Far Cry(6) ist besser als sein Ruf

Von Reddok · 3. Januar 2022 ·
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  1. Hallo, hier ist Reddok, der König der unpopulären Meinungen. So gut wie jedes mal, wenn ich jemanden über Far Cry reden höre heißt es: "Es ist immer das gleiche." Nein, sag ich. Und auch wenn ich mir Far Cry 6 nicht sofort geholt habe, weil ich meine Zweifel hatte, glaubte ich dass die Tester das Gamedesign (und teilweise auch das Setting) zwangsläufig missverstehen. Aber na ja... Solange ich es nicht selbst gespielt hatte, konnte ich auch nicht mitreden. Nun, da ich FC6 selber spiele (und ich davon begeistert bin) möchte ich auf einige Kritikpunkte der Far Cry Reihe eingehen, und warum man nicht allzu viel darauf geben sollte. Kleine Anmerkung: Ich denke trotzdem, dass es noch viel Luft nach oben gibt - und das obwohl ich denke, dass FC6 das beste seit Teil 3 ist... Und vielleicht sogar das beste Spiel der Serie. Der einzige Grund, warum ich denke, dass FC3 besser ist: Die Story wird auch durch das Gameplay erzählt. Man mag vielleicht glauben, dass ich ein Fanboy bin, aber ich habe z.B. Far Cry 4 nie gespielt und nach ca. 40% Far Cry: New Dawn hat mich jegliche Lust am Spiel verlassen.



    RULE 11
    FOR A GUERRILLA, RESOLVER ISN'T MAKING DO WITH WHAT YOU HAVE, IT'S INFLICTING CHAOS WITH EVERYTHING YOU GOT


    Es ist immer das gleiche.

    Vermutlich der Hauptkritikpunkt - ja, auf dem Papier mag das stimmen... Aber in dieser Form trifft das auf jedes einigermaßen moderne Spiel zu. Ehrlich gesagt, auch für alles andere. Egal ob Buch, Film oder sonst irgendwas. Und dazu muss man nicht mal zu den üblichen Verdächtigen Assassin's Creed, Call of Duty oder Fifa schauen. Dark Souls (bzw. Demon's Souls) hat auch nicht das Rad komplett neu erfunden, sondern etablierte Systeme neu zusammengemischt. Und wenn Elden Ring etwas zeigt, dann dass man durchaus viel wiederverwenden kann, ohne das es die breite Masse stört... Sogar von Dark Souls 2! Erst wenn man ins Detail geht, stößt man auf Unterschiede. Seit Dark Souls 1 wird recycelt. (Okay, Sekiro hat viel anders gemacht aber war auch weit weniger Abwechslungsreich. Bloodborne hat nicht so viel an der Formel geändert, aber genug.) Genau wie die Gothic/Risen und Elex-Reihe und vielen anderen auch, ob sie nun Teil einer Reihe sind oder nicht. Und auch bei der Far Cry-Reihe ist es das gleiche und doch gibt es Unterschiede. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich die Nahkampfwaffen aus FC5 nicht vermissen würde. Auf der anderen Seite fühlen sich selbst die Anfangswaffen in Yara um einiges besser an als die Gegenstücke in Hope-County. Und erst die Supremos!

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    "Far Cry ist die Definition von Wahnsinn" Wenn derjenige zugehört hätte wüsste er, dass die FC-Definition von Wahnsinn ist, Immer genau das gleiche zu versuchen und dabei zu erwarten, dass sich am Ergebnis etwas ändert.


    Storytechnisch? Auf dem Papier gibt es jedes mal mindestens einen charismatischen, Irren Antagonisten, allerdings gibt es auch hier Unterschiede. Jeder hat seine eigenen Motivationen, eigene Arten mit Situationen umzugehen und eine andere Beziehung zum Hauptcharakter. Vaas ist das Spiegelbild von Jason. Das was er sein wird, sollte er sich an das Kriegerleben zu sehr gewöhnen. Viele Leute vergessen scheinbar, dass Vaas nur der "Intro-Gegner" ist und man die zweite Hälfte gegen 'nen generischen Badguy kämpft, dessen Name mir erst wieder mit dem Vaas-DLC eingefallen ist, weil er dort genannt wird. Pagan Ming ist sogar mit Ajay blutsverwandt, und hätte sich niemals in dessen Weg gestellt, wenn dieser es nicht getan hätte. Joseph will den Deputy nicht einfach besiegen, sondern bekehren; seine Untergebenen sind genau so Opfer wie Täter. Castillo hingegen ist Staatsoberhaupt und ihm würde nicht in den Sinn kommen, sich mit dem Pöbel abzugeben (es sei denn um ein Exempel zu statuieren). Sein einziger Schwachpunkt ist sein Sohn, Diego. Zu Dani komm ich dann später noch.
    Nun, wer die Open World kritisiert, tut dies zu recht. Aber eine Sandbox-Openworld ist Fluch und Segen zugleich. Ich wechsle deswegen aller paar Stunden die Spielstile und Waffen. Aber wenn man das mal mit AC Odyssey vergleicht, wo teilweise ganze Lager-Layouts gecopy-pasted wurden ist da doch ein ganz himmelweiter Unterschied. Ich werde vermutlich nie die Schatzsuche in Far Cry 6 vergessen, wo man einen Pelikan füttern und ihn über die halbe Map mit unterschiedlichen Arten der Fortbewegung verfolgen muss. Phänomenal. Und ja, die ganzen Straßensperren sind ziemlich ähnlich bis gleich, allerdings werden die nur von 3-5 Leuten bewacht, was aus einer Eroberung eine Sache von Sekunden macht.

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    Ich bin mir 100%ig sicher: Panzer und einige andere Land-, Luft-, Wasser- und Hybridfahrzeuge sind neu. Außerdem gibt es eine neue Gegnerart: Den Ingeneur, welcher Dinge reparieren kann.


    RULE 20
    ONCE A GUERRILLA, ALWAYS A GUERRILLA.


    Es ist nicht politisch/ernst genug

    Wenn jemand - egal wer - behauptet ein Spiel mit auch nur einem Hauch von Story hätte keine Politik, der larbert Scheiße. Wenn Kritiker sowas behaupten, meinen sie eigentlich, dass nicht die richtige Nachricht im Spiel vertreten ist. Wenn Publisher sowas sagen, wollen sie keinem potenziellen Kunden auf die Füße treten. Wenn Spieler weniger Politik in Spielen fordern, meinen sie damit, dass es ihnen nicht auf die Nase gebunden oder eingeprügelt wird. Jedes Far Cry ist in irgendeiner Weise politisch. Man bekommt allerdings kein Bigot-Sandwich ins Gesicht gedrückt, was ich als Vorteil sehe. Besonders der fünfte Teil stand deswegen in der Kritik. Warum? Weil es keine politische Meinung zu Trump geliefert hat, wie scheinbar alle erwartet haben. Weil... es... in den USA spielt? Da wird dann sich drüber aufgeregt, dass der religiöse Kult extrem progressiv ist, weil da auch Afroamerikaner und Frauen Mitglieder sind. Um es mit den Worten der Serie Community zu sagen: "I think not being racist is the new racist." Joseph prangert die moderne Konsumgesellschaft an, welche die Welt unaufhaltsam auf den Kollaps (bzw. das Ende der Welt) zusteuert. Und dann gibt ihm das Spiel mithilfe von Atomexplosionen noch recht. Man schafft es gerade noch so, mit Joseph zu einem Bunker zu fahren. Dort wird man dann ausgeknockt und was macht Joseph? Er schleift den Deputy in den Bunker, um ihn zu retten. Als der Rookie aufwacht, erklärt ihm Joseph, dass dieser ihn hasst, ihn am liebsten umbringen würde. Aber er tut es nicht, weil der Rookie das einzige ist, was ihm geblieben ist. Eventuell auch weil Vergebung ein wichtiges Thema im christlichen Glauben ist... Später in Far Cry: New Dawn ist der Rookie dann Josephs rechte Hand, bekannt als "The Judge". Nun wie gesagt hab ich New Dawn nie durchgespielt, aber ich glaube Joseph ist in seinen späteren Jahren ein wenig ausgeglichener geworden, zweifelt an seinen früheren Taten. Ich glaube er ist sogar der einzige Far Cry Schurke, der nicht getötet wurde. Zumindest in dem Spiel wo er der Antagonist ist.
    Soll ich dir sagen, warum der Begriff "Social Justice Warrior" inzwischen mehr negativ als positiv aufgenommen wird? Weil die laute Minderheit weder weiß, wann es genug ist, noch ein sonderlich gutes Gedächtnis für vergangene Fortschritte hat. (Ich rede jetzt über fiktionale Charaktere, nicht Missstände im Arbeitsumfeld - die sollten so schnell wie möglich aus der Welt geschafft werden.) Damit meine ich nicht: "Ok, jetzt haben wir den Quoten-Schwarzen eingebaut, das reicht jetzt an Diversität", sondern: "Die Entwickler haben daran gedacht, das Spiel diverser als die Vorgänger zu machen, das ist ein Schritt in die richtige Richtung!" Stattdessen bekommen die auf die Mütze, weil es nie genug ist. Der Grund, warum ich das sage ist nicht, dass ich gegen Diversität bin sondern, dass es dauert. Ich verstehe, wenn man das alles so schnell wie möglich umsetzten will, um tagtägliche Ungerechtigkeiten möglichst bald einzudämmen. Aber sowas dauert eben. Das passiert nicht einfach so über Nacht. Anderes Beispiel: The Legend of Korra wurde/wird dafür kritisiert, nicht weit genug gegangen zu sein. Aber es war noch eine ganz andere Zeit. Korra musste sich dank Budgetkürzungen, sowie anderen Gemeinheiten von der Chefetage, humpelnd und kriechend ins Ziel kämpfen, damit andere rennen können.


    RULE 26
    THE ENEMY HAS JUST AS MUCH RIGHT TO DESTROY YOU AS YOU DO TO DESTROY THEM.


    In Far Cry 6 liegt die Kritik eher darin, dass ernste Dinge wie Folter, Sklavenhaltung usw. gezeigt wird aber sich das ganze mit Witzen, ausgelassener Stimmung und spaßigen OW-Aktivitäten abwechselt. Man merkt es vielleicht nicht immer, aber es ist eigentlich gut so - besonders bei Games in denen man viel Zeit verbringt. Wenn stundenlang alles nur aus todernsten/depressiven Themen bestehen würde, gäbe es nicht viele Spieler die das durchhalten würden. Spaß ist der Hauptgrund warum wir erst Stundenlang Zeit damit "verschwenden". Das ist auch der Grund, warum in längeren Horrorspielen (und Filmen), wie Resident Evil, nicht immer alles gruselig ist. Natürlich gibt es Unterschiede bei den Konsumenten.
    Außerdem sollte man (zumindest als Tester) seine eigenen Wünsche nicht auf das Spiel projizieren. Auf deutsch: Bewertet das Spiel danach was es ist und nicht danach was ihr euch wünscht. Hört auf das Spiel in eine Ecke zu stellen, in der es nicht sein will! Far Cry war nie ein Kriegsdrama und wollte nie eins sein. Der ganze fiese Kram ist außerdem nicht nur da um zu schocken, sondern um zu zeigen, warum Anton gestürzt werden muss (kommt schon, ist nicht das erste Spiel, dass sowas macht), und dass das Ziel nicht die Mittel heiligt. Anton ist immerhin ein demokratisch gewählter Präsident, der von fast jedem NPC, mit dem man zusammenarbeitet, gewählt wurde. Ich glaube, er denkt er tut das nötige für sein Land und seinen Sohn, zusammen mit einer Prise Selbsterhaltungstrieb. Aber eben auf die einzige Weise, die er kennt.
    Das soll nicht heißen, dass man sich nicht so ein Spiel wünschen darf. Aber man kauft sich doch keine Äpfel und beschwert sich dann darüber, dass es keine Bananen sind! Wenn es ein Kriegsdrama wäre, und gleichzeitig unfreiwillig komisch, dann und nur dann würde ich so einer Kritik zustimmen. Aber es ist ein seichter Sandbox-Shooter, der Spaß machen soll, im Setting eines Guerilla-Krieges. Und das macht es meiner Meinung nach auch sehr gut, ob Hauptmissionen, Nebenmissionen oder irgendwelcher Openworld-Kram.

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    Als Journalisten eingeschleust versuchen Dani und die Sängerin von Maximas Matanzas an ihre Gegenspielerin, Antons PR-Tante, heranzukommen.

    Ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich auf einmal einem Logan Paul übern weg gelaufen bin... Also nicht den echten, sondern einer Anspielung im Spiel. Ähnlich absichtlich geschmacklos wie in Echt muss man ihn Filmen, während er über einen Panzer-Schießstand rennt, was - natürlich - nicht gut für ihn endet.
    Dann gibt es in FC6 auch noch eine Nebenquest bei der man einem alten Sack hilft, die Kinder seiner etlichen Affären zu finden und sich bei ihnen zu entschuldigen. Einer davon kommt sehr nach seinem Vater und meint er sei verflucht oder so, woraufhin Dani antwortet: "Du bist nicht verflucht, sondern nur ein Arschloch." Nach dem Abschluss beginnt dann der alte Herr, der mit seinem Alter die Fehler seiner Vergangenheit erkannt hat, einen ewig langen Monolog zu führen und bittet Dani "Das Patriarchat zu stürzen." Dani fleht ihn währenddessen quasi an, aufzuhören und fragt sich, ob ihr Telefon vielleicht kaputt ist, da er nicht reagiert sondern einfach weiter labert, ohne auf Dani zu achten. Was für eine herrliche Ironie! Und zeigt im gleichen Atemzug auch, dass man selbst, wenn man helfen will, reumütig ist und die besten Absichten hat, immer noch Dinge falsch machen kann. (Okay Dani kann auch ein Kerl sein, aber ich schätze Canon ist es eine Frau.)
    Aber selbst kritisch gesehen ist mir weder widersprüchliche Tonalität, noch richtig fiese fremdschäm-Momente aufgefallen. Und glaubt mir, ich schäme mich für alles und jeden. Watch_Dogs 2 war um mindestens 3-4 Cringe-Stufen schlimmer, und selbst da bin ich einigermaßen durchgekommen. Was nicht heißt, dass ich nicht verstehen könnte, wenn jemand Maximas Matanzas nervig findet. Allerdings wird es meiner Meinung nach besser je mehr Fortschritt man in der "Quest-Reihe" hat. Einer von denen will wegen Minderwertigkeitskomplexen, Selbstmord zu begehen... inwiefern ist das bitte Cringe?! Da fand ich es eher befremdlich, das GameStar stattdessen Philly positiv dargestellt hat, der noch weniger Latten am Zaun hat.


    RULE 83
    EVERY GUERRILLA IS THE LEADER OF THEIR OWN REVOLUTION


    Hilfe, meine Map ist voller Icons!
    Ich hab letztens (wenn dieser Text veröffentlicht ist, vermutlich schon 1-2 Wochen oder länger her), den Elex 2 Podcast angehört, wo darüber geschwärmt wird, dass die Elex-Map nicht mit Symbolen vollgekotzt wird, die man nicht selber dort platziert und dass es nicht üblich ist, vor allem in Ubisoft-Titeln. Dabei denk ich mir so: Was zur Hölle redet ihr da? In Far Cry 6 ist es vielleicht nicht so, dass man alles selber markiert; aber wenn die Karte voller Symbole ist, war der Spieler "selber Schuld". In Far Cry 6 klettert man nicht auf einen Turm hoch und deckt hunderte Symbole auf, man redet stattdessen mit Widerstandskämpfern, ließt Notizen, sammelt Flyer (all das deckt auch nicht alles komplett auf)... Oder man erkundet einfach die Karte und stolpert darüber. Ich glaube sogar das war schon in Far Cry 5 so, wenn ich mich richtig erinnere. Niemand zwingt den Spieler dazu, zu den Ausrufezeichen zu gehen, welche nur erscheinen, wenn man in der Nähe ist. Okay, eventuell wird ein "Neuron aktiviert", wenn man als Affe eins aufploppen sieht... Gut, ein spezieller, optionaler Erkundungsmodus wäre vielleicht was für Far Cry 7: Man bekommt mündlich oder schriftlich Hinweise, und kann sich das ganze dann selber auf der Karte markieren. Sowas wie "Westlich der Stadt So-und-So ist ein Außenposten." oder "Im Dschungel XY fährt ein Konvoi den Fluss entlang." Und ja, es gibt einige Sachen, die Ubisoft durchaus von Piranha Bytes lernen könnte.

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    Es gibt vielleicht weitaus bessere Grafik. Ich denke aber besser muss es nicht aussehen, wenn das Gameplay im Vordergrund steht.

    Zweiter Punkt: Niemand zwingt dich alles zu machen. Das Spiel ist gerade so designt, dass niemand alles machen muss, es geht um Alternativen! Fast Jede Nebenaktivität bringt in etwa die gleichen Belohnungen (Okay, Uran bekommt man nur von Luftabwehr). Willst du dir deine Waffen nicht selber zusammenbauen? Dann such dir die legendären Waffen, die schon verbessert sind. Wenn selbst das zu viel ist, kann man sich die Improwaffen zulegen, die auch sehr stark, aber eher speziell sind.
    Aber selbst wenn man sich jede Art von Waffe selber zusammenbauen will, ist der Grind nicht so schlimm wie erwartet denn: Jedes Upgrade ist für jede Waffe der selben Gattung verfügbar. D.H. Wenn man Spezialmunition für Gewehre freischaltet, ist die für jedes Gewehr verfügbar; ist ein Scharfschützenvisier erstmal gebaut, kann man jedes Scharfschützengewehr damit ausrüsten. Man muss sich also nicht scheuen, mehrmals Waffen zu wechseln, sollte man genügend Upgrades freigeschaltet haben.
    Das ließt sich jetzt so, als wäre ich vom Thema abgekommen, aber: Deswegen muss man sich ab einem gewissen Punkt keine Sorgen mehr um den Nebenkram machen. Wäre natürlich besser, es so zu designen, dass der Spieler von sich aus alles machen will (einfacher gesagt als getan), aber ich halte das für eine gute Alternative.
    Da ein Tester aber alles spielen sollte (oder zumindest sich dazu verpflichtet fühlt), wundert es mich nicht, wenn er die Aktivitäten mit der Zeit zu langweilig oder erschlagend findet. Lange Rede kurzer Sinn: Es geht nicht darum allen Spielern den kleinsten gemeinsamen Nenner zu bieten, sondern jede Art von Spielern etwas, das ihm Spaß macht. Ich z.B. hab nicht einmal die Bandidos oder eine Angelrute angefasst. Das ganze Spiel ist darauf ausgelegt. Wollte man in Far Cry 3 seine Munitionsvorräte verbessern, hatte man keine andere Wahl als Handtaschen aus gefährdeten Tierarten zu nähen. In Teil 6 kann man jagen, um sich zusätzliche Materialien zu verdienen oder um etwas zu kochen, aber an keiner Stelle ist das wirklich verlangt. Genau so wird nie ein spezieller Spielstil verlangt. Sicher, könnte man einen Panzer mit einem Raketenwerfer erledigen. Warum aber einen Waffenslot dafür verwenden, wenn man auch mithilfe einer EMP-Granate den Panzer lähmen und dann kapern, bzw. von innen sprengen kann?


    RULE 73
    A REVOLUTION IS NOT WON BY THE FEARLESS. IT IS WON BY THE FEARED.


    Übers Autofahren, abstürzen, schleichen und das korrekte Aussuchen von Munition.

    Ich hab ca 40-50% des Spiels mit fahren verbracht und bereue es nicht. Es macht einfach Spaß. Es ist einfach atmosphärisch. Okay, Autofahren war schon immer ziemlich gut in Far Cry, aber ich denke, zwei Änderungen machen es noch besser: Erstens, man wird in der Regel nicht dauernd angegriffen, wenn man sich einigermaßen ordentlich verhält. Zweitens, gute Musik, die noch extra Punkte bekommt, da Dani bestimmte Lieder mitsingt. Diese zwei kleinen Änderungen haben dazu geführt, dass ich die Schnellreise fast nie benutzt habe. Im Gegensatz zu Far Cry 5, wo bei mir die Map aussah wie ein Schweizer Käse... Denn die Karte wird nicht aufgedeckt, solange man fliegt. Ich bin in Far Cry 5 immer nur in ein Flugzeug gestiegen um zu der nächsten Hauptmission zu fliegen, um nicht andauernd von irgendwelchen Kultisten beschossen zu werden.

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    Sonne, Palmen, Strand, gute Musik und ein schnelles Auto. Was will man mehr.

    Apropos Far Cry 5: Das Trefferfeedback war extrem Kacke, vor allem mit den Anfangswaffen. Später hat man schon einige Waffen bekommen, die mehr Wums hatten und sich besser anfühlten. Was Waffenhandling angeht, liegen Welten zwischen Teil 5 und 6. Das Anfangs-Sturmgewehr von 5 ist eine spätere Waffe in 6 und fühlt sich um einiges besser an als in meiner Erinnerung. Ich bin auch nicht mehr so oft auf dem Boden aufgeklatscht, weil ich den Fallschirm/Wingsuit benutzen wollte wie im vorherigen Teil... Das ist aber vielleicht Übung. Neu in den Fortbewegungsmöglichkeiten ist das Rutschen. Ist um einiges vielseitiger wie es klingt. Ja, man kann den Berg runterrutschen, in Deckung schlittern... aber auch Gegner umwerfen, sowohl beim Schleichen als auch Feuergefecht. Ich denke das einzige, was man zu Fuß noch verbessern könnte, ist das klettern und festhalten an Kanten. Bei Gebäuden geht es, aber besonders an Felsen ist das manchmal sehr hakelig. Ansonsten, aber das ist eher optional, würde ich mir etwas aus Metal Gear/Ghost Recon wünschen, nämlich erstens: Die Möglichkeit Schalldämpfer an und abzuschrauben. Zweitens: Robben, um sich im hohen Gras zu verstecken (oder hinter flacher Deckung) und um auf dem Rücken liegend nach oben zu Zielen. Letzteres hat nicht wirklich einen großen Nutzen, ich fände es nur cool.
    Apropos Metal Gear. Für mich ist Far Cry im Herzen ein Stealth-Shooter, und funktioniert dann auch am besten. GameStar schreibt, dass man das getrost lassen kann, aber ich finde, damit nimmt man sich selber den Spaß. Dann dauerts halt (eventuell) länger. Na und? Beim Spielen ist es nicht wichtig alles schnell oder perfekt zu machen, sondern Spaß zu haben. Vielleicht auch unnötig komplizierte aber coole Wege zu finden, das Spiel zu spielen, wie z.B. StealthgamerBR.

    Spezialmunition wurde im GameStar-Testvideo (da geh ich gleich nochmal drauf ein) auch kritisiert, Zitat: "Wir kommen mit jedem Schießeisen relativ schnell durch die Rüstung des Feindes hindurch." Das ist eine nicht ganz korrekte Annahme. Wenn man keine Panzerbrechende Munition benutzt, kommt man eben nicht durch die Panzerung durch. Stattdessen trifft man die ungepanzerten Stellen und macht dann so Schaden. Falls nicht, prallen die Kugeln einfach ab. Hat also ein Gegner einen normalen Helm, kann man ihm trotzdem von vorn ins Gesicht schießen. Der Helm hingegen hält ein paar Schüsse aus, bis er weggeschleudert wird. Das gleiche gilt für die extrem schwer gepanzerten Soldaten, bis auf den Helm. Man kann immer noch auf das Visier oder andere ungepanzerte Stellen schießen um Schaden zu machen, es ist nur schwieriger. Schießt man stattdessen auf den Helm oder den Brustpanzer bringt das (je nach Munitionstyp) rein gar nichts. Ich schätze die Tester haben das nicht mitbekommen, da sich beim "Spray & Pray" einige Kugeln an die richtigen Stellen verirrt haben. Panzerbrechende Munition hat das Problem nicht (Auch der Grund, warum die legendäre Pistole von der Tutorial-Insel als OP angesehen wird, aber nicht ist: Sie ist mit PB-Munition ausgerüstet), und hat sogar einen gewaltigen Vorteil: Es setzt die Reichweiten- und Durchschlagskraftbeschränkungen von Schalldämpfern außer Kraft. Es ist daher extrem gut schallgedämpfte Waffen mit Panzerbrechender Munition zu versehen. Feuer- und Explosionsmunition ist eher nischig, hat aber auch seine Vorteile. Giftmunition ist die einzige, die ich Scheiße fand; liegt daran dass ihre Nische zu klein ist. Ich töte lieber die Gegner als sie zu verwirren, und Gegner mit Flammenwerfern sind relativ selten.

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    Fotomodus sei dank: Tanzen zur Musik. Der Fotomodus hat allerdings noch ein paar Dinge die ich ändern würde. Warum kann ich die Lichtverhältnisse nicht im Live-Modus anpassen?

    Der einzige Punkt, wo ich dem GameStar-Test zustimme, sind die Gegner. Ja sie sind dumm. Auch wenn sie ihren Zweck erfüllen, ist da noch einiges an Potenzial. Da muss man allerdings auch klarstellen, dass man sie auch nicht zu klug machen kann. Wurde ja schonmal getestet, mit dem Ergebnis, dass sich die Spieler unfair behandelt fühlten. Vor allem wenn die Gegner zahlenmäßig weit überlegen sind (so ab 12-14 Mann), kann ich mir gut vorstellen, dass bei hoher Gegnerintelligenz der Spieler schnell in eine Ecke gedrängt wird, aus der es kein Entkommen mehr gibt. Aber trotzdem denke ich, dass man einige Verbesserungen vornehmen könnte, so hab ich z.B. mal einen Gegner in einem Raum mit nur einem Ausgang gesehen, der in die Richtung meines letzten Lärms geschaut hat, und dann so aus dem Raum rausgelaufen ist. Es wäre also besser wenn die Gegner zu erst die Beschaffenheit ihrer Umgebung in Betracht ziehen, als die Stelle, an welcher der Spieler zuletzt gesehen oder gehört wurde.


    RULE 16
    A GUERRILLA'S REVOLUTION NEVER ENDS.


    Spieletests sind IMMER subjektiv, NIE objektiv.

    Ich hab mir das GS-Testvideo zu Far Cry 6 nochmal angesehen, nachdem ich es durchgespielt habe. Und ohne es zu beschönigen: Ich hatte das Gefühl, dass das Spiel entweder absichtlich schlecht dargestellt wurde oder sämtliche Tester Tomaten auf den Augen hatten. "Warum? Wollen die Tester so sehr, dass alle Spiele Kunst sind und nicht einfach nur Spaß? Ist es ihnen sauer aufgestoßen, dass in einem spaßigen und lustigen Spiel Kriegsverbrechen und Hahnenkämpfe gezeigt werden? Oder wollen sie einfach den immer präsenten (und gewissermaßen auch gerechtfertigten) Ubisoft-Hate ausnutzen?" Diese Gedanken sind mir durch den Kopf gegangen. Aber um ehrlich zu sein, kann ich mir nicht vorstellen, wie es ist wenn man ein Spiel wie Far Cry oder Halo: Infinite beruflich spielen muss und dann dazu noch einen Test schreiben soll, vor allem dann noch vermutlich mit einem festen Abgabetermin.
    Aber trotzdem kritisiere ich jetzt weiter, nicht aus Hass, sondern damit sie besser werden. Beispiel Trefferfeedback: Im Video wird gesagt, dass Sturmgewehre sich nicht durschlagkräftig genug anfühlen, gezeigt wird aber eine schallgedämpfte MP mit Feuermunition, die auf einen KOMPLETT GEPANZERTEN Gegner schießt (Die Lebensenergie, die diesem angezogen ist, kommt davon, dass er brennt, nicht von den Kugeln). Anders ausgedrückt: Man hätte auch eine Steinschleuder zeigen können, die auf einen Panzer schießt. Die Tester haben sich offensichtlich nicht die Regeln der Guerilla zu herzen genommen, immer das richtige Equipment zu benutzen. Das ganze erinnerte mich fast an das Furchtbare DOOM-Gameplay von IGN, nur dass man diesmal nicht einfach schlecht spielt sondern mit Absicht Spielmechaniken ignoriert. Außerdem wird im einfachen Schwierigkeitsgrad gespielt, vermutlich um besser an Videomaterial zu kommen. Da kommt man schon darauf, sich die Frage zu stellen, ob beim Rest des Tests mit ähnlich viel Elan gearbeitet wurde.

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    Diese "Impro-Waffe" ändert ihre Funktion, wenn man den richtigen Supremo ausrüstet. Kein Gegner ist mehr sicher, egal ob er sich versteckt, oder in einem Gefährt sitzt. Um an sie zu gelangen, muss man schon ein wenig mehr Aufwand betreiben.


    Folgendes ist weitaus mehr Geschmacksache: Ich denke die Story in Far Cry 6 ist sehr gut. Aber scheinbar wollen alle, das jede Kleinigkeit bis in das kleinste Detail erklärt wird. Dadurch haben wir dann so einen Mist wie Han Solo's Nachnahmen, der scheinbar durch einen schlechten Wortwitz entstanden ist.
    Dani quasselt auf der Tutorial-Insel immer vom Abhauen in die USA. Als sie dann endlich die Möglichkeit hat, macht sie es nicht... Warum? Das Spiel "erklärt" es, allerdings war nur keiner bereit, zuzuhören. Dani hat nach ihren ersten Guerilla-Einsatz offensichtlich Gefallen daran gefunden. Sie sagt es selber kurz nachdem (oder davor, ich bin mir nicht mehr ganz sicher) man die Möglichkeit bekommt, abzuhauen. Nur wird das nicht groß und breit durchexorziert.
    Auch der Spagat zwischen blutrünstigen Freiheitskampf und der Spaß daran wird durch die Legenden thematisiert. Laut diesen ist es nämlich gar nicht so unüblich, das Guerillas irgendwann das ursprüngliche Ziel vergessen und einfach nur auf Blut aus sind oder Macht ausüben wollen. Sie trauen deswegen weder Dani, Libertad oder La Moral. Schon wie in den Vorgängern ist (fast?) niemand im Spiel einfach nur böse oder gut. Die (meisten) Guerillas kämpfen zwar für eine gute Sache - aber sobald sie gewonnen haben, haben sie keine Ahnung, wie es weiter gehen soll. Auch mit freien Wahlen ist Yara noch lange nicht übern Berg... Falls es überhaupt je besser wird, denn es gibt niemanden mehr, der in der Lage ist, alles wieder ins Lot zu bringen. Es sind nur Guerilleros und Rebellen, Anhänger des gestürzten Regimes übrig. Wo sind die Fanfaren für den "Mut", den Far Cry aufbringt, dass es nicht nur positive Effekte gibt, wenn man eine Regierung stürzt, die ihre Macht missbraucht und ihre Bürger ausbluten lässt? Alles in allem fand ich die Story besser als die von Fallout 4 und The Last of Us 2 zusammen; auch wenn man sie durchaus detaillierter erzählen könnte. Aber das ist nun mal so in einem Openworld Spiel. Die Story ist eher eine Motivation für den Spieler als eine echte Story.

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    Erstmals gibt es eine große Stadt in Far Cry. Ist leider Hauptsächlich ein großes Sperrgebiet, dass man, bis auf wenige Ausnahmen, nur für Story Missionen betreten muss. Ein atmosphärischer Hingucker ist sie allerdings allemal, egal ob aus der ferne oder innerhalb.


    Nun, hat Far Cry 6 mein Hirn explodieren lassen? Hat es mich zu Tränen gerührt, oder mich die Natur des Lebens hinterfragen lassen? Verdammt noch mal, nein. Was es aber geschafft hat: Mich 40 Stunden (50 mit DLC) lang mit brachialer und/oder hinterhältiger Guerilla-Action zu unterhalten, gepaart mit dem üblichen Far Cry Wahnsinn. Es macht das, was es machen will gut. Und wenn du dies nicht haben willst, ist das in Ordnung. Ich für meinen Teil spiele lieber eine Sandbox-Ballerbude anstelle einer durchgeskripteten und/oder Multiplayer Ballerbude. Und nein, ich bin nicht wirklich scharf drauf, Ubisoft zu verteidigen, aber ich denke die meisten ihrer Spiele werden für selbstverständlich gehalten, und der Aufwand hinter ihnen (auch wenn sie formelhaft sind) ist weitaus größer als es den Anschein hat.
    In Far Cry ist das Gameplay an erster Stelle. Und auch wenn es ein paar kleinere Krankheiten hat, gibt es keinen Singleplayer-FPS, was da ran kommt. Na ja, außer vielleicht Halo und Doom. Bitte häutet mich nicht, ich finde Far Cry bisher besser, das liegt aber daran dass es Halo kein (richtigen) Stealth gibt und Oldschool-Shootergameplay nicht so meins ist. Aber weder Halo noch Doom würde ich deswegen kritisieren. Am Inhalt kann Ubisoft gerne noch ein bisschen arbeiten und ich fände es besser, wenn nicht alles an den Klamotten hängt (Vor allem Sachen wie Wurfmesser, Pistolen und Granaten-Takedowns). Der Roguelite DLC bringt zwar etwas frischen Wind, aber da könnten sie auch ein bisschen mehr Abwechslung bringen, wenn man das ganze schon 5 mal durchspielen muss um das Ende zu sehen. Dabei würde es schon helfen, wenn nicht nur Hilfsmittel und Waffenverbesserungen zufallsgeneriert werden sondern auch die Waffen (zu einem gewissen Grad). Ich hätte aber vielleicht versucht die Erinnerungen (bzw. die DLC-Story Missionen) prozedural zu generieren.

    Schlusswort: Ich kritisiere zwar die meisten Tester dafür nicht objektiv zu sein, aber sei dir gewiss: Auch ich bin nicht objektiv. Für mich sind die besten Spiele eben die, bei denen das Gameplay zu erst kommt. Quasi das Gegenteil von Walkingsims oder glorifizierten Quicktime-Event-Marathonläufen.

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    Der Spieler bekommt das erste mal auf 4 verschiedene, anpassbare Autos. Der Sportwagen hat mich zu einem Racist gemacht. HAHAHA HA HA Verstehste? Wegen Rennen fahren... Rennen heißt auf englisch Race... Ähm... ok... ich glaube es ist Zeit zu gehen.
    Misie Gaming gefällt das.

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