Knapp daneben [Film Review] - American Sniper

Von L_ONE · 5. April 2015 ·
Kategorien:
  1. American Sniper

    Hintergrund


    Chris Kyle: Ein US-Amerikanischer Scharfschütze mit 160 bestätigten Abschüssen -
    und somit (laut US-Verteidigungsministerium) der Scharfschütze mit den meisten Tötungen der US-Geschichte.
    1999 bis 2009 bei den Navy SEALs, 14 Auszeichnungen und seitens der irakischen Widerstandskämpfer ein Kopfgeld von 20.000$.
    Ein Kriegsheld, aus amerikanischer Sicht, der nach seiner Dienstzeit psychisch und physisch beeinträchtigten Veteranen half und zusätzlich eine Bestseller Biographie schrieb.
    Bis er 2013 schließlich erschossen wurde.
    Eine große Gedenkfeier wurde in einem Stadion(!) veranstaltet, 200 Fahrzeuge zierten den Prozessionskonvoi auf der 300 Kilometer langen Strecke zur Bestattung.
    Der 2. Februar wurde in Texas vom Gouverneur zum Chris Kyle Tag erklärt.

    Natürlich schrie das nach einer Verfilmung. Und somit machte sich niemand geringes als Clint Eastwood daran, die perfekte Vorlage in bewegte Kinobilder umzusetzen.
    Schon vor dem ersten Take war klar: Dieser Film kann kein Flop werden. Zumindest nicht in dem amerikanischen Sälen. (Stichwort: Patriotismus)
    Aber wie lässt sich das aus Mitteleuropäischer Sicht betrachten?


    Kritisches, Antikriegs-Filmerlebnis?

    Die Frage, ob sich American Sniper als reiner Antikriegsfilm entpuppt, kann man eigentlich schon vorher mit einem "nein" beantworten. Das würde einfach nicht zur Verfilmung eines "Kriegshelden" passen. Immerhin zollen viele Menschen den größten Respekt vor dem verstorbenen SEAL.
    Dieses Verständnis bringen hierzulande jedoch eher wenige mit. Der Trend in unserer Popkultur geht ja eher gegen den ständigen "Hurra-Patriotismus" vieler Filme und Games.
    Doch American Sniper ist zum Glück kein absoluter "Hurra, wird sind Weltpolizei" Film, sondern zeigt recht viele kritische Szenen mit bedrückenden Bildern. Das Problem nur: Nach jeder Kritik schiebt der Film eben doch wieder eine Art Verharmlosung hinterher. Da wird im ersten Moment ein Leben ausgelöscht, inklusive angebrachter Dramatisierung, nur um in den darauffolgenden Minuten bildlich eine patriotische Rechtfertigung auszusprechen. Gradlinig nach dem Motto: "Alles für unser Land" und "Nieder mit diesen Rebellenschweinen".
    Apropos. Der Film nimmt sich (dementsprechend) kaum Zeit die Gegenseite (wenn man sie so nennen möchte) zu beleuchten. In einem gradlinigen Actionstreifen wäre das kein Problem, in einem Film, der sich beim Thema Krieg jedoch derart ernst nimmt, sollte dies meiner Meinung nach nicht fehlen. In wenigen Szenen bekommt man zwar Einblicke hinsichtlich der Feindperspektive, doch am Ende sind es dann eben doch nur die vermummten Menschen, die wie in einem Shooter nur auf die Straße rennen um umgeschossen zu werden.


    Eine treffend verfilmte Biographie?

    Chris Kyle muss mehrere male in den Einsatz. Zwischenzeitlich verbringt er die Zeit mit seiner Frau und seinen Kindern und versucht sein gutes Verhältnis trotz ständiger Abwesenheit im positiven zu halten.
    Der Film schwenkt ständig zwischen diesen Ereignissen hin und her und zeigt dementsprechend wie sich der Scharfschütze nach und nach dramatisch verändert. Diese Momente sind größtenteils gut eingefangen. Der Zuschauer erlebt mit, wie Chris sich dazu entschließt den Navy SEALs beizutreten, bekommt ein paar Einblicke in seine Ausbildung und folgt ihm daraufhin durch den Irak, sowie durch seine heimischen Krisen mit seiner Familie. Auch die Schauspielerische Leistung von Cooper hinsichtlich des innerlichen Verfalls des Soldaten ist sehr gut.
    So richtig emotional wird es allerdings nie, weil der Film die heimische Dramaturgie nicht vollkommen ausmahlt. Es reicht nur für ein paar weinerische "Du hast dich so verändert, Chris", Szenen seitens der Frau, ein paar kurze psycho Störungen seitens Chris und zack, wechselt der Film rabiat und ohne weichem Übergang wieder ins irakische Kriegsgebiet und das Geballer wird fortgesetzt.
    Chris' Bruder, der zu Beginn des Filmes noch Charakterisiert wird und der sich ebenfalls der Army anschließt, verschwindet nach dem ersten viertel nahezu völlig. Erst später trifft man ihn völlig verstört und mit blassem Gesicht wieder. Was dem armen Kerl widerfuhr? Völlig egal, Hauptsache Bradley Cooper ist in der nächsten Szene wieder auf irgendeinem Dach mit dem Präzisionsgewehr zu sehen.
    Was die Sache mit der verfilmten Biographie ebenfalls kaputt macht macht ist das fiktive und etwas bescheuerte, sowie eher unnötige Duell mit einem Irakischem Profischarfschützen. Quasi aus dem Nichts zieht sich der Film einen fiktiven, "würdigen Gegner", für Kyle an Land. Mehrere Aufeinandertreffen und gegenseitiger Hass ziehen sich über den halben Film. Allerdings steht das "Duell" (immerhin) nie wirklich im absoluten Mittelpunkt. Trotzdem wirkt dieser Baustein aufgesetzt und bleibt unspektakulär, als hätte man eher zwanghaft versucht weitere spannende Abwechslung in den Film zu bringen.


    Ein Actionfest für Genrefans?

    Also keine ausgereifte Antikriegsdebatte, aber auch keine vernünftig verfilmte Biographie? Bleibt noch die Möglichkeit für einen Action-Kriegsfilm bei dem das Popcorn richtig gut schmeckt.
    Genre Fans werden bei diesem Punkt tatsächlich ihren Spaß finden, denn der Film geizt nicht mit schnellen Schusswechseln und Einsetzen einer wackeligen Kamera die dem hektischen und flott geschnittenen Geschehen folgt.
    Dem geschulten Auge wird eventuell nur der doch sehr häufige Einsatz von CGI Effekten auffallen. Kein Helikopter flog im Film beispielsweise wirklich.
    Aber was in der Hinsicht zu einem Military Action Film dann doch stört, sind die oben bereits angesprochenen abrupten Wechsel zwischen Kriegsgebiet und Heimat von Kyle. Des öfteren macht der Film zu früh im Geschehen der Szene einfach einen Schnitt. Beispielsweise wird ein Charakterisierter Soldat schwer verwundet, doch kurz nach dem tödlichen Treffer wird die Szene beendet. Wie hat die Truppe, umzingelt von Feinden, den verletzten Mann aus der Zone hinaus bekommen? Hier hätte der Film die Spannungskurve nochmal deutlich steigern können.
    Handwerklich ist der Film jedoch erwartungsgemäß sehr gut. Eine tolle Kameraeinstellung jagt die nächste und der Sound peitscht einem in den Gefechten grandios um die Ohren.


    Fazit

    In meinen Augen hat American Sniper hier knapp daneben geschossen. Für eine vernünftig verfilmte Biographie stört das fiktive und etwas unnötige "Duell der Scharfschützenprofis", für einen kritischen Antikriegsfilm ist viel zu viel Gerechtfertigung durch Patriotismus gezeigt worden und für einen militärischen Actionfilm hätten die Actionszenen noch etwas mehr ausgeschmückt werden können. Trotzdem spielt jeder seine Rolle gut, der Film ist handwerklich toll gemacht und einige beklemmende Bilder bleiben auch im Nachhinein im Kopf. Für Gernefans spreche ich also durchaus meine Empfehlung aus.

Kommentare

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  1. KanyeWest11
    Bist du Hirnverbrannt oder einfach nur Dämlich ?

    Shooter ist einer der Spannensten Filme aus dem Jahre 2007 mit Mark Wahlberg die ich je gesehen habe.

    Butterfly Effect ist sogar aus dem Jahre 2004 da hast du warscheinlich noch in die Windel geschissen.
    Ist jetzt nicht böse gemeint aber dein Post ist einfach nur Müll.
  2. HiDDeN
    Nimm es mir nicht übel, aber die erste Aussage trifft vor allem auf deinen Kommentar zu. Mit der zweiten Aussage möchtest du anscheinend in erster Linie deine eigene Kritik rechtfertigen.

    Dein Kommentar ist dass was ich schon ausführlicher in einem früheren Post geschrieben habe: die Ansicht (Action-)Filme seien reines Konsumprodukt, damit qua Definition unrealistisch & von Fakten befreit, taugen deshalb nicht zur ernsthaften Informationsvermittlung und sind dementsprechend gegen jegliche Kritik die die Realität mit ins "Spiel" bringt, immun.

    Im übrigen gibt es zu der Geschichte des Herr'n Kyle (noch) keine Doku. Das einzige ist eine Quasi-Biographie und der dazugehörige Film. Sicher kann man sich zur besseren Bildung auch eine Doku zum Irakkrieg genrell anschauen aber dann fängt man erst recht an diesen Film zu kritisieren.
      1 Person gefällt das.
  3. w333m4n
    Nett geschrieben aber scheinbar hat da jemand nicht das Buch gelesen oder sich im Ansatz mit Chris Kyle beschäftigt.
    Als Beispiel: Die abrupten wechsel zwischen Einsatz und zuhause waren damals Standard, gestern noch im Irak gekämpft und morgen fliegt man nach nem kurzen zwischenstop in Rammstein nach hause und sitzt in seinem Garten...ohne nennenswerte Einsatznachbereitung.

    Der Film ist der Versuch einer Buchverfilmung, klar ist dieses Sniperduell quatsch und hat in der Form nie stattgefunden, trotzdem möchte der Film auf der einen seite möglichst gut darstellen was Chris geschrieben hat. Andererseits möchte Clint Eastwood und die Schauspieler der tragenden Rollen niemandem vor den Kopf stoßen in dem man Zeigt wie einer seiner besten Freunde erschossen wird und es nicht schafft. Andererseits handelt es sich auch nur um einen Film und selbst ein Clint Eastwood hat nicht die Macht um einen 6 Stunden Film zu drehen und dann in die Kinos zu bringen weil er entsprechend Material in der Buchvorlage hat.

    Was mit Chris Bruder passiert ist wurde auch im Buch nie angesprochen, ob er wirklich traumatisiert ist/war oder ob so ein treffen überhaupt jemals passiert ist ist anhand des Buches nicht festzustellen. Man möge aber doch einem grandiosen Regisseur wie Clint Eastwood die freiheit lassen um dem normalen Kinogänger etwas mit auf den Weg zu geben. okay im falle des Sniperduells hat man sich auch meiner Meinung nach zuviel Freiheit genommen aber andernfalls wäre zu dem Zeitpunkt nur weitere Namenlose Kerle abgeschossen worden und sein Berühmter "weitester Abschuss" wäre recht unspektakulär in der reihe der Namenlosen kills untergegangen.

    Da Chris auch selbst Patriot durch und durch war, was vielen bereits nach den ersten 20 Seiten im Buch nerven wird kommen solche für Deutsche eher befremdliche momente später nur noch selten vor und wenn kann man sie dann schon eher nachfühlen.

    Ansonsten wie oben erwähnt gut geschrieben aber das brannte mir etwas unter den Fingernägeln.
      1 Person gefällt das.
  4. SteffenG
    Danke für den Spoiler. Mir war der Hintergrund nicht bekannt.
  5. psyclops
    Ich habe den Film zwar nicht gesehen, aber dieses fiktive Duell wurde bestimmt eingefügt, um dieses unsägliche einseitige "pownen" bisschen zu relativieren. Damit auch ja keinem Auffällt, dass es eben keine Waffengleichheit in so einer Situation gibt, sondern nur einen Typen, der aus dem verborgenen Leute abknallt. Ich finde die Kritik sehr gut und meine, sie bestätigt leider meine Erwartungen. Ist halt ein amerikanischer Film. Wenns nach denen geht, so wollen die seit eh und je nur das Beste und retten die Welt mehrfach täglich.
  6. MuffinMonster
    50% Filme die nichtmal ein Jahr alt sind... da fehlen die wirklich guten Filme wie (unsortiert und offen - da gibts natürlich mehr)

    Die Verurteilten
    Fight Club
    Se7en
    Pulp Fiction
    Schweigen der Lämmer
    The Green Mile
    Shutter Island
    Forrest Gump
    Herr der Ringe
    American History X
    The Sixth Sense
    Die neuen Batman Filme
    Departed
    Heat
    Avatar
    American Gangster
    Lucky Number Slevin
    Good Fellas
    Memento
    Scarface
    Rain Man
    Die Üblichen Verdächtigen
    Der Pate
    Matrix 1
    Inception etc.


    Die einzigen 2 Filme aus deiner Top 10 mit denen ich übereinstimme sind Django Unchained und Butterfly effect.

    Wenn du mal wirkliche !gute! Klassiker sehen willst kuck dir auch Citizen Kane, Ben Hur und Clockwork Orange an

    Cheers
  7. Drakkesh
    Da muss du aber noch einiges nachholen. Jeder hat eine persönliche Top 10 aber ich bin mir sicher, daß du sehr wichtige Filme der Kinogeschichte verpasst hast.
  8. whitedan
    Kann ich nicht ganz nachvollziehen...Er zeigt sehr wohl die Schattenseiten des Krieges und er soll auch ne Biographie sein.
    American Sniper soll ja beides seien und dass macht er sehr gut.

    Er regt zum nachdenken an und das schaffen heutzutage nicht mehr viele Filme
      1 Person gefällt das.
  9. BestNoob
    Weil manche nun mal nicht erwachsen sind und Andere es nie werden :D ?
  10. KanyeWest11
    Meine Top 10 ohne Reihenfolge :
    Butterfly Effect , Chappie , American Sniper , Kingsman , The Warrior , Never Back Down , Django Unchained , Shooter , The Equalizer , Wir sind die Millers
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