Laßt und mal wieder "Metroid" spielen!

Von Software-Pirat · 16. Mai 2021 ·
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  1. 1986 erschien für das Nintendo Entertainment System, allen natürlich bekannt als NES, ein Spiel, welches das sogenannte Genre der Metroidvanias begründete, insbesondere auch vom Namen nach. Die Rede ist von keinem anderen Spiel, als Metroid selbst. Damals sprach natürlich niemand von Metroidvanias, im Test in der PowerPlay Ausgabe 4/88 wurde das Spiel als Action-Adventure eingestuft, was meiner Meinung auch gut paßt. Kurze Anmerkung, in Deutschland erschien Metroid erst im Januar 1988 laut Wikipedia. Es bekam gute Bewertungen und verkaufte sich wohl auch nicht gerade schlecht. Das NES bekam zwar keinen Nachfolger, allerdings wurde die Reihe auf den Nachfolgekonsolen fortgesetzt. Das Spiel ist übrigens ein Nintendo-Original. Wer ein Metroid-Spiel spielen will, braucht also zwangsläufig eine Nintendo-Konsole, sofern man nicht auf Emulatoren und ROMs aus den Internet ausweichen will.

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    Es gab mal eine Zeit da waren Titelbilder vor allem zweckmäßig. Das Titelbild zum NES-Klassiker Metroid aus dem Jahre 1986!

    Den ersten Kontakt mit Metroid hatte als Kind und glücklicher NES-Besitzer irgendwann um das Jahr 1990. Selbst besessen habe ich damals das Modul zwar nicht, aber ich hatte den ein oder anderen Freund, der das Spiel hatte, oder zumindest jemanden kannte, der das Spiel besaß. Wie es halt damals so war. Erinnern kann ich mich noch daran, daß das Spiel mich damals nicht allzu sehr begeisterte, warum auch immer. Woran ich mich aber noch erinnern kann, ist, daß das Spiel ein Paßwort-System hatte. Eigentlich eine gute Idee, aber das Paßwort war erschreckend lang und bestand aus eine unheimlich komplexe Kombination aus Ziffern, Groß- und Kleinbuchstaben, die extrem schwer zu merken kann. Und eine „0“ sieht manchmal schon mal so aus, wie ein „O“. Das ist insbesondere blöd, wenn am nächsten Tag weiterspielen will und man merkt, daß das mühselig abgeschriebene Paßwort irgendwie falsch ist. Zudem man das Paßwort nur angezeigt bekam, wenn man alle Energie verbraucht hatte und der „Game Over“-Bildschirm erschien. Eine Batterie zur Speicherung des Spielstandes hatte das Modul nicht eingebaut, die bekam erst der Nachfolger Metroid 2 auf dem Game Boy spendiert. Und natürlich auch das geniale Super Metroid auf dem Super Nintendo. Kein Wunder, daß ich damals das Ende des Spieles nicht mit eigenen Augen sah.

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    Norfair ist gewissermaßen die Feuerwelt des Planeten Zebes. In der Lavaseen sollte man nicht schwimmen, außer sie beinhalten einen Geheimgang.

    Dieses gelang mir erst im Zeitalter des Internets durch den Einsatz von youtube.com (große Meisterleistung!) und dann nochmals vor Kurzem mit dem Joypad in der Hand. Allerdings spielte ich das Spiel nicht mit der Original-Hardware durch, sondern am PC und durch den Einsatz eines Emulators. Großer Vorteil: Man braucht die Paßwörter nicht, sondern kann das Spiel einfach speichern und irgendwann an selber Stelle weiter zu spielen. Das macht das Ganze schon viel angenehmer. Unbedingt danken muß ich übrigens auch den Nintendo Spieleberater! Insbesondere die Levelübersichten sind schon verdammt nützlich und cool. Das erste Metroid, was ich übrigens durchgespielt habe, war tatsächlich Super Metroid vor einigen Jahren. Ernst danach nahm ich das Original dann in Angriff.

    Die Hintergrundgeschichte ist schnell erzählt. Irgendwann im Jahre 20X5 (also wohl bald) greifen Weltraumpiraten ein Forschungsschiff an, auf dem sich eine bislang unbekannte Lebensform befindet, die erst auf dem verwüsteten Planeten SR388 entdeckt wurden, die Metroids. Da die Metroids in den Händen der Piraten eine Gefahr darstellen, schickt die Regierung der Galaktischen Föderation die Polizei zum Planeten Zebes, dem Stützpunkt der Weltraumpiraten. Doch der Einsatz scheitert am Widerstand der Piraten. Als letzte Hoffnung, heuert die Polizei nun Samus Aran, ein mysteriöser Kopfgeldjäger, an. Samus soll in die Basis der Piraten auf Zebes eindringen, die Metroids finden und unschädlich machen.

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    Der Beginn des Spieles: Samus Aran ist auf Zebes angekommen und beginnt ihre Suche nach den Metroids.

    Soweit die Hintergrundgeschichte des Spieles. Das Spiel startet mit der Landung Samus auf den Planeten Zebes. Von da an übernimmt der Spieler bzw. die Spielerin die Kontrolle über das Samus. Zebes erweist sich dabei als ein Labyrinth aus Korridoren und Schächten und verschiedenen Abschnitten. Los geht es in Brinstar, eine felsige und eher urwaldartige Gegend. Später kommt Samus nach Norfair, der Feuerzone, wo die Lava zwischen dunklen Felsen brodelt. Das endgültige Ziel von Samus Expedition ist aber die Zentralbasis Tourian. Der Zugang nach Tourian ist aber verschlossen, bis Samus die beiden Mini-Bosse Ridley (ein lilafarbener mutierter Drache) und Kraid (ein Art aufrechtgehendes Krokodil) besiegt hat, die sich irgendwo ihre geheimen Basen in Brinstar und Norfair errichtet haben.

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    Per Aufzug dringt Samus tiefer in die Zonen des Planeten Zebes vor. Hier geht es übrigens von Brinstar nach Tourian.

    Im Prinzip ist Metroid eine Art Open-World-Jump’n’Run mit viel Action. Open-World (okay, zugegeben eine ziemlich kleine, und außerdem hat damals auch noch niemand von einer Open World gesprochen) deswegen, weil ihr mit Ausnahme von Tourian euch gleich überall hinbewegen könnt, wo ihr wollt. Barrieren stellen gerademal die Gegner da, die in den tieferen Gewölben immer stärker werden, oder diverse blaue und rote Türen. Blaue kann man einfach per Schuß öffnen, rote verlangen den Einsatz von ganzen fünf Raketen, die ihr erstmals finden müßt. Zu Beginn hat Samus gerademal eine recht schwache Feuerwaffe mit begrenzter Reichweite dabei. Doch in den Tiefen von Zebes gibt es allerlei Extras, stärkere Waffen und Items zu finden. Zu finden gibt es nicht nur jede Menge Raketen, sondern auch Energietanks, welchen den Energievorrat von Samus um jeweils 100 Punkte erweitert. Dann gibt es noch die Sprung-Stiefel, mit denen Samus weiter und höher springen kann, Varia, eine Verbesserung für den Anzug, der den erlittenen Schaden reduziert und die Kreisel-Minen, ein Gegenstand, die es Samus erlaubt, sich im Sprung um sich selbst zu drehen und alles dabei berührten Gegner zu zerstören. Nützlich ist auch Maru Mari, ein etwas seltsamer Gegenstand, der es Samus erlaubt, sich zu einem Ball zusammenzuziehen. Findet Samus dann auch die Bomben, kann sie als Ball auch selbige legen. Nützlich ist auch der Langstrahler, der die Reichweite von Samus Waffe erhöht, sowie der Eis- und Wellenstrahler. Erster friert Gegner kurzfristig ein, letzter erzeugt wellenförmige Schüsse, die besonders effektiv sind. Fieserweise kann man beide nicht miteinander kombinieren und Samus kann nur eine der beiden Waffen gleichzeitig besitzen. Braucht man irgendwann die andere, muß man diese wiederfinden. Glücklich ist dann der, der eine fleißig eine Karte mitgezeichnet hat (oder mitzeichnet lassen hat). Oder im Besitz des Nintendo Spieleberaters ist. Zebes ist ganz schön komplex, zumindest für ein Spiel aus dem Jahre 1986. Und viele Extras sind gut versteckt. Wer vorankommen will, muß schon diverse Geheimgänge durch Wände und Lava finden und nutzen. Metroid fordert nicht nur den Feuerdaumen, sondern auch den Entdeckerdrang.

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    Hier gab es mal ein Item.

    So, wie spielt sich Metroid nun eigentlich? Tja, eigentlich ganz gut. Die Steuerung geht gut von der Hand, Samus macht das, was man vor ihr verlangt. Nur der Kreisel-Sprung-Angriff wollte nicht immer so, wie ich es gerne gehabt hätte. Das mag aber auch an mir gelegen haben, gebe ich mal zu. Sehr schön, Samus kann nach oben ballern, aber nicht nach schräg oben oder unten. Nach unten schießen geht auch nicht. In die Hocke gehen, kann Samus auch nicht, wegen der Transformation in einen Ball. Die Ballgestalt ist übrigens sehr wichtig, weil manche Geheimgänge sonst unpassierbar wären. Zudem ist das Spiel nicht gerade einfach. Zum Glück hinterlassen besiegte Gegner aber manchmal kleine Energiekugeln, welche Samus Energie regenerieren, oder Raketen, welche den Raketenvorrat wieder aufstocken.

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    Es ist wohl sehr unwahrscheinlich, daß uns der Aufzug in eine ungefährliche Gegend bringt.

    Die große Stärke von Metroid ist aber die Atmosphäre. Das Spiel schafft es wirklich noch, eine beklemmende, leicht klaustrophobische Science-Fiction Atmosphäre aufzubauen. Dazu kommen die immer passende Musik und die gelungenen Soundeffekte. Es macht schon Spaß, sich immer weiter in die Basis der Piraten vorzuarbeiten und neue Geheimnisse aufzudecken. Technisch geht Metroid in Ordnung. Nur wenn viel auf dem Bildschirm los ist, gerät das NES in stocken und das Spiel läuft deutlich langsamer und ruckeliger ab. Grafisch wäre auf dem NES mehr möglich gewesen. Die Hintergründe sind konstant schwarz. Bedenkt man aber, daß das Spiel 1986 auf dem Markt kam, kann man darüber hinwegsehen. Im Großen und Ganzen geht die Grafik auch in Ordnung, die verschiedenen Gewölbe sehen stellenweise auch richtig gut aus.

    Mit der Zeit merkt man aber die Einschränkungen. So wiederholen sich manche Korridore doch merklich. Mir ist es mehrmals aufgefallen, daß der eine Levelabschnitt identisch mit einem anderen Waren. Auch die Gegner wiederholen sich immer mal wieder. Egal, ob im Brinstar oder Norfair, man trifft immer wieder dieselben Gegnertypen. Die sehen zwar schon unterschiedlich aus, halten auch unterschiedlich mehr aus, verhalten sich aber doch recht identisch zu ihren Verwandten in der anderen Zone. Ernst in der Zentralbasis Tourian tauchen zwei neue Gegnertypen auf, die namensgebenden Metroids und irgendwelche komischen Ringe, die laut der, übrigens nett gemachten und durchaus lesenswerten Anleitung Rinka heißen, und die Frechheit besitzen, weder Raketen noch Energiekugeln freizugeben, wenn man sie besiegt hat. Und dann wartet zum Schluß noch das geheimnisvolle Muttergehirn der Basis…

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    Erst im letzten Abschnitt Tourian trifft man auf die Metroids, die dem Spiel dem Namen gaben und gefährliche Gegner sind.

    Bei aller Kritik, ich hatte meinen Spaß mit Metroid. Allerdings war es auch eine ganz schön harte Arbeit, bis ich das Mother Brain in der Zentralbasis besiegt habe (viele Raketen und viel Energie hilft!). Man merkt schon, daß das Spiel damals etwas Besonderes war. Es hat etwas Faszinierendes an sich, wenn man sich bewußt ist, daß das Spiel der Auftakt einer durchaus bekannten Spielerreihe ist. So nebenbei: Je nachdem, wie schnell man Metroid durchspielt ändert sich ein wenig der Abspann (der eigentlich nicht mehr als eine Abschlußgrafik ist). Aber nicht inhaltlich, sondern grafisch. Wer jetzt mehr wissen will, dem sei auf die vielen Fanseiten und/oder youtube.com verwiesen. Nur so viel sei verraten: Am Ende stellt sich heraus, daß Samus Aran (wohl im Gegensatz zu Kollege Boba Fett) eine Frau ist. Auch das war damals etwas Besonderes in einem Video Spiel.

    Sollte man heutzutage Metroid noch spielen? Nun, „sollen“ muß man es nicht, man kann aber. Wer bei 8Bit-Grafik nicht gleich schreiend aus dem Fenster springt, der darf gern mal einen Blick riskieren. Auch wer wissen will, woher der Begriff Metroidvania stammt, darf zum Joypad greifen, wobei ich persönlich eher den Nachfolger des Nachfolgers, also Super Metroid, empfehlen würde. Der bügelt nämlich alles Punkte, die man noch am Original kritisieren kann, aus, sieht gut aus, hat tolle Musik und spielt sich wahnsinnig gut. Und Videospiel-Historiker müssen sowieso anspielen.

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    Nur Könner kommen an dieser Stelle weiter. Wer nach Tourian will, muß vorher die beiden Miniboss Kraid und Ridley besiegt haben.

    Das Spiel gibt es für die Wii auf der Virtual Console. Zudem gibt es mit Metroid Zero Mission ein Remake für den Game Boy Advance. Natürlich kann man das Spiel auch per NES-Emulator auch am PC spielen, was aber nur legal ist, wenn man im Besitz des Original-Moduls ist. Für den Emulator Mesen gibt es sogar ein HD-Pack für das Spiel, welches die Grafik und Soundeffekte auffrischt (ähnliche HD-Packs gibt es u.a. auch für Castlevania und The Legend of Zelda). Ich habe das Spiel aber in der Original-Grafik durchgespielt, zudem ich beim bislang einzigen Versuch auch den HD-Pack nicht installieren konnte bzw. es nicht laufen wollte. Wahrscheinlich braucht man eine spezielle ROM-Version.

    Was bleibt als Fazit: Metroid ist schon ein faszinierendes Spiel, zurecht ein echter Klassiker. Wenn ich so darüber nachdenke, könnte ich eigentlich den dritten Teil mal wieder spielen…

    Über den Autor

    Software-Pirat
    Irgendwann bekam der Software-Pirat mal einen NES zu Weihnachten geschenkt, obwohl er sich bislang für Video-Spiele nicht interessierte. Aber von da an ging es los. Später kam noch ein Amiga 500 ins Kinderzimmer, dann einen Amiga 1200. Ein PC gab es erst später. Seitdem gehören PC-Spiele zum Hobby des Software-Piraten.
    Kalnasir gefällt das.

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