Leben als "Gaymer"

Von Abubakur · 20. Mai 2016 · Aktualisiert am 23. Mai 2016 ·
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  1. Mein Name ist Gordon, bin 31 Jahre alt, arbeite als Physiotherapeut und Fitnesstrainer und bin Gaymer.

    Soweit, so gut, werden sich jetzt einige denken und die ersten werden wahrscheinlich mit den Augen rollen. Einige fragen sich, was das jetzt wird. Eine Intervention? Schwulenrevolution?

    Ganz so extrem würde ich es jetzt nicht ausdrücken, es soll mehr darum gehen, wie man sich als Randgruppe (ja, wir Zocker sind es immer noch, auch wenn wir es nicht wirklich wahr haben wollen) fühlt und warum es so wichtig ist, zu wissen, warum ein Game homosexuelle Inhalte hat.




    » User-Artikel der Woche: Wir belohnen Community-Autoren



    Erste Schritte als Zocker

    Machen wir einen Sprung einige Jahrzehnte zurück. Ich kann gar nicht genau sagen, wann meine „Zockerkarriere“ angefangen hat aber es begann mit einem Commodore 64. Meine Lieblingsspiele waren Impossible Mision, Bubble Bobble und Maniac Mansion...auch wenn ich für letzteres zu jung war, um es wirklich „spielen“ zu können ...und Adventures liegen mir leider gar nicht.

    Im Laufe der Jahre entwickelte sich auch das Interesse für einzelne Genres.

    Simulationen wie z.B. Age of Empires, SimCity oder die Siedler 2 forderten einen geistig heraus, Action-Games wie Unreal Tournament trainierten die Reaktion mit der Maus und Geschick lernte man mit Action-Adventures wie Tomb Raider oder später Heavy Metal F.A.K.K².

    Gerade Lara Croft hat mich in der Pubertät sehr geprägt. Es war nicht nur eine „Revolution“ in der Game-Szene, ein weiblicher Action-Held, sondern auch eine beginnende Identifikation. Zur der Zeit stellte sie eine Randgruppe dar, die so bisher in Spielen nicht zu sehen gewesen ist und war dennoch äußerst erfolgreich und populär.

    Über einen homosexuellen Helden bzw. Inhalt habe ich da aber noch nicht wirklich nachgedacht, da war ich mir meiner Neigung selbst noch nicht zu hundert Prozent bewusst (meine Eltern wussten es allerdings schon, als ich 3 war...)




    Die Sims



    Als 2000 „Die Sims“ für den PC erschien, keimte meine erste Sucht. Noch bevor das Spiel auf den Markt kam, erstellte ich bereits Häuser auf Papier, zeichnete wie wild Grundrisse und lass immer wieder den Artikel in meiner Games-Zeitschrift (die Ausgabe habe ich immer noch).

    Die ersten Versuche mit Sims scheiterten, denn Sims glücklich zu machen, war gar nicht so einfach. Als man dann endlich den Dreh raus hatte, konnte es richtig losgehen. Dabei habe ich auch hier noch nicht mit einem männlichen Pärchen gespielt. Meist emanzipierte Frauen (Danke Lara).

    Als ich das erste Mal als männlicher Sim mit einem Mann geflirtet habe, war ich ganz entzückt. Es war schön zu sehen, dass es möglich war und noch viel angenehmer, wie andere Sims darauf reagierten. Nämlich gar nicht!

    Flirten neben dem Grill? Egal, ist die Wurst angebrannt? Kuscheln im Wirlpool, gegenüber von anderen Sims? Wayne, danach wurde man gleich wieder ins Gespräch integriert. Beim Knutschen in aller Öffentlichkeit störte sich später nur Madame Knatuschgesicht...die hat aber auch alle anderen, liebestrunkenen Sims vermöbelt.

    Man war wie jeder andere auch, gehörte dazu und musste sich nicht schämen (zu dem Zeitpunkt war ich 15 und noch nicht geoutet).


    Heute weiß man, dass es ein Versehen der Programmierer war. Egal ;)



    Bioware ist schuld!


    Nachdem ich mir meiner selbst bewusst geworden war, wurde das Leben mehr oder weniger einfacher. Dabei stieg der Wunsch nach schwulen Inhalt in Games immer noch nicht.

    1. Man hatte ja die Sims, wo man leben konnte, wie man wollte.

    2. habe ich damals nicht die Relevanz gesehen. Die Spiele waren gut und wirkliche Beziehungen kamen unter den Figuren eher weniger vor und waren häufig mäßig umgesetzt, so das eher ein Gefühl von peinlicher Berührtheit aufkam.

    Rollenspiele habe ich erst spät für mich entdeckt. Zwar bin ich ein leidenschaftlicher Pen & Paper-Nerd, aber die Spiele wollten sich mir nie erschließen. Zudem habe ich damals meiner Schwester, die Baldur's Gate spielte, über die Schulter geschaut und dachte nur: „Herrje, passiert da auch mal was oder latscht die jetzt nur ewig durch die Karten und muss die CD's ständig wechseln?“

    Irgendwann empfahl man mir Dragon Age: Origins. Angepriesen als eines der bestes RPGs aller Zeiten. Und sie hatten Recht! Nicht nur, dass es spielerisch großartig gewesen ist, es hatte noch eine fantastische Story mit fabelhaften Charakteren und grandiosen Dialogen. Und Beziehungen waren möglich.


    Dann kam Zevran. Ich dachte nur, ja wenn ich als Gaylord-Mage eine Beziehung eingehen kann, dann wahrscheinlich mit dem Elfen. Es ging! Natürlich war es der Elf...was auch sonst. Aber es war möglich. Ich bin doch einigermaßen überrascht gewesen.

    Allerdings war man mittlerweile auch etwas kritischer. „Klar, der bisexuelle Elf...fällt denen nichts originelles ein.“ Egal. Ich konnte spielen wie ich wollte und mich deutlich mehr mit der Figur identifizieren.


    Auch ich freute mich wie ein Keks auf Dragon Age 2 und wurde auch wie die meisten enttäuscht. Zu wenig Location-Wechsel, zu action-lastiges Spielen, wenige Eingriffsmöglichkeiten in die Handlung. Doch die Charakterzeichnung war deutlich besser. Auch die Dialoge ausgefeilter.

    Es war im Vorfeld auch klar, dass es wieder möglich sei, gleichgeschlechtliche Beziehungen einzugehen. Hier gab es schon erste kritische Stimmen. „Was hat das in einem Game zu suchen? Bloß nicht! Ich will nicht, dass mich eine Figur anschwult.“ Bitte? In welchem Zeitalter leben wir denn?

    Wie kann man sich von einem Spiel so in seiner eigenen Sexualität verunsichern lassen?

    Ich war nicht nur wütend über diese Engstirnigkeit, sondern auch verletzt und erschrocken, wie weit wir davon entfernt sind, eine wirklich tolerante Gesellschaft zu sein. Gerade Randgruppen sollten sich doch untereinander stützen (viele Gamer hatten auch nicht die beste Schulzeit).




    Mass Effect Syndrom und die Wut steigt.


    Ich fing erst nach Dragon Age 2 an Mass Effect zu spielen. Also MaleShep erstellt und los. Da ich las, wie stark emotional das Spiel war, wollte ich natürlich auch eine Beziehung eingehen. Mit Kaidan. Oh, wie, das geht nicht? Schade, dann eben nicht.

    Ich las später, dass es nur als FemShep möglich sei, mit Liara in die Kiste zu steigen.

    Klar, die Fanboys bekommen ihre Lesben-Action, war mein Gedanke. Das Spiel ist dennoch toll und in diesem Universum auch in Ordnung.

    Der zweite Teil der Serie war sogar noch besser. So gut, dass es mir auch egal war, dass ich keinen GayShep spielen konnte. Kein Kaidan für mich. Kein Aufreger, bis ich feststellte, dass Kelly Chambers auch mit einer Frau ins Bett hüpft. Nun rollte ich die Augen.

    Ich wurde zwar ein wenig aufbrausend aber das Spiel war dennoch top.

    Mit den News zu Mass Effect 3 wurde auch sehr schnell bekannt, dass männliche Sheps auch endlich einen Kerl daten können. JUHU! Ich hoffte auf James Vega, dochdas war vergebene Liebesmüh. Dafür durfte ich endlich Kaidan in den Armen halten.

    Es kamen dieselben Kommentare, wie damals bei Dragon Age 2. „Hat sich die Welt denn gar nicht weiter entwickelt?“ dachte ich. Was für ein Aufriss da durch die Community ging.

    Wieder einmal war ich verletzt, enttäuscht und kam mir vor wie in der Pubertät, als ich mir nicht sicher war, wo ich hingehöre.

    Die Aussage, dass es ja nur eine Option sei und man es ignorieren könne, wirkte auch eher wie ein Schlag ins Gesicht. „Ihr könnt die Schwulen ignorieren“. Tolles Statement. Alles was einem nicht passt, ignorieren. Funktioniert immer gut, siehe DDR.

    Deswegen fand ich es schön, dass Cortez ein rein homosexueller Charakter ist. Mit einer wirklich rührenden Geschichte. Und wer in Mass Effect viel quatscht, muss sich dem auch stellen. Ignorieren kann man ihn eben nicht, da er uns immer zu den Missionen fliegt.

    Gut, Traynor ist auch nur für weibliche Sheps und ständig anwesend, aber das zählt nicht, da es eben Heten-Männerfantasie ist. Sie hat dafür den besten Lachkrampf im Citadel-DLC verursacht. Weltklasse!




    Möge der Kreis sich weiter drehen.

    Da man festgestellt hat, dass keiner durch Mass Effect, Dragon Age oder Fallout New Vegas schwul geworden ist und die Spiele auch gut waren, verstummten die Anti-Kommentare wieder.

    Bis eine neues Game mit diesen Möglichkeiten erscheint. Es gehört zum alltäglichen Leben und hat nichts mit Aufdrängen zu tun, was von vielen immer als Argument genommen wird. Auch immer beliebt die Aussagen: „Nur weil es jetzt Mainstream ist“, „Muss es denn jetzt immer dabei sein?“, “Das passt nicht in die Geschichte“.


    Bei solche Kommentaren reibe ich mir nur die Augen, schütteln den Kopf und denke mir nur, dass kann ja wohl nicht wahr sein. Jüngst wieder bei den User-Reaktionen zum Thema Star Wars Episode 8 und homosexuelle Charaktere.

    Wäre Poe Dameron den weniger cool, nur weil er lieber Männer küsst? (und wer Mimik deuten kann, weiß ganz genau, dass Poe auf Fin steht). Er bleibt doch immer noch der selbe Arschtreter-Pilot und es schmälert seine Flugkünste nicht im geringsten.

    Warum kann nicht auch ein Nathan Drake, Max Payne oder Chris Redfield schwul sein? Weil der dann nicht männlich ist? Kann er keine Rache nehmen oder Zombies den Kopf abreißen?

    Es ist immer noch schwer genug - auch in der heutigen Gesellschaft - als homosexueller Jugendlicher aufzuwachsen, da wären ein Paar heroische Identifikationsfiguren nicht schlecht. Zumal diese auch die Akzeptanz weiter voran führen würden. Gerade durch solch ein Massenmedium.

    Es geht nicht darum, dass jetzt jeder männlicher Computerspiele-Held die Möglichkeit bieten soll, mit einem anderen männlichen Begleiter zu flirten. Ich möchte auch nicht herüberkommen, wie eine Alice-Schwarzer-Feministin, die jetzt in jedem Spiel solche Inhalte verlangt. Aber dass es überhaupt in Spielen passiert, wäre was.

    Im RPG-Sektor ist es ja mittlerweile gang und gäbe (Mass Effect, Dragon Age, Fallout, Skyrim, Fable, SWTOR, Final Fantasy: A Realm Reborn) aber in allen anderen Bereichen kaum bis gar nicht vorhanden.

    Für mich ist es schon ein Pluspunkt, wenn eine schwule Figur existiert. Zu einem, weil es einen Charakter gibt, mit der man sich besser identifizieren kann (was bei Spielen wichtig ist) und zum anderen zeigt es mir, dass die Entwickler nicht die Augen davor verschließen und so tun, als würde es nicht existieren.


    Wie sprechen auch hier nicht von einem kleinen Teil der Spieler. Studien haben ergeben, dass ¼ aller Gamer homosexuell sind.

    Besonders Japan, Land des Fan-Services, reagiert darauf. Zum Beispiel bekam Chris Redfield in Resident Evil 5 und Revelations ziemlich knappe, alternative Kleidung und im 6. Ableger der Reihe einen männlichen Begleiter, der auch mehr für Chris empfinden zu schien, als nur sein Captain zu sein.

    Im aktuellen Streetfighter bekommt Ryo 'nen Hipsterbart und kann mit den Moves anderer Charaktere eingestellt werden, wo er sich auf den Allerwertesten haut und einen Regenbogen verschießt.

    Man muss einfach davon abkommen, dass schwul/lesbisch eine Charakteristik ist. Das sollten aber auch einige Game-Redakteure lernen, denn Aussagen wie „Der schwule Magier Dorian“, sind einfach nicht förderlich und peinlich. Es wurde ja auch nicht geschrieben, „Die lesbische Elfin Sera“ oder „Die schwarze Hofzauberin Vivienne.“


    Viele in der Gamercommunity müssen noch lernen, doch es ist schön zu sehen, dass die meisten tolerant sind und sich auch für andere einsetzen (Userreaktion Artikel Star War Ep. 8).

    Es wäre einfach schön, wenn ein männlicher Held in einem Action-Game, nachdem er alle Feinde besiegt, Explosionen überlebt und Magazine verballert hat, nach Hause kommt, aus dem Kühlschrank zwei Bier holt, sich ins Wohnzimmer neben einen Mann auf die Couch setzt, den Arm um ihn legt und sie beide gemeinsam angelehnt ein Bier zischen.



    Vielen Dank!

Kommentare

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  1. ThereAndBackAgain
    Ich behaupte mal ganz frech: Ja, er wäre weniger cool.

    Für mich ist es immer wieder interessant zu sehen, dass Homosexuelle, die ja immer den Perspektivwechsel fordern: "Versucht uns doch einmal zu verstehen.", nie selbst in der Lage sind die Perspektive zu wechseln.

    Ich, und ein großer Teil der Heterosexuellen, finden es eben nicht "cool", wenn bspw. Indiana Jones homosexuell wäre. Uns fehlt dann ebenso die Identifikation mit dieser Figur. Des Weiteren wird jede Frau bitter enttäuscht sein, wenn der eben noch so maskulin auftrende Held plötzlich seinen Ehemann küsst. -- Ich denke ein schwuler James Bond kann nicht funktionieren.

    Klar verstehe ich deine Grundaussage, aber wir werden nie dahinkommen, dass es wirklich homosexuelle Charaktere im Format eines James Bond, Luke Skywalker oder Indiana Jones geben wird.

    Für den Hetero (egal ob männlich oder weiblich) ist es, so hart es auch klingt, homosexuelles Verhalten beim Mann unmännlich und es ringt mir bestenfalls ein Lächeln ab, würde der Action-Held seinen männlichen "Schatz" nach getaner Arbeit kuscheln und küssen. -- So denken nun mal die meisten Leute und da wir ja in einer Demokratie/Maktwirtschaft leben, richtet sich die Gaming- und Filmindustrie nun mal nach der überwältigenden Mehrheit der Konsumenten. -- Gemessen am Anteil Homosexueller in der Bevölkerung ist das Thema sowieso überrepräsentiert.

    Weiter im Text: Bitte zeige mir die Studie, wo du das gelesen hast, dass 25%!!! der Gamer homosexuell sind. Wenn du solche tollkühne Behauptungen aufstellt, solltest du diese belegen können.

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  2. Lemm102
    Und was schlimm daran, wenn der Held nach Hause kommt und seine Arm um eine Frau liegt?? Warum braucht jede Randgruppe immer Extrawürste? Ist das Spiel nun schlechter, nur weil es nicht deiner Lebensrealität entspricht. Warum kann man nicht akzeptieren, dass ein Hetero halt keinen Homosexuellen spielen will? Wie du selber schreibst, sind 3/4 "normal". Das Spiel wird dann halt auf die Zielgruppe ausgerichtet. Ist das schlimm? Nö. Es wird immer Diversität gepredigt, dies ist aber nur erfüllt, wenn kein Hetero mehr mitspielt.
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  3. SpielWeiseTV
    Hallo Akubakar,
    ehrlich gesagt schlägt dein Artikel für mich in keine andere Kerbe, als jene die du kritisierst. Mit einem Satz bzw. dessen Inhalt hast du jedoch vollkommen Recht:
    Wir sollten das Schwul- und Lesbischsein einfach ignorieren und als normal ansehen, was es ist - Nur um das mal klarzustellen.

    Es ist jedoch häufig so, dass Homosexuelle um Toleranz bitten, indem Sie sich immer wieder vor allmöglichen Leuten outen oder Artikel schreiben, wie schwer es ist von der Gesellschaft akzeptiert zu werden. Weißt du Peter Peters, 34, ein Herzensguter Mensch, schüchtern und noch Jungfrau hat auch ein Problem mit Akzeptanz, weil er glaubt von anderen nicht gemocht oder gar ausgestoßen zu werden. Peter hat jedoch vor allem eines: Ein Kopfproblem und mangelndes Selbstbewusstsein.
    Das löst Peter aber nicht in dem er Artikel über sein Leiden und Leben schreibt, sondern in dem er aktiv handelt und unter Menschen geht, um die Blockade in seinem Kopf zu lösen.
    Peter geht also in eine Bar und erzählt allen die an Ihm vorbeikommen, wie schwer er's doch hat, fast hofft er schon, dass sich jemand aus Mitleid in ihn verliebt - Doch sind wir ehrlich, in 95% der Fälle wird das wohl kaum passieren, außer er trifft ausgerechnet auf Petra(Entschuldigung, liebe Gamestar Redakteurin), welche die gleichen Komplexe hat. Viel eher wird er die Leute damit nerven und die stellen sich widerum die Frage, warum Sie sich überhaupt damit beschäftigen sollten. Das geschieht jedoch nicht aus Gleichgültigkeit am anderen Menschen, sondern aus der Tatsache heraus, dass Mitleid nur in den seltensten Fällen tatsächlich erzeugt wird, sondern eher heuchlerisch zu Tage tritt.
    Man muss sich mal die Frage stellen, ob man 5€ spendet um dem kleinen Adwoa zu helfen, den man gerade in der Werbung gesehen hat oder ob man es als seine Maxime beschreibt, anderen aus freien Stücken helfen zu wollen.

    Mit anderen Worten: Homosexualität akzeptiert man oder eben nicht. Das ist ein für sich gesetzter Grundsatz, den man irgendwann in seinem Leben aufgestellt hat.
    Solche Kommentare und Artikel führen nicht zu Akzeptanz, eher im Gegenteil. Denn einige die etwas gegen Homosexualität haben, könnten sich gar genötigt fühlen, auf jenen Artikel zu antworten und Stellung zu beziehen - schließlich ist dies doch genau der Sinn, wenn ein solcher Artikel in unserer partizipativen Medienlandschaft veröffentlich wird.

    Akzeptanz kommt durch Zeit. Unsere Zeitrechnung begann vor 2000 Jahren in denen Heterosexualität Gesellschaftlicher Standard war. Akzeptierte Homosexualität seit den 70ern oder 80ern - Bitte nicht darauf festnageln, das ist eher ein Schätzwert.
    Genauso wie Beziehungen ein Geben und Nehmen sind, so müssen Homosexuelle akzeptieren, dass es für viele andere Menschen immernoch komisch ist, damit umzugehen. Ein Grundsatz ändert sich nur selten von heute auf morgen, vorallem dann nicht, wenn er Anerzogen und Gelebt wurde. Es gibt dem Begriff "Gender Gap" eine völlig neue Bedeutung.

    In den nächsten Generationen, in denen sich unsere Gesellschaft erneut verändern wird, wie es immer geschieht, werdet Ihr die Akzeptanz nicht mehr brauchen, denn "Ihr" seid nicht anders und auch nichts besonderes, sondern einfach Teil der Gesellschaft.
    Weil nämlich schon meine Generation (87) einen Großteil von Vorurteilen abgelegt hat, man auf fast jeder Party auch mit Homosexuellen in interessante/intelektuelle/spaßige Gespräche verwickelt wird, selbst wenn man dem anderen seine Zuneigung zum männlichen Geschlecht anmerkt. Mein Vater erzählte mir jedenfalls mal, dass es Schwuchteln auf den Partys in seiner Jugend nicht gegeben habe, sondern die ihre eigenen ekelhaften Kapuffs hatten.
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  4. Aldaris85
    Soweit ich ihn verstanden habe, ging es ihm gar nicht um rumgef**ke oder eine besondere Gewichtung der homosexuellen Beziehungen. Stattdessen wäre es schön, wenn ein Protagonist einfach völlig unspektakulär schwul wäre und das eben genauso nebenbei erzählt wird, wie z.B. das Ende mit dem männlichen Partner auf der Couch.

    Deswegen finde ich es sehr gut, dass er Steve Cortez aus Mass Effect 3 anspricht. Ich finde er ist in den letzten Jahren einer der am besten dargestellten schwulen Charaktere in Spielen. Seine Homosexualität ist für das Spiel völlig irrelevant und wird nur am Rande erwähnt, die Geschichte seines Ehemannes wäre genauso tragisch, wenn es stattdessen eine Ehefrau gewesen wäre. Letztendlich entspricht seine Darstellung in dem Spiel einem recht realistischen Bild eines schwulen Mannes heutzutage... nämlich dass man es ihm meist nicht anmerkt, wenn man ihn nicht konkret drauf anspricht. Und dass es eben bezogen auf die Charakteristik der Person eigentlich eine untergeordnete Rolle spielt.

    Über solche Formulierungen wie "der schwule Magier Dorian" ärgere ich mich auch immer wieder, weil es eben so wirkt, als ob nur bei Schwulen die Sexualität DER zentrale Punkt des Charakters sei. Während dies aber bei Lesben oder eben Schwarzen nicht so ist. Ich hoffe dass sowas irgendwann genauso aus den Texten verschwindet, wie die "lesbische Elfin Sera" nie so deutlich Einzug gefunden hat.

    Ich bedanke mich sehr für deinen Text, denn genau diesen Wunsch (ein schwuler, männlicher, heldenhafter Protagonist) habe ich auch schon seit langem :-)

    Solche Aussagen verstehe ich nicht. Wo hat er denn geschrieben, dass ein Spiel "schlechter" ist, wenn der Protagonist heterosexuell ist? Und wo "akzeptiert" er denn nicht, dass es so ist?! Du benimmst dich direkt, als wollte er dir irgendwas wegnehmen. Alles was er macht ist die Frage stellen, warum nicht auch ein Spiel mit einem schwulen Helden ein gutes Spiel sein kann. Und soweit ich ihn verstehe verlangt er das ja auch überhaupt nicht als den neuen Standard in Spielen.

    Ich finde es etwas verwirrend, dass eigentlich sehr häufig gesagt wird, dass die sexuelle Orientierung des Helden eigentlich ja völlig egal ist, solange das Spiel gut ist, aber sobald der Gedanke kommt, er könnte schwul sein, dann "passt das ja doch nicht".
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  5. ThereAndBackAgain
    Ich wünschte ich könnte dir eine rational begründete Antwort liefern. Es ist einfach ein diffuses Gefühl: "Irgendwas ist da nicht richtig".

    Ich empfand z. B. Brokeback Mountain vom Prinzip her einen tollen Film, aber, entschuldige, wenn ich das so sage, aber als Hetero war es nicht so schön die Sex- und Kussszenen zwischen zwei Männern anzuschauen.

    Vielleicht ist es ein primitiver Urtrieb, den man (ich?) nicht unterdrücken kann. Keine Ahnung! Nichtsdestotrotz würde ich nicht so weit gehen und dieses "Urgefühl" in Hass umschlagen lassen. Toleranz ja, mehr nicht. Entschuldige.

    Deswegen kann ich dir nicht perfekt argumentativ begründen warum ich so denke/fühle, trotzdem finde ich es interessant, dass du als Homosexueller dieses Gefühl bei Heteros nicht hast.
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  6. ThereAndBackAgain
    Sorry, aber der Satz disqualifiziert alles, was du vorher gesagt hast. Das ist typisches Schwarz-Weiß-Denken und zeigt wenig Reflexionsvermögen.

    Mir ist im Alltag oft Sexismus gegen meine Person begegnet (bin männlich)...nur ist es eine Frage der eigenen Einstellung wie man damit umgeht. Diese ständige Dauerempörtheit ist halt nicht jedermanns Sache.
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  7. ThereAndBackAgain
    Ich bin gespannt. Irgendwann wird ja mal dieses "Tabu" wirklich gebrochen. Nur denke ich, dass die Masse der Leute ebendies nicht sehen möchte. Für mich wäre es zunächst aber kein Grund nicht in den Film zu gehen (sofern er mich allgemein überhaupt anspricht)...also ne Chance hätte solch eine AAA-Produktion schon bei mir. ;-)
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  8. SpielWeiseTV
    Ich bin hier gerade nicht angesprochen, aber genau das ist es, was ich mit "Peter" auf Seite 8 beschrieben habe oder beschreiben wollte. Auch wenn diese Figur absichtlich leicht übertrieben ist, so gibt mit sicherheit Menschen, denen es so geht.

    Wo soll ich anfangen? Ich glaube am ehesten trifft es deine Aussage zur Vorstellung, sich wie ein Tier im Zoo zu fühlen.

    Hier kommt wieder Peter ins Spiel. Er ist Normal, aber er denkt ständig, er sei ein Tier im Zookäfig und alle Menschen starren auf ihn, belächeln ihn und denken abwertend. Kopfsache.
    Auch ein Heterosexuelles Pärchen erntet Blicke beim Küssen. Glaubst du denn wirklich, dass dabei jedem warm ums Herz wird?

    Mit anfang 20 hätte ich gesagt, ich bin schwierig und anders. Denn in Gesprächen bin ich mit den Gedanken oft ein bis zwei Schritte weiter, weil ich auf eine Aussage mit verschiedenen Blickwinkeln reagiere. Für mich gibt es nicht "so und nicht anders", sondern nur "so, aber, und". Oft waren mir andere Personen zu dumm, engstirnig oder Gespräche mit Ihnen nicht interessant genug. Dadurch entstand eine gewisse Isolation, resultierend in ein gemindertes Selbstwertgefühl. Ich habe mich ständig wie ein Tier im Zookäfig gefühlt - schauen die auf meine Schuhe, meine Frisur (Geheimratsecken), auf den kleinen Pickel? Wenn man nicht auf eine Party eingeladen war, habe ich mir Vorwürfe gemacht, was mit mir nicht stimmt und fühlte mich auch noch darin bestätigt, dass mich sehr wohl von vorn herein eher ablehnen.
    Völliger Unsinn!
    Zum Glück habe ich ein bischen später, durch Philosophie, selbst zur Erkenntnis gefunden und habe mich fortan selbst durch Nachfrage eingeladen, statt auf eine Einladung zu warten. So wurde ich vom Mauerblümchen zum gern gesehenen Gast, weil ich mit 2 Promille noch jeden mit irgendwelchem Wissenschaftskram, Formeln, Zitaten oder Philosophie vollquatschen und über "jedes" Thema labern konnte. Das fanden einige wohl recht symphatisch und ich habe mich nie wirklich verändert.

    Ich verstehe schon, dass es diverse Unterschiede zwischen Selbstbewusstein und Homosexuellsein gibt. Ich glaube aber auch, dass Jeypos Recht hat, und es einen entscheidenden Unterschied gibt, sich wie ein Opfer zu fühlen oder tatsächlich eines zu sein.
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  9. Floppsle
    EnthronedX
    Darum geht es mir gar nicht. Es geht darum, dass man damit vielleicht Leute, die nicht so sehr an nicht Normalität herangeführt werden und ein positives Bild vermittelt bekommen. Und das Menschen aus der Randgruppe selber, für die das neu ist, positive Beispiele on Medien finden.

    @Bararok
    Erst sagst du, dass es nur das Problem ist, dass die Betroffenen es selber nicht als normal ansehen und am Ende, dass es ja viel schlimmere Probleme gibt...

    An euch alle, die ihr ja denkt, wie einfach, integriert und fortschrittlich unsere Gesellschaft ist. Und wie sehr wie uns in den Mittelpunkt drängen wollen. Ihr kotzt mich an. Macht mal den Outing und Selbstfindungsprozess durch. Das hat nichts mit Opferrolle zu tun sondern damit, dass man beispielsweise mit Ängsten vor Ablehnung durch Freunde und Familie kämpft. Und wisst ihr was? Immer wieder gibt es Leute, die deswegen richtig Stress mit der Familie haben. Aber diese Diskussion ist glaube ich zwecklos, mehr will ich dazu nicht sagen. Es gibt Leute, die mit 40 erst zu sich selber stehen wollen und die aus gesellschaftlichem Druck heraus das alles nicht aushalten und den letzten Ausweg wählen. Aber unsere Gesellschaft ist ja bereit dafür. Deswegen haben 1/3 der Leute hier ein Problem mit einem schulen Hauprcharakter. Seems legit.

    Was spricht dagegen, in Medien ein positiv konnotiertes Bild von Randgruppen zu schaffen?
    Lebt weiter in eurem Märchenland in dem Integration von Randgruppen funktioniert.
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  10. Grommok
    Könnte sich mal Einer der Mods um sowas kümmern?
    Ich denke hier wird wohl kaum eine Meinung kundgetan, sondern ein sehr unsicherer Mensch nutzt die Anonymität des Internets um endlich auch mal Wer zu sein.
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