Invaders - Sie kommen in Frieden ... oder so

Von Yeager · 20. Juni 2014 · Aktualisiert am 20. Juni 2014 ·
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  1. Buchrezension zu "Invaders" von Peter Ward
    (Science-Fiction, Piper Verlag, 2013)


    Klappentext:

    Die Invasoren kamen aus der Vergangenheit.
    Aus der Zukunft kehrten sie zurück, um uns endgültig zu unterwerfen.
    Doch in der Gegenwart trafen sie auf einen Mann,
    mit sie nicht gerechnet hatten ...

    Geoff Stamp ist ein Totalversager.
    Er hat keinen Job, er hat keine Freundin, er hat keine Ahnung, was er mit seinem Leben machen soll. Er ist völlig bedeutungslos, läuft den ganzen Tag im Pyjama rum, macht nichts anderes, ausser Computerspiele zu zocken. Er ist frei von jeglicher Art Talent, verfügt über keine besonderen Kenntnisse von irgendwas oder irgendwem, niemanden bedeutet er etwas, niemand würde ihn wirklich vermissen.

    Und genau diese Dinge sind es, die ihn zum interessantesten Job qualifizieren, der überhaupt denkbar ist: zum Zeitreiseführer.
    Denn die Zeitreisenden sind längst unter uns, inkognito, versteht sich, und suchen jahrelang nach "Talenten", wie ihm, also Menschen, deren plötzliches Verschwinden für das Raum-Zeit-Kontinuum in etwa so bedeutsam wäre, wie ein umkippender Sack Reis in China. Am besten noch weniger.
    Völlig überrumpelt, quasi nebenbei, gerät Stamp in eine wilde Achterbahnfahrt quer durch Vergangenheit und Zukunft.
    Doch die TimeTravel-Headhunters haben sich folgenschwer geirrt:
    In Wirklichkeit haben sie die wichtigste Person engagiert, die je auf Erden rumlief - wenn auch im Pyjama, ziemlich verpeilt und liebenswert unfähig - und vielleicht mal von Christus abgesehen. Nie war ein sterotyper Loser und passionierter Computergames-Zocker wichtiger für die Welt.

    Peter Ward, 1980 in Essex geboren, liefert mit "Invaders" ein grandioses Debüt ab.
    Sein britischer Humor ist entstaubt, zeitgemäß angepasst, seine Art zu schreiben, Situationskomik greifbar zu machen lässt den Leser mindestens schmunzeln - manchmal sogar lauthals auflachen.
    Die Story ist spannend und gut geschrieben, von der ersten bis zur letzten Seite.
    Sie mündet in einem furiosen, aber absolut nachvollziehbaren Ende, das dennoch in den über 300 Seiten zuvor nie absehbar wurde.
    Die Verwicklungen, in die der Protagonist tölpelhaft trampelt, sind geradezu köstlich.
    Doch zuweilen bleibt einem die kaltschnäuzige, britische Ironie des Autors im Halse stecken, man fühlt sich entlarvt als jemand, der in einem wertefreien Hier und Jetzt sich anmaßt über den Wert eines Menschen urteilen zu können.
    So schafft dieser eigentlich kurzweilige, nie moralisch belehrende Roman unterschwellig doch den Transport einer moralischen Note, die da lautet:
    In jedem von uns steckt mehr, als man gedacht hätte.
    Vor allem mehr, als wir von uns selbst gedacht hätten.

    Die einzige Kritik geht nicht in Richtung des Autors, sondern der Übersetzung:
    "Doing computer games" immer wieder im Buch mit "Computerspiele MACHEN" zu übersetzen, statt "Computerspiele zu SPIELEN" ist ein grober Anfängerfehler.
    Doch man überliest es, weiß, was damit gemeint ist.

    Die Analogien zum Klassiker "Per Anhalter durch die Galaxis" sind offensichtlich, der Autor macht keinen Hehl daraus, seinem Landsmann nach zu eifern.
    Und es gelingt ihm auch die Klasse des Altmeisters zu erreichen, denn sein Erstlingswerk ist keine Kopie, sondern eine völlig eigenständige Geschichte, deren intelligente Verstrickungen dem Leser erst rückblickend völlig klar werden.
    Dafür aber auch mit einem Paukenschlag.

    Fazit:

    "Invaders" ist humorvolle Science-Fiction at its best, großes PopCorn-Kino als Buch -
    und damit absolut lesenswert.

    Über den Autor

    Yeager
    Chuck Yeager durchbrach als erster Mensch die Schallmauer.
    <br/>Ich stolperte über seinen Namen als damals noch kleiner Junge beim Gucken von "Der Stoff aus dem die Helden sind".
    <br/>Sein Name gefiel mir, wurde zum Nick und blieb es.

Kommentare

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  1. fridalein
    !Achtung!: Lesen könnte Ihren Horizont erweitern.

    - oder wie soll man die Dislikes verstehen? -
      3 Person(en) gefällt das.
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