie „Dead Money“ durch linear gestaltete Areale. Dennoch bieten diese immer wieder kleine Alternativwege, sodass ich hier wieder viel suchen und auch entdecken kann. Die Spielwelt führt mich dabei durch verwüstete Barracken, eingestürzte Tunnel, riesige Canyons oder auch mal über Hochstraßen. Den einen oder anderen Blick fürs Auge gibt es also auch.

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    Zähne zusammenbeißen und durch. Mit schweren Waffen geht es durch Dreck und Schutt.



    Und natürlich gibt es auch wieder diverse neue Gegenstände. Da die einsame Straße den letzten DLC verkörpert und generell ein hohes Level vor dem Betreten empfohlen wird, gibt es auch viele neue und mächtige Items. Unter den Waffen befinden sich beispielsweise ein Raketenwerfer mir sehr hoher Feuerrate oder ein Maschinengewehr, das ich an der Schulter montiert trage. Auch gibt es neue und starke Konsumieritems und Rüstungen. Sehr hilfreich: Mithilfe eines neuen Lasergerätes kann ich quer über die Spielwelt verteilte Nuklearsprengköpfe zum Explodieren bringen und damit nicht nur haufenweise Feinde erledigen, sondern auch Passagen freimachen.

    Apropos Feinde, auch die habens in sich. „The Divide“ wird von gut ausgerüsteten und keinen Spaß verstehenden Zombies heimgesucht, welche von der Strahlung und den Sandstürmen arg zugerichtet wurden. Und unter der Erde erwarten mich richtig hässliche und sehr starke Mutanten, die mich schneller auseinanderpflücken, als mir lieb ist.

    Allerdings habe ich dafür von Anfang an einen wichtigen Begleiter, über welchen ich nicht zu viel verraten will. Er ist ein sehr hilfreicher Kumpane und durch bestimmte Items, die in der Spielwelt zu finden sind, kann ich diesen noch weiter verbessern.



    Durch Dreck und Leid

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    Einsam, vernichtet, begraben. "Lonesome Road" macht seinem Namen alle Ehre.


    Was den DLC am Ende so richtig gut macht, ist die Immersion. Ich habe keine Ahnung, was das alles hier soll. Ich habe keine Ahnung, wer zum Teufel ich bin und was ich getan habe. Und etwas sagt mir, dass ich es nicht wissen will. Doch es zieht mich weiter, es zieht mich in eine vollkommen zerstörte Landschaft, in der die Sandstürme heulen und nur die Ruinen und Gräben von einer traurigen Vergangenheit erzählen. Ich bin allein. Ich suche nach etwas und robbe dafür durch den Dreck. Überall lauert der Tod, doch ich muss weiter. Dies ist meine schwerste Reise und vielleicht auch meine letzte. Der DLC hat das in meinen Augen unfassbar spannend gestaltet und mich dadurch richtig fasziniert. So muss das sein!



    Fazit



    Nach acht Stunden saß ich da und war richtig geflasht. Ich habe schon lange keinen DLC mehr gespielt, der mich so sehr faszinieren konnte. „Lonesome Road“ erzählt eine Geschichte, die emotional, schweißtreibend und streckenweise auch philosophisch gestaltet ist. Es wird eine packende Atmosphäre geboten, es gibt coole Neuerungen und allgemein fühlt sich der DLC wie eine letzte Reise an, zumal hier auch erneut an einige ältere DLCs angeknüpft wird. Dass die Erzählweise sowie der Aufbau der Spielwelt hier deutlich linearer gestaltet sind, war für mich kein Problem. Am Ende bleibt ein DLC, der eine richtig gute Geschichte zweier Kuriere erzählt und welcher sich insgesamt sogar etwas besser behaupten kann als das Hauptspiel, auch, wenn die meisten Kritikpunkte aus diesem erneut nicht angegangen wurden.



    Endwertung: 87 von 100 Punkten




    Damit wäre das Kapitel "Fallout: New Vegas" nun abgeschlossen. Habt ihr Kritik und Anregungen? Ab damit in die Kommentare!

    Über den Autor

    Bakefish
    Schwimmen, viiiiele Bücher, Zocken, Radfahren, Leichtathletik, die Natur genießen.

Kommentare

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  1. Hecaitomix
    Ein sehr schöner DLC-Gesamttest, in dem sichtlich viel Mühe drinsteckt. Glückwunsch! :)

    New Vegas wird durch die vier DLCs nochmal deutlich umfangreicher und inhaltlich aufgewertet, aber eben nicht überall zwangsläufig besser, was du so auch gut herausgearbeitet hast.

    Deine Kritik zu Dead Money teile ich zum Beispiel voll und ganz. Sich durch das ewig gleich aussehende Sierra Madre durchzuboxen, steht konträr zu der spannenden Ausgangslage und der interessanten Story. Honest Hearts fand ich hingegen besser als in deiner Darstellung. Hier gab es endlich das erwartete Zusammentreffen mit dem "Verbrannten", eine schöne Map zum Erkunden und ein spannendes Szenario mit verschiedenen Stämmen samt moralischer Entscheidung. Auch einen Mangel an Nebenquests konnte ich nicht feststellen. Besonders bewegend fand ich allerdings die (auch von dir erwähnte) sehr traurige Geschichte rund um den einsamen Überlebenden (Vater in den Höhlen), deren Fragmente über die gesamte Karte verteilt sind - für mich eine der besten Erzählungen im Fallout-Universum...
      4 Person(en) gefällt das.
  2. Bakefish
    Vielen Dank erst einmal für das viele positive Feedback! :-)
    @Hecaitomix: Danke sehr! Aber man sieht, Meinungen sind halt verschieden. Gerade "Honest Hearts" scheint zu spalten. Auch ein Freund von mir mag es sehr. Schön jedenfalls, wenn andere dem DLC mehr abgewinnen können. Und ja... die Geschichte des Vaters in den Höhlen war tatsächlich eine sehr gute Hintergrundgeschichte. Wenn auch traurig. ^^

    @frankstahl: Gern geschehen! :-)

    Bei allgemeinem Interesse: Ich poste mal ganz dreist den Link zur Rezension zum Hauptspiel (der Artikel muss mehr Klicks kriegen!11!), falls jemand Interesse auf noch mehr hat. ^^

    https://www.gamestar.de/spiele/fallout-new-vegas/leser-rezensionen/die-wueste-lebt,44882,17905.html
      2 Person(en) gefällt das.
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